Weltreise

Reisezeit: April 2007 - Januar 2008  |  von Marc Schmitt und Melanie Strobel

Kambodscha- Von Phnom Penh nach Siem Reap

Die Sonne ging gerade unter und verzauberte den Himmel mit den vorbeiziehenden Schleierwolken in ein Farbenspiel. Die letzten Sonnenstrahlen beruehrten die Seeoberflaeche, die durch die Reflektion ein stimmungsvolles Ambiente schuf. Gruene Wasserpflanzen rundeten weich das abendliche romantische Bild ab. Sanft, von den leichten Wellen wiegend, sassen wir auf dem Oberdeck des zur Bar umfunktionierten Holzbootes und genossen diese herrlich laue "Winternacht", im Hintergrund begleitet von sanfter Musik.
Wir waren in Phnom Penh angekommen und unsere Unterkunft "Lakeside Nr. 10" lag genau im Travellerviertel der Hauptstadt, leicht abseits des Laerms und der Hektik der Hauptverkehrsstrassen, an den idyllischen "Boeng Kak-See".
Angeregt unterhielten wir uns mit einem schottischen Paerchen ueber die am Folgetag bevorstehenden Highlights auf der Sightseeing-Tour.
Was verbirgt sich hinter S-21?
Was sind die Killing Fields?
Um all die Fragen und die Raetsel hierueber zu loesen, entschieden wir uns schon recht frueh ins Bett zu gehen, da die Antworten bereits am naechsten Morgen auf uns warten sollten.

Schockiert und fassunglos standen wir vor der Gedenkstaette am Eingang von "Choeung Ek", den Killing Fields. Ein ca. 10 Meter hoher Turm, umrandet von Glaselementen, ragte bedrohlich in den frueh morgentlichen Himmel. In ihm, auf Regalen, sorgfaeltig nach Alter und Geschlecht geordnete Schaedel, Skelette und Kleidungsfetzen der Opfer des Roten Khmer Regimes.
Kaum vorstellbar, dass hier, an dem heute so friedlich und beschaulich wirkenden Ort mit Wiesen und Feldern vor gerademal 30 Jahren Menschen aller Schichten auf brutalste Art und Weise abgeschlachtet wurden.

Ein Schauder des Entsetzens ueberkam uns als wir die weiteren Holztafeln mit den jeweiligen Beschreibungen durchlasen:
- Ein Baum gegen den Babys und Kleinkinder geschleudert wurden um sie zu toeten.
- Ein weiterer Baum an dem Lautsprecher aufgehaengt waren, die eingeschaltet wurden um das Schreien der Opfer zu uebertoenen.
- Verschiedene Massengraeber mit und ohne Koepfe.

Alleine auf diesem Killing Field wurden 86 Massengraeber mit 8985 Menschen geborgen. Schaetzungen zufolge sind hier sogar weit ueber 17000 Kambodschaner getoetet worden. Noch immer gibt es 43 ungeoeffnete Massengraeber.
Zu Beginn der Schreckensherrschaft wurden die angeblichen Gegner des Regimes, Maenner, Frauen, ja sogar Kinder, die man des Landesverrates beschuldigt hatte, sofort erschossen. Gegen spaeter wurden die Opfer von den Roten Khmer erstochen, erschlagen oder gar zu Tode geknueppelt um Kosten zu sparen. Waehrend der Herrschaft der Khmer sind ueber 2.000.000 Millionen Kambodschaner auf diese bestialische Weise umgekommen und bis heute werden immer wieder neue Massengraeber gefunden.
Ein weiteres Museum befindet sich in der Innenstadt von Phnom Penh. Um ein Gesamtbild ueber die juengste Geschichte Kambodschas zu erhalten gehoert (leider) auch der Besuch des Gefaengnisses "S-21", dem sogenannten Sicherheitsgefaengnis der Roten Khmer dazu, welches sich in einem ehemaligen Gymnasium befindet. Hier unterhielt das Regime ein Verhoer- und Folterzentrum in dem ueberwiegend Intellektuelle wie Lehrer, Aerzte, Verwaltungsangestellte, Schriftsteller etc. erst katalogisiert und dann gefoltert und anschliessend ermordet wurden. Eisenketten, die aus dem Boden der ehemaligen Klassenzimmer ragen, geben ebenso ein Zeugnis ab wie die oberen Stockwerke, die komplett mit Stacheldraht abgesichert wurden, um Haeftlinge an dem Freitod zu hindern. Aber auch die eisernen Bettgestelle, an die die Opfer gekettet wurden, sind genauso allgegenwaertig wie die einzelnen Folterinstrumente.

Die letzten beiden Sehenswuedigkeiten nahmen wir nur noch bedingt wahr, das Nationalmuseum mit Fundstuecken von der Steinzeit bis zur Neuzeit, indem zum Leidwesen von Marc nicht fotographiert werden durfte und dem prunkvollen Kaiserpalast. Letzteres wahrscheinlich auch deswegen, weil so gut wie ¾ fuer die Oeffentlichkeit nicht zugaenglich ist.

Der naechste Tag folgte und mit ihm der naechste Ort: Siem Reap.
315 Km oder 8 Std. Busfahrt entfernt von Phnem Penh.
Am spaeten Nachmittag erreichten wir, nach einer ermuedenden und holprigen Busfahrt die Provinzhauptstadt.
Ah, wie konnten wir sie nur vergessen! Schon von der Ferne aus war ein riessiger Menschauflauf ersichtlich . Das werden doch nicht alles ...?!? ... Nein....?!? Oder doch...?? Der Bus wird doch wohl dort nicht halten...?? Oder etwa doch...??!!
Desto naeher wir dem Tumult kamen, desto mehr bestaetigte sich leider unser Verdacht:
Alles Hotelbesitzer oder Tuk-Tuk-Fahrer, die nur eine Mission verfogten: Touris.
Ein eigens fuer die Sicherheit der Busgaeste abgestellter Sicherheitsbeamter hatte sichtlich Probleme die aufgebrachte Meute an Verkaeufern in Zaum zu halten. Dieser resignierte bald darauf und wir hatten die groesste Muehe an unser Gepaeck zu kommen, geschweige denn heil aus dieser "Werbeschlacht" zu entkommen.
Entnervt, aber gluecklich ohne groesseren Schaden der Meute entkommen zu sein, nahmen wir Platz auf dem eigens fuer uns organisieten Tuk-Tuk und atmeten erst einmal tief durch. Geschafft! Gluecklicherweise hatte Marc ueber den Besitzer des Guesthouses in Phnem Penh ein Zimmer fuer uns in Siem Reap reservieren lassen, so dass der weitere Transport gesichert war.

Am naechsten Tag sollte uns ein Marathon erwarten:
Die Tempel von Angkor.
Ueber 40 Tempel verteilt auf 300 QKm.....Das aelteste Monument geht zurueck bis in jahr 802. Keine Angst, ich habe mir nicht die Ganzen 300 QKm gegeben.
Ich zumindest...! Marc schon!
Waehrend Marc sich den 3-Tagespass geleistet hat, habe ich mich mit dem 1-Tagepass begnuegt, der im uebrigen mit 20 USD schon teuer genug ist. (40 USD fuer 3 Tage)
Um das entsprechende Flair in vollen Zuegen geniessen zu koennen, radelten wir bereits am fruehen Morgen zur 6 Km entfernten Anlage. Als ob es nicht schon mit den etwas ledierten Fahrraedern genug gewesen waere- waehrend Marc nur einen Gang zur Verfuegung hatte, war ich getreu dem Motto "Wer bremst verliert" unterwegs, mein Mountainbike hatte naehmlich keine Bremsen- war auch noch der Stadtplan ungenau und so kam es, dass wir einen 7 Km langen Umweg in Kauf nehmen mussten.
Wir entschieden uns fuer die "kleine" Besichtigungstour, diese umfasst immerhin 19 Km, damit ich an diesem einen Tag alle bekannten bzw. beeindruckenden Bauwerke bestaunen konnte. Nach mehreren kleineren aber nicht weniger bedeutenden Tempelbauten folgte der wohl nach Angkor Wat und Angkor Thom bekannteste Bau, zumindest fuer die Filmwelt: Ta Prohm. Besser bekannt als der Dschungeltempel aus Tomb Raider. Hier also sprang einst Angelina Jolie grazioes ueber die Ruinen. Da duerfen die asiatischen Touris auch nicht versaeumen schnell noch ein Erinnerungsfoto an dem Fusse des wohl beruehmtesten Baums zu schiessen, inkl. Victoryzeichen.
Um genau diesem Trubel aus dem Weg zu gehen, hatten wir uns dafuer entschieden, die Route entgegengesetzt zu radeln. Aus diesem Grund war es auch schon bereits spaeter Mittag, als wir aus der Ferne die anmutende Silhouette Angkor Wats mit seinem 200m langen Dammweg erblickten. Um Kraefte fuer die Besichtigung des riessigen Bauwerkes zu tanken, beschlossen wir uns kurzerhand bei einer der vielen Imbissbuden einzukehren, um eine Kleinigkeit einzunehmen. Hungrig liessen wir unsere Blicke ueber den Grillrost schweifen, bis sich die "Delikatessen" zu erkennen gaben: Fledermaeuse, Froesche, Insekten undefinierbarer Herkunft sowie verkohlter Fisch. Waehrend mein Appetit bereits durch den Anblick gestillt wurde, bestellte Marc sich mit voelliger Neugier 4 gegrillte Froesche am Spiess. Kritisch liess er den ersten Bissen im Munde zergehen bis er schliesslich fachmaennisch gekonnt "Schmeckt wie Haehnchen" von sich gab.

Da standen wir nun vor dem imposanten Bauwerk aus dem Jahre 1150. In der ca. 30 jaehrigen Bauzeit entstanden verschiedenste Reliefs, die teilweise bis zu 2m hoch und 700m lang sind, und ueberwiegend dem Hindugott Vishnu geweiht wurden. Aber auch die verschiedenen Hallen und Skulpturen in den einzelne Galaerien mit ihrer detailtreue von Schmuck, exotischen Frisuren und Gesichtsmienen faszinieren, stehen dem Gesamtkomplex in nichts nach.
Da wir uns bekanntlich zur Regenzeit in Kambodscha aufhalten, ist es wohl kaum verwunderlich, dass ein heftig einsetzender Monsumregen unseren Heimweg begleitete.
Fehlende Dohlen, Schlagloecher und erdige Strassenwege verwandelten sich aufgrund der Wassermenge in kleine Schlammfluesse, so dass ein Vorwaertskommen mit dem Rad nahezu unmoeglich wurde. Zaehe Verhandlungen unter freiem Himmel mit dem Tuk-Tuk-Fahrer waren vorangegangen, ehe wir, bis auf die Knochen durchnaesst, zuerst die Raeder und dann uns in das 3-raedrige Etwas packten um die holprige Heimfahrt anzutreten.
Da Strassennamen in Siem Reap lediglich symbolcharakter geniessen und viele Hotelnamen das Wort "Green" beinhalten, verzoegerte sich das "Trockenlegen" um einen gewissen Zeitraum. Das 3.Hotel war dann unseres....

Waehrend Marc die Gueltigkeit seines 3-Tagespass schon kurz vor Sonnenaufgang in Anspruch nahm, zog ich es vor noch etwas im Bett liegen zu bleiben, um mich von den sportlichen Strapazen vom Vortag zu erholen.
Die Tempelanlagen von Angkor, aber insbesondere Angkor Wat mit seinen 5 maiskolbenfoermigen Tuermen, sollen in den fruehen Morgenstunden ein besonders faszinierendes und mystisches Erlebnis sein. Dies bestaetigten die gut 900 beeindruckenden Aufnahmen, die mir Marc voller Euphorie und Freude am spaeten Mittag auf dem Display der heiligen Kamera zeigte.

Der 4te und damit unser letzter Tag in Siem Reap, eigentlich auch unser letzter Tag in Kambodscha, naeherte sich mit riessigen Schritten dem Ende zu.
Marcs Enttaeuschung ueber den anhaltenden Regen, wodurch sein Projekt "Angkor Wat by sunset" buchstaeblich ins Wasser fiel, hielt sich in Grenzen, da wir mittags einen Flug fuer den Folgetag von Siem Reap nach Vietianne (Laos) gebucht hatten. Waehrend Marc in der voelligen Hoffnung schwelgte, ein Ticket fuer ein "Indiana-Jones-Abenteuer" gezogen zu haben, versucht ich mich innerlich mit den Worten "alles wird gut!" zu beruhigen. Die Werbeplakate der einzelnen Fluganbieter im Reisebuero sahen teilweise auch nicht sehr vertrauenswuerdig aus.... Das i-Tuepfele wurde dann noch gesetzt, als wir die Flugtickets bekamen: von Hand ausgefuellt, wie in guten alten Zeiten. Was fuer ein Vertrauensbeweis....

Wird die Maschine gut gewartet sein und werden wir heil in Laos ankommen?
Was erwartet uns im Reich der 1 Millionen Elefanten und einem weissen Schirm?
Was versteckt sich hinter dem Wort "Tubing" ? .......

........ der naechste Reisebericht wird Euch aufklaeren!

Nachtrag zum vorigen Reisebericht:
In Sihanoukville haben wir uns Gedanken ueber unseren weiteren Reisverlauf gemacht und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir uns noch auf eine Abenteuerreise begeben werden: "MuM auf der Suche nach dem goldenen Staub!"

Was es damit auf sich hat?...
..... lasst euch einfach in den naechsten
Reiseberichten verzaubern!!!!

Die Aussicht von Lakeside Nr. 10.

Die Aussicht von Lakeside Nr. 10.

Lass die Sonne in Dein Herz hinein.

Lass die Sonne in Dein Herz hinein.

Die Killing Fields.

Die Killing Fields.

S-21

S-21

Shoppen muss auch mal sein.

Shoppen muss auch mal sein.

Wenn wir gross sind werden wir mal Bananen.

Wenn wir gross sind werden wir mal Bananen.

Ohne Bremsen geht es auch.

Ohne Bremsen geht es auch.

Tomb Raider laesst gruessen.

Tomb Raider laesst gruessen.

Mhhh.. Froschschenkel.

Mhhh.. Froschschenkel.

Angkor Wat bei Sonnenaufgang.

Angkor Wat bei Sonnenaufgang.

Reisanbau.

Reisanbau.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Beginn unseres grossen Abenteuers verschlaegt es uns nach Mexico. Von Cancun aus starten wir unsere Rundreise auf der Yutucan-Halbinsel um dann ueber Campeche langsam ins Landesinnere zu kommen.Ab Ende Mai geht es dann weiter in den asiatischen Raum, Vietnam, Kambotscha, Laos, Thailand, Tibet, Nepal um dann ueber Indien nach Deutschland zu fliegen.
Details:
Aufbruch: 07.04.2007
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: Januar 2008
Reiseziele: Mexiko
Vietnam
Kambodscha
Laos
Thailand
Der Autor
 
Marc Schmitt und Melanie Strobel berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.