Fahrradtour durch Indochina 2006

Reisezeit: Juli - September 2006  |  von Andre Schoch

Kambodscha - 16 Tage im Reich der Khmer: Kratie- bröckelnde Kolonialbauten und Delfine

30. Tag 11.8. 40 km Stung Treng (--Kratie)

Da ich der Straße nach Kratie -zu Recht wie sich herausstellen sollte - nicht richtig über den Weg traute, wollten wir eigentlich die Passagierfähre den Mekong herunter nehmen. Dieser Service wurde aber im letzten Jahr eingestellt, da der Bus inzwischen schneller ist, und billiger sowieso. Schade eigentlich, der Boottrip wäre sicherlich sehr schön gewesen. Nun nahmen wir eben den Bus, der sich VIP Bus nannte, aber im Prinzip war es ein gewöhnlicher ac-Bus, für Kambodscha aber durchaus komfortabel. Die Fahrt kostete 5 $ (+ 5 $ für den Fahrradtransport die im Gang untergebracht wurden) und dauerte überraschenderweise nur zweieinhalb Stunden. Große Teile der Straße sind schon fertig, aber die noch nicht geschotterten und gepressten Abschnitte sind im Moment wirklich in katastrophalem Zustand und daher war es eine gute Entscheidung nicht mit dem Fahrrad zu fahren, schon gar nicht 150 Kilometer. In zwei, drei Jahren ist das aber sicherlich eine schöne Strecke. Wir kamen in Kratie bereits um 10:00 Uhr morgens an und nahmen ein Zimmer im brandneuen Oudom Sambath Hotel, zentral an der Uferstraße gelegen. Das Zimmer lag ganz oben auf der Dachterrasse, von der man wunderbare Blicke auf den Mekong hatte. Die Ausstattung war einwandfrei, modern und sauber mit ac, TV und großem Bad mit Warmwasserdusche. Ein guter Deal für 12 $.

Kratie ist eine attraktive Provinzstadt mit zahlreichen übriggebliebenen Bauten aus der Kolonialzeit und schönen Holzvillen, die für diese Region charakteristisch sind. Auf der touristischen Landkarte ist der Ort jedoch auf Grund der Irrawaddy Delfine, die sich nördlich der Stadt im Fluss tummeln. Leider ist das Ganze inzwischen eine ziemliche Touristenfalle und es wird kräftig abkassiert (2 $ für Ausländer nur für das Recht ein Boot zu den Delfinen nehmen zu dürfen!! - und dann noch 5 $ p.P. für den kurzen Trip). Und so wie ich Kambodscha kenne kommt das Geld sicherlich nicht den Delfinen zugute. Ich hatte ja bereits in Laos das Glück diese netten Zeitgenossen zu beobachten, so dass ich es verschmerzen konnte diesmal darauf zu verzichten, jede Abzocke muss man nicht mitmachen.

Der Weg auf dem kleinen, holprigen Ufersträßchen (Highway 7) ist allerdings allein schon sehr lohnenswert, vor allem mit dem Fahrrad. Es geht durch unfassbar pittoreske Dörfer mit grüßenden Einheimischen, vorbei an wunderschönen Holzvillen und einfachen Hütten unter Kokospalmen und Bananenbäumen. Hier könnte man auf 20 Kilometern eine ganze Speicherkarte füllen, bei so vielen klischeehaft schönen Motiven.

Kulinarisch sieht es in Kratie noch ein wenig dürftig aus. In den zwei Backpacker Guesthouses der Stadt gibt es Traveler-Food zu leicht überhöhten Preisen - sehr gutes im Star GH, sehr schlechtes im You Hong GH - und man sitzt wohl am bequemsten auf Korbstühlen mit Polstern. Die Auswahl an einheimischen Lokalen ist nicht sehr groß, daher probierten wir zum Abendessen das Pencheth Restaurant, das zum beliebtesten Hotel der Stadt gehört, dem Santepheap an der Uferstraße. Diese Entscheidung erwies sich als Volltreffer. Vom Ambiente her zwar alles andere als ansprechend, genügte die Küche höchsten Ansprüchen. Sowohl der Salat von rohem, mariniertem Fisch, als auch das rohe marinierte Rindfleisch waren absolut deliziös (je 8000r), und auch die hiesige Interpretation von Amok (von dem es unzählige Zubereitungsarten zu geben scheint) war äußerst schmackhaft mit schön festem Fisch in Kokosnuss-Erdnusssauce. Hier war das Essen seinen Preis mehr als Wert, schade um die Atmosphäre, oder besser gesagt das Fehlen eben jener.

© Andre Schoch, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Father&Son Zweimonatige Radtour - 5000km von Bangkok nach Hanoi durch Isaan (Nordost Thailand), Laos, Kambodscha und das Mekong Delta
Details:
Aufbruch: 13.07.2006
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 13.09.2006
Reiseziele: Bangladesch
Thailand
Nang Rong
Laos
Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Andre Schoch berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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