Indien/Nepal 2008

22.03.2008

Irgendwann wache ich auf, schaue aus dem Fenster und sehe "bunt" ! Leute, die sich gegenseitig mit Farbpulver einschmieren, Wasser herumkippen und ziemlich ausgelassen sind. Ok, das erinnert mich doch an irgendetwas ! Wann war ich doch zuletzt in Indien ? März 2005 ? Goa ? Farbpulver und Wasser ? Heute ist also offenbar Holi !!!! Das erklärt so ungefähr alles ! Wegen Holi werde ich so spät abgeholt für die Delhi-Tour, wegen Holi sind die Straßen nicht voll von Fahrzeugen, wegen Holi sind die Geschäfte geschlossen. Ich versuche die Dusche in meinem Zimmer, kalt. Ok. Ist bei der Wärme ja nicht unangenehm. Ich frage mich, ob ich wohl irgendwo Frühstück bekomme. Frage an der Rezeption und werde in den 7. Stock geschickt, da ist ein ziemlich versifftes Restaurant mit einem Frühstücksbüffett. Ich esse 2 steinharte Toasts mit süsser Marmelade, trinke den 1. Marsala-Chai der Reise (lecker !!!), studiere die Nachrichten der India Times und werfe einen Blick von der Dachterrasse auf die öde Straße unter mir.

Wir besuchen zuerst das repräsentative und imposante Regierungsviertel Delhis. Alles sehr gepflegt und kein Mensch unterwegs.

Begeistert war ich absolut nicht. Monumente gucken fand ich einigermaßen langweilig hier, aber ich war auch immer noch müde und meine Gedanken kreisten um die bevorstehende Nachtzugfahrt nach Jaisalmer.

Mein Fahrer lädt mich an der Old Delhi Railway Station ab, erkundigt sich für mich noch nach dem richtigen Bahnsteig und überläßt mich meinem Glück. Platform 4 ist schnell gefunden, aber mir ist nicht klar, ob der bereitstehende Zug der richtige ist. Indian-Rail-Angestellte tragen weiss, hat man mir noch gesagt, die könne ich fragen. Also frage ich einen Typen in weiss, aber der trägt heute nur zufällig weiss und hat keinen blassen Schimmer. OK, ich entdecke eine Tafel mit seitenweise angepinnten Computerausdrucken mit Zugreservierungen - für den Delhi-Jaisalmer-Express. Die Chancen stehen also wirklich gut, daß ich vor dem richtigen Zug stehe. Ich studiere die Listen und suche meinen Namen, vergebliche Mühe. Genervt zünde ich mir eine Zigarette an und denke nach, eigentlich ein sinnloses Unterfangen, ich muss schließlich nur den richtigen Waggon finden ! Ich bin ein absoluter Bahnmuffel und Bahnhofspaniker, aber ich bleibe ruhig. Und plötzlich steht mein Fahrer wieder vor mir ! Hää ??? Aber ist ja nett ! Er sucht mir den richtigen Wagen, schleppt meine Tasche ins "Abteil" und verschwindet wieder. Das muss etwas mit dem Trinkgeld, das ich ihm gegeben habe, zu tun haben, entweder war´s so viel, daß er gedacht hat, dafür müsste er nochmal nach dem Rechten sehen oder es hat nicht gereicht und er hatte Hoffnung auf mehr...wie auch immer.

Angesichts der Proviantmengen, die meine Mitreisenden zutage fördern, mache ich mir Gedanken: In meinem Reiseführer steht zwar, daß in den Zügen Essen und Trinken verkauft wird, aber stimmt das wirklich ? Ich überschlage, daß ich für die nächsten 17 Stunden 2 Liter Wasser und 3 heimische, pappige Käsebrötchen habe. Nicht genug, also verlasse ich den Zug, gehe zu einem Getränkestand und noch bevor ich dran bin, setzt sich der Zug in Bewegung. 20 Minuten zu früh ! Ey, was soll das denn ? Unverrichteter Dinge springe ich in den Zug und schon stoppt er wieder. Falscher Alarm, also. 2. Versuch: Ich kaufe Wasser, Cola, Kekse und Obst.

Nach einer Weile kommt im Zug auch die Unterhaltung in Gange, eine 4-köpfige indische Familie und ein Soldat teilen sich mit mir das Abteil. Alle furchtbar nett. Ein hindi-englisch-Kauderwelsch entsteht, aber wir verstehen uns. Gegen 21.00 Uhr kehrt Ruhe ein und jeder zieht sich auf seine bequeme Liege zurück, wir ziehen die Vorhänge vor und ich lasse mich in einen tiefen Schlaf schaukeln...