drei monate indien

Reisezeit: Dezember 2008 - Februar 2009  |  von Charlie Salomon

morgenstimmung in jodpur

von udaipur gings ueber ranakpur - zwischenstop, denn hier gibts einen riesigen steinmetzmaessig kunstvollst bearbeiteten tempel mit 1440! saeulen, konstruiert nach der magischen zahl 72 - in weiteren sechs stunden busfahrt nach jodhpur, durch staubiges trockenes land. vegetation noch vorhanden, aber spaerlich und duerr.

jodhpur. wir wohnen in der engen altstadt unterhalb des riesensandsteinfelsens mit dem bekannten fort.
die gassen sind hier sehr eng. manchmal gerade so breit, dass sich eine riksha sich hindurch zwaengen kann. die "hauptgeschaeftsstrasse" (etwa 2,4 bis 4,0 meter breit), gesaeumt von hunderten laeden in denen sich bunte stoffe -ueberwiegend rote - bis unter die decke stapeln. viele geschaefte vollgestopft mit kleinen schachteln, was auch immer sich darin verbirgt, und viele davon mit dingen fuers taegliche leben: toepfe, werkzeug, seile, turbane, gemuese und haushaltsartikel aller art...

sich hier zu fuss fortzubewegen kommt dem ueberqueren eines autoscooterfeldes bei vollem betrieb gleich. rikshas, motorraeder, fahrraeder in beiden richtungen draengeln sich unter staendigem gehupe dicht an dicht aneinander vorbei.
mir ist es ein raetsel, wie es funktioniert, aber in den zwei tagen habe ich noch keinen zusammenstoss oder anrempeln erlebt. ein schritt oder sprung zur seite ist zwar dauernd erforderlich, der staerkste hat vorrang.
charlie sagte trefflich, das hier waere ein sehr guter speziallehrgang fuer quirin , unseren lieben traeumer...

wir wohnen in einem uralten (350 jahre) "haveli". mittig zur strasse das offene ueberhoehte eingangstor. das haus ist etwa 7,00 meter breit, drinnen eine halle ueber zwei geschosse, nach vorne zur strasse rechts und links vom eingang jeweils ein kleiner raum. seitlich eine schmale kueche, hinten zwei weitere raeume.

ueber eine sehr schmale steile treppe, die dreiseitig ueber eine innenhalle laubenartig alle zimmer der zweiten ebene erschliesst liegt unser zimmer zur strassenseite.
ein traum aus tausendundeiner nacht:
in drei gleiche bereiche unterteilt, der mittlere (der schlafbereich, ueber dem eingangstor) liegt um drei stufen hoeher und ist nur 1,83 meter hoch.
links der eingang zu unserem zimmer: drei kleine fenster in einer nische zur strasse und ein grosses zur seite. rechts fuehren drei stufen in den erhoehten schlafplatz. das bett, auf dem boden, liegt in einer nische mit beidseitig saeulen und fuenf kleinen fenstern in einer raumbreiten nische, drei fenster mittig, zwei seitlich. in den seitenwaenden weitere nischen mit holzlaeden als schraenkchen, und eine tuere zur inneren halle des havelis.
rechts, wieder drei stufen tiefer, gleiche ebene wie der eingang, das bad. ebenfalls drei kleine fenster in der nische und eine tuere zur halle.
die raumabmessungen unseres gemachs: alle etwa 2 meter breit und etwa 2,5 meter tief

morgenstimmung:
der tag beginnt schon tief in der nacht. ich wache aus meinem schlaf und frage mich, wer denn mitten in der nacht in der ferne den radio so laut aufdreht, bis mir allmaehlich klar wird (denn hier hoert man fast nie ein radio) es sind singende maennerstimmen aus einem tempel die bis hier her dringen. sie singen seit einer ewigkeit, es wird schon zur begleitmusik im hintergrund und ich versuche wieder einzuschlafen...
dann beginnen die voegel den neuen tag aus voller kehle anzupiepsen. ich oeffne den holzladen, denn draussen sorgt eine strassenlaterne fuer tageslichtbeleuchtung, und schiele zum himmel: stockdunkel!

...und da kommen sie wieder (wie gestern bereits) die alten betenden weiber mit ihrem krishna-mantra-geleier und dingeldongel:
...hare krishna-krishna-krishna, hare rama hare hare
hare rama-rama-rama, hare rama hare hare...
schon von weitem hoerbar in den engen gassen, direkt unter unserem fenster vorbei.
jetzt sind auch die tauben erwacht und gurren mit den piepmaetzen um die wette. draussen der himmel, den spalt den ich sehen kann, immer noch stockdunkel.
langsam ruehrt sich auch das normale leben, laeden klappern, husten, ein motor wird angelassen - wahrscheinlich ein moped.
hupt auch noch. wozu?
eine maschine (generator ?) wird angeworfen.
waehrend charlie bereits wieder tief schlaeft befreie ich mich aus seiner umklammerung (er hatte sich zum besseren einschlafen fest an mich gekuschelt, so dass ich die betfrauen diesmal nur gehoert habe) gehe auf die dachterasse und schreibe diesen eintrag waehrend die sonne aufsteigt.

© Charlie Salomon, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
münchen delhi goa. ankommen. kulturschock überwinden. nach kerala, eventuell mit einer enfield bullet? backwater bootstour wäre nicht schlecht. und dann? mal sehen wo es uns hin verschlägt. fest steht jedenfalls: rückflug ende februar von delhi.
Details:
Aufbruch: 03.12.2008
Dauer: 13 Wochen
Heimkehr: 28.02.2009
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Charlie Salomon berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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