Erste Station: Indien & Indien hat mich wieder

Reisezeit: September 2005 - Februar 2006  |  von Sandra K.

Delhi - Jaipur - Jodhpur - Ranakpur- Udaipur - Pushkar - Agra - Varanasi - und der Weg nach Kathmandu

Dies sind die ersten Stopps auf meiner Weltreise, sehen wir mal, was noch dazu kommt ;-)

Indien hat mich wieder - nach 3,5 Monaten Nepal brauche ich nun bis ca. Ende Feber mein indisches Visum auf - Mumbai, Goa, Kerala stehen am Programm.

Delhi 9.9. - 12.9.05

Die letzten Tage in Wien und Kaernten waren etwas hektisch (Danke noch einmal an Moni&Egon!!!) und leider konnte ich mich auch nicht mehr von euch allen verabschieden. Stellvertretend dafuer waren Maria, Clemens und Evi das Abschiedskommittee am Flughafen und die 3 haben es mir nicht gerade leicht gemacht - wisst ihr eigentlich wie traurig ihr gucken koennt?!
Dank Sonja's Beziehungen war ich schon eingecheckt, musste also nur eine Stunde frueher am Flughafen sein und bekam in einem doch sehr vollen Flugzeug 2 Plaetze ganz fuer mich alleine *g* na, wenn das kein Start fuer meine Reise ist?! Austrian Airlines hat mich erstaunlicherweise auch gleich indisch eingestimmt: indisches Essen und indische Filme (ihr wisst schon diese elendslangen Liebesschnulzen mit dem Superstar Shah Rukh Khan und englischen Untertitel - wow, habe ich gut geschlafen!).

Nach nur 6 1/2 Stunden Flug (3 1/2 Stunden Zeitverschiebung) bin ich um 0:15 in Delhi gelandet. Ich schnappe mir also mein Gepaeck und gehe zum Ausgang. Ich bin gespannt ob dort jemand auf mich wartet, da ich doch mehrere Anfragen zu Hotels schickte, aber nie eine Antwort bekommen habe! Und tatsaechlich erblicke ich gleich 2x meinen Namen - upps! Ich gehe mit dem sympathischeren von den beiden mit. Eine abenteuerliche Fahrt ins Hotel beginnt. Delhi bei Nacht ist schaetzungsweise nur ein kleines bisschen ruhiger als bei Tag. Es fahren weniger Rickshaws, da die meisten nun als Betten dienen (Hat von euch schon mal wer versucht auf seinem Fahrrad zu schlafen?), Kuehe, Hunde und viele, viele Autos und noch mehr Motorraeder sind gegen 1 Uhr nachts noch immer wildhupend auf den Strassen unterwegs.

Im Hotel werde ich in ein Hinterzimmer gebracht. Achja denke ich mir, was kommt jetzt... Ich komme mir vor wie in einem schlechten Spionagefilm. Der Ventilator surrt ueber meinem Kopf, drei maennliche Augenpaare starren mich an, keiner sagt was fuer ca. 5 Minuten bis ploetzlich einer meinen Pass verlangt. Zoegerlich hole ich ihn aus der Tasche und irgendwie kommt mir alles sehr, sehr merkwuerdig vor... Dann endlich ein Laecheln und die ganze Atmosphaere entspannt sich. Mir wird was zu trinken gebracht und man fragt mich wie mein Flug war. Ich habe keine Ahnung was die Maenner zuerst hatten, aber mein Pass hat die Situation irgendwie entschaerft (wahrscheinlich ist mein Passbild so witzig!). Ich werde auf mein Zimmer gebracht und irgendwann gegen 4 Uhr morgens schlafe ich dann ein ...

Am naechsten Morgen beschliesse ich Delhi unsicher zu machen. Wirklich Ahnung was wo wie habe ich nicht, aber ich habe ja Zeit. Nur das Hotel zu verlassen wird schwieriger als ich dachte. Am Ausgang werde ich von 3 Frauen umringt, sie sagen ich solle mitkommen. Ich denke mir nichts dabei, vielleicht muss ich noch was unterschreiben oder so. Dann gibt es ploezlich wieder so eine Hinterzimmersituation, nur diesmal mit rein weiblicher Besetzung. Sie fragen mich was ich vorhabe, ich sage keine Ahnung, mir die Stadt anschauen und aehnliches. Die 3 Frauen starren mich entsetzt an. Ein White Girl darf nicht alleine raus! Na, na so uebertreiben muessen sie auch nicht denke ich mir und ich versuche sie zu beschwichtigen, bin ja schon ein grosses Maedchen. Dann holen sie ploetzlich eine Asiatin (keine Ahnung wo die versteckt war) die mir erzahlt wie schlimm es fuer sie "da draussen" war. Sie wollen mir einen Fahrer aufschwatzen und ich soll mit ja niemanden sprechen und ueberhaupt. Langsam werden mir die Frauen laestig und ich stehe auf. Dies hat wieder einen Wortschwall ihrerseits zur Folge, ich soll doch vernuenftig sein etc.. Sie kennen mich schlecht, denn jetzt schalte ich natuerlich erst recht auf stur und ich sage, wenn es nicht geht "da draussen" dann komme ich halt zurueck. Kopfschuettelnd lassen sie mich endlich laufen. Endlich!

"Da draussen" wird es nun richtig interessant, da ich echt keine Ahnung habe wohin ich gehe. Ich spaziere also einfach drauf los, kleine Gassen, grosse Strassen, ich bin fasziniert und die Inder rund um mich anscheinend auch, denn sie starren mich alle an. Aber wirklich aufdringlich oder so laestig wie die Frauen im Hotel wird niemand (ha, wusste ich es doch!). Ich stehe dann irgendwann vor meiner ersten grossen Huerde hier in Indien. Es gilt eine 4-spurige Strassse zu ueberqueren. Na gut, waere kein Problem wenn es nur irgendwo sowas wie eine Ampel, einen Zebrastreifen oder sonstwas gibt. Sogar die Basic-Verkehrsregeln scheinen hier nicht zu gelten. Ich mache also das Einzige was man in so einer Situation machen kann. Ich hefte mich an die Fersen von den Einheimischen und mache es ihnen nach und ja, es funktioniert! Der Trick ist einfach darauf los zu maschieren und irgendwie findet man seinen Weg durch die zahllosen Autos, Busse, LKWs, Auto- und Cycle- Rickshaws, Motorraeder, Fahrraeder und Rinder! Ich bin wirklich hin und weg und koennte dem Treiben dem ganzen Tag zuschauen, aber lange stehen bleiben auf einem Fleck sollte man dann doch besser nicht, denn dann wird man sofort von allen Seiten umzingelt und es heisst nur mehr: Hallo Ma'm! Excuse me ..."! Ich gestalte also denn restlichen Tag damit, einfach nur herumzuspazieren. Das Hotel liegt in Ram Nagar Viertel, eine sauberer und leisere Version von Paharganj, wohin es mich dann auch noch verschlaegt.

Paharganj

Paharganj

Dort gibt es vorallem viele billige Hotels, Restaurants und Geschaefte, aber wenn man dann doch einen Blick in die kleinen Seitengassen macht entdeckt man ein ganz anderes Delhi. Kinder spiele mit Schweinen und Kuehen auf der Strasse, viele Leute schlafen auf Pritschen auf der Strasse, es wird am Boden ein Feuer gemacht und irgendwas stinkendes gekocht. Es wirkt alles wie von einer anderen Welt bzw. 100 Jahre in der Zeit zurueck versetzt. Am Connaught Place, wohin es jeden Delhi Besucher im Endeffekt verschlaegt (ein riesiger Kreisverkehr mit ganz vielen Touristenfaenger) lasse ich mich dann in 3 Touristenbueros schleppen. Immerhin weiss ich ja noch nicht genau was ich nach Delhi machen werde und ich lassse mich hier sozusagen "beraten". Eine Beratung sieht hier so aus, dass dir jeder erklaert wie schrecklich und boese nicht alle Inder sind und man soll ja niemanden vertrauen ausser natuerlich dem Typen der dir gerade gegenueber sitzt. Ich hoere mir also alles ganz brav an und ziehe mich immer mit dem gleichen Satz aus der Affaere: Ich komme morgen noch mal vorbei! Das ist so alt, funktioniert hier aber noch immer sehr gut...
Zurueck im Hotel kommen die netten Ladies wieder auf mich zugestuermt und ich verkuende ihnen stolz, dass ich noch lebe - hmm, ich glaube, dass fanden sie nicht so komisch!

Am naechsten Tag buche ich dann wirklich so einen Driver. Ich wollte ja echt nicht, aber irgendwie hat es schon was und ich brauche mich dann auch die naechste Zeit um nichts mehr kuemmern und naja, die Welt kostet es auch nicht - in Nepal lebe ich dann eh nur mehr von Dal Bhat (Linsen mit Reis). Wir starten dann auch gleich los und ich bekomme die Sightseeing Tour der besonderen Art. Ashanti ist super! Zwar verstehe ich ihn manchmal nur schwer da er in seinen Bart nuschelt oder in der ganzen Euphorie mir alles zu zeigen einfach in Hindi zu sprechen beginnt, aber er ist ganz ein Liebenswerter und sehr um mein Wohl bemueht. Wir machen also die ganz typische Tour mit:

Indian Gate - ein Kriegsdenkmal der Briten, mit rundherum Parkanlage in der am Sonntag Cricket gespielt wird (die Regeln dieses Spiels werde ich vermutlich nie verstehen)

Indian Gate

Indian Gate

Lal Qila (Red Fort) - Ein Riesenkomplex und Hauptsehenswuerdigkeit in Old Delhi aus dem Jahre 1648, also so alt sind die Dinge hier gar nicht.

Red Fort

Red Fort

Old Delhi - Jetzt wird es erst richtig dreckig. Ein Strassenstand neben dem anderen und jeder schmeisst seine Speisereste und sonstigen Muell auf den Boden. Hinzukommt das die Rinder und Menschen einfach so auf die Strasse machen. Es herrscht ein beissender Urin, Schweiss und Abgase Geruch - ekelhaft!

Jami Masjid - eine Moschee und somit heisst es wieder Schuhe aus. Und hier kommt eine neues Phaenomen, man bitte mich um ein Autogramm! Dann will nich mal nicht so sein und unterschreibe ganz brav, versichere aber dem netten Jungen noch mal, dass ich wirklich nicht beruehmt bin - das scheint ihm aber herzlich egal zu sein!

Jami Masjid

Jami Masjid

Humayun's Tomb - kann ich jedem nur ans Herz legen der mal nach Delhi kommt. Eine wunderschoene Anlage und naja, das Grab selber ist nicht so beeindruckend, ein Stein eben...

Humayun's Tomb

Humayun's Tomb

Outb Minar (Old Fort) - viel besser als das Red Fort und ausserdem war ich hier die einzige Touristin und somit die Sensation. Ich setze mich also kurz in den Schatten und ich bemerke, dass ich noch mehr als sonst beobachtet werde. Ich komme mir wirklich vor wie im Zoo (Moni, du hast recht mit diesem Ausdruck!) - das 'Tier' bewegt sich nun nicht mehr, man kann es in Ruhe fotografieren. Egal ob ich in die Kamera sehe oder sonstwas mache, Kinder, Frauen, Maenner und ganze Familien sammeln sich um mich und machen ein Foto.

Old Fort

Old Fort

Auf dem Weg zum naechsten Delhischen Highlight sehe ich ploetzlich einen sehr vertrauten Namen: AstraZeneca. Das Buero ist ein arg heruntergekommenes Gebaeude, das Viertel reine Industrie - aja, und hier wollte man mich also reinstecken - sehr nett!

Lotus Temple - erinnert stark an Sydney Opera House. Tausende Menschen kommen hier her um ihre 'Puja' zu machen. Man muss seine Schuhe ausziehen und abgeben, man bekommt eine Nummer - ein Wiederfinden wie bei den anderen Tempeln waere auf Grund der Menschenmassen anders nicht meoglich. Ich mag das Barfuss laufen, obwohl der Boden brennheiss ist - autsch!

Lotus Tempel

Lotus Tempel

Ghandis Sterbehaus - Ashanti bingt mich nicht zu Ghandis Grab (ist ja nur ein schwarzer Stein), sondern zu dem Haus, wo er die letzten 42 Tage seines Lebens verbracht hat. Es ist ein wunderschoenes Haus mit einer tollen Gartenanlage, nur wir duerfen nicht rein, da gerade ein VIP zu Besuch ist - es gibt hier also noch Menschen, die sind wichtiger als ich

Am Abend falle ich todmuede ins Bett. Die Hitze und die vielen Eindruecke der bunten, lauten, stinkenden, dreckigen und totzdem irgendwie faszinierenden Stadt Delhi schwirren in meinem Kopf umher. Aber dank a/c Zimmer und Fernseher der Sex and the City bringt, schlafe ich dann doch ganz schnell ein!

© Sandra K., 2005
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 09.09.2005
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 15.02.2006
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Sandra K. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.