Für 88 Sekunden um die halbe Welt…

Reisezeit: August / September 2007  |  von Marcel G

Der Wettkampf (OSP)

Eigentlich sah's nach Bronze aus und Silber war möglich, aber dann wurde es Gold...

Aber alles nach der Reihe.
Wie befürchtet, war ich im ersten Durchgang um 8.30 Uhr dran. Beim Abschlusstraining konnte ich das Szenario genau durchspielen. Es sollte ein Bus um 5.45Uhr fahren, der kurzfristig am Vortag noch in den Busplan eingefügt wurde. Ich war um halb sechs da, hab auf den Bus gewartet und einen Zettel gesehen, dass in der Nacht entschieden wurde die Zeit auf 6 Uhr zu ändern. Naja, aus sechs wurde dann sieben Uhr, was besonders die Moskitos gefreut hat. Bedenkt man, dass vom Village bis zum Stand ca. 1,5 Stunden gefahren werden, musste ne alternative Übernachtungsmöglichkeit her. 200 Meter vom Stand gibt's ein Hotel in dass ich dann kurzfristig umgezogen bin. Beim Frühstück habe ich bemerkt, dass auch noch ein paar andere auf die gleiche Idee gekommen sind.

Zum Wettkampf
Das erste Halbprogramm lief bis zur 4 Sekunden Serie nicht überragend, aber es war in Anbetracht der Umstände mit 289 von 300 Ringen in Ordnung. Die eine vier habe ich zwar schön geschossen, aber das Korn ein wenig tief gehabt: 45. Nicht so berauschend. Da der Wettkampf an einem Tag abgewickelt wurde, war ich um 11 Uhr wieder dran. Kurz regenerieren, Energie tanken, vorbereiten und los ging's zur zweiten Hälfte. Schon bei den ersten Serien habe ich gemerkt, dass es immer windiger wird. Das konnte ich anfangs noch kompensieren, doch bei der vorletzten Serie hat's mich dann sprichwörtlich verblasen und das Ergebnis war ne miserable 43 von 50. Zusammen 576 Ringe. Im Mai bin ich auf dem WorldCup mit 577 siebster geworden. Was waren 576 auf der Universiade unter den windigen Bedingungen also wirklich wert? Bis dato hatte ich mich noch nicht um die Resultate der anderen gekümmert. Der Wind hielt sich und so wurden an diesem Tag keine Spitzenergebnisse erzielt. Lediglich ein Ergebnis über 580 Ringe.

Nach dem Vorkampf war ich ringgleich mit Martin (einem Tschechen), dem zweiten auf dem dritten Platz. Da beim Finale der besten sechs Sportler immer nur zwei gleichzeitig starten, war ich mit Thi (einem Franzosen) zusammen im zweiten Durchgang (Platz 3 und 4). Unser Vorbereitungsraum war neben dem Finalstand, sodass ich zwar die Ergebnisse des ersten Durchgangs (Platz 5 und 6) gehört habe, aber nichts weiter mitbekommen habe. Die Finalergebnisse waren nicht so gut, was ich auf die Nervosität der Akteure zurückgeführt habe. Ob dies so war, kann ich nicht sagen. Jedoch zog ein Gewitter auf und die Scheiben waren von jetzt auf gleich stockduster, was das Zielen enorm erschwerte. Hier lag also wahrscheinlich das eigentliche Problem. Stell Dir vor, du zielst mit einer schwarzen Visierung auf eine noch schwärzere Scheibe. Da siehste fast nix und an genaues Zielen ist erst gar nicht zu denken.

Mit meinem Betreuer Alex habe ich direkt nach meinem Wettkampf gesprochen und als Ziel 200 Ringe fürs Finale ausgemacht. Da ich ja schon ein paar Tage schieße, hatte ich eine Taktiken, die ich ausprobieren konnte. Ich will Dich nun nicht mit sehr speziellem Wissen langweilen, aber sagen, dass meine Rechnung unterm Strich aufgegangen ist. Vier passable Serien und ein Finalergebnis von genau 200,0 - mission accomplished. Da Thi massive Probleme mit dem Licht und der Anspannung hatte, führte ich zu diesem Zeitpunkt, was mir bei zwei weitern Akteuren die Bronzemedaillie sicherte. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich jedoch für den Ausgang des Wettkampfes nichts mehr machen und die Plätze 2 (Martin aus Tschechien) und 1 (Leonid aus Russland) traten an um Ihr Glück zu versuchen. Leonid hatte 5 Ringe Vorsprung und so dachte ich, dass er das Rennen machen wird. Martin ist wie ich schon seit Jahren dabei und auch er hatte alle Chancen mich zu schlagen. Nach der ersten Finalserie baute dagegen der Russe seinen Vorsprung von vormals 5 Ringen auf über 8 Ringe aus, was eigentlich nicht mehr aufzuholen ist. Insgeheim rechnete ich mit Silber, da Martin gar nicht zu Recht kam und schon deutlich hinter mir lag. Doch dann bekam Leonid zusehens in den nächsten Serien massive Probleme. Vor der letzten Serien führte er nur noch mit knapp 2 Ringen. Vier Sekunden später war ich der Gewinner mit dem minimalem Vorsprung von 0,5 Ringen. GOLD!!!

Danach wurd's dann mächtig hektisch. Schnell die Sachen zusammenpacken, ein paar SMS schrieben, umziehen für die Siegerehrung, zwischendurch viele Hände schütteln, die geliebte Dopingkontrolle und Autogrammwünsche der besonderen Art. Eigentlich habe ich erst viel viel später realisiert, welcher Clou mir da gelungen ist. Aus Bronze wurde erst Silber, dass in letzter Sekunde noch vergoldet wurde.

Auch mit Polizeieskorten dauert eine Fahrt 1,5 bis 2 Stunden wegen dem allgegewärtigem "Traffic Jam".

Auch mit Polizeieskorten dauert eine Fahrt 1,5 bis 2 Stunden wegen dem allgegewärtigem "Traffic Jam".

Nach dem Wettkampf waren Thi und ich erstmal was essen.

Nach dem Wettkampf waren Thi und ich erstmal was essen.

Ohne Worte!

Ohne Worte!

auch ohne Worte...

auch ohne Worte...

und hier die speziellen Autogrammwünsche...

und hier die speziellen Autogrammwünsche...

© Marcel G, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
…na ja in diesem Fall ist nachher noch ein Urlaub in Thailand drin. Auch wenn in hiesigen Gefilden die „Universiade“ eher ein Schattendasein unter den großen Sportevents fristet, ist sie doch mit etwa 10.000 Athleten die zweitgrößte Mulitsportveranstaltung der Welt – und ich werde dabei sein. Nach getaner Arbeit bleiben uns (meiner Freundin und mir) noch knapp 3 Wochen zum Backpacking in Thailand. Mal sehen, wo wir stranden werden – es wird wohl irgendwo zwischen spartanisch und prachtvoll sein.
Details:
Aufbruch: 04.08.2007
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 05.09.2007
Reiseziele: Thailand
Der Autor
 
Marcel G berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.