MOSKAU - PEKING 2009

Reisezeit: Juli / August 2009  |  von Roland Bässler

Listwjanka

Listwjanka ewurde rstmalig 1773 als Poststelle beziehungsweise Fahrplatz erwahnt, bereits Ende des 19. Jahrhunderts war die Siedlung recht wohlhabend und zahlte mehr als 700 Einwohner.

Einer Legende aus dem 19. Jahrhundert nach war der russische Kaufmann Xenofont Serebjakow auf dem Baikalsee in Not geraten, aus Dankbarkeit uber seine gluckliche Ankunft im heutigen Listwjanka begann Serebjakow an der Quelle der Angara die kleine Holzkirche zu errichten und so konnte diese 1846 geweiht werden.

Listwjanka ist ein Dorf am Baikalsee mit etwa 2.500 Einwohnern, welches sich jedoch uber 5 km erstreckt. Es liegt am Abfluss der Angara und ist von Irkutsk aus das als erstes erreichbare Dorf am Baikalsee. Obwohl es zurzeit eine enorme Bauwut erlebt, besitzt das Dorf dennoch einen gewissen Charme. Viele alte Holzhauser mit bunten Fensterladen, Holzgattern und Blumengarten, wie im Weinviertel vor 50 Jahren. Auch mein Gastgeberfamilie hatte ein altes Holzhaus erweitert (verbreitert und aufgestockt) mit einem wunderschonen Blumengarten.

Ich habe noch eine Erkundungstour in die ostliche Dorfrichtung gemacht (das Gastehaus liegt etwa in der Mitte des langgezogenen Dorfes), und habe mir von der Touristeninformation Informationsmaterial eingeholt. Anna, eine Germanistikstudentin aus Irkutsk, hat mich ausfuhrlich uber die Sehenswurdigkeiten von Listwjanka informiert. Somit war meine Tagesplanung fur "morgen" perfekt. Anna erzahlte mir, dass fast alle Gaste in englischer Konversation Anfragen an das Buro richten. Es ist fur Sie das erste mal, so richtig Deutsch sprechen zu konnen, mit Ausnahme mit Ihrer Englischprofessorin an der Universitat. Nach 4 Semester- Studium sind ihre Deutschkenntnisse als recht gut beurteilen.

Dann habe ich mir noch aus einem Laden Wasser besorgt (ware jedoch nicht notwendig gewesen, das Baikalwasser sowie das Leitungswasser haben Trinkqualitat!) und ging schon Fruh zu Bett. Die Sonne hat dazu beigetragen, dass ich schon sehr mude war.

Durch die touristische Entwicklung sind viele neue Restaurants im Dorf entstanden. Diese servieren vor allem ortstypische Fischgerichte, aber auch andere russische Spezialitaten sind zu genießen. Etwas westlicher ist die Kuche in den

08. Tag/30.07.2009/Do Listwjanka

Heute war Ausschlafen angesagt. Um 9 Uhr gab es das Fruhstuck angesagt. Dieses war wieder sehr umfangreich. Ich habe mich in der Zwischenzeit in die Palatschinken mit Sauerrahm "verliebt" (kostlich!).
Erstmals war der Himmel etwas bedeckt. Zum Fruhstuck kam Alexander (Sascha) der Hausherr und fragte mich ob er mir Hilfe anbieten darf. Es entfachte sich ein fast zweistundiges Gesprach uber Sehenswertes, uber die Entwicklung des Tourismus, uber Zukunftsplane und seine Visionen, uber politische Veranderungen und die Situation heute.

Alexander erzahlte mir, dass er in seinem fruheren Beruf Lehre war. Mit der Perestroijka hat sich sein Leben verandert. Damals hatte er uber ein halbes Jahr keinen Gehalt bezogen, eine Verlangerung dieses Ausnahmezustandes zeichnete sich ab. Das Salar des Lehrers war außerdem schlecht. So entschied er sich, von Irkutsk weg, hierher nach Litwjanka zu ziehen. Kaufte sich ein altes Haus und jobbte als Wanderfuhrer. Vor 2 Jahren entschieden sie sich, das Holzhaus mit eigen Handen und mit Nachbarschaftshilfe zu erweitern. Sie stecken mittendrin. Die Weltwirtschaftskrise hat im Tourismus auch hier ihre Spuren hinterlassen. Es sind heuer merkbar weniger Gaste hier, die Nachfrage ist rar. Aber er sagt, er muss hier durch und wird seinen Ausbau finalisieren.

Den Tag gestalte ich mir im weiteren nach eigenen Vorstellungen, bin um 12 Uhr aufgebrochen, um das (langgezogene) Dorf zu erkunden.

Mein Weg fuhrte (diesmal) Richtung Westen entlang der Uferpromenade in Richtung der Anlegestelle der Fahre nach Port Baikal. Gegenuber Port Baikal, dort wo die Angara (als naturlicher Abfluss des Baikalsees) beginnt, habe ich die Mittagsause eingelegt. Ich kaufte mir an einem Stand einen frisch geraucherten (noch waren) Omul und trank kuhles Bier. Noch ein Blick in Richtung Angara und dann fuhrte mein Weg zum Baikalmuseum. Dieses bietet viel Information uber die Flora und Fauna des Baikalsees. Ein Besuch dieses Limnologischen Museums ist wirklich sehr. Informativ. Im Aquariumsbereich lassen sich die Fische es Baikalsees und auch zwei herzige Baikallrobben bestaunen. Es besteht eine Wasserzirkulation mit dem Baikalsee, sodass die Tiere stets mit den Mineralien des Baikalsees versorgt werden.

Eine imposante Ausstellung! Ich hatte das Gluck, mich bei einer deutschsprachigen Fuhrung (zufallig war eine Schweizer Familie mit privatem Guide aus Irkutsk da). Die Besichtigung dauerte fast zwei Stunden und offenbarte die Besonderheiten des Baikalsees.
Hinter dem Museum befindet sich ein Pfad, der vorbei am Sovietsk Baikal Hotel zu einem Aussichtspunkt fuhrt. Oder man geht links vom Museumsausgang auf einem Pfad und spater eine Strasse zum Listwjanka's "Skiressort". Der Sessellift wird im Sommer als Aufstiegshilfe fur Sightseingtouristen genutzt. Mit einem Sessellift bin ich hoch gefahren um etwas Zeit zu sparen. Von der Bergstation geht es einige hundert Meter bergab zu dieser Aussichtsstelle, dem "Tscherskogo-Felsen" (Chersky-Stein). Dieser wurde nach dem Geografen Jan Tscherki benannt, er ist 757 Meter hoch. Von dort eroffnete sich ein malerischer Blick auf den Baikalsee. Eine wunderbare Aussicht. Eine Gruppe koreanischer Touristen waren grade vor mir da, eine Gruppe russischer Ausflugler haben sich zu einer ("Fotoextase") breit gemacht. Seit Moskau habe ich beobachtet, dass sich Russen, im besonderen die Frauen das sich gegenseitig Fotografieren lieben ["Photograhy"]. Der Fuhrer dieser Gruppe stellte sich Arzt (Dr.med.) vor. Als Zubrot gibt er in seiner Freizeit seinem Hobby als Bergfuhrer nach. Zuruck habe ich nicht mehr den Lift genutzt, sondern bin auf Pfaden direkt den Berg abgestiegen, wieder bis zum Museum. (Tipp: Nur die Liftkarte fur das Hochfahren kaufen, denn zur Aussichtsplattform fuhrt der Weg bergab; da geht man dann am besten gleich weiter nach unten zu Fuß!). In der Zwischenzeit war es 17 Uhr geworden. Ich schlenderte wieder die Uferpromenade entlang Richtung Zentrum. Auf dem Weg begegnete ich eine Mutter mit ihrer Tochter aus Omsk, die in Irkutsk einige Tage Urlaub machen und heute einen Tagesausflug mit dem Bus nach Listwjanka unternommen hatten. Gemeinsam wanderten wir bei reger Unterhaltung (auf Englisch) zuruck. Nochmals suchte ich das Tourismusburo auf, um E-Mails zu Checken, doch der Server war eine Schneckenpost. Anna (siehe von gestern) stellte mir ihre Kollegin Katharina vor, auch eine Germanistikstudentin aus Irkutsk, die hier einen Sommerjob absolviert. Beide waren uberrascht und erfreut, dass sie erstmals in Deutsch kommunizieren konnten. Ein Gewitter nahte bereits heran und es hat zu Tropfeln begonnen. Mein nachster Weg fuhrte zum Markt. Zahlreiche Fischstande - mit allerlei Omulvariationen (getrocknet, warm, Fangfrisch roh, etc.) wurden angeboten. Auf der anderen Seite des Marktes wurden Schmuck verkauft. Da es zu Schutten begonnen hatte, habe ich mein ursprungliches Vorhaben - in eine Gastwirtschaft Essen zu gehen - geandert und hab mir wieder einen frisch geraucherten Omul und eine Brotflade gekauft, um den Regen zu uberbrucken. Danach habe ich mich noch bis fast an das ostliche Dorfende begeben, wo die Strasse endet. Einen fluchtigen Blick habe ich noch auf den offiziellen Strand von Listwjanka geworfen und schlenderte dann zuruck zu meiner Unterkunft. Da die Sonne wieder etwas durchblickte, drehte ich noch eine Runde im Tal hinter meinem Gastehaus. Alte Holzhauser und so manche neu erbaute (moderne) Holzhauser waren zu sehn.

Mit Rita (Gastgeberin) habe ich noch die Planung der morgigen Abreise besprochen und die Fruhstuckszeit vereinbart. Dann Duschen und es blieb noch Zeit zum Schreiben einiger Zeilen zum Reisebericht. Gute Nacht!

In die alte Nikolai-Kirche - im Krestowskaja Tal bin ich leider nicht mehr gekommen, auch ein Besuch der Galerie Plamenevsky ging sich nicht aus. Schopfer und Grunder dieser Privatgalerie ist Wladimir Plamenevsky. Es werden Bilder und Werke verschiedener Kunstler ausgestellt, das Hauptthema ist der Baikalsee. Das nachste mal dann!
Fur Listwjanka sollte man m. E. drei volle Tage einplanen: Ein Tag fur Besichtigungen im Ort (Museum, Kirche etc.), einen zweiten Tag fur eine Wanderung in das Hinterland und einen dritten Tag fur eine Seeexkursion per Boot.

Der geraucherte Omul, den es fast uberall zu kaufen gibt, ist der klassische Snack am Baikalsee. Der Omul oder Baikal Omul ist ein Vertreter einer artenreichen Gattung innerhalb der Forellenfische. Er lebt ausschließlich im Baikalsee sowie in einigen angeschlossenen Gewassern (Kitschera, Angara, Tschiwyrkui, Bargusin und Selenga). Er wird bis zu 25 Jahre alt, sein Alter als Speisefisch betragt etwa 7 bis 9 Jahre.

INFO: Der Baikalsee ist das Juwel Sibiriens schlechthin; das großte Sußwasserreservoir der Welt. Er ist einer der beruhmtesten Seen unseres Planeten, und man kann uber ihn nur in Superlativen sprechen: der tiefste See (1 637 m), der alteste (etwa 25 000 000 Jahre), der See mit der buntesten Flora und Fauna unter den Sußwasserseen. Was Qualitat und Menge betrifft, ist er ein einzigartiger Sußwasservorrat (23,6 Tausend Kubikkilometer - mehr als 20 % des Welt-vorrates). Die Baikalsenke ist der Kernteil der Baikalgrabenzone, die als eine der altesten derartigen geologischen Formationen gilt. Der See ist ein empfindliches Okosystem, das Sußwasser erzeugt.

Flora und Fauna: Der Seekessel mit den umliegenden Bergketten ist eine der wichtigsten Naturreservate in Sibirien: die Verbreitungsgebiete vieler Tier- und Pflanzenformen treffen hier aufeinander. Daher findet man hier viele einmalige Lebensformen. Im seit sehr langer Zeit isolierten Baikalkessel entwickelte sich eine der reichsten und ungewohnlichen Sußwasser-faunen, an der sich die Evolution sehr gut studieren lasst.
Von den mehr als 2 630 Arten und Unterarten der Tiere und Pflanzen, die in dem See gefunden wurden, kommen mehr als 80 % nirgendwo sonst auf der Erde vor. Wer hat schon einmal vom Baikalomul oder Baikalstor gehort? Die große und kleine Golomjanka (Olfischlein, zwei eigentumliche Arten der lebendgebarenden Fische, die zu den nur im Baikalsee heimischen Familien gehoren) sind allen Ichthyologen in der Welt bekannt. An der Spitze des Okosystems Baikal steht ein typisches Meerestier - ein auch »Baikalrobbe« genannter Seehund. (Quelle: http://www.wikivoyage.org/de/Listwjanka)
Die Artverwandtschaft zu der nordlich des Polarkreises lebenden Eismeerrobben ist unverkennbar, Der vermutete Umzug vom Eismeer uber die sibirischen Strome Enisej und Angara zum Baikalsee und insbesondere Die Umstellung von Salzwasser zu Sußwasser sind bis heute fur die Wissenschaft ein Ratsel. Im Nord- und Mittelteil des Baikalsees leben etwa 60.000 Baikalrobben.

© Roland Bässler, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit der Transsibirischen Eisenbahn geht es zuerst von Moskau (RUSSLAND) nach Irkutsk (Sibirien), dann mit Bahn, Schiff und Bus eine Woche "rund" um und auf dem Baikalsee, bis nach Ulan Ude. Die Reise führt weiter mit der Transmongolischen Eisenbahn durch die Wüste Gobi bis Ulan Bator (MONGOLEI) und dann nach Peking (Beijing)(CHINA). Ein Abstecher nach Nordchina, nach Harbin und Yabuli, wird geplant.
Details:
Aufbruch: Juli 2009
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: August 2009
Reiseziele: Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Der Autor
 
Roland Bässler berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.