Paula bereist Südostasien

Reisezeit: Februar - Mai 2016  |  von Paula C.

Hanoi

Die Fahrt von Saigon nach Hanoi sollte 2 Tage dauern. Klingt nach Horror, ist es aber gar nicht. Die sleeper Busse sind ziemlich cool; 3 Betten nebeneinander, durch schmale Gänge getrennt, und immer zwei Betten übereinander. Man steckt seine Füße und etwaige Tüten in eine Art Höhle, die gleichzeitig Kopfstütze des Vordermanns ist. Das sollte man in Deutschland einführen, diese Art zu reisen spart Platz und ist erstaunlich bequem. Naja, nach einem Tag unterwegs sein war ich schon ein bisschen durch, aber das wäre mit Sitzen ja noch schlimmer zu ertragen. Deutschland, nimm dir ein Beispiel an Vietnam. Von Saigon ging es morgens nach Nha Trang, dann über Nacht nach Hoi An, am nächsten morgen von dort nach Hue. Bei jeder Stadt wurde im jeweiligen Reisebüro ein Stop eingelegt, um neue Fahrgäste einchecken zu lassen, den Bus und Fahrer zu wechseln und neu zu befüllen. Nur in Hue gab es einen längeren Stop von 5 Stunden, damit man nicht mitten in der Nacht in Hanoi ankommt. Ich ließ mein Gepäck im Büro und suchte eine Futterstube auf. Mein heiß ersehntes Nationalgericht Pho wartete auf mich. Ich hatte diese Nudelsuppe mit Fleisch und Gemüse das erste Mal in Paris mit meiner Schwester gegessen und war begeistert. Hier gibt es die an jeder Ecke, für umgerechnet 1 €. Vermutlich werde ich diesen Monat also kaum anderes essen Nachdem ich mich gestärkt hatte, fand ich in einer Seitenstraße ein Freiluft-Café, wo ich Mango- und Cookie-Shake schlürfte, die man in Marmeladengläsern mit Henkel bekommt. Viel Begrünung, alte Motorräder und kleine Holzkisten als Sitzmöbel rundeten das Ganze ab. Hier vertrödelte ich meine Zeit und stellte entzückt fest, dass in der als Blumenkübel benutzen Badewanne neben mir eine kleine Schildkröte umher wanderte *__* Ich hab eine Schwäche für die Kerlchen seit ich "Ab durch die Hecke" gesehen habe Beim Bezahlen quatschte ich ein bisschen mit dem goldigen Kellner, die Schildkröte gehörte ihm. Zuerst gab es Verständigungsschwierigkeiten; er verstand nur , dass ich von einem Haustier im Café sprach und bot mir eine Tüte zum Mitnehmen für das Tier an Ich frage mich, an welches Tier er dachte. Es gab nur einen Gecko an der Wand, die Schildkröte hatte er als stolzer Besitzer definitiv nicht zu vergeben

Um 17.00 ging es weiter nach Hanoi, meine Endstation. Um 9.00 morgens sollten wir ankommen, allerdings waren wir schon um halb 7 da. Übernacht-Fahrten sparen zwar die Übernachtungskosten im Hostel, tragen aber nicht zur Bequemlichkeit bei. Meistens bin ich dann eher müde und brauche Zeit um mich zu akklimatisieren, aber diesmal ging das nicht. Ich hatte mehr Städte auf meiner Route als in Thailand; ich hatte zwar genug Zeit für jeden Ort, wollte aber nicht unnötig vertrödeln. Ich suchte mir mein Hostel/ Guest House und machte mich auf den Weg zur Post, ich musste diese Postkarten endlich loswerden. Mein Akku war bei 1% als ich das Gebäude nach langem Suchen fand. Für das Hostel musste meine Karte im Lonely Planet reichen, hab ich auch relativ problemlos gefunden. In der Altstadt in einer kleinen Seitenstraße gut versteckt war ich am Ziel. Der Strom war gerade ausgefallen, aber das machte mir nicht viel aus. Obwohl im Dunkeln duschen nicht so viel Spaß macht Nach dieser Erfrischung zog ich mein letztes sauberes Hemd an und gab die Wäsche an der Rezeption ab. Ich machte mich auf zum Hoan Kiem See, der das Zentrum Hanois bildet und direkt an die Altstadt grenzt. Auf dem See befindet sich eine kleine Insel mit Pagode, die Besuchermassen hielten mich aber von einem Besuch ab. Ich setzte mich ans Ufer um das nächste Ziel zu bestimmen, aber kurz darauf quatschten mich 5 vietnamesische Studenten an Wir plauderten 2 Stündchen über reisen, Vietnam und Englischkenntnisse; dann verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Weg zum Bach-Ma-Tempel. Zumindest war das anfangs der Plan, stattdessen wanderte ich quer durch die Altstadt und sah mir alles an. Unterwegs stattete ich dem Dong-Xuan-Markt einen Besuch ab, aber dieser war im Begriff zu schließen. Warum finde ich bei meinen Streifzügen immer erst dann Märkte, wenn die grade dichtmachen? Auf der Straße kaufte ich mir süßes Gebäck, die fluffigen Bällchen schmeckten himmlisch. Und kamen mir durchaus bekannt vor, in meiner Heimatstadt im Asialaden gab es die mal als Tagesangebot frisch gebacken. Jetzt weiß ich, wo es herkommt Eigentlich wollte ich dann in ein Nudelrestaurant, was im Lonely Planet empfohlen wurde, aber ich hatte mich ordentlich ins Viertel gearbeitet und hatte die Orientierung verloren. Als ich irgendwann wieder am See ankam hatte ich keine Lust mehr auf suchen und ging stattdessen in eine Futterstube in der Nähe meines Hostels. Könnte mein Lokal fürs tägliche Abendessen werden, die Wantan-Suppe war lecker, das Personal freundlich und das Restaurant gemütlich. Die Küche ist nur durch Plexiglas vom Sitzbereich getrennt, man kann also beim Kochen zuschauen und die vielen Gewürze begutachten. Ich hab zwar nicht viel auf meiner Liste abgearbeitet, aber der Tag war schön.

Der nächste Morgen ging früh los, ich wollte ins Ho Chi Minh Mausoleum. Eigentlich finde ich sowas etwas pietätlos einen Leichnam von allen begaffen zu lassen, aber wenn man in Hanoi ist, gehört das einfach zum Programm. Die Schlange vor dem Eingang war kurz, und nach Scanner Check und Gepäck-Abgabe lief man in gutem Tempo einen überdachten Gang im Garten entlang, während patriotische Musik erklang. Meine Laune verflog ein bisschen als der Gang endete und man einer Straßenbiegung folgte: kilometerlange Schlangen. Und das Ende konnte ich nichtmal abschätzen, die Schlange machte eine Biegung. Hätte ich mir eigentlich denken können, jeder Tourist hat das Mausoleum eingeplant. Überall waren Kindergarten-Gruppen verteilt, die alle das gleiche trugen und sich in einer Reihe aneinander festkrallten. Ich bin ja nicht wirklich ein Fan von Kindern, aber die waren echt süß^^ Wobei ich nicht nachvollziehen kann, warum 4-5 Jahre alte Kinder einen Leichnam sehen müssen. Zum Teil konnten die nichtmal richtig laufen. Aber vielleicht haben die nur das Museum besucht, dass auch auf dem Gelände untergebracht ist.
Nach etwa 1 Stunde Wartezeit war das Mausoleum in Reichweite. Einfach ein grauer Klotz mit Säulen. Innendrin sah es zumindest etwas edler aus, mit Marmor verkleidet. Erinnerte ein bisschen an ein Hotel. Man folgt dem linken Gang und geht eine Treppe hinauf, dann folgt man dem rechten Gang in den kleinen Hauptraum. Ho Chi Minhs Sarg steht an der Wand, zwischen den Türen für Eingang und Ausgang. Ein bisschen gruselig, wenn man den Raum betritt und dann sofort neben dir ein toter Mensch auftaucht, den man auf der gegenüberliegenden Seite vermutet hatte Aber eine Barrikade trennt den Sarg von dem schmalen Gang drumherum. An jeder Ecke des Sargs stehen Soldaten, außerdem 4 in den Ecken des Raumes die die Besucher weiterscheuchen. Es wird nur in eine Richtung gelaufen, stehenbleiben ist nicht erlaubt - man läuft im Prinzip eine Minute an die Wände gepresst zur nächsten Tür. Fotos sind streng verboten. Irgendwie tut mir Onkel Ho leid. Sein letzter Wille (eine Feuerbestattung) wurde ignoriert, stattdessen wird aus ihm eine Touristenattraktion. Wobei das sicher nicht so wahrgenommen wird, Vietnam will ihm damit einfach Respekt zollen und Unsterblichkeit verleihen. Aber ich finde Mausoleen unhöflich. Ich will nach meinem Tod nicht begafft werden, wie soll man da in Frieden ruhen?

Nach diesem kleinen Ausflug fuhr ich mit einem xe om (was soviel wie Motorrad-Umarmung heißt) zurück in die Altstadt. Selber fahren ist in Hanoi Selbstmord, aber als Beifahrer macht es Spaß^^ Als nächstes wollte ich mir den Bach-Ma-Tempel anschauen, der älteste in Hanoi. Er steht mitten in der Altstadt und ist auf den ersten Blick nicht als Tempel zu erkennen, weil er von normalen Mauern umgeben ist. Beim ersten mal bin ich dran vorbei gelaufen. Er ist auch nicht mit anderen Tempeln zu vergleichen, durch eine chinesisch anmutende Tür steht man in einer gartenähnlichen Halle. Durch die nächste Tür gelangt man in den Hauptraum, der links und rechts Altäre hat und einen großen in der Mitte. Dahinter steht eine Pferdeskulpur (sieht aus wie die Plastikpferde von einem Karussell^^); der Legende nach half ein Pferd dem König Ly Thai To eine geeignete Stelle für den Bau der Stadtmauer zu finden, nachdem viele Versuche schon gescheitert waren. Die Altäre sind voller Lebensmittel als Opfergaben, Bierdosen und Kuchenboxen sind kunstvoll zu Pyramiden gestapelt. Nach diesem kurzen Aufenthalt besuchte ich nochmal den Dong Xuan Markt, diesmal aber pünktlich. Auf drei Etagen gibt es Kleidung, Schuhe, Stoffe und Krimskrams zu kaufen. Touristen kommen dort wohl nicht oft vorbei, ich war die einzige und wurde etwas verwundert gemustert Als nächstes wollte ich ins traditionell vietnamesische Wasserpuppen-Theater. Ein Flyer in verschiedenen Sprachen hilft die Szenen besser zu verstehen. Man sitzt in einem Kinosaal, statt Leinwand ist dort ein Wasserbecken angelegt, mit einem Tempel als Hintergrund. Am Rand ist ein Podest auf dem die Sänger und Musiker sitzen. Den Anfang machte eine Musik-Komposition, dann ging es los. Der Tempel hatte Eingangstore die sich bei jeder Szene öffneten, um die Puppen hervorschwimmen zu lassen. Der Dragon's Dance gefiel mir am besten, die zwei Drachen tauchten unter dem Tor hindurch und fingen an Feuer zu spucken. Die Landwirtschafts-Szene war auch schön, jede Puppe stellte eine Tätigkeit dar und führte ihre Choreographie durch. Die Reis-Pflanzer waren richtig gut, sie nahmen immer eine Pflanze und steckten sie ins das Wasser, bis ein Reisfeld entstanden war. Keine Ahnung, wie die Puppenspieler DAS hingekriegt haben, wirklich beeindruckend. Generell ist es erstaunlich, wie sich die Puppen bewegt haben, zwischendurch konnte ich Stangen beobachten, die unter Wasser mit den Puppen verbunden waren, aber die Gliedmaßen konnten auch bewegt werden, die Figuren überkreuzten sich ständig und die Reispflanzen steckten einzeln senkrecht im Wasser; ich weiß nicht, wie das funktionieren kann? Am Ende öffnete sich das Tor komplett und die Puppenspieler im Wasser kamen hervor. Eine interessante Show. Danach stiefelte ich wieder ein bisschen umher und sah mir neue Straßen an. Vor einem kleinem Laden verweilte ich länger, in der Auslage gab es selbstgemachte Stofftiere zu kaufen. Ins Auge stach mir das Nilpferd. Es sah so aus wie die "Mumins" aus einer alten Kinderserie *__* Ich wollte es eigentlich gar nicht kaufen, aber ich kam mit dem Verkäufer ins Gespräch und interessehalber fragte ich nach dem Preis- 8 $, ich hatte viel mehr erwartet, weil alle Tiere handgenäht sind. Da konnte ich nicht nein sagen Bei einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis im unteren Bereich bin ich gerne gewillt Geld auszugeben Glücklich ging es wieder in mein Lieblingslokal, dann ins Hostel.

Am nächsten Morgen ging ich als erstes zur Post um nach den Preisen für eine Auslandssendung zu fragen. 10 $ für das kleine Kerlchen. An sich billig, wenn man bedenkt, dass es von Vietnam bis nach Deutschland wandert. Vie Geld, wenn man weiß, dass es nicht mehr als 200g wiegt. Und das Porto des Päckchens ist höher als der Wert des Inhalts, da grummelt es in mir immer. Das ist ne Sache des Prinzips Ich wollte bis zum Abend warten und dann entscheiden. Nächste Station war das Reisebüro. Ich musste unbedingt ein Ticket für die Halong Bay besorgen, es sollte ja schon morgen losgehen. Tags zuvor hatte ich ein kleines Reisebüro gesehen und wollte es auschecken. Die Besitzerin war sehr freundlich und sprach gut Englisch. In Vietnam sind travel agencies immer so eine Sache. Respektable Agenturen mit gutem Namen werden kopiert - andere klauen den Namen und das Logo einfach, das ist in Vietnam scheinbar nicht illegal. So kommt es, dass in einer Straße 10 Büros mit demselben Namen zu finden sind. 9 davon sind dann leider nur auf einfach verdiente Kohle aus und interessieren sich kaum für den Kunden und dessen Zufriedenheit. Daher suchte ich mir eins, das einen einzigartigen Namen hat um sicherzugehen, dass es kein Fake ist. Das ist zwar immer noch keine Garantie für saubere Arbeit, aber ich hatte ein gutes Gefühl. Der Preis war leider etwas über meinem Budget, für 3 Tage und 2 Nächte auf dem Boot kann ich nicht 200 $ ausgeben. Leider sind die Boote immer luxuriös ausgestattet. Ich würde lieber darauf verzichten und dadurch sparen, mir gehts doch um die Fahrt und nicht das Badezimmer oder 5-Gänge-Menü :/ Aber schlussendlich fand die Dame ein passendes Angebot, 120 $. Ich dachte erst, das wäre immer noch zuviel für mein Budget, aber dann fiel mir ein, dass das etwa 100 € sind, aufgeteilt auf 3 Tage also fast 30€. Also ein gutes Angebot für mich; beide Nächte auf dem Boot (viele Touren bieten meist nur 1 Nacht Boot und eine Nacht Hotel an), gutes Programm (keine touristischen Hotspots, die eh völlig überlaufen sind) und ein guter Preis

Danach besorgte ich mir das open bus ticket, eine tolle "Erfindung". Anstatt in jeder Stadt ein einzelnes Ticket zu kaufen, gibt es eins für alles. Auf dem Ticket sind alle Städte verzeichnet, die man besuchen will, und kann selbst bestimmen wie lange man an welchem Ort bleibt. Mit leerem Geldbeutel ging es nun zum Hang Da Markt, eine Wanderung quer durch die Altstadt. Angekommen war ich ein wenig enttäuscht, es war kein richtiger Markt, mehr ein Kaufhaus mit Läden. War ein bisschen wie Ikea. Ich blieb nicht lange und wanderte wieder Ewigkeiten durch die Straßen. Und jedesmal findet man wieder neues. Unterwegs kaufte ich mir Münzen, die Glück bringen sollen. Waren super billig, also hab ich gleich ein paar mehr mitgenommen. Hungrig führte mich mein Weg wieder zu meiner bekannten Adresse, dort lernte ich zwei Mädels aus Holland und China kennen, mit denen ich zwei Stündchen beim essen quatschte. Um 8 verabschiedete ich mich und ging zu meinem Hotel zurück, ich hatte einen Skype-Termin. Nach zwei Stunden rumdoktern klappte es dann auch endlich mit der Kommunikation Zuletzt packte ich meine Sachen und ging schlafen. Versuchte es. Ich empfinde einfach keine Müdigkeit. In Deutschland hatte ich das Problem auch immer gehabt, aber ich dachte in Asien würde es besser werden, bei soviel Aktivitäten und Lauferei. Trugschluss.

Mein Sleeper-Bus. Für kleine Leute super

Mein Sleeper-Bus. Für kleine Leute super

Das Freiluft-Café; die Schildkröte hockte in der Pflanze am rechten Bildausschnitt

Das Freiluft-Café; die Schildkröte hockte in der Pflanze am rechten Bildausschnitt

Der Hoan-Kiem-See. Die Damen waren fleißig am pflanzen, alles sehr schön begrünt.

Der Hoan-Kiem-See. Die Damen waren fleißig am pflanzen, alles sehr schön begrünt.

Das Wasserpuppen-Theater.

Das Wasserpuppen-Theater.

Der rote gehört jetzt mir

Der rote gehört jetzt mir

© Paula C., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Backpackertrip nach Thailand, Kambodscha, Vietnam soll es sein. Viel Spaß beim Lesen :)
Details:
Aufbruch: 26.02.2016
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 09.05.2016
Reiseziele: Thailand
Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Paula C. berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.