Red Rock Crazy - Abenteuer im Südweste der USA

Reisezeit: April / Mai 2006  |  von Markus Keune

24.04. D'dorf - Las Vegas - St.George

Um 4 Uhr beginnt der Tag, aber was tut man nicht alles für seinen Urlaub. Ob Silke schon in Las Vegas angekommen ist? Silke hört im usa-reise.de Forum auf den Namen Westernlady und ist bereits einen Tag vor mir und Horst (Easy Going), den ich auf seiner Tour begleiten werde, nach Las Vegas gestartet. Dort dürfte es jetzt etwa 20 Uhr sein, also nehme ich mal an, sie hat es geschafft. Die Glückliche. Mir steht die ewige Warterei noch bevor. Ich mag gar nicht daran denken. Aber was tut man nicht alles für seinen Urlaub.

Wie ich zu diesem Urlaub gekommen bin, ist auch noch ein paar Zeilen wert. Horst fragte mich vor einigen Wochen, ob ich Lust hätte, ihn in den Südwesten der USA zu begleiten. Zu teuer und zu staubig waren meine ersten Gedanken und ich lehnte zunächst ab und schmiedete meine eigenen Urlaubspläne, vielleicht in die Schweiz zu fahren. Zwei Wochen vor Abflug packte mich aber doch noch die Neugierde und ich hakte einmal nach, was er denn eigentlich alles vorhat. Der Plan war wirklich sehr verlockend und so mobilisierte ich meine letzten Notgroschen und buchte 13 Tage vor Abflug einen Flug nach Las Vegas. Was tut man nicht alles für seinen Urlaub. Meine Reisevorbereitungen waren damit abgeschlossen. Es war, als ob ich eine geführte Tour gebucht hätte, denn im Prinzip beruht die gesamte Route auf Horst's Ausarbeitungen, aber diesmal sollte es eine geführte Tour werden, die absolut einmalig ist. Wir werden Gegenden besuchen, die mit Sicherheit kein Pauschalreisender jemals zu Gesicht bekommen würde. Da hin zu kommen wird nicht immer einfach sein, aber was tut man nicht alles für seinen Urlaub.

Genug geschwafelt, es wird Zeit, meinen Zug Richtung Frankfurt zu nehmen. Dieses Mal habe ich keinen Sitzplatz reserviert, denn ich bekäme sicher wieder nur einen auf der dem Rhein abgewandten Seite. Ich habe Glück, in Köln wird ein Platz auf der richtigen Seite in Fahrtrichtung frei, der laut Reservierungsanzeige nicht vor Frankfurt wieder belegt sein würde.

Als wir in Koblenz die Mosel überqueren, schickt die Sonne die ersten Sonnenstrahlen zur Erde. Ich mache mein obligatorisches Foto vom Loreley-Felsen, wo ich jedes Mal hoffe, es diesmal besser zu erwischen, und treffe mich mit Horst am Frankfurter Flughafenbahnhof, wo wir uns vor unserer Weltreise erstmal auf Weltreise durch den Airport begeben. Endlich erreichen wir den Check-In Schalter von US Airways, wo unser aufgegebenes Gepäck gründlich kontrolliert wird und wir zum Thema Sicherheit ausgefragt werden. Fehlt nur noch der Spruch "Was Sie jetzt sagen, kann und wird vor dem (Flugzeugmittags-)Gericht gegen Sie verwendet."
So langsam verstehe ich auch, warum man zu internationalen Flügen 3 Stunden vorher einchecken soll. Wie viel Zeit die Sicherheitschecks und die langen Wege in Anspruch nehmen. Wir haben gerade unsere Landkarten am Gate ausgebreitet und machen sicherlich die restlichen Fluggäste neidisch, als wir uns lautstark über unser bevorstehendes Programm unterhalten, da müssen wir den gemütlichen Bereich auch wieder verlassen, nur um unsere Bordkarten vorzuzeigen, um uns anschließend auf dieselben Plätze wieder niederzulassen. Was für eine Beschäftigungstherapie. Aber was tut man nicht alles für seinen Urlaub.

Endlich dürfen wir an Bord, aber warum werde ich nur das Gefühl nicht los, Horst hat ein paar Zentimeter mehr Abstand zu seinem Vordermann? Vielleicht bezahlt er deshalb auch 2 Euro mehr für diesen Flug. Aber was tut man nicht alles für seinen Urlaub.
Sehr angenehm ist auch das Inseat-Entertainment-System. Man braucht sich nicht mehr den Kopf zum wer weiß wo angebrachten Bildschirm zu verdrehen, kann seinen eigenen Kanal wählen und - für mich ganz neu - ich kann auch selbst bestimmen, wann mein Film starten soll. Einziger Wehrmutstropfen: Die Kopfhörer mit den zwei Steckern müsste man für 5$ erwerben. Das sehe ich nicht ein und schaffe es, durch geschickte Stellung, meinen eigenen Einstecker-Kopfhörer so einzustöpseln, dass ich beide Ohren gleichzeitig mit Geräuschen verwöhnen kann. Einzig mein Sitznachbar (einer muss ja schuld sein) unterbricht gelegentlich durch seine Bewegungen mein Surround-System, aber er hat selbst Riesenpech, denn sein Bildschirm zeigt nicht mehr als ein dezentes schwarz. Und wie oft er auch die Stewardessen ruft, sie bekommen das Teil nicht in Gang. Absolut frustrierend, wenn man die schier endlosen 8 Stunden nicht durch Fernsehen überbrücken kann. Weiter will ich gar nicht denken. Da kommen nochmal 5,5 Stunden Flugzeit auf uns zu, nachdem wir in Philadelphia umgestiegen sind. Ich kann die Leute einfach nicht verstehen, die hierin einen Vorteil sehen, in USA umzusteigen. Mir sind die ellenlangen Flüge von über 11 Stunden lieber. Wenn die vorbei sind, dann bin ich wenigstens endlich am Ziel. Aber was tut man nicht alles für seinen Urlaub.

Ein weiterer Programmpunkt, um sich die Zeit zu vertreiben, ist das beliebte Ausfüllen der Einreiseformulare. Beim letzten Mal (USA-Besuch Nr.6) hatte ich es zum ersten Mal geschafft, diese widerspenstigen Biester auf Anhieb korrekt auszufüllen. Und als ich mit dieser Geschichte so richtig prahlen wollte, passiert mir auch gleich wieder ein Fehler. Horst ist dagegen etwas schneller mit dem Ausfüllen fertig, was sich erklärt, als er vor den Einwanderungsbeamten tritt: Er hat doch glatt vergessen, den Teil auszufüllen, der später in seinen Pass eingeheftet wird, und zwar, weil dieser beim Austeilen des Formulars nach hinten umgeklappt war.

Bevor wir zu unserem nächsten Gate dürfen, müssen wir unsere Koffer abholen und persönlich durch den Zoll tragen. Eine einzige Witzgeschichte, denn bei den meisten Reisenden interessiert sich niemand um die unhandlichen Gepäckstücke, die wir kurz darauf wieder abgeben dürfen. Es kostet nur Zeit, denn unsere Koffer sind unter den letzten, die auf dem Band erscheinen. Kein Wunder, denn so früh wie wir eingecheckt hatten, waren unsere auch die ersten Koffer in der Maschine irgendwo in der hintersten Ecke.

Einreise geschafft, Zoll passiert - ich kann es aber kaum glauben, wieder in den USA zu sein. Ich war doch erst vor einem halben Jahr in diesem großartigen Land gewesen. Das kommt mir vor wie gestern.
Und da ich so knapp vor Abflug gebucht hatte, hatte ich nicht einmal richtig Zeit, eine anständige Vorfreude aufzubauen. Umso mehr kann ich mein Glück kaum fassen, wieder hier zu sein.

Die verbleibende Zeit bis zum Weiterflug würde ich gerne mit Internet-Surfen verbringen, denn gerade jetzt müsste der usa-reise.de Chat laufen, doch die Telefone mit der vielversprechenden Tastatur lassen sich irgendwie nicht mit dem World-Wide-Web verbinden. Gemeinheit!
Im nächsten Flieger sitzen wir relativ weit vorne. 3 Reihen vor uns können wir neidisch auf die Passagiere der ersten Klasse blicken, die schon vor Abflug mit Getränken von ihrem Privatsteward versorgt werden. Der Flug ist nicht komplett ausgebucht und neben uns ist noch reichlich Platz frei, doch just bevor wir vom Gate wegrollen, kommen noch genau die Personen, die uns ein Langlegen in unseren Reihen verhindern. Trösten kann ich mich nur noch damit, dass der Platz vor mir frei geblieben ist und ich so nicht zu befürchten habe, dass es wieder jemand mit seinem Sitz auf meine Knie abgesehen hat.

Nach Abflug werden unsere Getränkewünsche entgegen genommen und eine winzige Packung Brezel verteilt. Das sollte aber auch das letzte gewesen sein, was uns ohne zusätzliche Kosten serviert wird. Die goldenen Zeiten, wo man noch anständig mit Speis und Trank versorgt wurde, sind längst vorbei.
Sobald wir dieses Flugzeug verlassen haben, bietet uns schon die Gelegenheit, arm zu werden, was uns andererseits unmissverständlich klar macht, wo wir gelandet sind: Wir sehen eine Reihe einarmiger Banditen, hören das typische Kasinogedudel und wissen, wir sind in Las Vegas, Nevada. Mein Koffer ist diesmal der zweite, der vom Band aus dem Untergrund hinaufgewuchtet wird, nachdem dieses am Ende der Welt endlich angelaufen ist. "Mein Koffer ist da, wir können gehen", rufe ich voller Tatendrang, aber höflicherweise warte ich dann doch noch auf Horst und seinen zwei Gepäckstücken.

An der Autovermietstation von Alamo schlagen wir recht schnell auf und die Anzahl der Mietarbeiter erlaubt es, dass wir sofort an der Reihe sind. Ich freue mich, dass wir so schnell aus Las Vegas rauskommen werden, denn unser Etappenziel heißt St. George, Utah, und ich bin schon ziemlich müde.
Hier begegne ich zum ersten Mal der sogenannten Choice-Line, wo man sich aus der gebuchten Kategorie auf dem Parkplatz einfach sein Lieblingsauto aussuchen darf. Wir hatten uns vorgenommen, entweder einen Grand Cherokee oder einen Chevrolet Trailblazer zu nehmen, aber da überhaupt zwischen den ganzen Buicks nur ein einziger Trailblazer geparkt steht, ist unsere Wahl schnell getroffen. Leider ist er schneeweiß, was ich nicht so gerne habe, aber das werden wir demnächst schnell ändern.
Wir testen direkt mal alle Lampen durch und auch die Fähigkeit, den Trailblazer in ein kleines Hotel zu verwandeln, was uns sehr zusagt. Das einzige, was wir aber wirklich noch wissen wollen, wie kommt man ans Reserverad heran? Das würden wir lieber hier als irgendwo in der Wildnis bei 35° klären, doch überfordert das die Mitarbeiter erheblich. Wir bekommen Aussagen wie "Das wird nie nötig sein. Wenn's Probleme gibt, ruft uns an" bis zu "einfach an der Schraube drehen, dann fällt das Rad runter", doch diese Schraube lässt sich so einfach nicht bewegen.
Wir wollen schon fast vom Hof fahren, da bringt endlich jemand Licht in die Dunkelheit (indem er einen weiteren Mietwagen mit eingeschalteten Fernlicht hinter uns parkt) und uns erklärt, man müsse die Stangen, die unter dem Hintersitz versteckt sind, geschickt zusammenstecken und von hinten durch ein Loch im Kofferraum auf eine verborgene Schraube richten und siehe da, das Reserverad bewegt sich. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Aber was tut man nicht alles... - ok, ihr seid im Bilde.

Leider kommen wir so nicht mehr im hellen aus Las Vegas heraus, aber immerhin um Mechanikerkenntnisse reicher, die uns im Fall der Fälle weiterhelfen könnten. Ich filme im Dunkeln die Skyline von Las Vegas, als wir auf der I-15 an der Stadt vorbeifahren. Ich freue mich schon auf morgen, wo wir uns so richtig vom Teer verabschieden wollen. Wir haben bereits heute 4 US-Bundesstaaten besucht und 3 mal die Zeitzone gewechselt. So langsam weiß weder ich, noch mein Körper, wie spät wir es denn nun wirklich haben.
Silke wird es sich um diese Zeit wahrscheinlich schon in ihrem zweiten Hotel gemütlich machen nach einem hoffentlich schönen ersten Urlaubstag, wohingegen Christian (MickyMcBenz) jetzt in etwa in Deutschland zu seinem Flug nach Las Vegas starten müsste. Zur Zeit ist wirklich das gesamte Forum unterwegs, worauf ich nachher noch ein paar Mal eingehen werde.

Übernachtung: Motel 6 - St.George, UT
Bewertung: durchschnittlich

© Markus Keune, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Für viele ist das Größte am Südwesten der USA der Grand Canyon, das Monument Valley oder die aufregende Stadt Las Vegas. All das haben wir auf unserer diesjährigen Tour mehr oder weniger links liegen gelassen. Wir wollten die kleineren Sehenswürdigkeiten erforschen, die unbekannten Highlights. Der Weg dorthin war nicht immer einfach und so kam zum Entdeckergeist auch eine gehörige Portion Abenteuer hinzu. Täglich waren wir auch abseits der Straßen unterwegs.
Details:
Aufbruch: 24.04.2006
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 11.05.2006
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Markus Keune berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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