Portugal - einmal von Süd nach Nord

Reisezeit: Oktober 2006  |  von Uta Kubik-Ritter

Lissabon - Lisboa und drum herum: Lisboa - die dicke Gelbe 28

Von dem besagten Busbahnhof Sete Rios nehmen wir uns ein Taxi und fahren zu einer der Endstationen der historischen Straßenbahn der Linie 28, dem Cemitério dos Prazeres, was übersetzt "Friedhof der Vergnügungen" heißt. Und ein Vergnügen ist es, als wir in die "28" einsteigen können. Es ist noch früh am Morgen (zumindest für Lisboa), nämlich 09:30 Uhr und die Bahn ist leer. Wir haben also die Qual der Wahl, was die Sitzplätze anbelangt. Auch freut sich der Fahrer, dass er nicht ohne Fahrgäste losfahren muss.

In der Fensterscheibe spiegelt sich das Portal zum Cemitério dos Prazeres wider.

In der Fensterscheibe spiegelt sich das Portal zum Cemitério dos Prazeres wider.

Wir sind den ganzen Tag kreuz und quer mit unserem Ticket für 1,20 Euro/Pers. durch die Stadt gefahren. Genauer gesagt: die Strecke der "28" abgefahren. Aber die bringt ihre Fahrgäste zu allen Sehenswürdigkeiten bzw. zu Haltestellen, von denen die sprichwörtlichen Highlights der Stadt gut zu erreichen sind. Diese Highlights liegen oft auf exponierten Plätzen (Hügeln), wie z.B. das Castelo de São Jorge.
Dazu heißt es: Aussteigen am Largo Portas do Sol und dann durch eine der kleinen Gassen rauf zur Festung. 1147 hat Dom Alfonso Henriques diese auf den Mauern einer westgotischen Burg errichten lassen. Von hier oben aus haben wir einen schönen Blick über die Stadt, den Tejo und die Statue des Christo Rei am anderen Flussufer. Im Schatten der Bäume kann man dann verweilen und so manchem Maler zuschauen, der sein Lisboa mit Kohle oder in Aquarell auf Papier und Leinwand bannt.

Das Tor zum Castelo. Wie viele Menschen sind da schon durchgegangen?

Das Tor zum Castelo. Wie viele Menschen sind da schon durchgegangen?

Wieder unten am Largo Portas do Sol angekommen, machen wir eine kleine Pause und freuen uns auf Espresso und Cappuccino. Und das bei einem Blick wie diesem.

Wieder unten am Largo Portas do Sol angekommen, machen wir eine kleine Pause und freuen uns auf Espresso und Cappuccino. Und das bei einem Blick wie diesem.

Eine "28" rattert knarrend heran; wir steigen ein und fahren zwei Stationen mit. Unser Ziel: Die zwischen 1590 und 1627 erbaute Igreja de São Vicente de Fora, die nach dem Erdbeben von 1755 nach dem Vorbild einer Jesuitenkirche in Rom wieder errichtet. Sie ist Lissabons höchst gelegene Kirche. Früher lag sie außerhalb der Stadt, was auch ihr Name sagt, denn "fora" bedeutet "außerhalb der Stadtmauer".

Das Portal der Igreja de Fora.

Das Portal der Igreja de Fora.

Eine andere Kirche mit dem offiziellen Namen Igreja de Santa Maria Maior liegt direkt an einer Haltestelle der "28". Na ja, anders herum wird ein Schuh daraus: Die Haltestelle wurde an dieser Kathedrale, der von Lissabon, errichtet. 1147 wurde sie errichtet und war demzufolge eher da. Starke Erdbeben im 14. Jh. und das von 1755 zerstörten viele Teile der Igreja. Doch heute erstrahlt sie wieder im alten Glanz.

Gewaltig! Das Portal der Kathedrale von Porto.

Gewaltig! Das Portal der Kathedrale von Porto.

Die "28" hat zwei Endstationen, da sie nicht in einem geschlossenen Kreis durch die Stadt fährt, sondern ständig zwischen dem Cemitério dos Prazeres und dem Platz am Martim Moniz pendelt. Wir steigen hier aus und lassen uns - losgelöst von irgendwelchen Tourenvorgaben einschlägiger Reiseführer - durch die Straßen der Baixa treiben. So erreichen wir auch den Rossio, Lisboas bekanntesten Platz. Viele interessante Bauwerke umrahmen den Rossio. So befindet sich am nördlichen Ende das Nationaltheater Donna Maria II. Wir aber stehen am Südende unmittelbar an diesem Brunnen ...

Und schaut man hier von dieser Stelle des Rossio weiter südwärts, erhebt sich über die Dächer hinweg eine Stahlkonstruktion. Nein, keine moderner kalter Neubau, sondern der Elevador de Santa Justa. 1902 erbaut, sieht der Fahrstuhl fast wie der von Gustave Eiffel in Paris aufgestellte Turm aus. Das hat auch seinen Grund, denn der Ingenieur, der diesen Elavador konstruiert hat, war ein Schüler Eiffels: Raoul Mesnier de Ponsard.

45 m hoch verbindet der Fahrstuhl die Baixa (Unterstadt) mit der Oberstadt (Bairro Alto). Zwei Holzkabinen befördern jeweils 25 Passagiere in wenigen Minuten rauf und runter.

45 m hoch verbindet der Fahrstuhl die Baixa (Unterstadt) mit der Oberstadt (Bairro Alto). Zwei Holzkabinen befördern jeweils 25 Passagiere in wenigen Minuten rauf und runter.

Oben auf Höhe der Oberstadt angekommen, hat man ein fantastischen Blick hinunter auf den Rossio mit seinem farbenfrohen Pflaster ...

Oben auf Höhe der Oberstadt angekommen, hat man ein fantastischen Blick hinunter auf den Rossio mit seinem farbenfrohen Pflaster ...

... auf das Castelo São Jorge, die Hafengegend am Tejo und auf die Igreja do Carmo. Dieses Gottenhaus ist heute eine Ruine, nachdem das große Erdbeben vom 1. November 1755 viele Teile Portugals in Schutt und Asche gelegt und vielen Menschen Tod und Elend gebracht hat. Die Kirche ist heute Gedächtnisstätte für diese Naturkatastrophe.

Wohin führen sie ... ???

Wohin führen sie ... ???

Diese Schienen enden einfach nur so im Straßenpflaster. Wir sind auf sie getroffen, als wir oben den Elevador verlassen haben und über einen Verbindungssteg an der Igreja de Carmo und damit im Bairro Alto ankommen.

Es ist ruhig hier im Bairo Alto. Wir bummeln weiter durch die Gassen, vorbei an so manchem Haus mit wunderschönen alten Azulejos.

Gesehen im Chiado, in der Rua de Misericõrdia.

Gesehen im Chiado, in der Rua de Misericõrdia.

Der Largo de Chiado ist erreicht. Jener Platz, an dem einstmals das alte Stadttor Portas de Santa Catarina stand. António Ribeiro Chiado (gelebt im 16. Jh. und Dichter und Mönch) gab dem Platz seinen Namen. Ein Denkmal wurde ihm hier gesetzt.

Der Largo de Chiado ist auch ein Platz, an dem das Leben der Stadt pulsiert. Heute, es ist Sonntag, zieht es deshalb viele Menschen in die beiden sich gegenüber liegenden Kirchen, die Igreja do Loreto (erbaut im 16. Jh. mit Geldern eines italienischen Kaufmanns und heute Kirche der italienischen Gemeinde Lissabons) und die Igreja da Encarnação, die im neoklassizistischen Stil mit einem Rokoko-Portal im 18. Jh. erbaut wurde.

Vom Largo führen aber auch breite Flaniermeilen, wie die Rua de Garett, durch den modernen Chiado. Boutiquen laden zum Shoppen ein; Restaurants zum Verweilen, Straßencafes zum Sehen und Gesehen werden.

Da aber gerade mal wieder eine "28" ankommt, steigen wir wieder ein und fahren wieder ein Stück mit...

© Uta Kubik-Ritter, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Form des Landes ist es geradezu ideal, um diese Reise in Faro – also im Süden – zu beginnen und in Porto – also im Norden – enden zu lassen. Und das ist auch der Grund, warum dieser Reisebericht in drei Teile geteilt ist und seinem Titel gerecht wird. Also: Auf geht’s!
Details:
Aufbruch: 01.10.2006
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 28.10.2006
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uta Kubik-Ritter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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