Back to the roots

Reisezeit: April 2011  |  von Sabine H.

Orang Utans

Nach meinem Mittagessen holt mich der Guide für die Orang Utan-Tour ab und wir wandern über eine echt fiese Hängebrücke, in der immer mal zwischendurch ein paar Planken fehlen, über den Fluss ins Dorf Bukit Lawang. Es ist ein nettes kleines Dorf mit vielen Backpacker-Unterkünften, Restaurants und kleinen Läden. Ansonsten gibt´s hier nicht viel. Nachdem man das Dorf hinter sich gelassen hat, muss man den Fluss wieder überqueren, diesmal in einem kleinen Kanu, das aber einfach nur an einer Leine über den hier schmalen Flusslauf gezogen wird. Noch ein paar Schritte und man hat das Besucherzentrum erreicht, wo ein kleiner Film gezeigt wird über die Orang Utans und die Arbeit der Einrichtung hier, deren Ziel es ist, verwaiste und kranke Orang Utans aufzupäppeln und wiederauszuwildern hier im Gunung Leuser Nationalpark. Zudem wird gezeigt, wie man sich in Gegenwart der Orang Utans zu verhalten hat, um weder die Affen noch sich selbst zu gefährden.

Vorm Besucherzentrum

Vorm Besucherzentrum

Ca. eine halbe Stunde klettert man nun über einen relativ guten Pfad mit allerdings hohen Stufen bergauf. Es ist schon ganz schön anstrengend bei 35 Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit von 90 %. Ich bin in nullkommanichts klatschnass geschwitzt und jappse ziemlich nach Luft. Ich hoffe wirklich sehr, Orang Utans zu sehen, damit sich diese Anstrengung lohnt ! Es hat sich eine Gruppe von ca. 10 Touristen zusammengefunden und es sind 4 oder 5 Guides dabei. Die Fütterungsstelle, die wir dann erreichen, habe ich mir total anders vorgestellt, aber es ist nur eine aus Holzplanken gebaute Plattform in den Bäumen mit einem kleinen Aussichtsplatz davor. 2 Typen klettern auf die Plattform und schlagen mit einem Stein auf die Planken, um die Orang Utans anzulocken. Sie haben Bananen und Milch dabei. Zunächst passiert eine Weile gar nichts, aber dann raschelt es in den Baumkronen und Mutter und Kind Orang Utan tauchen auf ! Süss !!!

Die Fütterungsplattform und der Guide klebt Bananenstückchen an die Baumstämme, um Orangs anzulocken..

Die Fütterungsplattform und der Guide klebt Bananenstückchen an die Baumstämme, um Orangs anzulocken..

Und da hangeln sich Mutter und Kind "Waldmensch" bereits heran !

Und da hangeln sich Mutter und Kind "Waldmensch" bereits heran !

Orang Utan bedeutet übersetzt Waldmensch. Die DNA der Affen stimmt auch zu über 90 % mit unserer überein, dennoch sind Gorillas und Schimpansen mit ein paar mehr % DNA-Übereinstimmung noch dichter an uns dran. Ich finde das Verhalten der Orang-Mami, das ich ab jetzt beobachten kann, schon sehr, sehr menschlich !

Die beiden mögen definitiv die angebotenen Bananen und trinken auch die Milch. Das Orang-Baby schwingt sich allerdings ein paar Stockwerke höher in den Baum.

Die beiden mögen definitiv die angebotenen Bananen und trinken auch die Milch. Das Orang-Baby schwingt sich allerdings ein paar Stockwerke höher in den Baum.

Es bleibt bei diesen beiden Orang Utans, sehr schade. Bei der Vormittagsfütterung heute sollen es 12 gewesen sein.. Aber seit wann macht´s die Masse ? Nee, ich bin trotzdem happy. Ich habe diese wunderschönen Tiere gesehen - und bei dem Begriff "Tier" bin ich mir gar nicht mehr so sicher... - die gucken total menschlich und wir haben ja nun auch Mutter + Kind gesehen, das ist auch nicht so wirklich wie bei Katzen und Hunden. Das komplette Verhalten kommt einem sehr bekannt vor, irgendwie... so ´ne Tasse voll Milch hätte ich auch nicht anders in den Händen gehalten und eine Banane esse ich genauso, wie ein Orang Utan. Dafür sind meine Arme aber nicht so lang...

Wir verlassen die Fütterungsplattform und mein Guide fragt mich, weil er weiss, dass ich morgen keinerlei Zeit mehr haben werde für Dschungel-Trekkings, ob ich jetzt gleich noch einen kleinen Dschungel-Trek wolle. Koste etwas extra, dauere 2-3 Stunden, sei nicht besonders anstrengend oder schwierig und wir kämen direkt hinter meinem Hotel wieder aus dem Wald heraus und müssten nicht den exakt gleichen Weg wieder zurückgehen. Ausserdem natürlich Chance auf weitere Orang Utans, sonstige Affen und andere Tiere. Na klar, ich mache doch immer jeden Scheiss´mit !

Das mit dem "nicht-besonders-anstrengend-oder-schwierig" sehe ich nach spätestens 1,5 Stunden jedoch ganz anders ! 1 Stunde habe ich mich bergauf gekämpft, den letzten Tropfen Flüssigkeit aus meinem Körper hinausgeschwitzt, mein rechter Fussknöchel, den ich mir im Schnee-und-Eis-Winter 2010 komplett geschrotet habe, meldet sich wieder, ich jappse nach Luft und gebe es auf, mein T-Shirt noch irgendwie auswringen zu wollen. Wir sind natürlich auch viel zu spät unterwegs für die Tour - jetzt in der Regenzeit. Und natürlich fängt es an, zu regnen. Was die Dschungelpfade nicht gerade besser und einfacher begehbar macht. Ich lechze nach einer Dusche, etwas trinkbarem und Essen. Aber nö, ist nicht. Es regnet zwar und wird auch langsam dämmerig, aber mein Guide bemüht sich mit Engelsgeduld, weitere Affen anzulocken.

Und wir haben noch einmal Glück !

Und wir haben noch einmal Glück !

Dschungel-Trekking in Sumatra bei 35 Grad, 90 % Luftfeuchtigkeit, nach 16 Stunden auf den Beinen: Ende im Gelände !

Dschungel-Trekking in Sumatra bei 35 Grad, 90 % Luftfeuchtigkeit, nach 16 Stunden auf den Beinen: Ende im Gelände !

Sorry, aber ich kann nicht mehr. Ich bin jetzt seit 15-16 Stunden auf den Beinen und brech´gleich zusammen. Dieser Affe ist total süss und ich beobachte ihn auch fast 20 Minuten lang, während mein Guide die Bäume in der Umgebung mit Bananenstückchen beklebt. Irgendwann checkt er allerdings auch, dass ich nur noch zurück in meine Unterkunft muss.

Ich dusche - kalt - denn warm gibt es nicht in ganz Bukit Lawang. Mit hängendem Magen schleppe ich mich ins Restaurant. Nachdem ich den Wasserpegel meines Körpers wieder aufgefüllt habe mit literweise Mineralwasser, gibt es ein schönes eiskaltes Bir Bintang. Mein indonesisches Feierabend-Bier. Und Bami Goreng, gebratene Nudeln. Ich habe halb aufgegessen, da kommen 2 Typen wegen des rafting-Tripps für morgen, um alles zu besprechen. Ich erfahre, was ich mitnehmen kann und sollte, wie und wann das Ganze abläuft. Als sie mich fragen, ob ich schonmal geraftet bin, sind sie angesichts meiner Antwort doch etwas erstaunt: "Yes, once on the Zambezi". Zambezi, so zeigt sich, ist nämlich deren absoluter Traum - neben dem Colorado. Jetzt quetschen sie mich aus nach meinen Erlebnissen auf dem Zambezi und so wird der Abend viel länger, als geplant. Ich kippe fast um vor Müdigkeit, als die beiden gehen. Und während ich noch mein Bier austrinke, fängt es an zu kübeln und zu gewittern. Es ist, als hätte irgendjemand einen riesigen Wasserhahn aufgedreht und würde permanent einen Lichtschalter an-und-aus machen. Es blitzt im Sekundentakt und kracht so gewaltig, dass ich so richtig zusammenzucke. Meine Regenjacke und mein Schirm befinden sich praktischerweise in meinem ca. 100 m entfernten Zimmer. Egal, ich laufe los und bin nach 3 Sekunden nass bis auf die Haut. In meinem Bett unterm Moskitonetz schlafe ich trotz des weiter tobenden Unwetters innerhalb von einer Nanosekunde ein. So kaputt bin ich...

© Sabine H., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zurück zu den Anfängen meiner Fernreisetätigkeit: Malaysia, Indonesien, Thailand - aber trotzdem anders und neu !
Details:
Aufbruch: 09.04.2011
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 25.04.2011
Reiseziele: Malaysia
Indonesien
Thailand
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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