Unsere Reise geht weiter, auf dem "Landweg" von Australien nach Europa

Reisezeit: November 2017 - Oktober 2018  |  von Anja & Wolfgang

Russland(Asia) von 11.06. bis 13.07.2018 11900km: Der Ferne Osten von 09.06. bis 17.06.2018 2860km

Ziel: Mit DBS Ferry von Sakaiminato (Japan) via Donghae (Süd Korea) nach Vladivostok (Russland).
Von dort weiter mit unserem SL3 Richtung Nord-Westen über Khabarovsk, Birobidzhan und Blagovesshchensk in die von Chita verwaltete Region Chitinskaya, wo der Osten Sibiriens beginnt.

Wetter: tagsüber warm, blauer Himmel < 25º, gelegentlich auch Sauwetter = Dauerregen, nachts < 15º.

In Sakaiminato 14:00, eine japanisch höfliche und oberflächliche Inspektion durch den Zoll, das CdP wird ausgestempelt, wir bringen die letzten Sicherheitsschlösser an.

16:00, wir dürfen unser Auto noch selbst in die Eastern Dream fahren,

17:30, die Passagiere steigen ein

19:00, wir legen ab, vor uns liegen zur ersten Etappe über 430km nach Donghae in Süd Korea das wir nach 14½ Stunden um 9:30 erreichen.

Von dort geht es dann um 14:00 weiter über 650km nach Vladivostok wo wir nach 23 Stunden Seefahrt Dank einer Stunde Zeitverschiebung um 14:00 ankommen sollen.
Wir haben 2. Klasse gebucht, bekommen sogar ein ‚4-Bett‘ Zimmer für uns alleine, aber auf diesen japanischen Schlafmatten fühlen wir uns eher wie bei ‚Camping on board‘.

Das Sonnendeck dank kühlem Nieselregen unbenutzt,

und auch wir ziehen uns bald in die Kabine zurück, verschlafen den Großteil einer recht ruhigen Überfahrt. Um 09:30 Donghae angekommen dürfen die Passagiere geordnet nach Gruppen das Schiff verlassen,

die meisten davon sind bereits zu Hause angekommen, wir paar Ausländer sind die letzten die von Bord dürfen und haben so keine Warteschlangen bei Immigration und Zoll. Wir gehen im Nieselregen durch die Stadt, vorbei an diesem Hotel mit Onsen,

an Wohngebieten,

durch eine im Sonntagsschlaf liegende Shopping Street

und (noch?) geschlossenen Restaurants.

Um 12:00 sind wir wieder zurück im Hafen, müssen uns erneut einchecken, bekommen so auch eine andere Kabine zugewiesen, gleicher Typ, auch wieder zur Alleinbenutzung, das Behalten der zuletzt benutzen Kabine war wegen japanisch-koreanisch-russischer Computerokratie oder warum auch immer unmöglich. Um 14:00 geht es weiter,

die See ist ruhig, der Wind eher kalt als frisch. Wir bleiben drinnen, stärken uns drei Mal am Tag am recht fantasielosen Buffet im Restaurant, das wir dank vor der Abfahrt warum auch immer erhaltener Coupons umsonst besuchen dürfen. Von Abwechslung haben die hier noch nichts gehört, im Wesentlichen Reis, frischer Eisbergsalat, ein Majo-basiertes Dressing, verschiedene Sorten von Kimchi =chilihaltiges koreanisches Sauerkraut, kalte!! Pommes und Mini-Bouletten, Fleischpflanzl wie wir im Süden dazu sagen neben Ketchup-Behältern, als Getränke dann noch Eiswasser, Heisswasser und ‚Orangenerfrischungsgetränk‘ – und dieses Setup steht jeweils um 7:00, 12:00 und 18:00 für etwa eine Stunde zur Verfügung.
Wir kommen pünktlich um 14:00 in Vladivostok an, die Schleppboote warten schon darauf, uns ans Ufer schieben zu dürfen,

die Passagiere sind schon ganz aufgeregt, machen zahllose Fotos – und müssen dennoch warten, den Aussteigezeit ist 15:00, vorher geht hier gar nichts.

Winken wir halt den Ortstouristen bei der Hafenrundfahrt zu,

beobachten wie die Kaimauer immer näher rückt,

schauen uns die Stadt nochmal vom Wasser aus an

und endlich kann dann wieder schön nach Gruppen sortiert das Schiff verlassen werden.

Unser Zollagent erwartet uns schon, bringt uns zum Hotel, zu ATM Maschinen, hilft uns beim Kauf der SIM Karten, wieder mal ‚full service‘.
Am nächsten Morgen werden wir um 9:15 vom Hotel abgeholt und wieder runter zum Terminal gefahren, die Fähre wird trotz Feiertag immer noch entladen

und SL3 wartet auch schon im Zollager auf uns.

Aber soooo schnell geht das hier nicht – und an einem Feiertag schon gar nicht. Wir vertrödeln erst mal gute 90 min im Terminalbereich

bevor wir um 11:00 einen Termin im Zollbüro bekommen, hier werden Passnummer mit Gesicht und eingereichten Unterlagen verglichen – und dann hat der Zoll erst mal Mittagspause, um 13:00 soll es mit der Freigabe der Fahrzeuge weitergehen, gegen 13:20 wird dann das erste Motorrad dem Besitzer übergeben

und endlich 14:20 wird auch SL3 herausgebracht,

freigegeben, wir sind wieder mobil. Jetzt mit dem Auto zum Hotel auf den Parkplatz im Hinterhof, alles wieder von RoRo auf ‚normal‘ umgeräumt und dann geht es zu Fuss ab zur Stadtbesichtigung von Einkaufsstrassen,

von schönen Gebäuden,

vom pl Bortsov Revolusii,

von noch mehr schönen Gebäuden,

von Strassen, deren Profil sehr an San Francisco erinnert,

immer steil bergauf und bergab, vorbei an einer schönen orthodoxen Kirche

und letztendlich zur Aussichtsplattform nahe der “Golden Horn Bridge’,

die ihren Namen daher hat, dass sie Erinnerungen an Istanbul zu erwecken scheint.

Der Rückweg dann über das dem Zarewitsch Nicolai gewidmete Tor,

dem Museums U-Boot, S-56 das sich 14 erfolgreicher Versenkungen rühmt,

vorbei an einigen aktiven Schiffe der Marine, die heute wegen dem Feiertag über die Toppen beflaggt sind

geht es letztendlich zurück ins Hotel, Zeit zum Ausspannen, Ausruhen, denn ab Morgen wird wieder gereist – und nach gut 2½ Jahren Linksverkehr wird ab jetzt auf der ‚richtigen‘ Strassenseite gefahren. Rechtsverkehr mit Rechtslenker, ein völlig neues Fahrvergnügen.
Unseren Versuch in Vladivostok den Morgenmarkt zu besuchen brechen wir nach 90 min vergeblicher Parkplatzsuche ab – gestern am Feiertag war der Markt geschlossen, da gab es freie Parkplätze in Hülle und Fülle – und verlassen die Stadt Richtung Norden. Auf einer niedrigen Brücke (Causeway) quer über einen See,

Hügel rauf

und Hügel runter

vorbei an zahllosen Verkaufsständen an denen derzeit vor allem Erdbeeren und neue Kartoffeln angeboten werden

und durch zwei Baustellen erreichen wir ein Kohleabbaugebiet mit rauchenden Schloten.

Hier wird noch auf ‘die gute alte Art’ Strom erzeugt.

Nach 500km ist unser Tagessoll erfüllt, wir finden einen SP an einem Roadhouse

zusammen mit 5 weiteren LKW’s die alle spätestens nach 1 min ihren Motor abstellen, welch heilige Ruhe, das Land wird uns von Minute zu Minute sympathischer, nur leider erfüllen die Latrinen-Toiletten hier bei weitem nicht den Japanischen Standard, es ist eben nichts perfekt auf dieser Welt.
Wir fahren weiter über Land auf der A370, Bauernhäuser und Bauerngärten säumen den Strassenrand,

Direktvermarkter verkaufen am Strassenrand vor Ihren Häusern eimerchenweise ‚Frische Erdbeeren‘.

Wir erreichen Khabarovsk, durchqueren den Dinamo Park

und gehen dann auf der Murvyova-Armurskogo, der Hauptgeschäftstraße entlang Richtung Fluss,

kommen so an zahlreichen Designer-Marken-Läden vorbei, am Theater,

am Pushkin Square

mit seinem beeindruckenden Springbrunnen,

an alten Gebäuden,

dem Pioneer House,

können den Kwass natürlich nicht unprobiert lassen,

durchstreifen kurz diese Micro Brauerei mit angeschlossener Bierhalle,

aber da wir heute noch weiterfahren wollen (müssen) bleibt es leider bei der visuellen Kostprobe, lernen, dass man auch mit einem Rentier Geld verdienen kann,

machen noch ein paar Fotos von der Kirche drunten am Fluss

und von der droben beim Kriegerdenkmal

bevor wir zum Auto zurückgehen um dann noch etliche km auf der P-297 bis zu einem SP etwa 20km vor Birobidzhan fahren.

Birobidzhan, eine jüdischen Enklave

mitten im Fernen Osten, einst als Projekt geplant Juden aus aller Welt eine Heimat hier zu bieten, aber die trostlosen unkultivierten Sümpfe schreckten doch sehr viele der Neuankömmling ab. Wir gehen runter zum Bira River mit seiner schön angelegten Promenade,

erweisen der Lenin Statue unsere Referenz,

kaufen etwas frisches Rauchfleisch und Wurstwaren auf dem lokalen (Bauern-)Markt direkt am Culture Center,

durchstreifen dann die FuZo in Verlängerung der Sholom-Aleykhema Street

und stehen dann vor den Sholom-Aleykhema gewidmeten Denkmal, in Würdigung seiner Geschichten aus der Stadt, der Umgebung, die dann um 1970?? als Grundlage für das Musical Anatevka / Fiddler on the Roof dienten. (Wenn ich einmal reich wär, larafididididei,…)

Noch schnell vorbei am Kulturtempel, der Symphonie Music Hall

und einer fantastischen, im Blockhaus Stil erbauten orthodoxen Kirche

verlassen wir die Stadt auf der P-297

kommen noch an diesem Strassenbauerinnerungsdenkmal (oder was auch immer das sein soll) vorbei

und biegen dann auf die 10k-022 ab. Bereits am ersten Bahnübergang lernen wir, dass hier neben Schranken auch noch aus dem Boden auftauchende Stahlplatten der Verkehrssicherung dienen

und, dass der Eisenbahn-Rangierbetrieb deutlich wichtiger ist als der Strassenverkehr. Stehen wir doch gute 20 min hier rum, dürfen der Lok beim mehrmaligen überqueren der Strasse unsere Bewunderung zollen um dann auf einer sehr abgelegenen, rumpligen Strasse weiterzufahren.

Noch schnell das Stillleben Bauernhaus mit Vorgartenkuh fotografiert,

bevor wir etwa 50 km vor Blagoveshchensk einen netten, absolut ruhigen SP vor einem Kafe entdecken.
In der Nacht setzt (wieder einmal) Regen ein, der auch fast den ganzen Tag über anhält, mal schwächer, mal stärker, vor 18:00 hatten wir allenfalls mal 5 trockene Minuten.
Wir fahren weiter nach Blagoveshchensk, der asiatischten Stadt Russlands, nur durch den Amur von Heihe in China getrennt, bei strömenden Regen gemachte Bilder vom Asia Hotel,

der Lenin Statue im gleichnamigen Park,

dem Triumph??-Bogen mit Blick nach China

und noch ein Blick über den Amur nach Heihe(=Black River) City, ganz im Norden der Provinz Heilongjiang (der ehemaligen Mandschurei) in China gelegen.

Genug von den kalten, nassen Füssen, wir kürzen unseren Besuch hier drastisch ab und fahren weiter, sehen alte Holzhäuser am Strassenrand,

ein Wegweiser mit nur noch 1365km bis zur nächsten größeren Stadt Chita (bei knapp 2000km haben wir angefangen)

endlich ein Lichtstreifen am Horizon

und so beenden wir den Tag halbwegs trocken kurz vor der Abzweigung nach Tynda, einem der wichtigsten Städte an der BAM (Baikal-Amur-Magistrale) Eisenbahnlinie.
Am Morgen die Sonne scheint, es geht weiter, aber wegen einem Eisenbahnmuseum 150km (einfach) nach Tynda zu fahren ersparen wir uns, wir bleiben auf der P-297,

liegen doch auch so noch 1.000km bis Chita vor uns, von denen die ersten 600km erst mal wieder im Sumpfland, im Wald verlaufen.

Sumpfland, sind Moore, meist grün, gelegentlich spiegelt sich das Wasser in kleinen See, Laken. Wald ist hier Birkenwald, Kiefernwald oder Birken/Kiefern-Gemischt Wald, wobei das Alter, die Höhe der Bäume von Datum des letzten Waldbrandes

oder der letzten Abholzaktion bestimmt wird, so zwischen Kniehoch und gut 5m ist das Standardmass, höhere Bäume werden i.A. vom Wind oder der Schneelast geknickt. Nach 600km ändert sich die Landschaft schlagartig, wir sind im Mongolischen??-Grasland angekommen,

kleine Dörfer,

glückliche Kühe, fröhliche Schweine am Strassenrand, aber schon nach gut 150km das alte Bild, wir fahren wieder durch den Wald und damit es der Sonne beim Strahlen nicht zu langweilig wird, setzt gelegentlicher (Stark-)Regen ein, grrrr… 100km vor Chita finden wir einen SP bei einem Kafe am Strassenrand und da wir heute ja völlig unbemerkt Irgendwo im Nirgendwo die Grenze zur Region Chitinskaya und damit zu Ost Sibirien überquert haben schliessen wir dieses Kapitel hier ab, ab Morgen geht es dann mit „Ost Sibirien“ weiter.

© Anja & Wolfgang, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nochmals 3 Monate Australien, dann während unser Auto nach Japan verschifft per Flug, Bus und Boot durch Kambodscha und Vietnam. Mit dem Auto durch 4 Monate durch Japan, weiter nach Russland und dann auf den üblichen Umwegen durch Kasachstan, Kirghistan, Tajikistan, Richtung Westen, um nach 340 Tagen, 56.000km) dann Mitte Oktober in Deutschland anzukommen.
Details:
Aufbruch: 12.11.2017
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 15.10.2018
Reiseziele: Australien
Malaysia
Kambodscha
Vietnam
Japan
Russland / Russische Föderation
Kasachstan
Kirgisistan
Tadschikistan
Estland
Lettland
Litauen
Polen
Tschechische Republik
Slowakei
Österreich
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.