Unsere Reise geht weiter, auf dem "Landweg" von Australien nach Europa

Reisezeit: November 2017 - Oktober 2018  |  von Anja & Wolfgang

Japan North von 02.05.bis 04.06.2018 6500km: Teil 1 North Honshu 02.05.-13.05.2018 1900km

Ziel: Im Zick-Zack entlang der Ostküste, die von der Tsunami einst so schwer getroffen wurde und an der die Wieder-Aufbauarbeiten, die Neu-(Er-)schaffung der Küstenlinie in vollem Gange ist. Nach Sendai zur Visa Verlängerung, nach Tono, einer Stadt in die wir uns verlieben könnten und dann über den Lake Tazawa und dem Lake Towado bis Cape Oma, von wo aus wir mit der Fähre nach Hokkaido übersetzen.

Wetter: wenig Sonne, meist Wolken oder gar Regen, < 15º, nachts >5º.

Wir fahren nach Aizuwakamatsu zur Limori-yama, der Ort an dem 1868 20 jugendliche (<18 Jahre alte) Samurai Kämpfer, die White Tigers genannt, rituellen Selbstmord (Harakiri) begingen, nachdem sie die Schlacht für verloren glaubten. Er schaut in die Ferne,

glaubt dort am Horizont die Burg seines Herren brennen zu sehen,

das war’s für ihn und seine Kampfesgenossen. Hier droben noch diese schöne hölzerne Drei-geschossige Pagode,

in deren Innern (E=JPY 400) sich eine doppelte Wendeltreppe befindet, so dass man hier aufsteigen – und ohne sich umzudrehen zu müssen, also auch ohne Gegenverkehr wieder absteigen kann (Escher lässt grüßen). Laut einer Schautafel als Holzkonstruktion einmalig weltweit, laut der direkt nebenan stehenden einmalig in Japan – uns zumindest ist auf all unseren Reisen so eine Treppenkonstruktion bisher noch nicht begegnet. Wir fahren weiter nach Kitakata, gehen dort kurz ins Sake Museum, aber da ist alles nur in Japanisch, Führung, Beschriftungen,…

In der Umgebung des Museums noch etliche gut erhaltene Kuras, mit dicken Lehmwänden erbaute Sake – Lagerhäuser.

Auf dem Bandai Plateau dann Oshiki-numa, das farbenprächtige Seen- Sumpfland. Ein bestens markierter Wanderweg führt uns über knapp 3km mal an blauen,

mal an grünen

und mal an blau-grünen Seen entlang.

Nun noch den ganzen schönen Wanderweg wieder zurück und weiter zu einem Stellplatz SW von Fukushima. In der Nacht setzen Regen und sturmartige Böen ein, ein bedrückender Tag, dem Besichtigungsprogramm angemessen.
Wir fahren Richtung Namie und erreichen so den Sperrbezirk um das KKW von Fukushima, das 2011 von einer Tsunami zerstört wurde,

im Innenbereich abgetragene Erde, schwach radioaktiver Abfall wird hier im Randbereich zwischengelagert.

Wir durchqueren Fukushima und fahren dann die Küste entlang, von den einstigen Schäden ist bei Soma eigentlich nichts mehr zu sehen, nur solche neuen Friedhöfe weisen noch darauf hin,

was hier vor ein paar Jahren vorgefallen sein muss. Unser SP von heute liegt im SW von Sendai.
Wir versuchen erneut im Sendai Immigration Office unsere Aufenthaltserlaubnis für Japan zu verlängern, aber auch dieses ist dank der ‚Golden Week‘ bis Montag geschlossen. Fahren wir halt in die Umgegend, besichtigen den Akiu Falls, 55 m hoch, 6m breit

und erklärterweise einer der 100 schönsten Wasserfälle Japans. In Tendo besichtigen wir Yamadera, einen der ‚wichtigen‘ buddhistischen Bergtempel,

begrüßen auch noch einen der 16 Mönche, die diesen Tempel einst gegründet haben,

Werfen noch einen langen Blick runter ins Tal

und ziehen uns dann auf dem SP in Tendo zurück.
Von einem Lookout ein Blick runter auf Yamagata (250.000 Ew.)

hoch zum Zao Onsen und seinem Ski-Gebiet in dem aber schon ‚Sommerpause‘ ist.

Duchs grosse Torri an der Strasse zurück nach Yamagata

und weiter zum Ginzan Onsen, am Ende einer Sackstrasse gelegen. Hier ist die Zeit stehen geblieben, wir fühlen uns 200 Jahre zurücktransformiert in die Zeit der Edo Dynastie. Ein öffentliches Thermal-Fussbad,

malerische Hotels,

es ist hier einfach traumhaft schön.

Noch weiter zum Naruko Onsen mit seinem 150 Jahre alten öffentlichen Onsen-Bad (E=JPY 150) in diesem Holzhaus,

bevor wir uns auf den SP 10km östlich von Naruko Onsen zurückziehen.
Beim Frühstück in der Umgebung laute Zisch-Geräusche, die sich dann als die Auftriebsquelle für diesen Fesselballon herausstellen,

in dem zahlungskräftige Kunden gegen JPY 1.500 endlich einmal Ballon fahren dürfen, um etwa 10m in die Höhe gehoben werden. Die Aussichtsplattform vom Gebäude nebenan, vor dem heute dieses japanisch-peruanische Duo spielt,

ist deutlich höher. Wir fahren über Land, sehen solche Reispflanzmaschinen im Einsatz

und bewundern die schnurgeraden Reihen in den frisch bepflanzten Reisfeldern.

In Ishinomaki säumen zahlreiche dieser hier erfundenen Mangatta Figur mit dem Namen Cyborg 009 den Strassenrand

und ein Besuch Mangattan Museum (E=JPY800)

ist für jeden Comic Liebhaber eigentlich ein Muss. Auf der Halbinsel Oku-Matsushima,

von der Tsunami schwer getroffen kehrt langsam wieder die Normalität, während nebenan der Ort Matsushima dank seiner Bucht relativ gut verschont wurde. Gut 100m vor diesem alten Tempel lief die Welle bereits aus,

der ganze alte Stadtkern überstand das Ereignis nahezu unbeschadet. Unser SP ist 25km nördlich von Sendai, dort das Regional Immigration Office unserem ersten Ziel morgen früh, denn wir wollen / müssen unbedingt unsere Aufenthaltserlaubnis hier verlängern lassen, Hokkaido wartet – und es gibt noch soooo viel zu sehen.
Knappe 2 Stunden vertrödeln wir im Immigration Office, im fast nebenan gelegenen Postamt müssen noch 2 Stempelmarken zu je JPY 4.000 gekauft werden und schon dürfen wir unsere neue Aufenthaltserlaubnis in Empfang nehmen. Um 30 Tage Verlängerung gebeten, 90 Tage bekommen, da wollen wir uns mal nicht beklagen.
Wir fahren die Ost-Küste entlang Richtung Norden, das Gebiet, das von der Tsunami am heftigsten getroffen wurde, in dem die meisten Opfer zu beklagen waren. Von der Zerstörung ist eigentlich nichts mehr zu sehen – nur die ganze Küste wird derzeit umgebaut, aufgeschüttet, betoniert, Tsunami ‚sicher‘ gemacht. Wir machen einen kurzen Stopp bei diesen sehenswerten Felsen,

aber ansonsten fahren wir einfach immer am Meer entlang, bis wir nahe Ofunato einen SP finden.
Wir fahren zur Geibi Gorge, wollten die eigentlich durchwandern, bis wir erfahren, dass der Zugang hier nur per Monster-Stocherkahn möglich ist. In Tübingen (Hallo Thomas),

transportieren wir per Stocherkahn so etwa 10 Personen (Freunde) den Neckar rauf und runter, hier werden ganze Busladungen mit bis zu 66 Personen per Kahn für JPY 1.600 pP den Fluss entlang geschippert.

In Hiraizumi, UNESCO Weltkulturerbe besuchen wir natürlich den Chuson-ji Tempel

(E=JPY 800pP + JPY 500 Parkgebühr) mit seiner berühmten ‚Goldenen Halle“,

bevor wir nach Tono weiterfahren. Am Ortseingang droben auf’m Berg dieser Felsklotz, der ähnlich einem Dolmengrab auf seiner Auflage ruht,

am Berg gegenüber Gohyaku-rakan, zahlreiche Buddhafiguren in herumliegende Felsenbrocken geritzt,

alte, Ur-?alte Petroglyphen,

dann wieder drunten am Fluss der ‚Match-Making‘ Unedori-sama-Shrine‘.

Binde mit der linken Hand ein rotes Bändchen um einen Zweig der umstehenden Kiefern – und du wirst die Liebe deines Lebens finden,…Am anderen Ortsende der Joken-ji Tempel und direkt nebenan der Kappa-buchi pool, der regelmäßig von schwangeren Frauen besucht wird, die reichhaltigen Milchfluss erbitten

und dementsprechend zahlreiche Stoff-Busen hinterlassen. Wir verbringen die Nacht auf dem SP in Tono.
In Kamaishi würde ein Blick aus der Nähe auf diese Buddha Statue erneut JPY 300 fürs Parken -

und weitere JPY 500pP Statuen-Bewunderungsgebühr kosten – zu viel für uns, wir beschränken uns auf einen Blick aus der Ferne, von drunten am Hafen. In Otsuchi ein kurzer Besuch am Recovery Market, einer Container-Konstruktion die kurz nach der Tsunami wertvolle Dienste leistetet,

Heute aber dank neu erbauten Einkaufszentren und Supermärkten dem Untergang geweiht ist. Unser SP heute 20km östlich von Morioka.
Heute Morgen, beim Abtrocknen der Kaffeetassen setzt ein kräftiger Regen ein, der den ganzen Tag über mehr oder weniger anhält. Wir bekommen die ganze Palette verabreicht, vom Wolkenbruch bis zum Nieselregen, Sch… Wetter eben. In Morioka, die Ruinen, die Überreste der alten Burg, ein Tempel mit einem ‚heiligen Felsen‘

und dann die Hauptattraktion der Stadt, der ‚Rock Spliting Cherry Tree‘,

ein gut 300 Jahre alter Kirschbaum, der aus einer Spalte in einem Granitfelsen gewachsen ist und all die Jahre überdauert hat, DAS Symbol für Durchhalten, Entbehrungen überstehen, …
Weiter nach Kakunodate, wo zahlreiche, gut erhaltene Häuser der Samurai entlang eines Strassenzuges sowohl von aussen,

als auch von Innen besichtigt werden können.

Dazuhin freut sich noch ein 1860 gegründeter Miso- und Sojasossen-Hersteller auf unseren (Einkaufs-)Besuch und lässt uns auch noch die mittlerweile ausgebauten Räume in seinem ehemaligen Lagerhaus besichtigen.

Am Lake Tazawa 474m tief und damit der tiefste See Japans begrüßt diese sagenumwobene Bronz-Badenixe die Besucher

und droben am Nyuto (=Nippel, Brustwarzen) Onsen, (der heisst so, da die runden Bergkegel in der Umgebung angeblich an Brüste erinnern und die rauschenden Wildbäche an Milchströme - oh heilige Fantasie), fotografieren wir ein Badehaus mit Wild-(Milch-)bach

und die im Wald immer noch rumliegenden dicken Schneemassen.

Von nun an geht es km-lang bergauf und bergab durch Schnee, der hier so ab 500m im Wald neben der Strasse eine dicke, geschlossenen Schneedecke bildet.

Zur Erinnerung, es ist Mitte Mai, wir sind hier immer noch südlich von 45º = Kroatien und ab 500m bei Aussentemperaturen von ca. 5º abseits der Sonnenhänge eine dicke Schneeschicht. Wann wird’s hier endlich Sommer??? Wir finden unseren SP heute in Kazuno.
Direkt an der Strasse diese alten Steinkreise, Stone Circles,

aber das Museum nebenan ist (noch?) geschlossen, wir bleiben unaufgeklärt, bewundern dafür diese Tulpenfelder die uns doch sehr an Holland erinnern.

Der Lake Towado, 326m tief und damit der dritt-tiefste Binnensee Japans und zugleich der größte Kratersee auf Honshu.

Die Ausflugsboote warten heute bei Kälte und Sturm vergeblich auf Passagiere,

die es eher noch vorziehen, diese 14km lange Schlucht zu durchwandern, bei den Wasserfallen mal kurze Rast einzulegen

immer schön parallel zur Strasse verläuft der Wanderweg begab,

bis dann am Ausgang der Schlucht eine Busstation erreicht wird, von der aus man wieder ‚nach oben‘ gebracht wird.

Wir, als Auto-Wanderer fahren weiter, den Berg hoch, vorbei an immer höheren Schneewänden

bis nach Sukayu zum Sukayu Onsen,

wo wir den Nachmittag in einer milchigen, 40º warmen, leicht sauren Schwefelbrühe verbringen, bevor wir wieder bergab zu unserem SP in Shichinohe fahren.
Entlang der Strasse ein Lighthouse und daneben ein Segelboot, das gerade renoviert wird,

von dem in der nebenanliegenden Markthalle tolle Fotos zu sehen sind. Hoch auf die Berge geht es fast bis zum Osorezan Lookout,

aber plötzlich ist die Strasse wegen Lawinengefahr geschlossen,

also wieder runter ins Tal zum Osorezan-bodaiji (E=JPY500), einem der drei heiligsten Plätze Japans. Das Eingangstor,

der Innenhof des Tempels,

die Master Hall.

Der Tempel ist von 8 Bergen umgeben = die Blütenblätter einer Lotusblume, rings um den Tempel befinden sich 108 heisse Quellen = die 108 Verführungen / Sünden des Buddhismus, alle vom Teufel, aus der Hölle angeheizt. Dieses völlige Abgeschiedenheit, die aus dem Boden aufsteigenden Schwefeldämpfe,

dieses Tempelchen mit den zwei Glocken ‘Move your heart’, und ‘get your wish come true’ direkt am Kratersee.

Die Symbolik hier ist unendlich, noch ein Blick runter zum Innenhof des Tempels,

der für seine Besucher noch ein paar nach Geschlechtern getrennte schlichte Badehäuser bereithält, solche Holzhütten mit Dachaufbau,

und innenliegenden Badebecken,

deren Benutzung im Tempel-Eintrittspreis enthalten ist. Können wir uns doch nicht entgehen lassen, nochmal für eine gute Stunde ab in einer höllisch heissen Schwefelbrühe, bevor wir an den SP 60km südlich von Cape Oma weiterfahren.
Am nächsten Morgen regnet es schon wieder, es wird so langsam Zeit dass wir diese Insel verlassen und auf Hokkaido unser Wetterglück versuchen. Drunten am Meer

und draussen im Meer noch ein paar seltsame Steinformationen,

bevor wir dann Cape Oma erreichen, den Epikureern wegen der berühmten Oma Thunfische bekannt,

den Geographen ans der nördlichste Punkt der Hauptinsel Honshu

und für uns Ausgangspunkt für die kürzeste Fährverbindung nach Hokkaido. Wir bezahlen JPY 14970 für die 90 min, 50km Überfahrt,

legen pünktlich um 14:10 ab und haben sogar dank WiFi an Bord noch während der Überfahrt die Gelegenheit dieses Kapitel abzuschliessen und zu veröffentlichen. Na dann, auf ein Weiterlesen in Hokkaido.

© Anja & Wolfgang, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nochmals 3 Monate Australien, dann während unser Auto nach Japan verschifft per Flug, Bus und Boot durch Kambodscha und Vietnam. Mit dem Auto durch 4 Monate durch Japan, weiter nach Russland und dann auf den üblichen Umwegen durch Kasachstan, Kirghistan, Tajikistan, Richtung Westen, um nach 340 Tagen, 56.000km) dann Mitte Oktober in Deutschland anzukommen.
Details:
Aufbruch: 12.11.2017
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 15.10.2018
Reiseziele: Australien
Malaysia
Kambodscha
Vietnam
Japan
Russland / Russische Föderation
Kasachstan
Kirgisistan
Tadschikistan
Estland
Lettland
Litauen
Polen
Tschechische Republik
Slowakei
Österreich
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.