Kanada - Praktikum und Rundreise entlang der Ostküste

Reisezeit: Juni - September 2013  |  von Krissi D.

Rundreise mit Matthias: Kingston & Ottawa

Nachdem Matthias und ich uns Sonntag Nachmittag noch mit meinen deutschen Freunden (hier in Kanada) getroffen haben, gibt es Montag dann die große Verabschiedung von meiner Gastfamilie. Aber irgendwie geht es dann doch recht schnell. Die Koffer sind gepackt, naja zumindest ist mal alles drin... Ich kann es noch gar nicht wirklich glauben. Das alles ist immer noch unwirklich für mich. Schließlich habe ich in den zwei Monaten dann doch irgendwie ein Heimatgefühl aufgebaut. Dass das jetzt alles so endgültig vorbei sein soll!? Als wir Barrie Richtung Toronto verlassen, wird es dann doch ein bisschen emotional bei mir.
Aber natürlich habe ich mich ja auch wochenlang auf diesen Urlaub mit meinem Schatzi gefreut. Also geht es los nach Kingston. Wir können diesmal einen 100er Schnitt einhalten und erreichen nach 3,5 h (350 km) die Stadt südwestlich von Toronto. Wir haben uns in einem netten Motel eingemietet und entdecken in der Hotellobby einen Flyer für ein deutsches Restaurant im Ort. Witzig. Also das muss natürlich getestet werden! Ich nehme mein Standartgericht für solche Events, Kässpatzen. Matthias probiert eine Mischung verschiedener deutscher Gerichte, u.a. Sauerkraut, Wurst und Kassler. Er scheint wohl recht zufrieden mit seiner Wahl gewesen zu sein, ich persönlich hatte zuerst Angst vor Cheddarspätzle (Käse ist hier ja ein Fremdwort), doch was kommt, scheint wohl eher Fertigteig (die Spätzle sind viel zu "schwer") der in einer Käsesauce geschwenkt wurde, zu sein. Viel Käse ist nämlich nicht zu finden. Vielleicht liegt es auch am Mehl. Theresa hat ihrer Gastmutter vor einigen Tagen Spätzle gemacht und dafür ewig für das passende Mehl recherchiert, da die Konsistenz hier wohl anders ist und die Spätzle deswegen gar nicht so werden können, wie daheim.

Am nächsten Morgen erkunden wir dann Kingston. Kingston hat wohl mehr Parkplätze als Einwohner. So scheint es zumindest. Mit dem Bus in die Stadt zu fahren, wäre hier tatsächlich Käse Bei der Trolley Stadtrundfahrt erfahren wir, dass die Stadt allerdings auch mehr Tim Hortons hat als Museen. Das trifft mit Sicherheit nicht nur auf diese kanadische Stadt zu!
Die Stadt ist Sitz einer Military University. Wie passend. Schließlich wurde hier auch das Fort Henry zum Schutz des Hafens errichtet, dass man auch besichtigen kann. Wir gehen nicht rein, aber von dort hat man eine wunderschöne Sicht über den Rideau Kanal der Kingston und Ottawa verbindet, sowie über das Zentrum der Stadt.
Das Tolle an Kanada ist übrigens, dass die Kanadier auf alles stolz sind, was sie haben. Sei es gut oder schlecht. So präsentiert Kingston stolz das erste Zuchthaus Kanadas. Supi
Ansonsten lässt sich auch das Geburtshaus des ersten Premierministers Kanadas Sir John A. McDonald besichtigen. Der scheint wohl tatsächlich einiges bewegt zu haben in diesem Land.
Nachmittags geht es dann weiter nach Ottawa. Wir nehmen einen kleinen Umweg und fahren an der Küstenstraße der 1000 Islands entlang. Die scheint es hier tatsächlich zu geben, zumindest lässt sich das vermuten, wenn man jede kleine Insel, die im Kanal zu sehen ist, mitzählt. Es ist wirklich ein sehr schöner Weg, auch wenn das Wetter nicht sonderlich mitspielt. Es ist einfach zu heiß und schwül. Wie leider schon den ganzen Sommer über. Ob das an dem vielen Wasser liegt?! Jedenfalls ist es nahezu unerträglich.

In Ottawa angekommen, darf ich mich zunächst mal aufregen, dass das Motel keinen Föhn hat. Ich muss vielleicht kurz erwähnen, dass mein eigens für diesen Trip eingekaufter Reiseföhn nach 5 Wochen Nutzung den Geist aufgegeben hat und ich glücklicherweise den meiner chinesischen Mitbewohnerin nutzen durfte. Doch man verlässt sich ja drauf, dass Hotels/Motels sowas haben. Matthias sieht das locker. Männer...

Wir gönnen uns ein billiges Abendessen im Supermarkt, Brotzeit ist angesagt. Für schlappe 30 Dollar gibt es Brot, Wurst und Käse. Da hätten wir einige Burger für bekommen...

Am nächsten Morgen geht es dann mit dem Bus rein nach Downtown Ottawa.
Leider ist es auch heute viiiiel zu schwül um vor die Tür zu gehen. Gut, dass wir beide ja schwitzresistent sind...
Wir sind leider etwas außerhalb, aber die Busverbindung ist super und wird auch bis spät in die Nacht noch bedient. Das brauchen wir auch, denn wir wollen uns abends die Leuchtvorstellung am Parlament ansehen. Das soll super sein, haben wir gehört.
Aber zunächst einmal steht eine Besichtigung desselben zu Fuß an. Auf der Wiese vor dem Parlament beobachten wir junge Menschen, wie sie eine Gruppensportstunde absolvieren. Anweisungen gibts über Mikrophon. Witzig und absolut cool, finde ich, aber nicht bei diesen Temperaturen!
Ansonsten kann man rund ums Parlament vieles ansehen. Überall um die Gebäude herum stehen Figuren wichtiger Persönlichkeiten aus der kanadischen Geschichte (denen die Vögel netterweise auf den Kopf scheißen) und vom Parlament Hill kann man auch tolle Fotos hinüber zum anderen Ufer des Ottawa River machen, der Stadt Gatineau.
Der Fluss bildet nämlich die Grenze zwischen den beiden Provinzen Ontario und Québec. Auf der anderen Seite wird also schon überwiegend Französisch gesprochen. Auch innerhalb der Stadt merkt man schnell, dass es bis French Canada nicht mehr weit ist. Die Stadtrundfahrt, die wir im Anschluss machen, wird sowohl in französisch als auch englisch gemacht und auch auf den Straßen hört man immer mehr die andere Sprache.

Die Stadtrundfahrt ist der absolute Bringer. Wir fahren mit einem Bus, der gleichzeitig auch ein Boot ist!! Zuerst erkunden wir die Straßen, fahren entlang der Museen, Parlamentsgebäude, Botschaften etc. und an einer seichten Stelle gleitet der Bus ins Wasser und beginnt als Boot auf dem Fluss herumzudüsen. Wahnsinn! Von hier aus hat man dann noch mal einen tollen Blick auf den Parliament Hill, Ottawa und Gatineau.
Weiter gehts dann mit einer Erkundung zu Fuß. Zu einem Mahnmal zum Gedenken an die gestorbenen kanadischen Soldaten im 1. WK, zu einer Statue von Samuel de Champlain, einem französischen Forschungsreisenden, der French Kanada gründete, dem Bymarket, einer Gegend, in der man super einkaufen und essen kann (Zitat Reiseführer: Wer behauptet haben will, in Ottawa gewesen zu sein, sollte hier einige Zeit verweilt haben) und und und ...
Hilfreich ist, dass an jeder Sehenswürdigkeit junge Leute (Studenten würde ich vermuten ) mit blauen T-shirts rumlaufen, auf denen ein Fragezeichen aufgedruckt ist. Sie kommen dann gerne her und fragen, ob sie einem helfen können, bzw. dir etwas über die Sehenswürdigkeit erzählen dürfen. Klar! Und überhaupt, weißt du wo der nächste Tim Hortons ist? Klar! Den werde ich echt vermissen!
In Bymarket setzen wir uns auch schließlich in ein Café und genießen die Klimaanlage im Inneren. Draußen ist es nicht mehr auszuhalten. Bei kostenlosem WiFi kann man ja schon mal die Hotelplanung der nächsten Tage angehen.
Wenig später finden wir ein süßes Restaurant im zweiten Stock eines Gebäudes am Markt, das auch einen Balkon mit Sitzgelegenheiten hat. Wir bestellen Cider und lassen uns im Schatten vom Wind ein wenig abkühlen. Hier kann man es wirklich aushalten. Drinnen läuft Baseball, ich esse einen Irish Shephard "Auflauf" (oder so) und die Welt ist in Ordnung

Langsam wird es schließlich auch schon Zeit zurück zum Parlament zu laufen. Wir wollen ja gute Plätze bei der Lichtshow haben! Wir setzen uns auf den Randstein und haben beste Sicht. Um Punkt halb zehn beginnt dann das Spektakel. Das ist wirklich eines der besten Dinge, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Absolut empfehlenswert für jeden, der mal nach Kanada kommt. Erzählt wird die Geschichte Kanadas: Von der Besiedelung, der Gründung, den Kriegen, über die Entstehung der kanadischen Medien bis in die Neuzeit, erzählt in Englisch und Französisch. In beeindruckenden Bildern, mit Musik unterlegt und natürlich ein wenig emotional wird dargestellt, was für ein tolles Land Kanada doch ist. Natürlich wird auch auf Eigenschaften der Kanadier eingegangen, neben der Leidenschaft zum Hockey wird auch erzählt, wie tolerant und multi-kulti das Land eben ist.
Am Ende bekomme ich tatsächlich Gänsehaut, wenn die Nationalhymne ertönt, die Leute sich auf dem Rasen erheben, die Flagge auf dem Gebäude des Parlaments weht und dazu die passenden Bilder gezeigt werden. Schöön! Und dass nicht alles, was gezeigt wurde, wirklich so der Realität entspricht, dass Kanada vielleicht manches zu seiner eigenen Geschichte macht, was eigentlich ganz andere Länder entschieden haben und dass manches vielleicht ein bisschen überschönt gezeigt wurde, macht am Ende gar nichts. Warum müssen wir Deutsche da immer so realistisch oder sogar pessimistisch sein? Warum können wir nicht so stolz auf unser Land sein, wie andere Länder es uns doch überall vormachen? Schade eigentlich.

Noch eine kleine Anekdote am Rande. Die Fahne auf dem Dach des Parlaments wird täglich gewechselt und dann kostenlos an Bürger verschenkt. Wer eine haben will kann sich einfach in die Warteliste eintragen. Im Moment wartet man 22 auf seine Flagge, die ist aber dann wirklich was Besonderes!

Morgen geht es dann weiter nach Montréal. Da bin ich nun wirklich gespannt drauf!

Die Military University in Kingston. Hier kann man den jungen Kadetten beim Exerzieren zusehen.

Die Military University in Kingston. Hier kann man den jungen Kadetten beim Exerzieren zusehen.

Fort Henry in Kingston

Fort Henry in Kingston

Keine Insel bleibt ungenutzt auf den 1000 Islands

Keine Insel bleibt ungenutzt auf den 1000 Islands

Sportrunde am Mittag

Sportrunde am Mittag

Das Parlament in Ottawa

Das Parlament in Ottawa

der östliche Teil davon

der östliche Teil davon

Zu Ihren Diensten

Zu Ihren Diensten

Auf der anderen Seite sieht man schon die Provinz Québec

Auf der anderen Seite sieht man schon die Provinz Québec

mit dem Lady Dive übers Wasser

mit dem Lady Dive übers Wasser

Parlament Hill

Parlament Hill

Lightshow "Mosaika"

Lightshow "Mosaika"

© Krissi D., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
hier möchte ich ein wenig von meinem Auslandspraktikum in Kanada erzählen. Für 8 Wochen lebe ich in Barrie, ON, nördlich von Toronto und mache dort ein Praktikum/Internship am Georgian College. Im Anschluss daran werde ich noch eine zweiwöchige Reise mit meinem Freund entlang der Ostküste Nordamerikas unternehmen.
Details:
Aufbruch: 26.06.2013
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 10.09.2013
Reiseziele: Kanada
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Krissi D. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.