Namibia - in 20 Tagen durch Südwestafrika

Reisezeit: September 2007  |  von Sarah Paulus

Von Klein-Aus Vista nach Lüderitz

Tag 15
23.09.2007, Sonntag, 120km

Die 120km bis Lüderitz auf der schön geteerten B4 fahren wir in einem Ritt durch. Kurz vor Lüderitz geht es links ab in die Diamanten-Geisterstadt Kolmanskoop. In vielen Reiseführern steht, daß langwierig vorab in Lüderitz ein Permit erworben werden müßte, nebst Hinterlegung einer Paßkopie. Bullshit. Erstmals erleben wir, daß Namibia Formalitäten auch erleichtern kann. Vielleicht deshalb, weil es im Diamantensperrgebiet nicht mehr viele Diamanten zu finden gibt? Jedenfalls kann heute jeder Interessierte den Permit für N$ 40 pro Person direkt und komfortabel am Eingang zu Kolmanskoop erwerben. Was wir dann auch tun und die malerischen, halb von Sand zugewehten Ruinen der früheren Ansiedler bewundern.

Kolmanskoop

Kolmanskoop

Später erwartet uns Lüderitz leicht verstimmt. Das Städtchen ist stürmisch und kleiner als Swakopmund. Auf der dazugehörenden Haifischinsel gibt es zwar einen kleinen Campingplatz, direkt an der Küste auf einem Betonplateau nebst Erinnerungstafeln. Bei diesem Wetter gibt es kein langes Verweilen.

Wir entscheiden uns daher für eine Pension mit dem lustigen Namen Kratzplatz und ergattern für N$ 450 ein nach Chlor riechendes Zimmerchen mit Bad und riesigem Abstellraum. Durchlüften und alles ist bestens. Das Auto steht sicher auf dem Hof und es gibt ein Restaurant.

Unser Kratzplatz

Unser Kratzplatz

Ansonsten ist an diesem Sonntag gegen 15:00 Uhr nichts aber auch gar nichts los. Außer besagtem Wind. Kein Geschäft, kein Restaurant, kein Café ist geöffnet. Nur Tankstellen und Geldautomaten funktionieren reibunglos. Immerhin. In der nimmermüden Hoffnung auf ein Stück Kuchen und einen Milchshake stemmen wir uns gegen Strömung und Wind zum Nest-Hotel am Ende des Ortes. Im wahrscheinlich feinsten Haus am Platz gibt es für N$ 900-1000 Doppelzimmer mit Atlantikblick. Auf dem Weg zum Hotel durchquert man leider verlassene Lagerhäuser und Fabrikanlagen. Als wir ankommen, werden jede Menge Bustouristen ausgekippt. Nach kurzem Blick auf deren Habitus geben wir uns verzweifelt Mühe, nicht verwechselt zu werden. Was nur teilweise gelingt, denn auch uns wird, wie selbstverständlich, ein Begrüßungstrunk angeboten. Die Beschäftigten sind ob der Massen sichtlich in Hektik. Dennoch erhalten wir die ersehnten Süßigkeiten.

Nix los in Lüderitz

Nix los in Lüderitz

Zurückgekehrt in die Pension bestellen wir zum Abendessen einen Tisch im Restaurant des Kratzplatzes. Auf der Straße umwirbt das Restaurant zahlende Potentialgäste mit Rugby Live - es ist gerade Rugby-WM. Als wir gegen 19:00 Uhr eintreffen, sind alle Tische besetzt. 'Gutes Marketing, schlecht für uns', denken wir knurrig. Sorry, daß mit der Reservierung hätte wohl nicht so richtig geklappt. Dann eben ein Platz an der Bar. Ein Glas Rotwein soll es sein. Sorry, der offene Wein sei aus. Man habe nur noch Flaschen. Dann eben ein Bier vom Faß. Sorry, das sei auch aus. Nur noch Flaschenbier. Aber es gibt noch offenen Weißwein. Gott sei Dank. Ich bin nicht weiter wählerisch. Das Essen liegt in der Preisklasse von Swakopmund, fand bei mir aber nicht den gleichen Anklang. Rolf dagegen ist sichtlich zufrieden. Sehr schön. Gegen 21:00 Uhr sind wir dann seltsamerweise die letzten Gäste und werden höflich nach unserem letzten Wunsch gefragt. Äh? Man würde gern schließen. Der Kneipenfernseher ist zwar noch bemüht, die erste Halbzeit des beworbenen Rugbyspiels zu übertragen. Für uns ist dieser Abend aber offiziell beendet worden. Prospekthaftung scheint noch ein Fremdwort. So trollen wir uns ins Zimmerchen, lesen, schnurzeln und schlafen ein.

Fazit Lüderitz: Ein Tag reicht vollkommen. Bei Möglichkeit nicht sonntags vorbeischauen, windige Tage meiden, denn bei Sonnenschein ist es hier mit dem herrlichen Atlantikblick und der schönen Hafenanlage bestimmt sehr angenehm.

© Sarah Paulus, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wüste, Allrad, Einsamkeit.
Details:
Aufbruch: 08.09.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 28.09.2007
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Sarah Paulus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.