Viva Argentina !!!

Reisezeit: April 2009  |  von Sabine H.

Tierra del fuego - Feuerland

15.04.2009:

Nach einem wirklich anständigen Frühstück (für argentinische Verhältnisse) werde ich abgeholt zum Ausflug in den Tierra-del-fuego-Nationalpark. 4 junge argentinische Männer aus Buenos Aires sitzen bereits im Bus, einen etwas seltsamen älteren Belgier holen wir in seiner Luxus-Unterkunft noch ab, dann sind wir mit weiblichem Tourguide und dem Fahrer komplett.

Wir erfahren, dass Feuerland ganz früher von Indianern besiedelt war, den Yamana. Sie ernährten sich von Guanacos, Fisch, Seelöwen und Muscheln, lebten nomadisch, kannten keine Kleidung (froren aber trotzdem nicht, da sie sich mit dem Fett der erjagten Tiere einrieben) und behausten sehr einfache Hütten. Es passierte, was passieren musste: Missionare kamen ins Land, fanden das mit dem Nackt-Herumlaufen unmöglich, zwangen den Leuten Kleidung auf und prompt erkrankten diese in den ewig nassen, klammen Baumwollkleidern an Tuberkulose und anderem. Sie starben, wie die Fliegen. Heute gibt es noch eine einzige reinrassige Yamana, sie heisst Cristina Calderòn, ist über 80 Jahre alt und lebt in Puerto Williams auf der chilenischen Seite Feuerlands.

Yamana - ein Foto aus dem Museum in Ushuaia

Yamana - ein Foto aus dem Museum in Ushuaia

Die eigentliche Erschliessung Feuerlands verdankt man Sträflingen, die hierher deportiert wurden. Und heute ? Ushuaia ist eine schnell wachsende Stadt, viele Faktoren sorgen dafür: Gut bezahlte Regierungsjobs, der stetig wachsende Tourismus, das Antarktis-Kreuzfahrtgeschäft und der Status als zollfreie Zone.

So egal, wir nähern uns in unserem Bus dem Nationalparkeingang und ab hier kann man eine Fahrt mit dem "trèn del fin del mundo" machen, eine überaus touristische Fahrt mit einem Zug einer Schmalspurbahn. Machen wir nicht, aber unser weiblicher Guide ist mit einem der Lokführer verheiratet und fragt, ob wir nicht für ein paar Fotos mal die Züge begucken wollen. Klar wollen wir !

Es gibt 5 Loks, eine argentinische, eine deutsche, eine britische und zwei südafrikanische.

Aber jetzt sind endlich die Naturwunder des Nationalparks angesagt ! Der Wald ist ein Lenga-Wald, so heisst die verbreitetste Baumart hier.

Biberdamm

Biberdamm

Mittlerweile nervt mich der Belgier ziemlich an. Er hat einen riesigen Pilotenkoffer dabei, in dem er 3 Kameras und diverse Zeitungen (wozu ?) transportiert. 2 Kameras schleppe auch ich herum, aber das geht doch auch in einem normalen Rucksack ! Jedesmal, wenn ich in den Minibus steige, muss ich über den blöden Koffer klettern. Und auch über die im Fussraum geparkte Plastiktüte mit Fressalien, die er sowieso nicht anrührt. Aber nee, ist klar: Man könnte ja im wilden Feuerland plötzlich und ohne Vorwarnung verhungern !

Das Ende der ruta nacional No. 3

Das Ende der ruta nacional No. 3

Darwin range

Darwin range

17.845 KM entfernt bin ich vom Anfang dieser Strasse in Alaska. "Ruta nacional No. 3" ist nämlich nichts anderes, als die berühmte Panamericana, die in Alaska startet und exakt hier in Feuerland endet. Und selbstverständlich gibt´s hier auch noch mal wunderschöne Ausblicke !

Charles Darwin war n a t ü r l i c h auch hier und nach ihm ist der Gebirgszug benannt und nach seinem Schiff der Kanal. Deswegen Beagle Kanal.

Indian summer ???

Indian summer ???

Hier an der Bahia Ensenada kann man sich für 6 Pesos einen wirklich schönen Stempel in den Pass (oder sonstwohin) machen lassen. Offiziell besagt dieser Stempel natürlich nichts und raubt auch eine volle Seite des Passes, aber es ist eine nette Erinnerung. An dieser Bucht ist der letzte Stopp im Nationalpark, von hier aus fahren wir direkt zurück nach Ushuaia und ich werde am Hafen abgesetzt, da ich am Nachmittag die Fahrt mit einem der großen Katamarane auf dem Beagle Kanal machen möchte. Es ist noch genug Zeit, in einer urigen Kneipe zu Mittag zu essen. Als ich das Lokal verlasse, hat der Himmel vollends aufgeklart, ich bin begeistert !

Kormorane und Seelöwen

Kormorane und Seelöwen

Wir sehen wirklich Unmengen von Kormoranen und Seelöwen. Ich frage mich mal wieder, warum die Seelöwen so entsetzlich stinken müssen ! In der Luft gibt es auch Albatrosse zu beobachten, sie kommen aber leider nicht in ausreichende Foto-Distanz. Dafür mache ich Seelöwen-Fotos ohne Ende...

Der Leuchtturm am Ende der Welt

Der Leuchtturm am Ende der Welt

Ziemlich genau hier, in der Nähe des Leuchtturmes, spielte sich 1930 eine Schiffskatastrophe ab, die jedoch für die über 1100 Passagiere und 250 Besatzungsmitglieder sehr glücklich ausging. Das deutsche Passagierschiff "Monte Cervantes" war aus Ushuaia ausgelaufen und lief um 12.43 Uhr hier auf einen damals noch nicht in Seekarten verzeichneten Felsen auf. Alle Passagiere konnten auf die Rettungsboote verfrachtet werden und die Boote ruderten nach Ushuaia zurück. Andere Schiffe kamen zur Hilfe, denn die Monte Cervantes versank nicht sofort komplett. Es konnten sogar noch viele Wertgegenstände der Passagiere rechtzeitig geborgen werden, dennoch versank das Schiff am Ende im Beagle Kanal. Alle Versuche, das Schiff später zu heben, scheiterten. Etliche Gegenstände vom Luxusliner sind jedoch heute im Museum von Ushuaia zu sehen.

Vom Schiff selbst ist heute nur noch dieser Rest vom Mast sichtbar.

Vom Schiff selbst ist heute nur noch dieser Rest vom Mast sichtbar.

Die wunderschöne Fahrt auf dem Beagle Kanal geht (leider) zu Ende und ich verbringe den Rest des Nachmittags beim shoppen. Insbesondere im duty-free-shop schlage ich zu, aber auch in den zahlreichen Geschäften für Skiklamotten finde ich so einiges Schickes. Auch den nächsten Vormittag habe ich noch zur freien Verfügung, streife noch ein weiteres Mal durch Ushuaias Zentrum, besuche die örtlichen Museen und begebe mich dann per Taxi zum Flughafen. An Patagoniens kleinen Flughäfen braucht man nicht früher, als 1,5 Stunden vor Abflug einzutreffen, das reicht dicke und hier in Ushuaia habe ich trotzdem noch locker Zeit für ein Mittagessen. Wenn ich heute rausgucke, sehe ich so richtiges Mistwetter, ich kann kaum glauben, welches Wetterglück ich gestern für meine Exkursionen hatte !

So trostlos kann Ushuaia eben auch aussehen !

So trostlos kann Ushuaia eben auch aussehen !

Eine gute Flugstunde später lande ich in El Calafate, die Stadt, auf die ich mich am meisten freue, denn sie ist der Ausgangspunkt für die Ausflüge zu Gletschern und Eisbergen. Mein Hotel liegt direkt am Ufer des riesigen Lago Argentina, der eine irre Farbe hat. Dieser See ist wirklich smaragdgrün !

© Sabine H., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein riesiges Land und wenig Zeit...daher hauptsächlich per Flug in 17 Tagen zu den highlights Argentiniens.
Details:
Aufbruch: 10.04.2009
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 27.04.2009
Reiseziele: Argentinien
Brasilien
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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