Einmal rings um Afrika

Reisezeit: November 2019 - April 2020  |  von Anja & Wolfgang

Sierra Leone: Teil 1 von 13.01. bis 22.01.2020 780 km

Ziel: Von Pamelap nach Freetown, in den Tacugama Chimpanzee Park, an den Strand bei Kent Beach, weiter über Freetown nach Bo und Kenema, zurück bis Blama nach Giewubae zum Naturschutzgebiet auf der Tiwai Insel und schliesslich an die Grenze zu Liberia bei Jendema.

Wetter: Tagsüber sonnig, < 35º, Nachts angenehm, <30º.

Die Einreise nach Sierra Leone (ab jetzt SL) ging erst mal recht schnell, $80 bezahlt und Visum wird an der Grenze in den Pass eingetragen, das CdP wird abgestempelt und eigentlich könnten wir jetzt weiterfahren, wenn nicht Mr. Cleverle von der RSA (Road Safety Authority) am letzten Kontrollposten des Grenzbereiches entdeckt hätte, dass unser Auto ein Rechtslenker ist – und die sind in SL per Dekret verboten. Formlose Ausnahmengenehmigungen kann nur der Deputy Direktor der RSA erteilen, der die Befehlskette abwärts anweist uns unbehelligt zu lassen.
Das war der Anfang einer gut 3 stündigen Telefonorgie rings um uns herum, an deren Ende der Stationsleiter (hat einen goldenen Stern auf den Epauletten) von hier die Anweisung bekam, sich persönlich!!!! um uns zu kümmern. Wir werden von ihm aus dem Zollbereich geleitet, durchfahren dann in seinem Windschatten 4 Kontrollposten mit Absperrseil, die ansonsten weiss Gott was sehen und wissen wollen und erreichen so die etwa 12km entfernte Station der RSA in Kambia. Hier wird bezugnehmend auf die Anweisung des Deputy Direktors ein nettes Schreiben verfasst, mit der Bitte an Alle uns Hilfe und Schutz zu gewähren und der Aufforderung uns ansonsten in Ruhe zu lassen. Mittlerweile ist es nach 18:30, die Dämmerung setzt ein, unser geplanter SP wäre noch 40km entfernt, wir fragen mal, ob wir innerhalb dieser ummauerten, gesicherten und bewachten Anlage im Auto schlafen dürfen? Sure, Why not, wir bekommen noch das Wasserfass und die Toilette gezeigt, das war‘s für heute. SP RSA Kambia.
Nach dem Frühstück die bereits gewohnte Autobewunderungszeremonie, gefolgt von einem ausführlichen Händeschütteln und schon fahren wir auf ungewohnt guten Strassen Richtung Freetown. Ein paar Baustellen, denn das Strassennetz soll noch besser werden, an 3 Zahlstellen werden jeweils SLL 4.000 für unser Fahrzeug (Kat. 3, Jeep) fällig, wir dringen langsam Richtung Freetown vor.

Die Stadt erstreckt sich entlang den Hügeln einer Halbinsel und ganz droben am nördlichen Ende ist der Hafen, ist Downtown, der Regierungssitz, das Verwaltungszentrum, sind all die Botschaften. Der Weg dahin ist lang und eng,

aber irgendwann haben auch wir es geschafft, stehen in der Konsularabteilung der Botschaft von Nigeria und erfahren, was wir tun müssen um hier ein Visum zu erhalten: Hotelbuchung nachweisen, Kontoauszug mit ‚ausreichendem Guthaben‘ vorlegen, 2 Fotos und einen ausgefüllten Visa-Antrag mitbringen, die Visagebühr (Deutscher Pass = US$ 176) bei der FBN Bank auf das Botschaftskonto einzahlen und zusätzlich pro Person SLL 500.000 (wir vermuten Sonderbearbeitungsgebühr für Gebietsfremde) mitbringen. Alles klar, dann auf zur Bank, auf dem Weg dorthin noch ein Einkehrschwung bei der Botschaft von Liberia, wo wir gegen US$ 100 morgen unsere Visa abholen können. Mit der Begründung in Liberia gilt unser CdP nicht, wird uns vom Konsul dazu auch gleich noch ein LP für Liberia (SLL 500.000) verkauft, (weitere Diskussion zwecklos, kein LP, keine Visa). Na schau mer mal, wie das dann damit an der Grenze wird. Wir erreichen den Stadtteil Lumey, finden nach einigem rumfragen auch die FBN Bank, wo wir unsere US$ auf das nigerianische Konto einzahlen, kaufen uns nebenan eine SIM Karte (SLL 10.000) mit 2,5Gb Datenvolumen (SLL 60.000), setzten uns im Auto an den Strassenrand und buchen ein Hotel in Nigeria, so kurz hinter der Grenze und bis einen Tag vor Anreise kostenlos zu stornieren. Gegenüber im Copy Shop werden die Buchung und mein Kontoauszug ausgedruckt (SLL1.000/Seite), damit dürfte der Beantragung des Nigeria Visums nichts mehr im Wege stehen. Wir machen uns auf die Suche nach dem Nachtquartier, hier in der Nähe hat SLARI (Sierra Leone Agriculture Research Institute) sein Hauptquartier mit 4 Gästezimmern, die so verfügbar auch an Overlander vermietet werden (SLL 100.000 bzw. SLL 130.000/“priv. Bad“). Aber selbst im ‚Luxuszimmer‘, müssen wir mit Tank und Schöpfkelle arbeiten, Bauarbeiten in der Nebenstrasse haben die Wasserversorgung unterbrochen. Dafür funktioniert wenigstens der Kühlschrank, es gibt es kaltes Guiness und der Hausmeister erklärt sich bereit, SL3 für SLL 40.000 gründlich zu waschen, eine fast schon archäologische Aufgabe, denn seit dem Jahresende in Gambia hat SL3 kein Wasser mehr gesehen.
Am nächsten Morgen, das Auto blitzblank, die Sonne scheint, in der Botschaft von Liberia warten schon unsere Pässe mit eingetragenem Visum auf uns und in der Botschaft von Nigeria werden unsere Unterlagen nach kurzer Prüfung angenommen. Jetzt heisst es Warten und Hoffen, denn Bearbeitungszeit ist 4 Arbeitstage, es ist bereits Mittwoch und unsere Bitte ob denn nicht Freitag schon möglich wäre wird sehr kritisch entgegengenommen. Wir werden noch um unsere Telefonnummern gebeten und stehen dann vor der Aufgabe hier in der Umgebung irgendwie 3-6 Tage totzuschlagen. Als erstes bietet sich dazu der Tacugama Chimpazee Park, eine Rettungs-, Forschungs- und Auswilderungsstation für Schimpansen an. Laut den Schildern am Wegesrand ist hier eine Führung um 10:30 und um 16:00, wir kommen um 10:40 an,

werden als erste Gäste des Tages freundlich begrüßt, dürfen uns ins Gästebuch eintragen und die geforderte Spende für Ausländer (SLL 150.000/Pp) bezahlen, ein Führer wird herbeigerufen, wir brechen zu unserer gut 75min Tour durch die Station auf. Am verspieltesten erwartungsgemäß Jugendlichen,

die Neuankömmlinge

ältere Tiere, die sich bereits zu einem stabilen Rudel unter einem Alpha Tier zusammengeschlossen haben, sind meist irgendwo in den Bäumen der recht weitläufigen Anlage, versorgen sich teilweise auch selbst, kommen nur zur Fütterung an den Zaun.

Wir lernen noch so manche über die Mimik dieser Tiere

und ihre Sprache,

wobei wir jedoch gebeten werden nicht mit ihnen zu kommunizieren, denn ‚Missverständnisse‘ können auch zu zielsicheren Steinwürfen führen. Um den Trubel der Stadt etwas zu entgehen ziehen wir uns an das südliche Ende der Halbinsel an die Strände von Kent Beach zurück,

wandern ins benachbarte Fischerdorf Kent,

bewundern den Kokosnusspflücker

und sind die einzigen Gäste des Nova Africa Resort, wo man uns in der weitläufigen Gartenanlage campieren lässt (SLL 100.000/Nacht).
Hier verbringen wir 5 ruhige Tage mit Strandspaziergängen und noch ruhigere Nächte mit allenfalls leichtem Wellenrauschen. Montag morgens, die Zeit des Abschieds ist gekommen, ein letztes Bild mit Foodie, der guten Seele des Platzes, der versuchte unsere unausgesprochenen Wünsche zu erahnen,

uns einen Tisch und zwei Stühle neben das Auto stellte, ungefragt einen Eimer Wasser zum abspülen brachte,…Auf erst noch guter,

dann aber immer schlechter werdender Strasse,

die vor River 2 in eine Großbaustelle mündete, fahren wir Richtung Freetown, dort angekommen sofort hoch zur Botschaft von Nigeria – Hurrahhh, wir haben unsere Visa im Pass. Nun noch schnell zum Einkaufen, zum Cotton Tree,

der älter noch als Freetown sein soll, zum Obersten Gericht direkt daneben

und die Strasse hoch zum State House, dem Parlament,

bevor wir durch die bereits bekannten Marktstrassen

die Stadt wieder verlassen.

Durch die bereits vom Herweg bekannten drei Zahlstellen der Autobahn, durch die Baustelle an deren Ende und dann im Kreisverkehr rechts ab, auf EU gesponserter kppg Strasse Richtung Osten, wo wir etwa 20km vor Bo bei Baiima einen SP direkt am Fluss finden.
Am Morgen Geschnatter vom anderen Flussufer, Frau bei der Wäsche,

also auch für uns Zeit weiterzuziehen. Ein Tankstopp in Bo, der zweitgrößten Stadt von Sierra Leone

und weiter bis zu den Diamantsuchern bei Kenema, aber zumindest um diese Jahreszeit war dieser Weg umsonst. Die Piste wurde fürchterlich, die Sucher wollen offensichtlich ungestört bleiben,… wir drehen um, fahren zurück auf ordentlichen Strassen bis Blama, ab da weiter auf Off-Road- Dschungelpisten. Etliche Brücken müssen gequert,

Neubauten umfahren werden.

Tja, und dann standen wir vor der da,

der Mopedfahrer meinte, wir sollen uns wegen dem gebrochenen Stamm keine Sorgen machen, da fahren auch kleine LKW drüber, also SL3 in Position gebracht -

und alles ging gut, leider haben wir vor lauter Aufregung darauf vergessen, Beweisfotos von der Überfahrt zu machen,…Endlich erreichen wir Giewubae, lassen uns auf dem lokalen CP nieder, werfen einen ersten Blick auf den gegenüberliegenden Tiwai Island mit seiner Wildlife Sanctuary

und bummeln eine Runde durchs Dorf. Die kleinen Mädchen posieren, als ob wir für SLNTM fotografieren würden,

der hätte sein Bild sicher gerne bei der nächsten Mr. Universum Anmeldung platziert,

aber ansonsten, heilige Ruhe.

Am Abend noch ein kurzer Besuch vom Chef des Parks, wir verabreden eine Abholung für Morgen früh, ziehen uns in unser Auto zurück und harren der Dinge in unserer Giewubae Eco Campsite (SLL 60.000/pP/N).
Pünktlich um 7:00 empfängt uns Bobo, unser Führer für heute am Auto, holt per Einbaum ein Kanu vom anderen Ufer und bringt uns dann damit über den Moa Fluss,

die ‚Expedition Tiwai Island‘ hat begonnen (Eintritt SLL 150.000pP, 2 Std. Wanderung mit Führer incl. Überfahrt 30.000pP).
Auf schmalen Dschungelpfaden folgen wir Bobo durch den Urwald,

umgehen das Netz dieser gut handteller-grossen Spinne,

sehen auch in der Ferne die ersten Affen von Baum zu Baum springen, aber es dauert doch einige Zeit, bis wir endlich auf Foto-Nähe herankommen. Wir haben das Glück diese seltenen Schwarz-Weissen Diana Affen zu sehen

bevor wir dann den mehreren Gruppen der Roten ??? Affen längere Zeit droben in den Bäumen beobachten können.

Nach knapp 3 Stunden ist auch für uns Zeit umzukehren, Bobo findet noch diesen Fruchtstamm am Boden liegen,

der von den Einheimischen sowohl als Medizin, als auch als Chilli Ersatz benutzt wird. Kaum sind wir zurück im Auto, beginnt es auch schon zu regnen, soll angeblich im Januar hier immer wieder mal vorkommen, die aus den Staubpisten werden Schlammpisten, in den Senken bleibt das Wasser stehen,

die Strasse zum Grenzort Jendema ist derzeit immer noch zu 75% Baustelle und entsprechend gepflegt sind die eingerichteten Umfahrungen. Mit total verdrecktem SL3 erreichen wir die Grenze. Das CdP wird sofort ausgestempelt, der Pass bekommt seinen Stempel, nachdem wir die Quittung für das Visum vorweisen konnten und die Gelbfieberimpfbücher wurden kontrolliert, Interpol, die internationale Polizei von SL trägt unsere Daten in ihr goldenes Buch ein und schliesslich wird unser LP für Liberia mit einem Ausreisestempel von SL dekoriert.
Alles in allem eine korrekte, zügige, kostenlose Abfertigung.

© Anja & Wolfgang, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir wollen diesmal Afrika, umrunden, - entlang der Westküste Richtung Süden bis Kap der Guten Hoffnung und dann wieder zurück entlang der Ostküste bis nach Egypten. So der Plan, wir können nur hoffen, dass Politik und Seuchen wie Ebola uns keine allzu grosse Steine in den Weg legen. Na. dann schau mer mal
Details:
Aufbruch: 23.11.2019
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: April 2020
Reiseziele: Deutschland
Italien
Marokko
Mauretanien
Senegal
Gambia
Guinea-Bissau
Guinea
Sierra Leone
Liberia
Côte d'Ivoire
Ghana
Togo
Benin
Nigeria
Kamerun
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.