Die Mosel- Wanderung auf den Spuren eines Flusses, Teil 3: Luxemburg-Deutschland
Etappe 3: Wanderung von Wellen nach Mesenich
Wanderung von Wellen über Grevenmacher nach Mesenich, Donnerstag 3.4.25
Heute vormittag gehe ich ein letztes Mal über die Brücke nach Grevenmacher, durch die Fußgängerzone, an der Dekanatskirche und an der schönen Statue des Musikers Matthias Schou vorbei, decke mich mit etwas Proviant für unterwegs ein. Oben am Ortsrand geht es nochmal in einen Weinberg, doch schon bald wird mir klar, daß die heutige Etappe einen landschaftlich völlig anderen Charakter haben wird als die letzten beiden. Der Sentier de la Moselle -so ist er auf der Wanderkarte bezeichnet; ich erkenne seinen Verlauf immer an dem Zeichen Gelber Balken auf blauem Grund- führt von der Mosel weg, durch Wald und über Flur nach Manternach. Dann folgt ein ziemlich spannender Abschnitt: Der Weg führt auf Wurzelpfaden durch das Naturschutzgebiet "Manternacherfëls", zunächst am bewaldeten, felsigen Hang oberhalb des Flusses Syr entlang, dann bis ganz hinunter an diesen Nebenfluss der Mosel. Unten angekommen, mache ich neben der Brücke ausgiebig Rast, nehme ein erfrischendes Bad in dem wild über Stein und Fels strömenden Fluss. Dann gehe ich durch eine Bahnunterführung. Die Bahnstrecke von Koblenz über Trier nach Luxembourg-Ville, eine Hauptverkehrslinie, verläuft an der Syr entlang. Sogleich geht es wieder steil hinauf, am Manternacherfëls, einer Muschelkalk-Felswand, entlang. Mir fallen die in großer Anzahl blühenden gelben Schlüsselblumen auf. Noch ein weiteres Tal, das eigentlich gesperrt ist, aber ich ignoriere das, da mir der Grund nicht ersichtlich ist, hinauf bis zur Ortschaft Lellig. Dann geht es mit einigem Auf und Ab allmählich hinunter nach Mertert.
Der Ort Manternach liegt an der Syr. Ich orientiere mich stets an dem Wanderzeichen Gelbes Rechteck auf blauem Grund.
Zwischen Manternach und Mertert fließt die Syr in einem tiefen Tal unterhalb der Felswand "Manternacherfëls".
Von der Mosel an die Sauer
Durch den Park, an der Hafeneinfahrt und der Mündung der Syr vorbei ans Moselufer. Hier muss ich jetzt zwei Kilometer auf dem schnurgeraden, langweiligen Radweg bis nach Wasserbillig gehen. Aber dann kommt schon bald die Brücke über die Sauer in Sicht. Ich gehe über sie rüber nach Deutschland und verlasse Luxemburg endgültig. Von hier an bis Wallendorf markiert die Sauer und nicht mehr die Mosel die Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland.
Aber was heißt überhaupt Grenze? Auf dieser Wanderung wurde mir nochmal deutlich bewusst, daß die Grenzen hier längst fließend sind. Man kann die luxemburgische und deutsche Moselregion und auch den lothringischen Teil der Mosel von Metz bis zum Dreiländereck als einen gemeinsamen, grenzübergreifenden Kultur-und Wirtschaftsraum bezeichnen. Ich bin in Trier geboren und aufgewachsen. Luxemburg lag quasi vor der Haustür. Mit der Familie sind wir oft über die Grenze nach Wasserbillig gefahren, um zu tanken, weil da der Sprit billiger war. Wir sind dann immer noch in den großen Supermarkt gefahren, um Kaffee und ein paar andere Dinge zu kaufen. In meiner Kindheit habe ich noch die Grenzkontrollen mitbekommen. Mit der Zeit wurde man aber nur noch durchgewunken und irgendwann fielen sie ganz weg. In die Stadt Luxemburg sind wir auch hin und wieder gefahren, was immer ein schöner Ausflug war. Wie ich schon erwähnt habe, pendeln viele Deutsche aus der Region nach Luxemburg zu ihren Arbeitsstätten und umgekehrt viele Luxemburger nach Deutschland, weil sie dort preiswerter bauen und wohnen. Es gibt schon lange grenzübergreifende Naturparks und Naturschutzgebiete, neuerdings auch Wanderwege. Robert Schuman, gebürtiger Luxemburger, deutscher und später französischer Staatsbürger, Finanzminister, Ministerpräsident und schließlich Außenminister Frankreichs und erster Präsident des Europäischen Parlaments, gab den entscheidenden Anstoß zur Gründung der Europäischen Union für Kohle und Stahl -auch Montanunion genannt-, aus der später die Europäische Gemeinschaft hervorging. Die Mosel als Transportweg zu nutzen, um die Kohle-und Stahlindustrie Lothringens und des Saarlandes mit dem Rhein zu verbinden, war dabei ein zentrales Anliegen. 1956 wurde von Deutschland und Frankreich der Vertrag zur Kanalisierung der Mosel geschlossen. 1962 wurde die Moselkommission gegründet, das grenzübergreifende Gremium, in dem die Schifffahrt auf der Mosel reguliert wird. Auf beiden Seiten der Mosel gibt es Weinberge. Auch bei der Weinvermarktung existieren grenzübergreifende Kooperativen. Viele Deutsche fahren auch gerne mal rüber nach Luxemburg, wenn sie ewas "gehobener" speisen möchten, vorausgesetzt, sie sind bereit, entsprechend mehr zu zahlen. Andererseits gibt es auch deutliche Unterschiede. Nahe des Dreiländerecks, im französischen Cattenom, steht eines der größten Atomkraftwerke der Welt. In Deutschland wurde der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Atommeiler werden stillgelegt und zurückgebaut. In Frankreich wird die Laufzeit des Reaktors in Cattenom nach 40 Jahren bedenkenlos verlängert. Das Kraftwerk ist der wichtigste Jobmotor der Region und der größte Stromlieferant.
Jetzt stehe ich also hier auf der Brücke in Wasserbillig und schaue auf die Mündung der Sauer in die Mosel. Übrigens, wenn man schonmal hier ist: Ein Abstecher ins Tal der Sauer über Echternach und Bollendorf bis in den Norden Luxemburgs ist sehr empfehlenswert!
Kurz hinter Wasserbillig geht es dann nochmal bergan auf die Höhe zwischen Mosel und Sauer. Ich sehe den Ort Mesenich unten an der Sauer, in dem ich mein letztes Quartier habe. Etwas weiter weg in Richtung Osten die Stadt Konz, wo die Saar in die Mosel mündet. Es stellt sich schon deutlich "Heimatfeeling" ein. Hier oben sind einige Leute unterwegs, spazieren oder plauschen und picknicken auf Bänken. Das Wetter ist schön und die Abende sind, kurz nach der Umstellung auf die Sommerzeit, schon deutlich länger hell. Schließlich komme ich kurz vor 20 Uhr im Hotel des Weingutes Johannishof in Mesenich an der Sauer an, wo ich den schönen, aber ziemlich anstrengenden Wandertag ruhig ausklingen lasse.
Aufbruch: | 30.03.2025 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 04.04.2025 |