Die Mosel- Wanderung auf den Spuren eines Flusses, Teil 3: Luxemburg-Deutschland
Ein Tag in Grevenmacher und in Wellen
Ein Pausentag: Besichtigung von Grevenmacher, Mittwoch, 2.4.2025
Heute mache ich einen Pausentag. Am Abend will ich Verwandte besuchen, die hier in Wellen wohnen. Sie haben mich zum Essen in ihrem Haus eingeladen.
Am Nachmittag gehe ich über die Brücke in die "Muselmetropol Grevenmacher". Das große Gebäude, das ganz vorne an der Brücke auffällt, ist die Sektkellerei Bernard Massard. Ich muß daran denken, daß eine Cousine aus Konz einige Jahre hier gearbeitet hat. Viele Deutsche aus der Grenzregion pendeln täglich nach Luxemburg zu ihren Arbeitsstellen. In Luxemburg eine Stelle zu haben, ist recht lukrativ wegen der geringen Steuern und Sozialabgaben und wegen des früheren Renteneintrittsalters. Andererseits bauen und wohnen viele Luxemburger in Deutschland wegen der immens hohen luxemburgischen Grundstückspreise. Eine Sprachbarriere gibt es hier nicht, da die Luxemburger der Moselregion deutsch sprechen. Ihre Hauptsprache ist allerdings Lëtzebuergisch, ein moselfränkischer Dialekt mit französischem Einschlag. Wenn man in Luxemburg unterwegs ist, ist es jedoch nicht ganz falsch, ein bisschen Französisch zu können. In der Gastronomie, teilweise auch im Fremdenverkehrsbereich, kann es sein, daß Französisch, aber kein Deutsch gesprochen wird. Speisekarten in Restaurants sind oft auch nur auf Französisch, was mich selbst immer wieder wegen meiner geringen Kenntnisse der Sprache vor Probleme gestellt hat. Kommuniziert wird auch auf Englisch, was kein Wunder ist, da Luxemburg ein ausgesprochen multikulturelles Land ist.
Überregional bekannt in Grevenmacher ist der beliebte "Päiperleksgaart", der Schmetterlingsgarten, oder auch "Jardin des Papillons", den ich zuerst besuche. Tropische und subtropische Schmetterlinge, aber auch Vögel und Fische leben dort in einem geschlossenen Areal mit konstanter Temperatur von 28 Grad Celsius bei hoher Luftfeuchtigkeit. Länger als eine Stunde sollte man auch nicht drinbleiben. Aber dieses Erlebnis ist einfach schön für große und kleine Besucher. Schmetterlinge, darunter einige richtige Prachtexemplare, flattern frei umher, sitzen auf Pflanzen, hängen an den Decken oder laben sich gerade an Orangenstücken und Himbeeren. Sie werden hier vor Ort gezüchtet. Auch einige Vögel gibt es: Papageienvögel wie Nymphen-und Wellensittiche, aber auch Arten, die man nicht kennt und die zu beobachten einfach ein schöner Zeitvertreib ist. Pfleger sind ständig präsent und die Lebensbedingungen sind den Bedürfnissen der Tiere angepasst: Vegetation, Wasser, Steine, Bodenbeschaffenheit, Ansitzvorrichtungen und -wie schon erwähnt- Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Es gibt auch einen großen Verkaufsbereich und ein Bistro.
Der Päiperleksgaart in Grevenmacher bietet Gelegenheit, exotische Schmetterlinge und Vögel in Ruhe zu beobachten.
Ich habe noch genug Zeit, um mich im Zentrum von Grevenmacher, der luxemburgischen Metropole an der Mosel, umzuschauen. Das ist ziemlich klein, und somit erlaube ich mir das gemütliche Flanieren, das ich so gerne mag, wenn ich fremde Orte besuche, also das ziellose Bummeln durch die Straßen, die kleinen Gassen und über die Plätze.
Sehr informativ ist der Parcours durch das historische Zentrum. In früheren Jahrhunderten war der Ort von einer Ringmauer umgeben. Teile davon sind noch original erhalten, wie die Reste zweier Wachtürme. Der größte der ehemaligen Wachtürme befindet sich genau in der Mitte des Ortes und ist heute der Turm der Dekanatskirche St. Laurentius. Andere Teile der Befestigung sind rekonstruiert worden, um Besuchern eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie es mal ausgesehen haben mag. Ich schlendere noch durch ein paar kleine Gässchen und gehe die von Kreuzwegstationen gesäumte Treppe hinauf zur Kräizkapell, dem Wahrzeichen der Stadt oben auf dem Kreuzberg. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf den die Stadt. Schließlich schlendere ich noch durch die kleine Fußgängerzone mit ihren Läden, Restaurants, Patisserien, Imbissen und Kneipen. Leider wird sie von belangloser Konservenmusik beschallt. Dabei wäre Live-Musik von Straßenmusikern doch viel stimmungsvoller und lebendiger! Zumindest steht neben der Dekanatskirche eine schöne Statue einer legendären Figur Luxemburgs: die von Matthias Schou. Der war ein blinder Musiker und Spielmann, auch als "De Blannen Theis" bekannt. Im Jahre 1747 in Grevenmacher geboren, zog er, begleitet von seiner Frau und seinem Hund, auf Jahrmärkten und Festen singend und Fiedel spielend umher. Es ist nicht eindeutig belegt, ob er eigene Lieder komponiert hat oder ob er nur bekannte Lieder in luxemburgischer Sprache gesammelt und vorgetragen hat.
Ein Besuch bei Verwandten
Wieder über die Brücke, begebe ich mich zu meiner Pension in Wellen. Es weht ein unangenehm trockener Wind. Die Nachmittagssonne reflektiert grell auf dem Asphalt, so daß ich permanent Augen und Gesichtsmuskeln zusammenkneifen muss, um die krasse Helligkeit zu ertragen.
In der Pension angekommen, mache ich mich frisch und warte darauf, daß Mario mich mit Auto abholt. Wir fahren ein Stück zu der Siedlung, in der Mario, Claudia und ihr Sohn Louis wohnen. Ein Wiedersehen nach längerer Zeit. Wir haben uns viel zu erzählen bei gutem veganem Essen und Bitburger Stubbi.
Aufbruch: | 30.03.2025 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 04.04.2025 |