Jambo, namaste und namskaar

Reisezeit: August 2008 - Januar 2009  |  von Esther Wallimann Beat Zurfluh

Besuch in Behindertenschulen: Rehabilitation Center in Usa River

Die kirchliche Institution(Mission Eine Welt)deckt verschiedene Bereiche ab. Neben den Ausbildungswerkstaetten und dem Internat fuer koerperbehinderte Jugendliche, befindet sich hier auch das Buero des Dorfarbeiters Claus Heim, Diakon aus Deutschland. Mit seiner Frau Trine(sie wartet auf die Arbeitsbewilligung als Hebamme) und seinen 2Kindern lebt und arbeitet er seit etwas mehr als einem Jahr hier. Seine Aufgabe ist es, Kontakt zu beduerftigen Menschen in den umliegenden Doerfern aufzubauen, Notsituationen zu erkennen und Loesungswege zu finden. Durch Spenden an die Institution scheint zwar Geld vorhanden zu sein, doch werden keine Schenkungen gemacht.
Sollte beispielsweise ein rollstuhlartiges, handangetriebenes Dreirad(wird in der hauseigenen Werkstatt hergestellt) eine alltagserleichternde Unterstuetzung sein, muessen die Betroffenen mindestens einen Anteil selber bezahlen.
Ist kein Geld vorhanden, werden kreative Loesungshilfen gesucht:
Damit ein junger Mann auch endlich lesen und schreiben lernen kann(der Weg zur Schule war ihm als Kind wegen seiner Behinderung nicht moeglich), wird die Dorflehrerin fuer Privatlektionen Zuhause angestellt. Durch den Kauf einer Ziege, ermoeglicht die Institution der Familie ein regelmaessiges Einkommen durch den Milchverkauf, um so einen Anteil der anfallenden Kosten uebernehmen zu koennen!

Weiter finden jaehrlich Operationen fuer Kindern mit Klump-Fuessen(sehr stark nach innen gedrehte Fuesse) statt. Durchgefuehrt werden sie durch ein freiwilliges Aerzteteam aus Deutschland in Zusammenarbeit mit dem oertlichen Krankenhaus.
Als Vorbereitung auf diese Operationen werden Babys mit Klump-Fuessen ab Geburt alle 1-2Wochen die Beinchen eingegipst, um bereits erste positive Formveraenderungen waehrend des Wachstums zu beeinflussen. Diese Behandlung wird jeweils durch Grace(Krankenschwester, im Krankenhaus und von der Institution angestellt)und Trine durchgefuehrt.

Ihr koennt euch vorstellen, wie spannend es war, dies gleich live mitzuerleben... Glueckspilze wie wir sind!
Da die Mama mehr als 7km mit dem kleinen Jungen zu Fuss unterwegs sein musste, um die Behandlung zu erhalten, wurde ihr ein Ruecktransport mit dem Jeep geschenkt. Wir wurden von Claus sofort eingeladen, Trine auch da zu begleiten: "So ein Ort bekommt ihr nicht so schnell wieder zu sehen!"
Ueber holprige Wege und durch gluecklicherweise ausgetrockneten Bachbetten fuehrte der Weg nach Irgendwo!
Zwischen Mais- und Bohnenfeldern standen zwei kleine Lehmhuetten, umgeben von Papaya- und Bananenbaeumen, gelb bluehenden Straeuchern und einem angebundenen jungen Stier und einem Kaelbchen, die an getrockneten Maispflanzen herumknabberten.
Trotz oder vielleicht wegen der Armut dieser Familie, beruehrte mich diese "Idylle" auf unbeschreibliche Weise.
Ein tansanisches Sprichwort sagt:"Gaeste sind ein Segen".
So lud uns die Frau ganz selbverstaendlich ein, auf den kleinen Holzstuehlen vor ihrem Haus Platz zu nehmen, um einen gluecklichen Segen in ihr Zuhause zu bringen. Waehrend sie und ihr Mann als Geschenk fuer Trine und Grace Papayas von den Baeumen schlugen und Zuckerrohr abhackten, kamen noch zwei weitere Kinder(eine kleine Familie fuer tansanische Verhaeltnisse!)schuechtern um die Ecke geschlichen.

Bewegt durch diese Stimmung fuhren wir zurueck. Den Weg ohne Anweisungen der Frau zu finden, war gar nicht so einfach!

Internat und Ausbildungswerkstaetten

Am naechsten Tag durften wir dann die Internatshaeuschen und die Schulraeume der Werkstaetten besichtigen:
Im Internatsbereich(Freizeit) werden die Jugendlich nur wenig betreut: Waschen, putzen...muss selbstaendig erledigt werden. Nur das Essen wird ihnen zubereitet.

Fuer die 3-jaehrige Ausbildungszeit stehen folgende Berufe zur Auswahl:
Schneider, Schuhmacher, Schreiner, Metallbau(Dreiraeder, Rollstuehle)
Die Werkzeuge der jeweiligen Berufe duerfen nach abgeschlossener Ausbildung(Pruefung) behalten werden, um so weiterhin arbeiten zu koennen.

Gerne moechten sie an der Schule in Zukunft neben den herkoemmlichen Schuhe Spezialanfertigungen fuer Menschen mit Fussdeformationen herstellen koennen. Prothesen fuer Menschen mit Beinamputationen werden bereits vom angestellten Physiotherapeuten angefertigt|angepasst. Daneben behandelt er Kinder nach den bereits erwaehnten Operationen oder Menschen mit anderen koerperlichen Beschwerden.

Zu sehen, dass endlich auch in einem Land wie Tansania etwas fuer behinderte Menschen getan werden kann(ist noch immer nicht selbverstaendlich!),ist schoen zu sehen, doch wie die Zukunft dieser Jugendlichen aussieht, bleibt offen. Es ist zu hoffen, dass sie einen Platz in der Arbeitswelt finden und nicht wie andere bettelnd im Staub der Strassen sitzen muessen.

Hoffnungsvolle Vorbilder fuer diese jungen Menschen sind selbst an der Schule vorhanden: Die Jugendlichen werden teilweise von koerperbehinderten Lehrern unterrichtet!

© Esther Wallimann Beat Zurfluh, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
6 Monate Tansania, Nepal und Indien: 2neugierige Menschen mit 2Rucksäcken, 3Reiseführern, 3gebuchten Flügen und einigen Tipps von Freunden im "Handgepäck" sind selber gespannt, was sie in den 6 Monaten alles erleben werden... Fliegende, staunende,lesende, wandernde, fahrende, überraschende Planung von Tag zu Tag:Jambo, namaste & namskaar!!!
Details:
Aufbruch: 01.08.2008
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 30.01.2009
Reiseziele: Tansania
Nepal
Tibet
Indien
Der Autor
 
Esther Wallimann Beat Zurfluh berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.