Mit dem Roller nach Irland

Reisezeit: Juli / August 2023  |  von Stefan Böhm

04.08. Belfast Besichtigungen - Weg ist der Roller

Vorgestern war ich noch in der City Hall und habe nach einer geführten Besichtigung gefragt. Es hieß, dass man nicht reservieren kann, sondern einfach zu den Zeiten da sein soll. Also bin ich heute kurz vor 11:00 da und prompt heißt es „alles ausgebucht“. Ich beschwere mich, dass das ja wohl nicht geht. Ob man mir nicht gesagt hätte, dass ich mindestens eine halbe Stunde vorher da sein soll. „Nein, hat man nicht.“ „Kann ich mich schon einmal für 14:00 oder 16:00 anmelden?“. Sie holt einen Zettel, überlegt kurz „Nur Sie?“ „Ja, nur ich“. Dann meint Sie ich solle warten, bis die Führerin kommt, sie spricht dann mit ihr, dass sie mich doch noch mit in die Gruppe nimmt. Wieder einmal ein Vorteil, alleine unterwegs zu sein. Wir sind dann 28 in der Gruppe und das wird auch streng durchgezählt. Ein Pärchen hat sich einfach noch dazugestellt und ist ausgesiebt worden.

Die Führung ist ganz interessant, auch wenn ich noch ein bisschen mehr erwartet hätte. Ein paar Räume können wir leider nicht anschauen, weil gleichzeitig eine Trauung dort stattfindet. Im großen Sitzungssaal fragt die Führerin nach drei Leuten aus der Gruppe, die ihr jetzt helfen können und bevor sich einer melden kann holt sie gleich als erste mich, weil ich „so schön groß“ bin. Außerdem melden sich noch zwei Damen. Wir sollen uns dann auf die Präsidiumsplätze setzen. Ich in der Mitte auf den doch sehr hohen Stuhl, auf dem ich gerade mit beiden Füßen auf den Boden komme. Jetzt weiß ich, warum sie wollte, dass ich mitmache. Die beiden Stühle links und rechts sind niedriger. Die Führung dauert eine Stunde, dann kann man noch ein kleines Museum im Erdgeschoß anschauen, dass auch ohne die Führung zugänglich ist. Auf jeden Fall ist das Gebäude wieder einmal sehr repräsentativ.

Ich habe ja immer noch meine Tageskarte für die Öffentlichen und würde auch gerne einmal mit einem „Glider“ fahren, einem „tiefergelegten“ Bus, die ganz cool aussehen. Also frage ich in der Touristeninfo, wie ich am besten zur St. Anne’s Kathedrale komme. Die Antwort „zu Fuß“. Na toll. So bekomme ich die Karte nicht mehr los. Dann laufe ich also jetzt erst einmal zur Kathedrale was tatsächlich nicht sehr weit ist. Die Kirche wirkt wieder einmal ziemlich wuchtig, aber auch dieses Mal wieder heller und freundlicher als es die Dome in Deutschland meistens sind. Vor allem die Kuppel über dem Altar ist wieder recht schön gestaltet. Und wie so oft hier sind die Fenster auch sehr schon gestaltet.

Von hier aus möchte ich Richtung „The Big Fish“, einem neuen Denkmal das sich wohl zu so etwas wie einem neuen kleinen Wahrzeichen Belfasts entwickelt. Unterwegs komme ich aber erst noch am „The Northern Whig“ vorbei, einer größeren Bar / Restaurant. Hier gönne ich mir einen leckeren Mocktail. Es wird auch Zeit. Ich bin inzwischen ganz schön durstig geworden. Während ich mein Getränk trinke beobachte ich, was hier so zum späten Mittagessen rausgetragen wird und denke mir, dass ich doch auch hier zum Abendessen gehen könnte. Nachdem ich gezahlt habe frage ich, ob ich eine Reservierung benötige, wenn ich heute zum Abendessen kommen möchte. „Ja, das ist besser. Wir sind ziemlich ausgebucht.“ Für 20:15 bekomme ich noch einen Tisch, wobei die Küche um 21:00 schließt. Nun Ja, es wird reichen.

Vorbei am Glockenturm, an dem ich jetzt schon ein paar Mal vorbeigekommen bin, laufe ich zum Big Fish. Nach der Beschreibung in den Reisehandbüchern hätte ich mehr erwartet. Er ist ganz nett, aber nichts Besonderes.

In der Straße zum Glockenturm sehe ich einen der Glider fahren und der biegt auch noch in die Richtige Richtung ab. Spontan denke ich, dann fahre ich doch mit so einem einmal ein Stück, und steige in den nächsten ein, der kommt. Drinnen suche ich nach einem Automaten zum entwerten meiner Tageskarte. Es gibt nur keinen. Also fahre ich quasi Schwarz bis zur nächsten Haltestelle und steige dort wieder aus. Hier sehe ich, dass die Automaten an der Haltestelle hängen.

Also entwerte ich jetzt meine Fahrkarte und sehe mich dann um, wo ich eigentlich bin. Ich stehe vor der Waterfront Hall einer neuen Veranstaltungshalle, die vor ein paar Jahren im Zusammenhang mit der Umgestaltung dieses ganzen Fluss Areals gebaut worden ist.

Dann entdecke ich schräg gegenüber auch noch den St. George’s Market. Eine richtig schöne alte Markthalle, die man sich auf jeden Fall einmal anschauen sollte, wenn man in Belfast ist. Ich bin leider wieder einmal zu spät dran. Sie schließt unter der Woche um 15:00 und jetzt war es kurz vor 15:00 und die meisten Stände haben schon abgeräumt. Die wenigen, die noch nicht soweit sind zeigen aber, dass der Markt sehr besuchenswert sein muss.

Hier steige ich noch einmal in einen Glider. Der fährt an der City Hall vorbei und dann habe ich keine Ahnung mehr, wo hin. Deshalb steige ich lieber drei Haltestellen später wieder aus und sehe, dass ich in der Nähe vom Hotel bin. Für das Ulster Museum ist es inzwischen leider zu spät. Bis ich da raus komme, werden die auch bald schon schließen. Sonst habe ich soweit da Sehenswerte hier gesehen. Also beende ich mein Sightseeing.
Bevor ich zum Abendessen gehe, trinke ich im Restaurant vom Hotel noch einen Cappuccino. Draußen vor dem Fenster steht mein Roller und ich denke bei mir, so morgen geht es weiter nach Londonderry. Dann breche ich auf zum Abendessen. Es ist gar nicht weit zu laufen. Erst heißt es, ich muss noch etwas warten, womit ich gerechnet hatte, aber dann haben sie doch gleich einen Platz für mich. Wie inzwischen schon normal bestelle ich Wasser zum Trinken und vorab einen Old Fashion. Als Vorspeise nehme ich die Tagessuppe, eine Kürbissuppe die schon recht massiv daherkommt. Dann wähle ich wieder einmal Traditionelles Fish & Chips. Der Fisch ist sehr gut, noch schön saftig und die Panade ganz dünn, allerdings sehr fettig. Die klassischen Erbsen kommen nicht als Püree, sondern nur gegart in einem kleinen Extratöpfchen. Dazu reichlich Pommes. Das an sich wäre schon zu viel. Dazu kommt noch, dass ich heute unbedingt einen Nachtisch nehmen muss. Es gibt hier nämlich hausgemachtes Pavlova. Das kenne ich nur aus dem Fernseher, habe es aber selbst noch nie irgendwo tatsächlich auf einer Karte gesehen. Nachdem es recht lange gedauert hat, habe ich deshalb den Nachtisch schon bestellt, als sie den Fisch bringt, damit dann nicht die Küche schon zu ist. Ich habe dann leider ein Drittel vom Fisch und noch mehr Pommes liegen lassen, damit noch etwas vom Nachtisch reinpasst. Vom Pavlova, der ja nichts anderes ist als Sahne, Meringue und Früchte habe ich dann auch noch gut ein Drittel stehen lassen. Aber es war lecker und hat sich gelohnt. Mit unter 40 Pfund war das Essen mit Getränken dann durchaus auch preislich in Ordnung.

Gemütlich laufe ich wieder nach Hause und stutze - wo ist denn mein Roller. Ich laufe zu dem Platz an dem ich ihn abgestellt habe. Nichts, keine Spur. Mir läuft es heiß und kalt den Rücken herunter. Ich gehe ins Hotel an die Rezeption und frage ob irgendjemand etwas gesehen hat, was mit meinem Roller passiert ist.

Keiner hat etwas mitbekommen. Dann ist er gestohlen worden. Ob sie die Polizei rufen sollen. Ja bitte. Es dauert etwas, bis sie die Polizei am Apparat haben. Ich erkläre, dass mein Roller gestohlen worden ist. Es kommt jemand vorbei. Der Junge an der Rezeption schreibt sich meine Handynummer auf, damit er mich informieren kann. Dann gehe ich auf mein Zimmer und überlege, was ich jetzt mache. Dann fange ich an umzuorganisieren. Als erstes schreibe ich An die Vermieterin von dem B&B in Castlebar. Das liegt abseits der Hauptroute und ich weiß nicht, ob ich da mit öffentlichen Verkehrsmitteln so ohne weiteres hinkomme. Das ist die einzige Unterkunft, mit der ich nur per Mail Kontakt hatte. Sie hat auch die ganze Zeit betont, dass sie nur Bargeld nimmt. Als nächstes habe ich die Übernachtung in Miltown Malbay storniert was über Booking.com ganz gut funktioniert.
Anschließend habe ich versucht, die beiden Übernachtungen auf Galway und Limerick zu übertragen. In Galway war das B&B sowohl davor als auch danach ausgebucht. Also werde ich in Londonderry versuchen, ob ich meinen Aufenthalt dort verlängern kann. In Limerick konnte ich eine Nacht vorne dranhängen, aber nur mit zwei Einzelbetten und dazu noch für ziemlich teure 150 € aber da muss ich jetzt durch. Sehr erfreulich ist, dass ich die Fähre von Rosslare nach Cherbourg stornieren konnte. Außerdem konnte ich die Hotels in Ducey (Frankreich), Wexford und Clonmel über Booking.com stornieren. Nur das Yugo Lee Point in Cork und das Mercure in Frankreich, das ich über Accor direkt gebucht hatte kann ich nicht stornieren, bzw. bekomme kein Geld zurück. Also werde ich die Reise bis Cork durchführen und dann sehen, wie ich am besten Heim fliege. Da klopft es an der Tür. Die an der Rezeption haben versucht, mich anzurufen, aber ich habe es nicht mitgekommen. Die Polizei wartet unten. Es ist jetzt 23:30. Ich schnappe meinen Rucksack mit meinen Unterlagen und gehe runter. Es warten Ein Polizist und seine Kollegin, wobei sie die ganze Zeit nur danebengestanden ist, während ich mich mit dem Polizisten, Constable xxxxxxxxxxxx unterhalte.

Ich soll ihm den Roller beschreiben. Da hilft, dass ich ihm ein Foto zeigen kann. Ich gebe ihm auch den Fahrzeugschein, aber kann ihm nicht sagen, wo da drin die Fahrzeugnummer steht, an der man ihn identifizieren kann. Ich gebe ihm noch das Kennzeichen. Er erklärt mir, dass sie einen Roller gefunden haben der komplett zerstört und ausgebrannt in einem Flussbett gelegen ist. Er hält mir sein Handy mit einem Foto hin an dem ich aber kaum etwas erkennen kann. Ich sage ihm, dass das für mich mit diesem Foto nicht möglich ist. Er geht aber auf Grund der Umstände - Zeitpunkt, Ort und Fahrzeugtyp davon aus, dass es sich bei dem gefundenen Roller um meinen Handelt. Ich frage, ob ich das Foto bekommen kann, aber da reagiert er gar nicht. Dann frage ich ob ich ein Polizeiliches Protokoll bekomme aber er sucht nur nach einem Zettel den ich ihm gebe und schreibt auf wie er heißt, eine Bearbeitungsnummer die zu meiner Diebstahlanzeige gehört und eine die zu dem Fund eines zerstörten Rollers gehört. Außerdem die zentrale Telefonnummer für die Polizei Nordirland. Das langt der Versicherung meint er. Dann schreibt er noch meine Handynummer auf und sie gehen wieder.

© Stefan Böhm, 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In den kommenden 6 Wochen werde ich übe Luxemburg, Belgien, Südengland nach Dublin fahren. Dort einmal gegen den Uhrzeigersinn rund um Irland und von Rosslare mit der Fähre nach Cherbourg und ab dort in einer knappen Woche durch Frankreich nach Stuttgart zurück. Nachtrag: Nachdem mir mein Roller in Belfast gestohlen worden ist, habe ich die Reise auf 4 Wochen mit Rückflug ab Corck verkürzt.
Details:
Aufbruch: 17.07.2023
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 13.08.2023
Reiseziele: Irland
Der Autor
 
Stefan Böhm berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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