Von Wien nach Helsinki in 16 Tagen
Riga: Architektur, Balsam und Bier
Bequem fahre ich dann von Vilnius nach Riga mit einem Lux-Bus: Sauber und gut organisiert, sogar eine Kaffeemaschine gibt es an Bord.
In der Konditorei, wo ich am nächsten Morgen frühstücke, stellen sich am Nebentisch drei Damen zur Feier des Tages ein Glas Schaumwein hinter die Ohren – ein Gruppen-Selfie dazu darf nicht fehlen.
Einen Fixplatz in der Stadt und auf meiner Liste hat der Rigaer Zentralmarkt. Schon das Äußere der Hallen ist bemerkenswert, handelt es sich bei den Dächern der einzelnen Gebäude nämlich um Teile eines Hangars für Luftschiffe, den einst die Deutschen gebaut hatten.
In der ersten Halle umfängt mich der Geruch von Fisch – ob frisch oder haltbar, alles sieht sehr appetitlich aus. In der nächsten Markthalle verkauft man Gemüse, dann folgt eine Halle für Milchprodukte, eine für Fleisch und Wurstwaren sowie eine mit Gastronomie. Im Außenbereich gibt es noch mehr, etwa verschiedene Beeren, große Pilze, handgestrickte Wollsocken und warme Einlagen für die Schuhe.
Nächster Stopp ist die Petrikirche. Vom Turm dieses Lutherischen Gotteshauses genießt man einen Rundumblick über das historische Zentrum, und für die neun Euro Eintritt kann man auch das Innere der Kirche besichtigen, wo Schautafeln über die Reformation in Ost- und Mitteleuropa informieren.
Am Nachmittag gönne ich mir eine geführte Tour zum Thema Jugendstil – die lettische Hauptstadt ist voll von Jugendstilbauten. Während der Rathausplatz mit dem berühmten Schwarzhäupterhaus 1939 fast völlig zerbombt und dann wiederaufgebaut wurde, haben die meisten anderen Gebäude den Krieg sowie die sowjetische Besatzung relativ gut überstanden. Da die Sowjets keine Denkmalpflege betrieben, kam die volle Schönheit der Jugendstilgebäude jedoch erst wieder nach dem Ende des Kommunismus bei Renovierungsarbeiten zutage.
Als wir an der russischen Botschaft vorbeikommen, erzählt uns die Fremdenführerin von der Umbenennung der Straße, in der die Botschaft liegt. Aus Protest gegen den Krieg in der Ukraine heißt sie seit 2022 Straße der Unabhängigkeit der Ukraine (Ukrainas neatkarības iela) – für die Botschaft bedeutete das zusätzliche administrative Arbeit, mussten doch Briefköpfe, Visitenkarten etc. geändert werden. Und genau gegenüber, an der Fassade des Museums der Geschichte der Medizin, prangt unübersehbar ein Spottporträt des russischen Präsidenten: Halb Putin, halb Totenschädel. Es hängt schon seit einiger Zeit dort, und als es durch ein Umwetter beschädigt wurde, rief man zu einer Spendensammlung auf. Im Nu waren mehrere Tausend Euro beisammen ...
Alus bedeutet Bier und Alus Muiža heißt das Bierlokal meiner Wahl in Riga: Zehn Biere vom Fass umfasst das Sortiment, außerdem Dutzende Flaschenbiere. Massivholz-Mobiliar, Bluesrock aus den Boxen. Das kann man so lassen. Das Valmieremuiža schmeckt mir am besten.
Aufbruch: | 23.09.2024 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 08.10.2024 |
Litauen
Lettland
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