Achämeniden, Safawiden und Sassaniden

Reisezeit: Mai / Juni 2014  |  von Herbert S.

Täbriz II

In Täbriz sind wir wieder in der Provinz Ost-Azerbaidschan und fahren wir zunächst die Ali Shah Moschee an. Neben einer im Bau befindlichen neuen Moschee stehen die Reste eines einst riesigen Ziegelbaus, der 1320 fertiggestellt wurde.

der im Bau befindliche Mosalla-Komplex, der für große religiöse Versammlungen und Freitagspredigten genutzt wird/ werden soll

der im Bau befindliche Mosalla-Komplex, der für große religiöse Versammlungen und Freitagspredigten genutzt wird/ werden soll

Nur der Frontbau mit einem fast 30m hohen Iwan ist übriggeblieben, nachdem mehrere Erdbeben die größten Teile des 200x250 m großen Komplexes zerstört haben. Obwohl ein großes Gerüst an der Front steht, ist wohl - Aussage Sami - seit Jahren nichts mehr an der Ruine gemacht worden.

Ali Shah Moschee

Ali Shah Moschee

Die Ali-Shah-Festung, bei der es sich um die Reste der gewaltigen Ali-Shah-Moschee handelt, die um 1320 im Auftrage des ilkhanidischen Wesirsw Tajo d-Din Ali Shah fertiggestellt wurde. Der Iwan ist 30 Mete breit und jetzt noch 28 Meter hoch. Mit ursprünglich 65 m Länge und einer Gewölbehöhe von etwa 35 m war er der größte jemals aus Ziegeln errichtete Bogenbau. Die gesamte Moschee-Anlage hatte Ausmaße von etwa 250 mal 200 Metern. Angeschlossen waren Koranschule und ein Sufi-Kloster.

Dafür hat man wahrscheinlich an der Blauen Moschee noch genug Restaurationsarbeiten vor sich. Auch sie ist schwer beschädigt, außen ist sie heute ein fast schmuckloser Ziegelbau.

Blaue Moschee

Blaue Moschee

Die 1465 fertiggestellte Blaue Moschee (Masjed-e Kabud) gehörte zum religiösen Mozaffariye-Gebäudekomplex, den Fürst Jahan Shah vom Stamm der Qara Qoyunlu in Auftrag gab. Sie überdauerte als einziges Gebäude der Anlage die Jahrhunderte, auch wenn sie durch das letzte große Erdbeben im 18. Jahrhundert stark beschädigt wurde. Die Schäden konnten trotz umfangreicher Renovierungsarbeiten nicht gänzlich beseitigt werden. Ihren Namen trägt sie wegen ihres einstigen kobaltblauen Fliesenschmucks.

Blaue Moschee

Nur der Iwan hat noch erkennbare Dekoelemente wie zum Beispiel eine tauartig gewundene Borte.

bei näherer Betrachtung des Portals kann man erkennen, dass es sich um ein Meisterwerk des Architekturdekors handelt.

bei näherer Betrachtung des Portals kann man erkennen, dass es sich um ein Meisterwerk des Architekturdekors handelt.

im Eingangsiwan sind viele der ursprünglichen Fayencemosaiken erhalten geblieben, für deren dunkle Blautöne Kobalt und für die Türkistöne eine Mischung aus Kupfer- und Zinnoxid verwendet wurde.

im Eingangsiwan sind viele der ursprünglichen Fayencemosaiken erhalten geblieben, für deren dunkle Blautöne Kobalt und für die Türkistöne eine Mischung aus Kupfer- und Zinnoxid verwendet wurde.

Das Eingangsportal in der 45 Meter langen Fassade wird durch einen Wulst begrenzt, der aus einer breiteren äußeren und einer schmaleren inneren Borte besteht. Die Wirkung der äußeren Borte wird dadurch betont, dass sie tauartig gewunden ist.

Das Eingangsportal in der 45 Meter langen Fassade wird durch einen Wulst begrenzt, der aus einer breiteren äußeren und einer schmaleren inneren Borte besteht. Die Wirkung der äußeren Borte wird dadurch betont, dass sie tauartig gewunden ist.

Diese für persische Verhältnisse seltene, vollkommen überdachte Moscheeanlage besteht aus einem überkuppelten Zentralbau mit vier Iwanen, dem sich nach außen an drei Seiten Umgänge mit Nebenkuppeln und an der vierten Seite ein kleiner Kuppelbau Richtung Mekka anschließen.
Die zentrale Kuppel lagert auf zwölf Pfeilern, die durch die genannten vier Iwane und weitere gestaffelte Bögen verbunden sind. Dies und die offenen Durchgänge und Bogenfenster lockern den Innenraum auf und verleihen ihm Helligkeit.

Zentralbau

Zentralbau

Besonders interessant sind die Teilrestaurationen - vorgezeichnete geometrische Muster auf weißem Putz, die in der Farbe der Fayencefliesen (bewußt einen Kick heller) angestrichen werden.

sparsame Teilrestaurationen

sparsame Teilrestaurationen

Im hinteren Gebäude ist der wertvollste Teil, der auch der Moschee den Namen gab, in Resten erhalten: die dunkelblauen Fayancemosaiken aus Lapilazuli z.T mit Goldverzierungen. Die anderen Blautöne sind aus Kobalt und die Türkistöne aus Kupfer- und Zinnoxid geschaffen.
Hier sind die Mosaiken noch einzeln herstellt und in Mörtel verlegt worden, in späteren Zeiten hat man das relativ aufwändige Verfahren durch den Einsatz bemalter Fliesen ersetzt, wie man in Isfahan sehen kann.
aus einem Lexikon:
Lüsterfliesen
Unter einem Lüster versteht man zunächst einmal einen perlmuttartigen Glanz, der durch Beimischung von Metallen in eine Glasur erzielt wird. Kobalt als Zuschlag bewirkt z.B. einen bläulichen Lüster. Der Begriff der Lüsterfliese ist allerdings heutzutage kaum mehr in Gebrauch - es sei denn im Bereich der Architekturgeschichte. Islamische Handwerker verstanden es, schon vor 800 Jahren, Fliesen mit einer Lüsteroberfläche herzustellen, mit denen häufig Gebetsnischen in Moscheen ausgekleidet wurden. Solche Lüsterfliesen hatten nicht nur einen grünen, blauen oder andersfarbigen Glanz, sondern verfügten oft auch über reliefartige, erhabene Oberflächen.

Lapilazuli-Fliesen

Lapilazuli-Fliesen

Wir halten uns recht lange auf in der Blauen Moschee und somit bleibt nur ein knappes Stündchen bis zum Abendessen im Hotel. Es gibt zwei verschiedene, etwa säuerlich schmeckende Suppen, Salatbar und das im Reiseführer angepriesene Khorescht-e-Gheimeh - für uns mit Lamm und die Mitreisenden vegetarisch. (Sauce auf Tomatenbasis mit Spalterbsen, frittierten Kartoffeln und getrockneten Limetten). Auf dem Zimmer kann ich dann das Bordbuch von heute schreiben, da wir nicht so spät wie gestern den Tag beenden.

© Herbert S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die kulturelle Hinterlassenschaft der genannten Reiche aus mehr als zweieinhalb Jahrtausende erfordert eine gewaltige Kilometerleistung durch ganz Iran. Selbst dann hat man den Eindruck, man habe noch nichts gesehen - und außerdem sind durchaus auch kulinarische Erlebnisse zu erwarten.
Details:
Aufbruch: 24.05.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 14.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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