Die Mosel- Wanderung auf den Spuren eines Flusses, Teil 3: Luxemburg-Deutschland

Reisezeit: März / April 2025  |  von Jörg König

Etappe 2: Wanderung von Stadtbredimus nach Wellen

Von Stadtbredimus über Grevenmacher nach Wellen, Dienstag, 1.4.2025

Das Hotel Ecluse ist ein ziemlich protziger Bau direkt an der Staustufe zwischen dem luxemburgischen Stadtbredimus und dem deutschen Palzem. So ist mein erster Gang an diesem kühlen, windigen Tag der zur Schleuse. Ich beobachte ein mit Kohle beladenes Frachtschiff, das gerade flussaufwärts in die Schleuse einfährt. Auf mehreren Tafeln wird der Bau der Staustufe und der Schleuse in Texten und Fotos erläutert und dargestellt.

Die Moselkanalisierung und damit auch der Bau der Staustufen begann Ende der 1950er Jahre und war 1964 abgeschlossen. Es war ein gemeinsames Projekt Frankreichs, Deutschlands und Luxemburgs, vorangetrieben aber in erster Linie von den Franzosen, die die Mosel als Transportweg zum Rhein für die Großschifffahrt nutzbar machen wollten, was vor allem für die lothringische Kohle- und Stahlindustrie von Bedeutung war. So sieht man, neben Fotos von der damaligen Großbaustelle auch solche von der festlichen Einweihung der Staustufe in Stadtbredimus im Jahre 1964, bei der Luxemburgs Großherzogin Charlotte, der deutsche Bundespräsident Heinrich Lübke und Frankreichs Staatspräsident Charles DeGaulle anwesend waren. Nach Abschluss der Moselkanalisierung zwischen Metz und Koblenz war die Mosel für Frachtschiffe mit einer Ladung bis 1500 Tonnen befahrbar. Später kanalisierte Frankreich auch den Abschnitt zwischen Neuves-Maisons in der Nähe von Nancy und Metz. Heute sind 384 Kilometer der Mosel für die Großschifffahrt nutzbar. Es gibt 28 Staustufen zwischen Neuves-Maisons und Koblenz, die im luxemburgischen und im deutschen Abschnitt auch über Wasserkraftwerke verfügen. Neben der Güterschifffahrt spielt auch die Ausflugs- und Sportschifffahrt eine zunehmende Rolle. Ein beliebtes Ausflugsschiff ist die "MS Princesse Marie-Astrid", die zwischen Trier und dem Dreiländereck verkehrt.

Mein heutiges Etappenziel ist die luxemburgische "Muselmetropol Grevenmacher". Allerdings muss ich von Grevenmacher noch über die Brücke in den gegenüberliegenden Ort Wellen, in dem ich, um den luxemburgischen Hotelpreisen zu entgehen, ein Zimmer in einer Pension für die nächsten zwei Nächte gebucht habe. Außerdem möchte ich morgen Verwandte, die in Wellen wohnen, besuchen.

An der Schleuse in Stadtbredimus...

An der Schleuse in Stadtbredimus...

... und ein Blick vom Primerberg auf die Staustufe. Der Ort auf der linken Seite ist Palzem. Auf der rechten Seite das luxemburgische Stadtbredimus.

... und ein Blick vom Primerberg auf die Staustufe. Der Ort auf der linken Seite ist Palzem. Auf der rechten Seite das luxemburgische Stadtbredimus.

Auf und ab durch Weinberge

Schnell geht es von der Mosel aufwärts in die Weinberge. Fast die gesamte heutige Etappe verläuft auf Weinbergswegen. Oben auf den Höhen weht heute ein scharfer, kalter Wind. Die Wolken ziehen tief. Allerdings bleibt es wieder einmal trocken; es hat seit Wochen -abgesehen von ein paar winzigen Schauern- nicht mehr geregnet. Am späteren Nachmittag beginnt es, allmählich aufzuklaren und am Abend ist es wieder sternenklar. Das Wandern auf den Asphaltwegen mit meinem schweren Rucksack ist recht mühsam und im letzten Drittel der Strecke beginnt es dann doch etwas quälend im Rücken zu ziehen. Dafür werde ich allerdings belohnt durch die atemberaubenden Panoramen. Immer wieder bieten sich neue Perspektiven über die Schleifen der Musel (die Schreibweise ist korrekt: im Lëtzebuergischen wird sie so genannt!), die an- und oberhalb ihr liegenden Orte, die Weinberge, die hier alles dominieren und die Höhen des Hunsrücks auf der gegenüberliegenden Seite. Von den Höhen geht es immer wieder hinab in die kleinen, reizvollen Moselorte. Besonders schön ist der historische Ortskern von Ehnen mit seinen Gassen, den schönen Häusern aus dem 16 - 17. Jahrhundert und der Rundkirche aus dem 19. Jahrhundert. Nach Überquerung eines Baches geht es wieder hinauf durch den neueren Ortsteil in die Weinberge. Bald kommt unten Wormeldange in Sicht; ganz oben auf der Höhe das "Köppchen", eine Anhöhe mit einer kleinen Kapelle und einem großartigem Panoramablick.

Kapelle auf dem "Köppchen" oberhalb von Wormeldange

Kapelle auf dem "Köppchen" oberhalb von Wormeldange

Bald danach wieder hinunter in das Winzerdorf Ahn. Überall im "Wingert" (in den Weinbergen) sind Leute zu sehen, die an den Reben arbeiten. Sie biegen die Fruchtruten nach unten und binden sie an den Drähten fest. Auch andere Arbeiten werden verrichtet, wie das Einhauen von neuen Pflöcken. Bald darauf kommt der große Ort Nittel auf der deutschen Seite in Sicht. Endlich dann auch mal anderer Untergrund. Ich durchquere einen ausgedehnten Hangwald auf unbefestigten Waldwegen - eine kurzzeitige Erleichterung für Füße und Rücken!

Weinreben bei Ahn

Weinreben bei Ahn

Dann wieder auf Weinbergswegen hinunter nach Machtum. Hinter dem Ort geht es wieder steil bergauf. Unten, hinter der nächsten Moselschleife, liegt mir das ersehnte heutige Ziel Grevenmacher und das mit ihm durch eine Brücke verbundene Wellen auf der deutschen Seite fast zu Füßen. Aber ich werde nochmal ganz hochgeschickt. Oben auf der Höhe über den Muschelkalkfelsen liegt das Naturschutzgebiet Kelsbaach. Ein langes Stück Auf und Ab über angenehm zu gehende Wurzelpfade durch den Wald. Ich nähere mich meinem Ziel nur langsam. Dann geht es doch irgendwann zügig hinunter nach Grevenmacher. Ich passiere die im Süden der Stadt gelegene "Kräizkapell", die Kreuzkapelle auf dem Kreuzberg, gelange schnell in den Ort und überquere die Moselbrücke nach Wellen. Noch ein Stück an der Mosel entlang -ich passiere die nächste Staustufe-, und schließlich komme ich um 19:20 endlich in meinem Quartier, der Pension Weber, an.

Hinter der Moselschleife bei Machtum liegen die beiden Orte Grevenmacher (links) und Wellen (rechts). Sie sind durch eine Brücke miteinander verbunden.

Hinter der Moselschleife bei Machtum liegen die beiden Orte Grevenmacher (links) und Wellen (rechts). Sie sind durch eine Brücke miteinander verbunden.

Zum wohlverdienten Abendessen rät mir mein Gastgeber, über die Brücke nach Grevenmacher zu gehen. Nur da gäbe es Restaurants, die noch geöffnet hätten. Wenig begeistert latsche ich - wenigstens ohne schweren Rucksack- nochmal zurück über die Brücke nach Grevenmacher und finde gleich am Anfang der Fußgängerzone ein indisch-nepalesisches Restaurant, das sich als gute Wahl entpuppt. Die Rindfleischbällchen auf dem Tandoori-Grill mit Reis, einer schmackhaften Soße und Naan-Brot schmecken hervorragend. Ich esse mich ordentlich satt und trinke dazu luxemburgischen Riesling.

© Jörg König, 2025
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dieser Bericht ist das Tagebuch des dritten Teiles meiner Moselreise von der Quelle bis zur Mündung in mehreren Etappen. Dieses Mal bin ich von Perl am Dreiländereck Frankreich-Luxemburg-Deutschland bis nach Trier gewandert, größtenteils auf der luxemburgischen Seite der Mosel.
Details:
Aufbruch: 30.03.2025
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 04.04.2025
Reiseziele: Luxemburg
Der Autor
 
Jörg König berichtet seit 9 Monaten auf umdiewelt.
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