Unsere Reise geht weiter, auf dem "Landweg" von Australien nach Europa

Reisezeit: November 2017 - Oktober 2018  |  von Anja & Wolfgang

Russland(Asia) von 11.06. bis 13.07.2018 11900km: Ost Sibirien 3 von 01.07. bis 05.07.2018 2030km

Ziel: Durch Ost Sibirien weiter Richtung Westen,
Hier von Kyzyl in der Tuva Republic, der Versuch von Khandagayty über eine ca. 400km lange 4WD Piste ins Altai bei Kosh-Agach zu fahren, müssen dann leider doch auf den (Um-) Weg von Ak-Dovurak zurück nach Abakan und weiter über Novokuznetsk in West Sibirien um endlich nach 2.200km Kosh-Agach zu erreichen.

Wetter: meisten sonnig, < 30º, jedoch unterbrochen von gelegentlich auch heftigen Regenschauern, nachts < 15º.

Am Stadtrand von Kyzyl werden wir diesmal bei strahlendem Sonnenschein vom Hirten droben auf’m Berg begrüßt,

in der Stadt noch ein kurzer Einkaufsstopp, bevor es dann auf der P-257 weiter Richtung Westen geht.

Der Mt. Khayyrakan mit seinen 1148m muss es dem Dalai Lama irgendwie angetan haben, als er ihn 1992 segnete, heute erinnern eine kleine Stupa und diese Gebetsfahnen an diesen denkwürdigen Tag.

Die Suche nach dem Mt. Syyn-Churee, der mit 200 Petroglyphen verziert sein soll brechen wir nach 20 min mangels jeglicher weiterer Beschilderung ergebnislos ab,

dafür findet unser Navi in Chadan, den 6km südlich des Ortes gelegenen Ustuu Khuree Tempel sofort. 1930 wie so viele andere erst zerstört, dann dem Verfall überlassen wurde er in den letzten Jahren wieder aufgebaut,

Innen

und Aussen bereits schön dekoriert.

Ein Modell im Tempel zeugt von grossen Plänen, die man hier hat. Es ist bereits nach 17h, der Chef der Anlage hier mit seinen Adlaten beim Rückweg vom Tempel zum Kloster

hat nichts dagegen, dass wir heute hier schlafen, na dann ‚Gute Nacht‘.
Aus der P-257 wird die 93K-02, es geht erst mal weiter Richtung Westen, vorbei an diesem Heiligen Felsen mit seinem Minitempelchen.

Die Strasse ordentlich und verkehrsarm,

so ist auch Kyzyl-Mazhalyk schnell erreicht. 8km südlich von dem Ort dann, mitten im freien Feld eine Statue von Chinggis-Khan,

irgendwann einmal aus Granit gemeisselt und hier im Nirgendwo aufgestellt.

Im Ort selbst der Lenin Square

mit Statuen dekoriert,

das Theater mit einem netten Mosaik über dem Eingangsportal

und recht viele einfache aber freistehende Wohnhäuser.

In Ak-Dovurak, der Stadt nebenan befindet (befand??) sich die welt-groesste Open Pit Asbestmine deren riesige Abraumhalden die Stadt überragen,

aber alles macht hier einen sehr geschlossenen, verlassenen Eindruck,

selbst die zahlreichen Plattenbau-Wohnsilos wirken irgendwie trostlos. Wir fahren die 80km wieder zurück bis kurz vor Chadan, um dort auf die P-257 (Enisej) Richtung Süden abzubiegen. Im Grenzgebiet zur Mongolei bereits alle paar km eine Jurte,

der Grenzübergang ist für Ausländer geschlossen, aber ein Blick ins Nachbarland aus der Ferne kann uns nicht verwehrt werden.

Bei einem kleines Kafe (unter Renovierung) am Strassenrand biegen wir nach rechts auf eine Staubstrasse (93N-22, Handagajty-Mugur-Asky) ab,

das Abenteur ‚auf einem ca. 400 km langen 4WD Track quer durch die Berge nach Kosh-Agach im Altai‘ kann beginnen. LP beschreibt diese Strecke als ‚gloriously but notorious tough truck track with many deep fords, impassable after rain‘. Nun, wo ein Truck durchkommt, da sollte i.a. auch ein Troopy durchkommen, Wasserdurchfahrten haben wir auf der Fahrt nach Cape York schon ausreichend geübt und ‚aussen herum‘ sind es gute 1500km, wir wollen es wagen. Der Piste selbst zu unserer grossen Überraschung neu mit einer Mischung aus Sand, Lehm und relativ groben und wie zahlreiche Relikte am Strassenrand zeigen, reifenmordenden Steinen neu aufgeschottert, über die zahlreichen Bäche führen jetzt ausnahmslos Brücken,

bei km 15 ein mobiler Grenzkontrollposten,

wir verursachen ca. 10 min regen Funkverkehr und dürfen dann weiterfahren mit der Auflage ‚keine Zwischenstopps, keine Abstecher‘.

Aus der Ferne grüßen uns schneebedeckte, bis zu knapp 4000 hohe Berge,

während unser höchster Pass bei 2250m liegt. Meist fahren wir jedoch Flusstäler entlang,

weidende Yaks am Strassenrand,

die letzte gross Passabfahrt, die Landschaft wirkt irgendwie surreal, wir fühlen uns irgendwie auf den Mond versetzt.

Ist das ein ehemaliger Krater, Kratersee??

die Berge scheinen mit einer dicken Schicht Vulkanasche bedeckt, Erinnerungen an St. Helena kommen auf,

wir sind drunten, mittendrin,

ein langer Blick zu diesem See drüben in der Mongolei

und dann weiter auf unserem Track dessen Belag hier dank des reichhaltig vorhandenen Sandes (Asche??) deutlich besser, glatter ist.

Der Mongun-Tayga (3976m) mit seinem Gletscher grüßt aus der Ferne,

hier noch ein romantischer Picknick Platz am Bach

und schon sind wir in Mugur-Aksy, das Dorf wirkt wie eine Oase im Nirgendwo,

droben in einem Bergtal, mindestens 50km zum nächsten Ort leben hier ein paar hundert Leute, neue Häuser sind am entstehen, eine Tankstelle an der wir schlafen dürfen, die erste Hälfte dieses Tracks (140km) absolut einfach in knapp 4 Stunden geschafft.
Am nächsten Morgen fahren wir frohgemut weiter, verlassen Mugur-Aksy,

Navi, Steinpyramiden und solche Wegzeichen

weisen uns (noch) den Weg. Die Piste verwandelt sich zu Fahrspuren im Grasland,

schneebedeckte Berge grüßen aus der Ferne.

Eine Art Wegweiser bringt uns zu dieser Brücke über den Fluss,

doch der Weg drüben endet an einer Felswand, ob da mal eine Jurte stand? Also wieder zurück und statt Wegweisern nun weiter dem Navi folgend Flussaufwärts gefahren, diesen kleinen Zufluss überquert

und dann will unser Navi den Fluss Kargy an einer Stelle überqueren, an der sich keine Furt mehr befindet. Ehemalig Zufahrtsspuren sind zwar noch erkennbar,

aber hier rüber bei mindesten 1,5m Wassertiefe und starker Strömung geht definitiv nicht. Wir suchen flussauf und flussab, nichts zu finden. Zum Glück kommt einer der Nomaden in seinem Kamaz-Kleinbus vorbei, wir erklären ihm wohin wir wollen (Kosh-Agach), er meint sowas wie ‚ist aber weit‘ und winkt uns ihm zu folgen. Des Rätsels Lösung, die neue Furt über den Kargy befindet sich gute 10km flussaufwärts,

ganz einfach zu befahren durch nur etwa 30cm hohes Wasser. Wir sind drüben, der Nomade weist uns noch den Weg, geradeaus, bergauf und zieht seiner Wege. Noch ein kurzer Blick zurück auf die Furt

und dann geht es gleich mal steil Bergauf.

Droben findet unser Navi den alten Weg wieder und so wird uns die Entscheidung welche der vielen Fahrspuren zu nehmen relativ leicht gemacht – die meistbefahrene in der vom Navi vorgeschlagenen Richtung.

Es folgt ein munteres rauf und runter,

bis wir dann auf etwa 2575m, den Lake Khindikig Khoen erreichen.

Gute 50km von den 180km sind schon geschafft, aber jetzt sieht der Weg so aus, gut 20 parallel verlaufende Spuren durch ein feuchtes, sumpfiges Wiesengelände

und es kommt, wie es kommen muss, we got bogged, wir stecken fest.

Erst mal 3 Stunden freischaufeln, sowas wie Torfstechen in 2500m Höhe, dann den Schleppgurt um einen der glücklicherweise sich in der Nähe befindlichen Felsen gelegt und SL3 mit der Winde rausgezogen. Endlich wissen wir, wozu wir vor 2 Jahren das ganze Geld inverstiert haben und das Zeug seither unbenutzt rumfahren. Hier steckten wir drin – im Bild links im oberen dritte unser Rettungsanker, die zwei kleinen Felsen -

und wie / wo geht es jetzt weiter?

Irgendwie sieht das Ganze nicht vertrauenserweckend aus, Trucks kommen hier definitiv keine vorbei / durch, klare Spuren von Vorgängern sind keine mehr zu erkennen – und wenn beim nächsten mal feststecken nicht nochmals so ein kleiner praktischer Felsen rumsteht, was dann, wie kämen wir hier jemals wieder raus???
Schweren Herzens beschliessen wir, diese Fahrt abzubrechen und den 2.200km langen Weg in Kauf zu nehmen um Kosh-Agach zu erreichen. Das Bergpanorama hier immer noch wunderschön

und dass in einigen Kehren des Kargy immer noch meterdicker Schnee liegt, können wir jetzt, von der anderen Seite kommend auch noch erkennen,

ansonsten fahren wir eben die ganze Strecke bis Chadan non-Stopp zurück, die Grenzposten haben sich bereits zur Ruhe gesetzt und wir übernachten wie gehabt am Ustuu Khuree Tempel.
Am nächsten Morgen dann geht es auf ja schon bekannter Strasse nach Ak-Dovurak und dann auf der 95N-212 Richtung Nord Osten eine Schlucht entlang,

hinter einer scharfen Kurve droben auf einem kleine Pass diese ‚Gedenksteine‘,

dann stetig Bergauf

bis wir droben an einem Pass auf 2214m einer Schamanin bei ‘ihrer Tätigkeit’ zusehen können,

Es geht wieder Bergab und dann,

drunten im Tal kommt uns der Köllner ‚Lukimog‘ entgegen, hat vorne einen ‚schleichenden Platten‘, wohl wieder mal ein Schlauch ausgerieben und sucht verzweifelt nach der nächsten Ortschaft zum Reifenwechsel. Auf unsere enttäuschende Auskunft: ‚über die nächsten 70km kommt da nix‘ wird der Reifen gleich an Ort und Stelle gewechselt, SL3 dient gleich mal als Hebebühne bei der Demontage des 90 kg schweren Ersatzreifens, der da ganz droben am Aufbau hängt,… also so ganz durchdacht sind diese Expeditionskisten offensichtlich auch nicht,… Eine gute Stunde später, der Reifen ist gewechselt, unsere Wege trennen sich, wir fahren weiter Richtung Norden, suchen vergeblich nach einem vernünftigen Stellplatz und landen schliesslich bei bereits wohlbekannten Roadhouse nahe Abakan. Der Wirt freut sich uns wiederzusehen und dazu noch so ein Sonnenuntergang.

Wir tanken randvoll, gönnen SL3 Hochdruckreiniger und Schaumbad, gehen endlich wieder mal in einen Supermarkt zum Einkaufen und fahren dann weiter auf der bereits bekannten P-257 ca. 200km Richtung Norden, treffen erneut auf das Krasnoyarsk Reservoir

und biegen hinter Novosyolovo auf die Nebenstrasse 04K-032 Richtung Westen ab. Von nun an meist durch Ackerland,

ab und zu mal eine kleine Ortschaft mit einer netten Kirche,

mal eine (Industrie-)Kleinstadt wie Sharypovo, dominiert von solchen Plattenbauten,

dann bei Dubinimo, an einem Stausee gelegen, dieses riesige stillliegende Kraftwerk, dem die Kohle per Förderbändern angeliefert wurde – da scheinen Kohlegruben in der Nähe zu sein,

ob die ganze Anlage derzeit demontiert oder nur repariert wird war für uns zumindest nicht zu erkennen. Gleich dahinter, Schluss mit lustig, die Strasse, jetzt 04K-945 wird feucht, ist auf die nächsten 40km ungeteert, die Reinigung von SL3 heute Morgen hätten wir uns sparen können. Der Stolz der Dörfchen hier, diese prächtig renovierten Kirchen,

Feierabendstimmung, alle gehen nach Hause

und auch wir finden einen netten SP an einer Tankstelle mit preiswertem Diesel und Free Wifi. Wir haben mittlerweile etwa die Hälfte der Strecke zwischen Abakan und Novokuznetsk zurückgelegt und sind so in West Sibirien gelandet, also weiter im Text in einem neuen Kapitel.

© Anja & Wolfgang, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nochmals 3 Monate Australien, dann während unser Auto nach Japan verschifft per Flug, Bus und Boot durch Kambodscha und Vietnam. Mit dem Auto durch 4 Monate durch Japan, weiter nach Russland und dann auf den üblichen Umwegen durch Kasachstan, Kirghistan, Tajikistan, Richtung Westen, um nach 340 Tagen, 56.000km) dann Mitte Oktober in Deutschland anzukommen.
Details:
Aufbruch: 12.11.2017
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 15.10.2018
Reiseziele: Australien
Malaysia
Kambodscha
Vietnam
Japan
Russland / Russische Föderation
Kasachstan
Kirgisistan
Tadschikistan
Estland
Lettland
Litauen
Polen
Tschechische Republik
Slowakei
Österreich
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.