Lima, Peru und wer weiss, wo sonst noch...

Reisezeit: Januar - März 2005  |  von Lydia P.

Fischen und Jagen in Charlie Whiskey

Am Ende meiner Zeit in San Martin verbrachte ich 6 Tage in Charlie Whiskey, einem Haus und Beobachtungsposten mitten im Dschungel an einem See. Der Name kommt zustande aus den Anfangsbuchstaben des Sees "Caro Wirui". Bei der Kommunikation mit dem Radio sind die Woerter "Charlie Whiskey" eindeutiger. Mit mir lebten hier 2 Familien.
Hier hatte ich endlich die Gelegenheit, in den Dschungel reinzulaufen, was ich von San Martin aus noch nicht getan hatte. So begleitete ich zwei Maenner am zweiten Tag auf der Jagd nach der Uangana, einem Wildschwein.
Der Wald ist von Menschen fast unberuehrt. Es gibt einige Wege, die ich allerdings kaum als solche erkenne. Mit dem Tuch wedelnd um die Moskitos zu verscheuchen schlagen wir uns mit der Manschete durchs Unterholz. Ich bin fasziniert von der Dichte der Pflanzen und dem vielen Leben, das mich umgibt.
Nachdem wir zwei Stunden gelaufen sind, bleiben die Maenner immer wieder stehen, um zu horchen, in welcher Richtung sich die Tiere befinden. Ich hoere absolut gar nichts, was ein Wildschwein sein koennte. Ausserdem faellt es mir angesichts der Muecken schwer, stillzuhalten. Wir teilen uns auf, um von zwei Seiten an die Herde herankommen zu koennen. Ich mag die Art der Maenner, wie sie sich leise und bedacht durch den Wald bewegen, konzentriert alle Laute wahrnehmen, jedes gefaehrliche Vespennest bemerken, mit einem zielsicheren Schlag der Maschete eine 10cm dicken Liliane teilen. Lange sagen sie nichts und lauschen ruhig. Sie zeigten mir Affen, die in den Baumwipfeln kletterten und sich versteckten, sobald sie uns bemerkt haben.
Die Jaeger kommunizierten mit Hilfe von nachgeahmten Tierlauten und die Jagd erschien mir wie ein Spiel.

Schliesslich hoerten wir einen Schuss fallen und Getrampel von vielen Tieren. Wir trafen uns wieder und unser Kamerad zeigte uns das tote Wildschwein.
Wieder zu Hause, wurde das Fell abgezogen und das Tier ausgenommen. Es gab keinen Teil, der nicht gegessen oder anders verwendet wurde. So gab es Wildschweinsuppe an diesem Abend und ich bekam das Herz zu essen.

Am naechsten Morgen fuhren wir um 4 Uhr mit den Kanus los zum Fischen. Es war noch stockdunkel und auf den Wasserpflanzen, die uns umgaben, sassen hunderte von Gluehwuermchen, so dass wir in einem Lichtermeer zu rudern schienen. Bei der Daemmerung kamen wir an dem See Coro Wirui an, wo wir die Coto-Affenmaennchen von den verschiedenen Uferseiten bruellen hoeren konnten. "Uuuuaaarrrggh UUrrgaa!" - Unglaublich beeindruckender Sound!
Von da aus ging es mit dem Kanu ins Unterholz. Einige Stunden bahnten wir unseren Weg, bis die Maenner schliesslich einige Fallen aufstellten. Auf der Suche nach Affen um einem Blick auf sie zu erhaschen liefen wir eine Stunde durch den Wald. Die Tiere scheinen allerdings keine Lust zu haben, beguckt zu werden und versteckten sich.
Wir sammelten die Fallen wieder ein, der Fang war allerdings schlecht. Recht erschoepft kamen wir nachmittags schliesslich wieder in unserem Zuhause an, froh, das von den Frauen vorbereitete Essen vorzufinden.

Den naechsten Tag verbrachte ich mit den Frauen und Kindern. Sie waren neugierig auf Deutschland und fragten mich ueber so ziemlich jeden Gegenstand aus, ob es ihn auch in meiner Heimat gebe. Wir kochten zusammen, wuschen Waesche, ich spielte mit den Kindern. Die meiste Zeit sassen wir im Schatten und ich langweilte mich.
Ich stellte fest, dass ich, wenn ich hier leben wuerde, wesentlich lieber ein Mann waere.

© Lydia P., 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit akutem Fernweh fing es vor einem Monat an. Nachdem ich eine Woche lang nicht still sitzen konnte, in jeder freien Minute im Atlas geblaettert hatte, ausschliesslich exotische Tee getrunken und auf Reise-Homepages im Internet gesurft hatte, war klar: Ich muss reisen gehen!
Details:
Aufbruch: 11.01.2005
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 23.03.2005
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Lydia P. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.