Zwei Gwunderfiz am umä luegä

Reisezeit: August 2013 - April 2015  |  von Zwei Gwunderfiz a.

Kolumbien: 46) Salento - Manizales - Jardin

Ein intensives Grün begleitete uns auf dem Weg in die Kaffeeregion. Kaffeepflanzen wohin das Auge blickt und dazwischen immer wieder Bananenstauden – die Bananenpflanze gibt der kleinen Kaffeepflanze Schatten, eine verschworene Gemeinschaft! Wir stoppten in Salento, einem malerischen Dorf nahe Pereira. Der Wettergott meinte es nicht ganz so gut mit uns aber wir spazierten auch bei Regen durch die Gegend.

Kleine Kaffeepflanzen in Reih & Glied

Kleine Kaffeepflanzen in Reih & Glied

Auch hier gibts "lila" Milchkühe

Auch hier gibts "lila" Milchkühe

... und wunderschöne Blüten

... und wunderschöne Blüten

Gleich ums Eck von Salento liegt das Valle del Cocora, bekannt für seinen riesengroßen Wachspalmen. Somit war mal wieder Zeit, die Wanderschuhe zu schnüren! Bei bedecktem Himmel machten wir uns auf den Weg und wanderten dem Fluss entlang durch Weideland. Später ging es durch üppigen Wald auf rutschigen Wegen und über klapprige Brücken. Nach einem kleinen Anstieg kamen wir dann so richtig schön in den Regen. Zum Glück gab es einen Unterstand unter dem sich dann so einige wanderlustige Touristen einfanden. Nach mehr als 1Stunde Warten wagten wir den Abstieg. Wir hatten Glück, die Wolkendecke öffnete sich ein wenig und so hatten wir doch noch geniale Ausblicke auf die Wachspalmen.

Ziemlich rutschig war's hier, keine Chance für Flip Flops.

Ziemlich rutschig war's hier, keine Chance für Flip Flops.

Ein geglückter Balanceakt.

Ein geglückter Balanceakt.

Aus dem Nebel tauchen sie dann auf ...

Aus dem Nebel tauchen sie dann auf ...

die willkürlich verteilten Baumriesen.

die willkürlich verteilten Baumriesen.

Das kleine Orange ist 1,60m , die Plamen werden bis 80m hoch

Das kleine Orange ist 1,60m , die Plamen werden bis 80m hoch

Von anderen Reisenden hatten wir unterwegs „Sachamama“ aufgeschnappt. Nur 10 km von Salento entfernt befindet sich die Reserva Natural Sachamama. Für die Strecke brauchten wir ca 1 Stunde, was jede weitere Erklärung zum Straßenzustand erübrigt. Das Tor öffnete sich wie von selbst, kaum dass wir davor standen. Es war Sonntag, kurz vor Mittag … ob wir da überhaupt willkommen waren? Und wie! Marta & Pedro nahmen uns sehr herzlich bei sich auf und wir tranken erstmal einen köstlichen Kaffee im offenen Dachgeschoß. Pedro und Marta leben mit ihrer Familie an einem wunderbar friedvollen Platz in und mit der Natur. Das Haus ist aus Holz und dort wo bei uns Glasfenster wären, gibt’s hier einfach den Blick ins Freie. Tucane, Kolibris und diverse andere Vögel fühlen sich hier wohl und lassen sich auf den Ästen nieder, die mit Kochbananen gespickt eine Futterstelle bilden.

Idyllisches Heim

Idyllisches Heim

Die Rinne aus Bambus hält tolle Knabbereien parat ...

Die Rinne aus Bambus hält tolle Knabbereien parat ...

wenn niemand stört, futtert der kolumbianische Tucan

wenn niemand stört, futtert der kolumbianische Tucan

Auch für das Eichhörnchen gabs Kochbanane...

Auch für das Eichhörnchen gabs Kochbanane...

und sogar die scheuen Agutis trauten sich zur Futterstelle.

und sogar die scheuen Agutis trauten sich zur Futterstelle.

Anfangs fiel es gerade der Gwunderfizin nicht leicht, diese Ruhe anzunehmen und einfach zu genießen. Nach einem leckeren Almuerzo, das Marta zubereitet hatte, machten wir uns mit Pedro auf in den Wald. Vor 14 Jahren haben die beiden das Grundstück gekauft. Damals war ein Teil des Grundstückes wie das Umland zur Viehzucht genutzt worden. Wir konnten am Waldboden sehr gut erkennen, welcher Teil durch Rinder verändert war und welcher Teil sich ohne Viehzucht entwickelt hatte. Inmitten zahlreicher Baumriesen, die uns Pedro erklärte, standen Kaffeepflanzen. Nicht so in Reih und Glied wie wir das bisher vom Auto aus gesehen hatten sondern eigenwillig und wildwachsend. Besonders schön waren die Baumstämme, die von Anturien, Bromelien oder Orchideen bewachsen sind … natürliche Lebensgemeinschaften. Zu Recht mit Stolz vermittelte uns Pedro viel Wissenswertes über sein kleines Paradies, in dem vor allem einheimische Baum-und Pflanzenarten wieder wachsen dürfen. Am späteren Nachmittag wurde es draußen wieder nass, so dass wir die Zeit im Haus mit Kaffeetrinken, Vögel beobachten und miteinander reden verbrachten. Hierbei erfuhren wir, dass es kaum Organico Kaffee gibt, denn die Kaffeepflanzen werden längt in ihren Genen verändert und so gezüchtet, dass man zweimal im Jahr ernten kann, und zwar wenn alle Kaffeekirschen zugleich rot werden. Auch das in Reih und Glied pflanzen erleichtert die Ernte und schattenspendende Bananen sind nicht mehr nötig. Die Kaffeepflanzen werden alle 2 Jahre zurückgeschnitten und nach ca 6 Jahren ausgetauscht.

Bei „Banane“ (ähnlich wie Scrabble) erweiterten wir zwei unseren Wortschatz spielend. Bevor das Tageslicht verschwand gab es noch ein feines Abendessen. Im Häuschen gibt es keinen Strom und somit endete der Tag mit dem Sonnenuntergang bei Kerzenlicht. In dieser Nacht haben wir trotz lauter Regentropfen super gut unter einem rieseigen Avocadobaum geschlummert.

Mit Bromelien bewachsener Baum.

Mit Bromelien bewachsener Baum.

Fast munzig sind wir im Vergleich zu deser Wurzel.

Fast munzig sind wir im Vergleich zu deser Wurzel.

So schaut ein älteres Semester von wildem Kaffee aus

So schaut ein älteres Semester von wildem Kaffee aus

Wilde Bananenblüte

Wilde Bananenblüte

Aus den Fasern dieser Pflanze werden die Kaffeesäcke hergestellt.

Aus den Fasern dieser Pflanze werden die Kaffeesäcke hergestellt.

Am nächsten Morgen starteten wir nach dem Frühstück mit der Kaffeebohnenernte. Wir machten die Runde im Wald und pflückten die roten Kaffeebohnen. Dann wurden sie in einer Presse geschält. Die rohen Bohnen werden fermentiert und trocknen dann in schönen Holzkisten in der Sonne. Mit einigen bereits getrockneten Bohnen – das ist der Kaffee, der auf dem Weltmarkt gehandelt wird – machten wir uns zusammen mit Marta auf den Weg zu einem kleinen Häuschen weiter oben, das an das Elektrizitätsnetz angeschlossen ist. Mittels einer kleinen Maschine haben wir dort die Bohnen geschält und von ihrer Pergamenthaut befreit, so dass wir grüne Kaffeebohnen hatten. Diese Bohnen werden dann geröstet – je nach Land und Geschmack gibt es unterschiedlich starke Röstungen. Die frisch gerösteten Bohnen haben wir in einer Holzschale vor der Tür auskühlen lassen; der Wind hat die letzten Pergamenthäutchen mitgenommen. Nun wurden die gerösteten Bohnen gemahlen, ein intensives Aroma verbreitet sich um uns und dann gabs Kaffee!!!
Nach dem Mittagessen war es für uns Zeit zum Verabschieden. Der Besuch bei Sachamama war für uns ein ganz besonderes Erlebnis, ein Geschenk solche Menschen kennen zu lernen.
Als wir nach ca 1 Stunde Rumpelweg wieder auf der Hauptstrasse ankamen, war die Gwunderfizin richtig irritiert vom Straßenlärm und der Geräuschkulisse.

Hier wird geschält - die Kaffeekirsche wird von der Pulpa getrennt.

Hier wird geschält - die Kaffeekirsche wird von der Pulpa getrennt.

In der Schälmaschine werden die getrockneten Kaffeebohnen von der Pergamenthaut befreit - heraus kommen grüne Kaffeebohnen

In der Schälmaschine werden die getrockneten Kaffeebohnen von der Pergamenthaut befreit - heraus kommen grüne Kaffeebohnen

Frisch gerösteter Kaffee ...

Frisch gerösteter Kaffee ...

kühlt an der frischen Luft aus.

kühlt an der frischen Luft aus.

Diese altertümliche Maschine ist original aus Italien und in Kolumbien voll im Einsatz!

Diese altertümliche Maschine ist original aus Italien und in Kolumbien voll im Einsatz!

Muchas gracias

Muchas gracias

In den Termas von Santa Rosa de Cabal ließen wir uns und unsere Eindrücke im warmen Thermalwasser treiben.

In den Termas von Santa Rosa de Cabal ließen wir uns und unsere Eindrücke im warmen Thermalwasser treiben.

Manizales statteten wir einen kurzen Besuch ab. Die Stadt bietet nichts Aufregendes, doch die Seilbahn bot uns die Chance die Stadt aus der Vogelperspektive zu betrachten. Der Besuch der Kirche, die komplett aus Holz konstruiert wurde, war sehr lohnenswert.
Von Manizales aus fuhren wir zur Kaffeefinka Hacienda Venecia. Über Kaffee wußten wir nun bescheid, aber ein feiner Platz im Grünen um das vierte Nullen der Gwunderfizin zu begehen war ja auch nicht verkehrt. Mit Marshmallows und Teelicht begann der Tag und wir waren herrlich faul. Ein bißchen Geburtstagspost lesen, Kaffee mit Cremeschnitte schlemmern , interessante Gespräche mit anderen Reisegefährten führen und ein königliches Mahl am Abend – ein wunderbarer Tag!

Die Skyline von Manizales

Die Skyline von Manizales

Die Holzkirche von innen

Die Holzkirche von innen

Mobiles Strassencafé

Mobiles Strassencafé

Hacienda Venecia

Hacienda Venecia

Grosses Geburtstagskind

Grosses Geburtstagskind

Internationale Reisebekannschaften

Internationale Reisebekannschaften

Wir hatten in der Strassenkarte mal wieder ein kleine Strasse entdeckt … und schon waren wir unterwegs im Niemandsland. Nach mehrmaligem fragen, ob wir auf dem Acker auch wirklich richtig sind, folgten wir der Fahrspur und landeten in Jardin. Dieser Ort macht seinem Namen alle Ehre. Blühende Blumen, eine tolle Plaza mit wunderschöner Kirche und viele bunt gestrichene Häuser. Wir bummlten durch die pieksauberen Strassen, genehmigten uns einen Tinto (schwarzer Kaffee) und beobachteten das Treiben.

Kunterbunte Plaza in Jardin

Kunterbunte Plaza in Jardin

Das ist nicht der Blick in ein blitzblank gekacheltes Schwimmbad sondern ins Kircheninnere ...

Das ist nicht der Blick in ein blitzblank gekacheltes Schwimmbad sondern ins Kircheninnere ...

wo die Glocken noch von Hand geläutet werden.

wo die Glocken noch von Hand geläutet werden.

Gemütlicher Kaffeeplausch

Gemütlicher Kaffeeplausch

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Freisein, Land & Leute kennen lernen, die Seele baumeln lassen, Sonnenuntergänge geniessen, Berge besteigen, Sich einlassen auf Neues, eigene Grenzen ausloten & vielleicht überwinden oder einfach gesagt: Zeit haben um die Welt mit eigenen Augen zu entdecken. Nach ca einem halben Jahr Planung starten wir in Buenos Aires ...
Details:
Aufbruch: 10.08.2013
Dauer: 20 Monate
Heimkehr: 16.04.2015
Reiseziele: Argentinien
Uruguay
Chile
Bolivien
Paraguay
Brasilien
Peru
Ecuador
Kolumbien
Der Autor
 
Zwei Gwunderfiz a. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
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