Iran - 2014

Reisezeit: April - Juni 2014  |  von Uschi Agboka

Türkei: Teil 3 - Artvin / Persembe - Schwarzmeerküste

Unterwegs in der Türkei - es wird einem nie langweilig

Unterwegs in der Türkei - es wird einem nie langweilig

An der Schwarzmeerküste

An der Schwarzmeerküste

Artvin / Persembe - Schwarzmeerküste

1. Juni 2014 38. Tag
Artvin / Persembe - Schwarzmeerküste 8 Std. / 431 km
Hotel Dedeevi - 42,00 Euro mit Frühstück

Bedenken hatten wir gestern der Parkaktion mit den Georgiern, doch das Motorrad ist in Ordnung und so fängt Rolf um 7.10 Uhr an, zu laden. Wichtige Ersatzteile hatten wir mit aufs Zimmer genommen, da ein Seitenschloss des Koffers so verdreckt ist, dass man es nicht mehr abschließen kann.
Unsere Fahrt wird uns heute ans Schwarze Meer führen. Wir freuen uns darauf, denn dort gibt es herrlichen frischen Fisch zu essen. Selbst mir Fleisch-Liebhaber ist das viele Fleisch, was man im Iran und in der Türkei bekommt, zu viel.

Frühstück um 7.30 Uhr. Dieses ist sehr gut und reichlich. Abfahrt dann um 8 Uhr Richtung Hopa, Rize. Artvin ist wirklich keine ansprechende Stadt. Alles sehr gammelig, da hat uns Kars viel besser gefallen. Allerdings sind die Menschen hier alle sehr freundlich und hilfsbereit.

Zunächst fahren wir 32 km an dem riesigen Stausee entlang, ein gigantisches Werk, doch die Staumauer erscheint Rolf nicht besonders vertrauenerweckend. Das ganze wunderschöne Tal ist verschandelt, aber die Straße ist super, voller Kurven.

Da kein Verkehr herrscht - Sonntagmorgen - kann Rolf das Motorrad laufen lassen. Wir passieren den kleinen Pass Cankurtaran, 690 m, und sind bald in Hopa am Schwarzen Meer. Die Fahrt entlang der Küste ist herrlich, auf der einen Seite das Wasser, auf der anderen Seite der Straße die grünen Berge, teilweise mit Tee-Plantagen bedeckt. Und, man glaubt es kaum, Rolf findet nach Rize die Tankstelle und das schöne Lokal wieder, wo man direkt am Meer sitzen kann. Es hat 22 Grad, aber im Gebirge hinter uns regnet und schneit es!

Dieser Küstenabschnitt ist besonders schön, da es hier keine Industrieanlagen am Meer gibt, sondern nur hin und wieder schöne Fischerhäfen, wo auch kleine Boote liegen.

Eine ältere Dame aus Kuwait spricht mich an. Sie ist total verhüllt, allerdings in sehr kostbarem Stoff. Sie reist mit ihrem Mann sehr viel in Europa herum, besonders Österreich, Deutschland und Norwegen gefällt ihr. Sie liebt die frische Luft am Schwarzen Meer und ist froh, der Hitze Kuwaits zu entkommen.

Das Schwarze Meer ist ein zwischen Südosteuropa, Osteuropa und Vorderasien gelegenes Binnenmeer, das über den Bosporus und die Dardanellen mit dem östlichen Mittelmeer verbunden ist. Wasserstraßen verbinden das Schwarze Meer über den Don zur Wolga, zum Kaspischen Meer, zur Ostsee und zum Weißen Meer sowie über die Donau und den Main-Donau-Kanal zur Nordsee. Das Schwarze Meer ist bis 2.212 m tief und hat eine Fläche von 461.000 km². Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt 1.187 m. Die Anrainerstaaten sind die Ukraine, Russland, Georgien, Türkei, Bulgarien und Rumänien.
Die Halbinsel Krim und die ihr gegenüber liegende Taman-Halbinsel trennen das Schwarze Meer vom Asowschen Meer. Dies ist ein Binnenmeer des Schwarzen Meeres, mit dem es durch die Straße von Kertsch verbunden ist.

Auch die weitere Strecke bis nach Trabzon ist landschaftlich sehr schön. Doch dann, nach Trabzon und Akcaabat, ätzend, viel Verkehr, die Küste verschandelt. Wir sehen, dass hier unheimlich viel gebaut wurde in den letzten 4 Jahren. Die Berge sind zugepflastert. Und auch hier, überall neue Moscheen. Erdogan scheint einen islamischen Staat wie im Iran errichten zu vollen. Seine Wähler sind hauptsächlich die Armen auf dem Lande und in der Stadt. Bei der Landbevölkerung ist fast jede 2. Frau Analphabetin. Obwohl Schulpflicht besteht, arbeiten die jungen Mädchen und Frauen auf den Feldern, die Jungen hüten die Herden und der Vater / Mann sitzt derweil gemütlich im Teehaus. Da muss sich noch viel ändern. Hinzu kommt, dass die Koranschulen - ähnlich wie im Iran - eine Art Gehirnwäsche mit den einfachen Menschen vornehmen und ihnen das Paradies versprechen. Hinzu kommen Wahlfälschungen, so dass Erdogan, der alles, was Atatürk einführte, außer Kraft setzen will, eine große Anhängerschaft hat. Nicht umsonst protestieren die Menschen in den Städten auf der Straße. Allerdings werden diese Proteste mit Gewalt unterdrückt. In keinem Land der Welt sitzen so viel Journalisten im Gefängnis wie in der Türkei. Das alles gibt Anlass zu großer Sorge, wie uns von türkischen Freunden berichtet wird.

Nach Akcaabat wird es wieder schöner. Herrliche Häuser mit Gärten und hängenden Geranien an den Balkonen. Mir gefallen die kleinen und größeren Orte hier am Schwarzen Meer viel besser als die nicht besonders ansprechenden Städte am Kaspischen Meer im Iran.
Wenn man die beiden Länder vergleicht, so hat die Türkei eindeutig landschaftlich viel mehr Schönes zu bieten.

Plötzlich fängt es leicht an zu regnen. Wir sind aber gewappnet und haben die Regensachen bereits an. Es ist nebelig und ziemlich dunkel. Bei 22 Grad lässt sich die Sonne einfach nicht blicken. Gott sei Dank hört der Nieselregen bald auf und ich kann meine Kamera wieder hervor holen und fotografieren. Die Straße ist in hervorragendem Zustand, 4-spurig, manchmal sogar 6-spurig. Unsere Rücken danken es, denn auch Rolf hat Rückenschmerzen. Die vielen Kilometer, die wir bisher zurückgelegt haben, machen sich eben doch bemerkbar. Wir sind zwei "Behinderte" auf dem Motorrad!

Nachdem wir das quirlige Ordu passiert haben, erreichen wir gegen 16 Uhr, nach 268 Meilen = 431 km Persembe. Im Hotel Dedeevi, wo wir 2010 schon mal übernachtet haben, treffen wir auf den Besitzer, der uns wieder erkennt. Wir bekommen ein schönes großes Zimmer im 2. Stock mit Blick auf das Schwarze Meer. In diesem Hotel, welches wir sehr empfehlen können, funktioniert der Aufzug. Auspacken, Relaxen, Duschen.

Um 18 Uhr gehen wir in das nahe Fischrestaurant, welches wir auch von unserem Besuch 2010 kennen, essen. Rolf hat Seebarsch und ich Lach, dazu gibt es Salat, Brot, Wasser, Kosten 11 Euro. Wir können draußen sitzen und genießen den schönen Abend.
Immer mehr Menschen treffen ein, Junge und Alte, Familien mit Kindern. Sie nehmen in dem prächtig geschmückten Saal Platz. Es handelt sich um eine Hochzeitsfeier. Was wir merkwürdig finden ist, dass es nichts zu trinken und zu essen gibt. Doch Musik spielt und es wird getanzt. Wir haben von draußen einen tollen Blick auf das Geschehen im Saal. Leider dauert es uns zu lange, bis das Brautpaar erscheint und so spazieren wir gemütlich zum Hotel zurück. In der Lobby sitzen wir noch ein Weilchen bei einem guten Glas Rotwein und plaudern mit dem Hotelbesitzer. Ein weiterer schöner Tag geht zu Ende.

Ordu ist das wohlhabende Zentrum des türkischen Haselnussanbaus, früher warb Nutella damit. Ordu liegt am Fuß des 600 m hohen Boztepe. Es ist eine junge Stadt, obwohl die Gegend bereits vor 17.000 Jahren besiedelt gewesen sein soll. Ordu entwickelte sich als Zentrum eines bäuerlich geprägten Umlandes. Von Ordu aus lassen sich herrliche Bergtouren in das Pontische Gebirge unternehmen. Es gibt nette kleine Dörfer, herrliche Buchten mit hellen Sandstränden und Terrassenlokale, die zur Pause ein-laden. In Persembe gibt es keine guten Bademöglichkeiten, dafür einen schönen kleinen Hafen mit Leuchtturm.

Bilder auf meiner Facebookseite, Uschi & Rolf - Türkei und auf www.harleyy-rolf.de

Cay-Fabrik am Schwarzen Meer

Cay-Fabrik am Schwarzen Meer

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Rolf in der Schule von Kyros, Darius und Xerxes hörte, entstand in ihm der Wunsch, einmal die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 wurde dieser Traum Wirklichkeit und für uns beide wird diese Reise unvergesslich bleiben.
Details:
Aufbruch: 25.04.2014
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 15.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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