Unsere Reise geht weiter, auf dem "Landweg" von Australien nach Europa

Reisezeit: November 2017 - Oktober 2018  |  von Anja & Wolfgang

Japan von 19.02. bis 09.06.2018 14900km

Japan Zusammenfassung:

Über die japanische Höflichkeit und die japanischen Toiletten mit Sitzheizung und Warnwasserdusche des Rektums sind schon Bände geschrieben worden, glaubt einfach, was ihr da lest, es ist hier einfach so. Fast auf jedem noch so abgelegenen Parkplatz ist der WC Sitz beheizt, …

Nur um diesen zu erreichen, irgendeinen Ort hier zu erreichen, braucht man unheimlich viel Geduld,
- die allgemein, aus ‚Umweltschutzgründen‘ verordnete Überland-Schleich-Geschwindigkeit ist 40km/h, nur gelegentlich werden 50km/h zugelassen und Raserei mit 60km/h wird allenfalls auf sehr kurzen, geraden, überbreiten Strassenabschnitten geduldet,
- oder sehr, sehr viel freies Geld in der Reisekasse, denn die gebührenpflichtigen Autobahnen auf denen man Ampel-los 70 / teils sogar 80km/h schnell fahren darf sind mit JPY 25/km relativ teuer (etwa, 1 Euro pro 5km!!).
Zu den teils recht stolzen Eintrittspreisen, JPY 500 sind so der Regelfall, sind es die Parkgebühren hier, die ein weiteres Loch in die Reisekasse fressen. 100JPY/20 – 60 min, ab JPY 500/Tag sind der Normalpreis, der Höchstpreis bisher JPY 500 pro Stunde, d.h. JPY 12.000/Tag, das entspricht etwa US$120 / Tag, da ist bei US$ 40/Tag das Parken in Downtown New York ja noch echt preiswert. Eine Beschränkung (Schamgrenze??) nach oben ist keine zu erkennen, jeder der so 20qm besitzt versucht eben den maximalen Profit daraus zu schlagen und wird von der Ortsverwaltung, die von ganz, ganz wenigen Ausnahmen abgesehen natürlich keinen Anlass sieht, irgendwo Parkraum Verfügung zu stellen tatkräftig dabei unterstützt. Die wenigen Parkuhren die man hier sieht verlangen ebenfalls JPY 300/Stunde, als Autofahrer wird man eben gemolken wo es nur irgend geht.
Die Tankstellen hier dürfen Ihre Preise selbst bestimmen, Preis-unterschiede von 10-15% sind ‚normal‘, d.h. man bekommt den Diesel innerhalb von 1km teils zu JPY103, teils auch zu JPY 129. Nur wenn der Preisvergleich so einfach wäre, die riesigen digitalen Preis-Anzeigetafeln blinken mit 8888 munter vor sich hin um Aufmerksamkeit zu erzeugen, an den Zapfsäulen ist i.A. auch kein Preis zu erkennen – kann allenfalls über den Kassenautomaten abgefragt werden, dessen Bedienung, da i.A. in Japanisch, auch nicht immer ganz offensichtlich ist. Fragen ist schwierig, also fahren wir eben so lange bis wir eine der wenigen Tankstellen mit Preisanzeige finden und bei der der angebotene Preis dann noch um die JPY 110, auf Hokkaido dann um JPY 115 liegt.
Die meisten Autos hier sehen aus, als ob sie im Legoland entwickelt wurden,

klein, quadratisch, aber auch gut?? Bei einem geschätzten cw Wert von 0,99 und wie selbst gesehen

wird der Elchtest auch nicht bestanden.
Die sind auf diesen schmalen Dorf- Berg- und Reisfelddamm-Strassen natürlich unheimlich praktisch. Während wir zum Teil auf dem Fahrdamm, die ‚Strasse“ entlang zielen, in engen Kurven teils sogar zurücksetzen müssen huschen die einfach um die Ecke und stehen plötzlich vor einem,…

Die Verpackungswut hier und das Klein(st)mengen-Angebot muss man erlebt haben. Äpfel werden stückweise verkauft, genauso Tomaten, die sogar einzeln!!! in Plastikfolie verhüllt, Stangensellerie wird stangenweise, Grünspargel i.A. im Bündel von 5 Stäbchen verkauft, Kekse werden einzeln in Plastik eingeschweißt um dann in einem weiteren Umverpackungsbeutel zu versinken. Nur die Erdnüsse haben es besser, die bekommen portionsgerechte etwa 8-10 Stück fasssende Beutelchen, die dann wieder in einem riesigen, etwa 200g Inhalt fassenden Sack eingeschweißt werden, und und und…
Eines unserer größten Probleme hier ist die Müllentsorgung. Wir produzieren gezwungenermaßen etwa eine Supermarkt-Plastikeinkaufstüte voll Plastikmüll pro Tag. Nur wo wird man(n) das Zeug wieder los??? Es gibt hier KEINE!! öffentlichen Papierkörbe oder gar Mülleimer, an den Rastplätzen wird man aufgefordert den eigenen Müll wieder mitzunehmen.
Dosen und Plastikflaschen wird man an fast jedem Getränkeautomaten los, die Supermärkte nehmen nur gewaschene!!! Styropor-Schalen zurück, auf den 1,8l Tetrapacks für Sake (Reiswein) ist eine Zerlegeanleitung aufgedruckt, die kann man dann als ‚Milchkarton‘ betrachten --- aber wohin mit dem Rest?? von Zwiebelschalen bis Fischgräten????, da ist schon sehr viel Geduld und Kreativität bei der Suche nach den Haus-Müllablageplatzen gefordert, wenn man das Zeug nicht einfach der Umwelt anvertrauen will.

Es gibt hier kaum englischsprachige Dokumentation, fast das ganze (Tourist-)Info-Material ist nur auf Japanisch. Zwar sind die Wegweiser oft zweisprachig, aber Warn / Sperr / Hinweisschilder sind i.A. für mich unlesbar, eine zumindest chinesisch sprechende und lesende Beifahrerin ist hier ein deutlicher Vorteil, denn so kann meist zumindest sinngemäß verstanden werden was hier verboten werden soll.

SIM Karten für Nicht-Japaner (=Touristen) werden nur als reine!! Datenpaket-Sim Karten mit i.A. 15 Tage Laufzeit ab US$ 20 verkauft, normales Handy-Telefonieren ist damit unmöglich.
Dafür kann mittlerweile die Versorgung mit freiem WiFi als sehr gut bezeichnet werden. An (fast) allen unseren Übernachtungsplätzen hatten wir ordentliches Internet Zugang.

‚Freies Stehen‘: Hier in Japan ist es eigentlich fast problemlos, einen Stellplatz mit Toilette und weiterer Versorgungsmöglichkeit zu finden – unter Michi-No-Eki, kann man per Internet und japanischen Karten landesweit knapp 1400 Rast / SP finden. Die Idee des Free Camping ist hier verwirklicht, weitverbreitet und wird auch intensivst genutzt.

Aber genau dabei fällt wieder einmal die absolute Rücksichtslosigkeit der Japaner auf. An ein Abstellen des Motors so man an einem Parkplatz angekommen ist, scheint hier keiner zu denken. Nicht nur die Lastwagenfahrer lassen ihren Motor im Standgas nachts über durchlaufen (und NEIN, das sind nicht nur die mit Kühlaggregaten wie in den USA) auch bei vielen ‚Übernachtern‘, brummt der Motor teils 12 Stunden lang und mehr, an Umweltschutz, den CO2 Ausstoss, eventuelle CO Vergiftung, daran denkt hier keiner - und dass man damit eventuell den Nachbarn, der schon seit ein paar Stunden hier steht, gar schläft stören könnte, ihn eventuell aufweckt, das interessiert hier keinen, Hauptsache man(n)/frau hat IHRE warmen Füsse, kann das angefangene Video zu Ende betrachten ohne die Autobatterie zu belasten,…

Da die Kriechgeschwindigkeit hier sehr schnell ermüdend wirkt, versucht sich jeder irgendwie abzulenken, Texten, Spielen am Handy während der Fahrt ist die Norm, da Betrachten von Videos / Soap Operas auf den riesigen Multimedia (Navigations-) Bildschirmen, die selbst in den kleinsten Fahrzeugen verbaut sind ist die Regel, die schalten hier nicht einfach ab, sobald das Auto sich bewegt,…

Eines Nachts hatten wir Gelegenheit die neusten japanischen balz-Rituale kennen zu lernen. Irgendwann so gegen 22h triff sich eine Horde Jugendlicher Kleinkraftrad Fahrer auf einem Parkplatz, lässt ihrer Maschinen im erhöhten Standgas vor sich hinknattern und hofft, dass der Sound von irgendeinem der ‚zufällig aus dem Nichts auftauchenden Mädchen‘ attraktiv gefunden wird. So gegen Mitternacht scheint jedes Zylinderchen sein Zündkerzchen gefunden zu haben, grosse Aufbruchsstimmung, alles verschwindet irgendwohin – und wir können endlich auch ans Einschlafen denken.

Was wir ansonsten noch recht Paradox fanden:
Die meisten Toiletten sind hier mit Sitzheizung und Rektalspülanlage / Bidetfunktion ausgestattet, jedoch die wenigsten mit der zugehörigen Föhn-Trockeneinrichtung, ersatzweise wird hier wasserlösliches Toilettenpapier serviert, das sich nach dem 2tem Tropfen Wasser bereits in seine Bestandteile auflöst, Penaten-Creme lässt grüßen.

Mittlerweile scheint die Motorabschaltautomatik beim Ampelstopp Verbreitung zu finden, aber irgendwie scheint diese beim Stopp auf dem Parkplatz auszufallen, wie die vielen friedlich brummenden Motoren auf den Park/Übernachtungsplätzen beweisen.

Übertriebener? Umweltschutz und vermüllte Strände, die Paradoxen hier sind unzählig, ändern kann ich daran nichts, also hören wir hier damit einfach auf.

© Anja & Wolfgang, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nochmals 3 Monate Australien, dann während unser Auto nach Japan verschifft per Flug, Bus und Boot durch Kambodscha und Vietnam. Mit dem Auto durch 4 Monate durch Japan, weiter nach Russland und dann auf den üblichen Umwegen durch Kasachstan, Kirghistan, Tajikistan, Richtung Westen, um nach 340 Tagen, 56.000km) dann Mitte Oktober in Deutschland anzukommen.
Details:
Aufbruch: 12.11.2017
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 15.10.2018
Reiseziele: Australien
Malaysia
Kambodscha
Vietnam
Japan
Russland / Russische Föderation
Kasachstan
Kirgisistan
Tadschikistan
Estland
Lettland
Litauen
Polen
Tschechische Republik
Slowakei
Österreich
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.