Iran - 2014

Reisezeit: April - Juni 2014  |  von Uschi Agboka

Iran - Juni 2014: Teil 2 - Borujerd / Ahvaz (Chuzestan)

Unterwegs im Iran

Unterwegs im Iran

Kühlung durch Wasser - unterwegs im Iran

Kühlung durch Wasser - unterwegs im Iran

Borujerd / Ahvaz (Chuzestan)

11. Mai 2014 17. Tag
Borujerd / Ahvaz (Chuzestan) 9 ½ Std. / 515 km
Pars Hotel - 63,84 Euro mit Frühstück

Um 7.30 Uhr gehen wir zum Frühstück, das Büfett ist sehr gut. Gegen 8.30 Uhr fahren wir los, unser Ziel heute ist zunächst die Stadt und Tempelanlage Choga Zanbil, UNESCO-Weltkulturerbe. Die Luft ist heute Morgen herrlich frisch. Wir fahren bis Khorram Abad durch das phantastische Zagros-Gebirge. Ab Khorram Abad nehmen wir die Autobahn. Auch das ist eine herrliche Strecke, verschiedene Berglandschaften und endlose Tunnel, zwei davon unbeleuchtet.

Plötzlich gegen Mittag sehen wir eine komplett neue Tankstelle mit modernen Geschäften, Restaurants etc.. Rolf kauft drei Fruchtsäfte und gleich knöpfen die jungen Burschen ihm hier das Doppelte wie üb-lich ab. Wie Rolf erkundet, gibt es für Frauen und Männer Sitz-Toiletten. So kann ich etwas trinken und anschließend zur Toilette gehen. Von diesem Ort muss ich ein Beweisfoto machen. Der reinste Sau-stall! Gut, dass ich mit Sagrotan etc. ausgerüstet bin.
Auch in diesem Zentrum arbeiten nur Männer, die haben null Bock etwas zu tun und dementsprechend sieht es aus.

Inzwischen ist es knallheiß geworden. Wir fahren weiter. Die Autobahnen sind übrigens für die leichten Mopeds der Iraner gesperrt. Wir dürfen kostenlos fahren, da es uns ja offiziell im Iran nicht gibt. Die LKW-Fahrer, die wir unterwegs treffen, sind alle sehr freundlich.

Chuzestan ist eine der 31 Provinzen des Iran, mit ca. 4,3 Millionen Einwohnern, Hauptstadt ist Ahvaz. Zu Zeiten der Elamiter, Babylonier und Meder war Chuzestan durch hochentwickelte Bewässerungsanlagen erschlossen und galt bis zur Arabisierung im 7. Jh. als Kornkammer Mesopotamiens und Persiens. Im südiranischen Tiefland zwischen dem Zagros-Gebirge und dem Persischen Golf überwiegen heute wüsten-ähnliche Steppe und an den Flussläufen große Sumpfgebiete. Dem Zagros-Gebirge entspringen die drei großen Flüsse Karun, Dez und Kark-heh. Im Sommer ist die Hitze wegen der hohen Luftfeuchtigkeit drückend. Die Provinz besitzt große Erdölvorkommen.

Gegen 14 Uhr erreichen wir Susa, es ist unwahrscheinlich heiß. Auch hier werden wir angesprochen und eingeladen, aber mir sind die Männer irgendwie nicht ganz geheuer.

Unterhalb des Susa-Siedlungshügels am Shar-ur-Fluss steht ein Heiligtum, das von einem weißen Zuckerhutdach überragt wird, das sogenannte Danielsgrab - Maqbar-e Danial Nabi. Das Mausoleum hat die Form eines asymmetrischen weißen Turmes und ist heute eine muslimische Pilgerstätte. Hier soll der Überlieferung nach der Prophet Daniel begraben worden sein. Er wird von Moslems und Juden verehrt. Die Anlage entstand im 12. Jh. und wurde mehrfach renoviert und erweitert. Leider darf man im Innern nicht fotografieren, daher gibt es von der Pracht im Innern keine Fotos.

Nach der Besichtigung fahren wir weiter, immer begleitet von einigen jungen Männern, die uns angeblich den Weg zeigen wollen nach Choga Zanbil. Doch als ein Polizeiauto erscheint, verschwinden sie plötzlich. Ich hatte eh ein komisches Gefühl bei ihnen und bin froh, dass sie verschwunden sind, denn kein Mensch ist auf den Straßen zu sehen. Doch bald erscheint ein freundlicher Mann, der uns den richtigen Weg weist. Wir sind ihm sehr dankbar, denn manchmal fehlen einfach die Hinweisschilder.

Susa war eine antike Stadt. Ihre Reste liegen im Südwesten des heutigen Iran nahe der irakischen Grenze. Der Ort ist einer der ältesten durchgehend besiedelten Städte der Welt. Nach biblischer Überlieferung soll sich Daniel während des babylonischen Exils in Susa aufgehalten haben. In den Erzählungen im Buch Ester spielt der Ort auch eine wichtige Rolle.

Um 15 Uhr erreichen wir Choga Zanbil - UNESCO-Weltkulturerbe, nachdem uns unterwegs noch ein Sandsturm erwischt hat. Da es mir aufgrund dieses Sturmes und der plötzlich extremen Hitze nicht gut geht, darf ich mich im Büro des Angestellten ein wenig ausruhen. Er spricht etwas Englisch und macht für mich die alte klapprige Klimaanlage an und bewirtet uns mit Wasser und Tee. Das Büro ist armselig ausgestattet und ich empfinde es als schlimm, dass Menschen unter solchen Bedingungen arbeiten müssen. Auch hier müsste die UNESCO tätig werden. Es geht auf zur Besichtigung, begleitet von einem alten Kurden, der alle Besonderheiten zeigt. Auch wenn wir nichts verstehen, war diese Begleitung gut, denn sonst hätte man manch Schönes gar nicht gesehen.

Choga Zanbil
ist eine mittel-elaitische Residenzstadt, die von König Untasch-Napirisha (1275 - 1240 v. Chr.), dem Sohn von Humban-Numena, gegründet wurde. Die Stadt war bis Ende der elamischen Epoche im 6. Jh. v. Chr. besiedelt. Der Name besagt "Korbhügel". Die Stadt ist ca. 100 ha groß und von einer 4 km langen Mauer umgeben. In der Mitte befindet sich ein ummauerter Tempelbezirk, dessen Kernstück eine heute noch 25 m hohe (ursprünglich wohl 50 m) Zikkurat ist, die eine der am besten erhaltenen Tempeltürme Mesopotamiens darstellt. Seitenlänge 105 m. Sie bestand aus einem Hochtempel auf 5 Terrassen und den Göttern Napirisha und Inshushinak geweiht. Dieser bestand aus Millionen von luftgetrockneten Lehmziegeln

Eine Zikkurat (Himmelshügel, Götterberg) ist ein gestufter Tempelturm in Mesopotamien. Die biblische Überlieferung des Turmbaus zu Babel geht nach heutiger Erkenntnis auf einen solchen Bau zurück.

Der Zugang erfolgte nicht über Außentreppen wie in Mesopotamien, sondern über Treppen im Innern. An den Tempelportalen wurden halb-lebensgroße Tonfiguren von Stieren und Greifen gefunden. In der Umgebung fanden sich Podeste und kleinere, ebenerdige Tempel. Auf sie führte eine Prozessionsstraße zu, die mit Backsteinfragmenten gepflastert war. In der Nähe gab es noch drei weitere Tempel, einer war der Göttin Kiririscha geweiht.
Im Nordosten der Stadt befanden sich vier Paläste, die um zentrale Höfe gegliedert waren. Die Fassaden waren mit farbigen Reliefziegeln verziert. Elfenbeineinlagen gehörten wohl zu kostbaren Möbeln.
Im südlichsten Palast fanden sich 5 unterirdische Grüfte (Nekropole), in denen man Tote mit Grabbeigaben fand.

Da der neben der Stadt gelegene Fluss Dez tief ins Gelände eingeschnitten ist und der Grundwasserspiegel mehr als 50 m tief liegt, musste das Wasser über einen 50 km langen Kanal aus dem Fluss Karkheh nahe Susa bezogen werden. Der Kanal führte am Haft Tepe vorbei und endete in einem noch heute sichtbaren großen Reservoir vor der nordwestlichen Stadtmauer. Dieses hatte in Verbindung mit weiteren darauf folgenden Becken die Aufgabe der Aufbereitung des Wassers vor der Einspeisung in die Feinverteilung der Stadt. Das über 3000 Jahre alte Bauwerk gilt als die älteste Wasseraufbereitungsanlage der Welt.

Um 640 v. Chr. wurde die Tempelstadt von den Assyrern zerstört.

Nach 16 Uhr verlassen wir den wunderbaren Ort und fahren weiter bis Ahvaz. Das ist eine heiße, lärmende Stadt. Als wir halten, um uns zu orientieren, sprechen uns drei junge Männer in einem Auto an. Sie bieten uns ihre Hilfe an, um den Weg zum Hotel Pars zu finden. Sie fahren vor uns her und wir folgen. Merkwürdig erscheint uns, dass sie an jeder Kreuzung halten und die dort stehenden Polizisten fragen. Es dauert lange, bis wir durch den mörderischen Verkehr am Hotel ankommen, um 18 Uhr, nach 320 Meilen (515 km). Wir sind den jungen Männern sehr dankbar und beschenken sie mit Zigarillos aus Perlesreut, die sie hocherfreut annehmen. Bei dem Abschied nehmen stellt sich heraus, dass die Drei gar nicht aus Ahvaz sind, sondern aus Kermanshah und nur zu Besuch in der Stadt, genau wie wir. Wir sind mal wieder platt, so eine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist einfach umwerfend und beschämend zugleich.

Ich bin froh, als ich in der klimatisierten Lobby bin. Mit zwei Gläsern Orangensaft - Geschenk des Hotelmanagers - geht es mir gleich besser. Rolf kann sein Motorrad sicher unterbringen und dann genießen wir unser kühles Zimmer.

Nach Duschen und Relaxen gehen wir um 20.30 Uhr ins Hotelrestaurant zum Essen. Rolf nimmt das Büfett, d. h., viele verschiedene Salate, Suppe, div. Nachtische. Dazu hat er ein sehr schmackhaftes Hühnchen-Gericht mit viel Gemüse, Pommes und Möhren. Endlich schmeckt ihm das Essen wieder. Das wurde auch Zeit, denn Rolf ist sehr mager geworden, dadurch hat er schon seinen Ring verloren. Durch die extreme Hitze (40 Grad) habe ich keinen Hunger, esse nur ein Pfirsich-Melba-Eis. In diesem Hotel gibt es bayrisches alkoholfreies Bier, was Rolf natürlich zum Essen besser schmeckt als das süße Peach-Bier. Kosten des Dinners 12,94 Euro. Um 22 Uhr sind wir zurück im Zimmer, Fernsehen. Morgen geht es nach Shiraz.

Ahvaz, die Hauptstadt Chuzestans, hat mehr als 1,4 Millionen Einwohner. Sie liegt auf 18 m über dem Meeresspiegel an den Stromschnellen des Karun-Flusses. Ahvaz steht an der Stelle des antiken Tareiana. An dieser Stelle führte die Persische Königsstraße von Susa nach Persepolis. Bereits vor der sassanidischen Stadtgründung im 3. Jh. gab es eine Ansiedlung in dem Gebiet. 638 wurde die Stadt von den Arabern erobert, die ihr den Namen Ahvaz gaben, was "Markt der Khuz" bedeutet, wie man die Bevölkerung der Susiana seit den Achämeniden nannte. Die Stadt war jahrhundertelang Durchgangsstation an den südpersischen Handelsrouten. Heute ist Ahvaz eine moderne Handels-, Verwaltungs- und Universitätsstadt. Ältere Sehenswürdigkeiten sind nicht vorhanden. Doch als Zwischenstation für die Besichtigung von Susa, Choga Zanbill etc. ist sie für die Touristen wichtig. 2011 wurde Ahvaz von der Weltgesundheitsbehörde als am stärksten luftverschmutzte Stadt gelistet.

Persische Königsstraße
Diese Straße war eine historische Hauptstraße, die vom persischen König Dareios I. im 5. Jh. v. Chr. angelegt wurde. Dareios ließ die Straße bauen, um eine schnelle Kommunikation innerhalb seines großen Reiches von Susa bis Sardis zu erleichtern. Seine Kuriere konnten so 2.699 km in 7 Tagen zurücklegen. Der griechische Historiker Herodot schrieb: "Es gibt niemanden in der Welt, der schneller als diese persischen Kuriere reist." Herodots Lob für diese Boten - "Weder Schnee noch Regen noch Hitze noch Dunkelheit hält sie davon ab, die ihnen übertrage-ne Aufgabe mit der größtmöglichen Geschwindigkeit zu erledigen " - war die Vorlage für das inoffizielle Motto der Boten.

Der Verlauf der Straße wurde auf der Grundlage von Herodots Schriften, archäologischen Forschungen und anderer historischer Zeugnisse rekonstruiert. Sie begann im Westen in Sardis (ca. 95 km östlich von Izmir, Türkei), führte nach Osten durch das mittlere nördliche Gebiet der heutigen Türkei zur alten assyrischen Hauptstadt Niniveh (heute Mosul, Irak), weiter nach Süden nach Babylon (90 km südlich von Bagdad, Irak). Man vermutet, dass sich die Trasse in der Nähe von Babylon teilte, wobei ein Arm nach Nordwesten durch Ekbatana und entlang der Seidenstraße, der andere weiter nach Osten durch die künftige persische Hauptstadt Susa (Iran) und dann nach Südosten bis Persepolis verlief.

Da die Straße weder der kürzesten noch der einfachsten Route zwischen den bedeutenden Städten des Persischen Reiches folgte, vermuten Archäologen, dass die westlichsten Abschnitte der Straße ursprünglich von assyrischen Königen angelegt wurden, denn die Straße durchzieht das Kernland ihres alten Reiches. Östliche Abschnitte der Straße (im heutigen Nord-Iran) entsprechen der großen als Seidenstraße bekannten Handelsstraße.

Dareios I. legte die Königsstraße so an, wie sie heute bekannt ist. Er verbesserte den Unterbau und verband die Teilstücke zu einem einheitlichen Ganzen, vor alles als Basis für den schnellen Nachrichtenverkehr mit Hilfe der königlichen Pirradazis (Boten).
Die von Dareios verbesserte Bauweise der Straße war von so hoher Qualität, dass die Straße bis in die römische Zeit genutzt wurde. Eine Brücke aus dieser Zeit ist bei Diyarbakir (Türkei) erhalten.

Eine wichtige Rolle spielte die Persische Königsstraße für den Feldzug Alexanders des Großen, der der Straße folgend das Perserreich eroberte.

"Märtyrer des Krieges" diese Bilder sieht man überall im Iran

"Märtyrer des Krieges" diese Bilder sieht man überall im Iran

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Rolf in der Schule von Kyros, Darius und Xerxes hörte, entstand in ihm der Wunsch, einmal die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 wurde dieser Traum Wirklichkeit und für uns beide wird diese Reise unvergesslich bleiben.
Details:
Aufbruch: 25.04.2014
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 15.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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