China 2007

Reisezeit: November / Dezember 2007  |  von Sabine H.

Suzhou

01.12.2007

Die erste Erfahrung des Tages sollte eine Bahnfahrt sein - mal sehen, wie Bahnfahren in China so ist ! Mich beschäftigte vor allem die Frage, wie man wohl auf einem Bahnhof der Menschenmassen hier gerecht werden wolle ? Und wie komme ich in den richtigen Zug ? Das System stellte sich als kinderleicht heraus: Bahnhof ist wie Flughafen ! Der Zug hat eine Nummer wie eine Flugnummer, z.B. T823. Für jede Zugnummer gibt es ein gate, hinter dem sich der Wartesaal für diesen Zug befindet. Kein Mensch kann auf den Bahnsteig vordringen, der Zugang ist gesperrt und erst ca. 15 Minuten vor Abfahrt wird die Sperre aufgemacht, man sucht sich den richtigen Waggon und darin die Platznummer und das war´s schon ! Alles geht gesittet ab und man hat absolut keine Chance, in den falschen Zug zu steigen ! Genial !!! Der Zug war hypermodern, wie ein ICE. Kurz nach Verlassen des Bahnhofes bretterte das Teil bereits mit 205 km/h Richtung Suzhou. Die Fahrtzeit betrug nur 40 Minuten, aber fast augenblicklich begann der Service: Erst eine Dame mit Kaffee und Tee, dann mit Kaltgetränken, dann Sandwiches und Kuchen, gefolgt von Zeitungen und Zeitschriften. Ich war im Service-Paradies !

In Suzhou, der Stadt der 1000-jährigen Gärten, erwartete mich Dino. Er hatte 5 Jahre Germanistik in Frankfurt/M. studiert und entsprechend war sein Deutsch. Nur hatte er wohl ein kleines Problem damit, wie er mich wohl am passendsten ansprechen könne: Er entschied sich angesichts meines komplizierten Nachnamens und der für ihn wohl zu vertraulichen Benutzung des Vornamens für eine recht lustige Variante und sagte immer "Dame" zu mir. Ich fand das urkomisch, wie er immer sagte: "Dame, schauen Sie mal hier !" In Suzhou wird gerade an einem neuen Bahnhof gebaut, deswegen ist es zur Zeit ein ziemlicher Kampf, sich über Baustellenüberwege den Weg zur Straße zu bahnen. Die Stadt hat "nur" 6 Millionen Einwohner und ist für chinesische Verhältnisse klein, aber das Gewusel auf dem Bahnhofsvorplatz kam mir extrem vor...Jedenfalls war es sehr erholsam, als wir den 1. Garten erreichten. Den Lion Forrest Garden.

Im Löwenwald...

Im Löwenwald...

Gartenbaukunst vom feinsten !

Gartenbaukunst vom feinsten !

Das Gestein ist in Wirklichkeit ein Irrgarten - man kann durch viele Gänge, Tunnel und Brücken darin herumklettern !

Das Gestein ist in Wirklichkeit ein Irrgarten - man kann durch viele Gänge, Tunnel und Brücken darin herumklettern !

Zickzack-Brücke

Zickzack-Brücke

Man sieht es von außen praktisch nicht, aber das ganze ist ein einziges wunderbares Labyrinth !

Man sieht es von außen praktisch nicht, aber das ganze ist ein einziges wunderbares Labyrinth !

Bötchen fahren...

Bötchen fahren...

Als nächstes bestiegen wir ein kleines Ruderboot und machten eine ca. halbstündige Bootsfahrt auf dem Kaiserkanal. Suzhou wird nicht umsonst das Venedig des Ostens genannt und die chinesischen Ruderer machen ihrem Vorbild (obwohl Suzhou garantiert älter ist als Venedig) alle Ehre und singen beim Rudern. Es war wunderschön und so entspannend ! Der perfekt Kontrast zu Shanghai.

Durch die Trauerweiden noch so schön grün und romantisch

Durch die Trauerweiden noch so schön grün und romantisch

Da wird die Wäsche verprügelt...

Da wird die Wäsche verprügelt...

Ein weiterer klassischer chinesischer Garten: Garten des Meisters der Netze

Ein weiterer klassischer chinesischer Garten: Garten des Meisters der Netze

Bonsais, da legen die Chinesen wert drauf, sind keine japanische Erfindung !

Bonsais, da legen die Chinesen wert drauf, sind keine japanische Erfindung !

Ich brachte so einige Anregungen mit für den heimischen Garten.

Ich brachte so einige Anregungen mit für den heimischen Garten.

"Dame, wieviele Fabriken haben Sie schon besucht ?" "Äh, 3 ?" "Na, dann haben Sie Ihr Pflichtprogramm ja schon erfüllt, wollen Sie noch eine ? Ich hätte da noch eine Seidenfabrik im Angebot, haben Sie noch Lust ?" Da machte es endlich "Klick" bei mir, diese ganzen Fabrikbesuche sind tatsächlich Pflichtprogramm der chinesischen Tourismusbehörde, oder so ! Aber Seidenfabrik hatte ich tatsächlich noch nicht und war jetzt echt etwas, was mich interessierte ! Nur vorher noch ein kleines bisschen anderes Pflichtprogramm, yep, "lilr", hurra ! Erstaunlicherweise gab es in dieser Touristen-Abfütterungs-Anlage einen für mich essbaren Fisch mit Pommes und Ketchup. Darüber machte ich mich her, während am Nebentisch eine 4-köpfige amerikanische Gruppe den Ketchup als Ketchup identifizierte und meinte, versuchen zu müssen, zu erklären, daß sie ja nun in China unmöglich Ketchup essen könnten ! Die Bedienung verstand nur Bahnhof und ich amüsierte mich königlich ! Auch dieses Mal war für mich das Essen nach 15 Minuten erledigt, trotz des guten Fisches, des vertrauten Ketchups und der leckeren Shrimps. Den wieder mal eiskalten Reis hatte ich verschmäht.

3 Schritte weiter befand sich die Seidenfabrik. Man kann sich ansehen, wie Seide hergestellt wird, aber das ist nur ein wenig Show.

Seidenraupen

Seidenraupen

Sortieren der Kokons

Sortieren der Kokons

Seidenfäden ziehen..

Seidenfäden ziehen..

Diese Fabrik war klasse ! Es gab nämlich für mich Bettwäsche-shopaholic einen riesigen Verkaufsraum nur für Seidenbettwäsche und auch seidene Inletts ! Die Inletts hätte ich gern gehabt, aber das war mir zu sperrig zum Transport. Aber Bettwäsche ? Niemals würde ich diesen Laden ohne Seidenbettwäsche verlassen ! Die Fabrik ist staatlich, d.h. die Preise sind fest und reell und die Qualität ist bestens. Dunkellila Seidenbettwäsche wanderte in mein Gepäck ! Ein relativ teurer Spaß, dennoch eine Investition, die sich lohnt ! Im angrenzenden Verkaufsraum für Seidenklamotten hielt ich mich solange auf, daß Dino ab und zu nachschaute, ob ich tatsächlich immer noch seidene Kleidungsstücke über meinen Arm warf. Ich beobachtete einige westliche Touristenmänner, die verzweifelt aussahen angesichts der Seidenberge, die ihre Frauen zur Kasse schleppten. Nun ja, auch meine Kreditkarte glühte ! Raus hier ! Wir fuhren ins Suzhou Hotel mitten in der Altstadt. Sehr schön, ich fühlte mich echt richtig wohl hier in einer chinesischen Kleinstadt !

Beim nachmittäglichen Bummel stieß ich auf dieses Schild und ging der Sache auf den Grund: Es gab Frankfurter Würstchen hier !!!

Beim nachmittäglichen Bummel stieß ich auf dieses Schild und ging der Sache auf den Grund: Es gab Frankfurter Würstchen hier !!!

Suzhou war wirklich nett !

Suzhou war wirklich nett !

Am Abend verbrachte ich noch eine Weile in einer der Bars von Suzhou. Ausländer waren keine da, mit meinem chinesisch hapert es noch ein klein wenig , aber immerhin hatte ich mal chinesisches nightlife ansatzweise getestet. Anwesende Chinesen gaben sich viel Mühe, ein paar englische Wörter abzusondern und mit Händen und Füßen geht ja auch so einiges. Suzhou ist wirklich nett !

© Sabine H., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ursprünglich geplant: Äthiopien. Und daraus wurde nach etlichem Chaos: China !!!
Details:
Aufbruch: 24.11.2007
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 06.12.2007
Reiseziele: China
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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