Ein Traum wird wahr - einmal um die Welt...

Reisezeit: Juli 2005 - April 2006  |  von Jens Marion

Kambodscha: 2. Strandversuch: Sihanoukville

Nach dem unser geplanter Strandurlaub in Hoi An durch den Taifun buchstaeblich ins Wasser gefallen ist, wollten wir das jetzt in Sihanoukville nachholen. Wir haben uns dann auch gleich am schoensten Strand ein Guesthouse genommen und waren schon total gespannt auf den Strand. Am naechsten Morgen: Grau, Regen. Mist. Aber man kann ja schon mal schauen wie der Strand aussieht, ausserdem soll morgen wieder besseres Wetter sein und wir haben ja Zeit. Mit unseren schicken Regencapes sind wir dann los und waren auch gleich am Strand. Erster unglaeubiger Blick: das ist der Strand??? Wenn das der schoenste Strand ist, wie sehen dann die anderen aus??? Da war ein schmaler Sandstrand und ueberall Muell oder war es eher Muell mit Sandstrand? Dazwischen kamen dann alle paar Meter ein Rohre aus denen eine gelbbraune Fluessigkeit auf den Strand lief. Lecker, so hatten wir uns das vorgestellt.

Das sieht doch lecker aus!

Das sieht doch lecker aus!

Gott sei Dank hatte unser Guesthouse einen Pool. Da haben wir dann erstmal den naechsten Tag bei schoenem Wetter verbracht um uns von dem Schock zu erholen. Am naechsten Tag zweiter Versuch. Auf zu einem abgelegenen einsamen Strand. Einsam war er auch, kein Mensch zu sehen, nur Sand und na ja, Muell und die obligatorischen Rohre. Da kam dann auch noch ein Paearchen und die beiden haben sich das genauso unglaeubig angeschaut wie wir. Also gut, wenn es das Schicksal so will, gibt es eben keinen Strandurlaub. Bevor wir jetzt aber schon wieder weiterfahren, haben wir uns ein paar Tage am Pool ausgeruht, schliesslich mussten wir ja Energie fuer die Tempel von Angkor sammeln.

So haben wir uns den Strand nicht vorgestellt

So haben wir uns den Strand nicht vorgestellt

Und so sah unser Programm fuer die naechsten paar Tage aus: ausschlafen, fruehstuecken, an den Pool, lesen, schwimmen, superleckeres Essen (in unserem Guesthouse gab es die besten Spareribs von Welt) und abends noch einen Film (fuer diejenigen von uns die nicht eingeschlafen sind gab es auch noch einen zweiten). Nachdem wir die letzten Wochen weder Fernsehen noch Kino hatten, war es einfach zu verfuehrerisch mit drei Spielfilmkanaelen ohne Werbeunterbrechung.

Nach ein paar Tagen faulenzen bekamen wir aber wieder Hummeln im Hintern. Ueberraschenderweise wurde Jens zuerst unruhig Also Busticket gebucht (diesmal ohne Probleme) und mit dem Motoradtaxi morgens zur Busstation. Da es keine Autotaxis gibt und jeder von uns einen grossen Rucksack und einen Daypack hat, gab es zwei Mototaxis fuer uns.

An der Bushaltestelle angekommen dachte ich, komisch, das ist nicht die Bushaltestelle an der wir letztes Mal waren. Aber egal, erstmal warten bis Jens kommt, der hat die Tickets. Blick die Strasse runter, nix von Jens zu sehen. Wenn sein Motorrad auch so eine Schrottmuehle ist wie meins, kein Wunder. Nach 2-3 Minuten wurde ich langsam etwas unruhig. Die Fahrt war ja nur 10 Minuten, da muesste er doch langsam mal kommen. Hmm, vielleicht ist er ja an der anderen Bushaltestelle. Mein Motorradfahrer fuhr dann mal los, schauen wo sie stecken. Nach 5 Minuten kam er wieder, stieg ab, nahm ein anderes Motorrad und fuhr wieder los. Als er wiederkam meinte er nur sie kommen gleich. Okay, kein Problem, wir sind ja frueh genug los. Kein Jens in Sicht. Mein Motorradfahrer wieder los. Kam kommentarlos wieder, ging ueber die Strasse, leiht sich ein Handy und telefoniert. Nach dem jetzt schon von 25 Minuten rum waren habe ich ihn bedraengt mir zu sagen was denn jetzt los ist. Das wuesste er auch nicht, er hat Jens auch nicht gefunden. Hat inzwischen alle anderen Busstationen abgeklappert, keine Spur, hat nochmal in unserem Guesthouse angerufen - auch nix. Wie vom Erdboden verschluckt. Inzwischen fuhr auch unser Bus los, aber das war jetzt das geringste Problem. Wo stecken die bloss??? Vielleicht ist das Motorrad verreckt? Nee, kann nicht sein, dann haette mein Motofahrer sie ja gesehen. Andere Bushaltestelle - kann auch nicht sein, da war er ja auch. Unfall? Auch eher nicht, dann haette man sie ja auch sehen muessen. Das macht irgendwie alles keinen Sinn. Mittlerweile waren 40 Minuten rum. Leichte Panik - was mache ich, wenn er nicht auftaucht? Wer weiss, am Schluss hat ihn der Motorradfahrer entfuehrt. Oh je, wie soll ich das Jens Mama beibringen: Jens? Tja, der ist verschwunden, also er ist auf ein Motorradtaxi gestiegen und dann war er weg und ist nicht mehr aufgetaucht...

Tja und nun zu meiner Geschichte: die andere Seite der Medaille. Kurz nach dem Start war Marion mit ihrem Fahrer schoen ueber alle Berge. Und ich muss vorab sagen, nicht nur das Moped von meinem Fahrer war nicht das schnellste. Lieber haette ich einen mit Gehirn bekommen. Also weiter: Wir fuhren so dahin und ich dachte mir, das ist eigentlich nicht die Strecke die wir gekommen sind. Sollte einen aber nicht beunruhgien die haben hier tausend andere Abkuerzungen. Nach 15 Minuten wurde mir die Abkuerzung doch ein bisschen lang und als ich den Hafen sah war mir klar, ich wollte nicht mit dem Schiff ins Landersinnere. Also musste ich meinem Chauffeur erst mal klar machen das irgendwas nicht stimmen kann. Ich versuchte mit Haenden und Fuessen dem Mensch zu erklaeren wo mein Problem lag, als er dann "Yes, Yes" sagte und das Moped drehte, dachte ich jetzt wird alles gut, die Zeit reicht locker. Weit gefehlt, wie lange bin ich jetzt schon in Asien? "Yes, Yes" bedeutet eine Menge: Ja ich habs verstanden, Jaja halt den Mund du Tourist, Jaja ich hab keine Ahnung was du von mir willst... Ich doofer Amateur hab wieder geglaubt was der tut. Dann fuhr er noch einen komplett anderen Weg, auf den Schildern standen Staedte drauf die in einer total falschen Richtung lagen. Nun half nur ein Urschrei - STOP. Now again: Bus Phnom Pen (Name des Ziels), Zeit auf der Uhr zeigen und "Me no Bus, you no Money" Stossgebet, vielleicht kriegen wir den Bus doch noch. An Marions Sorgen hatte ich noch gar nicht gedacht, ich lebte nur in der Hoffnung, dass der Typ wieder den Weg in die Stadt findet. Das Moped gab alles und das "no money" hat offensichtlich auch gewirkt. Aktuelle Fahrzeit 30 Minuten. Als er dann doch wieder anhielt um jemanden zu fragen, war bei mir alles aus. Das Problem: Ich kann ihn ja nicht einfach erwuergen, dann waer ich zwar meinen Frust los, wuesste aber immer noch nicht wohin. Dann mein letzter verzweifelter Versuch "bring me back to the city". Ein deutliches Leuchten in den Augen, das war wahrscheinlich das erste was er verstanden hat. Naja, es geht ja immer noch ein Bus um eins. Jetzt musste ich mir meine Niederlage eingestehen, dass ich zu doof bin einem Mopedfahrer zu erklaeren wo ich hinmoechte. Aktuelle Fahrzeit 40 Minuten. Irgendwie - vielleicht buddhistische Fuegung fuhren wir per Zufall am Busbahnhof vorbei. So weit so gut, allerdings kein einziger Bus und noch viel schlimmer keine Marion. Zu Glueck konnte sie nicht weg ich hatte ja die Tickets Und nun, zurueck zum Hotel waere wahrscheinlich die vernuenftigste Alternative, vor allem weil von allen Seiten Taxifahrer auf uns zustuermten damit ich ein Taxi nehme. Sehr geschickt, ich sass ja noch auf einem drauf, trotzdem konnte niemand verstehen warum ich ihre Angebote ablehnte. Auf einmal kam ein anderer Mopedfahrer wie irre auf uns zugerast, ich hatte nicht mal Zeit ein Schlusswort zu sprechen und mein Fahrer hatte noch nicht mal den Kopf gehoben. Da half nur ein Ausweichmanoever der professionellen Art: Vollbremsung und eine geschickte 180 Grad Wende brachten alles wieder ins Lot. Bevor ich das ueberhaupt verarbeitet hatte waren wir schon wieder unterwegs. Wie ich erkannte war der suizidgefaehrdete Mopedfahrer der Fahrer von Marion, der hat uns tatsaechlich gefunden, der Retter in der Not und das geilste war, der Bus stand nur ein paar Ecken weiter und wartete auf seinen letzten Fahrgast. Ich glaube das waer mir in Deutschland nicht passiert, bist du einmal zu spaet bei der Deutschen Bahn, ist sie schon weg. Am liebsten haette ich ihn ja nicht bezahlt aber ich hab zum Glueck doch den Bus gekriegt.

Und das alles morgens vor 8 Uhr

© Jens Marion, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bisher sind wir ganz brav und zielstrebig durch unser Leben getingelt. Jetzt wagen wir den großen Schritt und wollen ein Jahr die Welt sehen. Unsere Route: Frankfurt - Bangkok - Auckland - Santiago de Chile - Buenos Aires - Frankfurt
Details:
Aufbruch: 12.07.2005
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 19.04.2006
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Halong Bay
Kambodscha
Phnom Pen
Neuseeland
Chile
Der Autor
 
Jens Marion berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Jens sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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