Togo und Benin

Reisezeit: Dezember 2015 - Januar 2016  |  von Beate Böttner

30.12.2015 - Kloto-Kpalime und erste Wanderung

Jeden Tag ein wenig früher. Heute klingelte der Wecker bereits um 07.00 Uhr. Um 7:30 Uhr wollten wir gemeinsam frühstücken und endlich einander vorstellen. Um 8:30 Uhr wollten wir zu unsrer ersten Wanderung aufbrechen. Zum Eingewöhnen dauerte sie nur drei Stunden.
Zum Frühstück gab es ein Omelett mit Gemüse, Baguette, Butter und Marmelade - Ananas und eine rote Frucht und Kaffee natürlich und Tee auch. Es hat sehr gut geschmeckt und wir wurden alle satt. Kaffee hatten wir in Lomé schon besseren getrunken, aber es ging.

Nun wissen wir also, dass François, unser Reiseleiter, 45 Jahre alt ist, 3 Kinder hat und lange Jahre als Lehrer für Deutsch und Englisch an einer privaten Schule gearbeitet hat, ehe er sich wegen der doch recht mäßigen Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten zum Reiseleiter bei TransAfrica hat ausbilden lassen. Die Klassen waren zwischen 50 und 100 Schüler groß.
Gerda und Siggi aus Wien sind 61 und 49 Jahre alt und sind schon weit gereist. Ebenso Uli und Emma aus Zürich, beide 69 Jahre alt. Wir bemühen uns alle miteinander um ein Hochdeutsch, da sonst nicht nur François Schwierigkeiten hätte, uns zu verstehen, sondern auch wir unter uns. Man bescheinigte mir, mich sehr gut verstehen zu können. Na bitte - geht doch, wenn der Dialekt mal nicht so zur Schau gestellt wird.
Emma spricht auch sehr gut französisch. Uli auch und ich habe mich schnell wieder in die Sprache reingefunden. Das eröffnet ja so manche Tür, vor allem bei der einheimischen Bevölkerung. Nun ist französisch in Togo und Benin zwar Amtssprache, aber nur die Menschen, die eine Schule besucht haben, können es auch. Das ist auf dem Land nicht immer der Fall. Besonders bei dem Stamm der Fulma besuchen Mädchen kaum die Schule. Doch in jeder Familie gibt es mindestens Einen, der es kann und somit ist die Verständigung mit Ämtern und im normalen Leben gewährleistet.
François hat nur eine Frau, sein Vater hingegen noch zwei. Das ist auch heute nicht unüblich, doch man muss es sich auch leisten können. Die Frau von François arbeitet ein bisschen. Sie verkauft zuvor gekaufte Dinge auf dem Markt. Die leibliche Mutter wird Mama genannt, die andere " Frau des Vaters". Nach seinen Geschwistern befragt, erfuhren wir, dass er jetzt einen Bruder hat. Heißt das, er hat ihn erst vor Kurzem bekommen? Nein, er hatte viele Brüder, jetzt nur noch einen. Die anderen sind bereits verstorben. So auch viele Schwestern. Seine Kinder sind 12, 10 und 6 Jahre alt, zwei Mädchen und ein Junge. Nun ist aber auch Schluss. Drei Kinder sind in Städten der Durchschnitt, vier auf dem Land. Die Mädchen auf dem Land heiraten früher, als in der Stadt. So etwa mit 18-20 Jahren, die Jungs mit etwa 20-25 Jahren. In der Stadt beginnt es bei den jungen Frauen um die 25-30 und bei den Männern eher ab 30- bis Mitte 30.

Wanderung

Um 8:30 Uhr brachen wir planmäßig auf. Die Fahrt ging nur 5 Minuten. Wir wären die kurze Strecke lieber gelaufen. Es erwartete uns Prosper, der den Wald und die Wege wie seine Westentasche kennt. Er betreibt darüber hinaus eine kleine Herberge, in der wir nach der Wanderung auch unser Mittag einnahmen.
Unterwegs begegneten wir mitten im Wald mehreren Frauen, die fermentiertes Maniokmehl aus großen Säcken in kleine Plastetüten pressten, die später verkauft werden sollen. Fotografieren wollten sie sich nicht lassen. Unterwegs zeigte uns Prosper, aus welchen Pflanzen welche Farben gewonnen werden. Er, wie auch sein Sohn sind nämlich auch noch Maler und nutzen ausschließlich Naturfarben. Prosper war vor kurzem in Frankreich und hatte dort eine Ausstellung seiner Werke. Als ausgezeichneter Schmetterlingskenner, ausgerüstet mit einem Kescher, fing er unterwegs ganz viele verschiedene von den herrlich bunten Tieren und wir hatten ausreichend Gelegenheit, sie zu fotografieren und betrachten, ehe sie wieder flattern durften. Wir kamen an Maniokfeldern vorbei, sahen Ananas in Blüte und fast reifer Frucht, Kakaobäume, Teakbäume und vieles mehr. Die Teakbäume sollen bereits nahezu ausgewachsen sein. Bei deren Größe kann ich mir kaum vorstellen, dass daraus richtige Möbel gemacht werden. Vielleicht sind es auch keine Teakhölzer? An manchen Bäumen waren Ameisenhaufen zu sehen. Aus diesen stellten Prosper und sein Sohn Masken her. Die sehen recht gruselig aus. Mehrere Ansiedlungen jeweils einer Familie durchstreiften wir auf unserem Weg. In der einen lag ganz viel Kaffee zum Trocknen in der Sonne, auch irgendwelche Pflanzen gegen Magenschmerzen. Dann wieder trafen wir eine Frau, die an einem brodelnden Kessel auf offenem Feuer mit einem Palmwedel in roter Flüssigkeit rührte. Hirsebier für die morgige Silvesternacht wurde gebraut. Wir schauten eine Weile zu, ehe es uns zu heiß wurde, nicht nur wegen des Kochtopfes, nein - auch die beiden herumliegenden Hunde knurrten vernehmlich.

Letztlich kamen wir an ein Häuschen, wo wir mit der Mama von elfjährigen Zwillingen ein wenig ins Plaudern kamen. Zwillinge sind etwas sehr Bedeutendes in der Kultur der Menschen aus Togo. Wenn einer der Zwillinge stirbt, sagt man nicht, er ist gestorben. Der Junge ist in den Wald gegangen, um etwas zu essen zu besorgen, das Mädchen ans Wasser, um Wasser zu holen. Sie ließen sich gern fotografieren. Und wie ich es schon bei vergangenen Afrika-Reisen erfahren hatte - wenn du ihnen dann auf dem Display das Fotos zeigst, dann sind sie fast außer Rand und Band, lachen, kichern, freuen sich.
Dann war es nur noch eine Kurve und wir waren bei Prosper an der Herberge, nahmen draußen Platz und bekamen alsbald die traditionelle Speise - Foufou mit Hähnchen und Gemüsesoße. Foufou wird aus Yams bereitet. Yams wird geschält, in Stücke geschnitten und über dem Feuer weich gekocht. Dann kommt das weich gekochte in einen Trog und wird mit einem großen Holzstampfer zu Brei gestampft. Das ist eine sehr anstrengende und körperertüchtigende Prozedur. Ich habe später auf einem Markt selbst Hand angelegt. Da würde man auch bei -20 Grad ins Schwitzen kommen. Foufou ist ohne jedes Gewürz und daher eigentlich geschmacklos. Doch die Soße und das Hühnchen brachten einen sehr angenehmen Geschmack. Heute war das Mittagessen im Reisepreis inkludiert. Zum Abschied kramte ich für Prosper noch zwei Schmerztabletten raus, nach denen er wegen Knieschmerzen gefragt hatte.

Ananasblüte

Ananasblüte

Foufou mit Hühnchen

Foufou mit Hühnchen

Markt und Einkäufe

Dann fuhren wir kurz in unser Hotel, um die Wandersachen gegen andere auszustauschen, denn wir wollten noch in die Stadt. Wir kamen an und - der Strom war weg. Na gut, das hatte man ja schon angedeutet, dass zu bestimmten Zeiten kein Strom da ist. Wir dachten nun, nach Aufbruch der Gäste bis zu deren Rückkehr am Abend würde Strom gespart und dachten uns nichts weiter dabei. Nach unserem Abendessenwunsch befragt, ob in der Stadt oder im Hotel, entschieden wir uns, Kleinigkeiten auf dem Markt zu erstehen und es abends im Hotel zu essen.
So fuhren wir nach Kpalime rein, mit Pause am kleinen Wasserfall mit vielen Schmetterlingen und statteten zunächst einer Kakaoplantage und dann dem Markt einen Besuch ab. Auch ein ziemliches Gewusel, doch kein Vergleich zum Vortag in Lomé. An einem Stand kaufte ich 30 Bonbons und gab erstmal den fleißigen Foufou-Stamperinnen, zwei Mädchen im Alter von vielleicht 10 Jahren, je einen. Kinder bekamen für Fotos Bonbons und alle freuten sich darüber. Für die ganz Kleinen hatte ich aus meinem Privatvorrat kleine fruchtige Traubenzuckerbonbons. Die sollten sie besser essen können. Nicht jedes Kind nahm etwas an. Manche kleine Kinder verkrochen sich auch ängstlich hinter ihren Müttern, als sie uns Weiße erblickten. Eine Mama spielte mit ihrem 3 Monate alten Mädchen und wechselte ihr, die Kleine bäuchlings auf ihrem Schoß liegend, die Windel. Hier braucht man keine Wickelkommode.
Einem recht kleinen Mädchen kauften wir Gebäck ab. Sie sah eher traurig und ernst aus. Ich dachte noch, sie könnte sich doch freuen über das gute Geschäft. Doch vermutlich ist sie eines von vielen Kindern, die von den Eltern an einen Verwandten gegen Geld "verliehen" werden, der diese Kinder dann auf den Markt zum Verkaufen schickt. Da ist dann klar, dass kein Lächeln aufkommt. Wir erstanden noch ganz frische und reife Mangos. 4 Stück für 0,75 €. Ich kaufte mir für 0,15 € getrocknete Kochbananen - ein leckerer und nicht süßer Snack für zwischendurch. Selbst auf der Suche nach einer Flasche Rotwein wurde ich am Straßenrand fündig. Unser Bus wendete und fuhr bis zu dem Stand zurück. Ich hüpfte aus dem Bus und schaute mir den Wein an, François begleitete mich. Er meinte, es sei sicherer und er könne auch darauf achten, dass wir einen fairen Preis bekommen. Die Flasche französischer Rotwein, für die ich mich entschied, sollte 6.700 € kosten. Handeln war nicht möglich, weil die Mutter des Jungen nicht zu Hause war, die das entscheiden könnte. Dann hielt ich ihm meinen 10.000 CFA- Schein hin. Er schwang sich daraufhin aufs Rad, denn er musste erstmal Wechselgeld besorgen. Nach etwa 10 Minuten war

er wieder zurück. Allerdings immer noch nicht mit ganz passendem Wechselgeld. Deshalb bezahlte ich am Ende doch 200 CFA weniger.
Das soll in Togo übrigens recht weit verbreitet sein, dass es kein passendes Wechselgeld gibt. Auf diese Weise kann vornehmlich bei Touristen ein leichtes Zubrot verdient werden, denn wer will schon wegen 300 CFA, umgerechnet 0,46 €, ein Fass aufmachen im Urlaub? Und abzurunden käme wohl auch keinem Touristen in den Sinn. Die kleinste Münze hat einen Wert von 100 CFA und Kleingeld ist hier offensichtlich Mangelware.

Kakaobaum

Kakaobaum

Leckeres Innenleben einer Kakaofrucht

Leckeres Innenleben einer Kakaofrucht

Bananen

Bananen

Wieder im Hotel

Als wir ins Hotel zurückkamen, war immer noch kein Strom da. Na wird schon noch. Uli und Emma bezogen erstmal ein vermeintlich besseres Zimmer, mit Fenster nicht nur im Bad. Dafür funktionierte dort die Dusche nicht. So nutzten sie die Dusche im alten Zimmer.

Wir verabredeten uns für 19:00 Uhr zu unserem selbst gekauften Abendessen mit Rotwein und Wasser. Bis dahin sollte es mit dem Strom ja wohl klappen. Ich ging zunächst mal duschen. Ich nahm dafür die Taschenlampe in mein Bad und hatte auch keine Schwierigkeiten, mich unter den kalten Wasserstrahl zu begeben. Das war mir am Morgen nicht gelungen. Um 19:00 Uhr war immer noch kein Strom da und wir wussten doppelt unsere Entscheidung zu schätzen, nicht im Hotel zu Abend essen zu wollen. Wir hatten alles was wir brauchten. Ach nein, ein Kaffee wäre nett. Den bekamen wir auch. Das Wasser war sicher über offenem Feuer zum Kochen gebracht worden. Wir aßen gemütlich und unterhielten uns bei Kerzenschein und Taschenlampenlicht bis etwa 22:00 Uhr. Dann gingen wir auf unsere Zimmer. Der Strom war immer noch nicht da. Doch zum Schlafen braucht man den ja nun auch wirklich nicht.

© Beate Böttner, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Modernes Westafrika voller Traditionen, Wanderungen von Dorf zu Dorf, durch Sahel-Vegetation und Tropenwälder, Feuer- und Maskentänze, die Magie des Vodun, nachhaltigen Projekten begegnen, Einblick in traditionellen Nomaden-Alltag
Details:
Aufbruch: 28.12.2015
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 16.01.2016
Reiseziele: Togo
Benin
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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