Ein Traum wird wahr - einmal um die Welt...

Reisezeit: Juli 2005 - April 2006  |  von Jens Marion

Neuseeland: Der Abel Tasman Trekk

Der Abel Tasman Trekk ist einer der Great Walks Neuseelands. Und er ist einer der leichteren Wege, da es nicht so viele Hoehenmeter zu bewaeltigen gibt - also genau das Richtige fuer uns. Der Trekk geht an der Nordkueste der Suedinsel entlang und erstreckt sich ueber 45 Kilometer, sollte also zu schaffen sein. Die meiste Zeit hatten wir den Ozean und die genialen, weissen und einsamen Straende in Sicht. Man kann sich die Strecke aufteilen und zwischen drei und fuenf Tagen laufen. Da wir ziemlich faul sind, vor allem ich (Jens) haben wir die Strecke auf fuenf Tage gestreckt. Ausserdem muss man bei manchen Strecken die Gezeiten beachten, da es ein paar Buchten gibt, die man nur bei Ebbe ueberqueren kann. So ungefaehr 4 - 5 Stunden laufen und dann am Strand rumhaengen. Ich hielt das fuer eine tolle Idee Wir hatten richtig Glueck mit dem Wetter 5 Tage Sonnenschein, tja wenn Engel reisen. Da muss man auch noch dazu sagen, dass wir am ersten Tag auch erst nachmittags los sind, weil es morgens naemlich noch geschuettet hat wie aus Kuebeln. Bevor wir starten konnten ging es daran unserer Rucksaecke professionell zu packen, schliesslich hat man das Ding den ganzen Tag auf dem Buckel. Da ist nichts mit fuenf T-shirts, fuenf Shorts, fuenf Paar Socken, schliesslich brauchten wir ja noch Platz fuer unser Essen, und vor allem unseren Campingkocher. Auch wenn das Gepaeck auf 3 Rucksaecke verteilt war, hatten wir einiges zu schleppen. Wir lebten still in dem Wissen das die Rucksaecke leichter werden wenn wir was essen. Wir hatten einige Luxusmenues dabei: einmal Reis mit einer Fertigsosse (in die eigentlich Fleisch hineingehoert), Nudeln mit Tomatensosse, Nudeln mit Parmesan, Nudeln mit anderer Sosse, Muesli, einen Liter Milch, 2 Tafeln Schokolade, ein paar Muesliriegel, Babybrei fuer Marion (da hoert der Spass wirklich auf) und drei Aepfel. Klingt doch traumhaft. Nein wirklich, wenn man abends voellig fertig in die Huette kommt, wuerde man fast alles essen, sogar Moewen die sich ab und zu ganz gefaehrlich nah herangetraut haben.
Aber mal der Reihe nach.

Erster Tag:
Noch regnete es, nein eigentlich goss es in Stroemen. Wir warteten am Campingplatz auf unseren Bus der uns zum Boot bringen sollte. Da wir schon ein bisschen deprimiert waren das unser Trekk so anfangen soll ging Jens zur Rezeption und fand eine Frau im potentiellen Schwiegermutteralter. Damit war der Sieg unser, ein paar traurige Hundeaugen und nette Komplimente und wir hatten sie ueberredet das wir erst Nachmittags starten koennen, immer noch in der Hoffnung das der Regen aufhoert. (verdammt warum hat das nie bei juengeren Maedels geklappt).
Wie erhofft liess der Regen wirklich nach und wir machten uns auf den Weg.

Bevor es losging, hat der Traktor erstmal unser Wassertaxi zum Wasser gebracht

Bevor es losging, hat der Traktor erstmal unser Wassertaxi zum Wasser gebracht

Die See war noch etwas rau, zum Leidwesen von Marion. Aber diesmal kam sie nur kreideweiss an, keine weiteren Schwierigkeiten.
Wir landeten an einem einsamen schoenen Strand, so dass es uns schwergefallen ist schon bald wieder weiter zu laufen.

Am Startpunkt angekommen - jetzt kann es losgehen

Am Startpunkt angekommen - jetzt kann es losgehen

Nach der einstuendigen Bootsfahrt gabs einen kleinen Snack und dann gings los. Wie schon gesagt es war ein leichter Weg allerdings ging es auch hier nicht ohne bergauf und bergab. Aller Anfang ist schwer und wir mussten uns erst dran gewoehnen ein Tempo zu finden in dem man auch den ganzen Tag laufen kann. Da der erste Tag aber schon mit der Bootstour begonnen hatte war unser Weg zur ersten Huette nicht weit, ca. 2 Stunden. Aber auf dem Weg gab es einiges zu sehen, von dem wir auch in 5 Tagen nicht satt wurden. Philip hatte seine Kamera staendig griffbereit. Man koennte meinen er haette ein bisschen asiatisches Blut in seinen Adern Ich glaube es waren weit ueber 600 Photos, und das beim Laufen. Nach den ersten paar Metern stolperten wir fast ueber eine Gruppe Seehunde. Sie lagen stinkendfaul in der Sonne rum und waelzten sich hoestens mal kurz auf die andere Seite. Gut, man muss dazu sagen im Wasser machen sie die Faulheit ganz schnell wett. Es sind richtige Akrobaten, die auch nichts gegen Schnappschuesse haben. Danach machten wir uns auf Richtung Huette, unsere erste Unterkunft lag an hinter einem Strand und war auch nicht ausgebucht. Jetzt nicht lachen, in der Hochsaison ist es ganz schoen schwer fuer 3 Leute Unterkuenfte in den Huetten zu finden.

Die erste Huette (wie Ihr seht wird das Wetter immer besser)

Die erste Huette (wie Ihr seht wird das Wetter immer besser)

So ging dort aber alles sehr relaxed zu, allerdings wurde Jens irgendwann etwas unleidig. Er hatte hunger und Marion und Philip wollten das Essen noch ein bisschen herauszoegern, damit wir nicht mitten in der Nacht mit einem Baerenhunger aufwachen. Kurz bevor wir uns in die Haare gekriegt haben, stand dann auch das Essen auf dem Tisch. Allerdings nicht lange - auch wenn der Ausflug heute nicht lang war, jeder von uns haette noch mal eine solche Portion verdruecken koennen. Da es bald dunkel wurde und wir keine Kerzen hatten, blieb uns nur die Moeglichkeit uns in unsere Schlafsaecke zu verkriechen.

Zweiter Tag:
So, und wenn ihr nun meint das alles ist ja nur Urlaub, da habt ihr euch aber getaeuscht. Wir mussten frueh aufstehen (was vor allem fuer Jens eine Hoehstleistung war). Nach einem ausgiebigen Fruehstueck aus Milch und Muesli waren wir um kurz nach sieben auf der Piste. Wir mussten eine Bucht erreichen, die bei Flut nicht mehr zu ueberqueren ist. Da gab es also keine Ausreden, wenn wir abends in einem Bett anstatt im Wald schlafen wollen. Wir genossen das schoene Wetter und die wahnsinnigen Aussichten. Die meiste Zeit konnten wir auf Waldwegen laufen. Das war ganz gut, sonst haetten wir uns wahrscheinlich komplett verbrannt, aber manchmal ging es auch am Strand entlang, glasklares Wasser nur einen Meter entfernt, genau wie im Katalog.

Der Strand, an dem wir gestern Nachmittag angekommen sind - sieht bei Sonnenschein doch schoener aus

Der Strand, an dem wir gestern Nachmittag angekommen sind - sieht bei Sonnenschein doch schoener aus

Richtig klares Wasser...

Richtig klares Wasser...

Da wir doch recht schnell unterwegs waren, konnten wir eine laengere Mittagspause machen und an einem der schoenen Straende eine Runde schwimmen gehen. Danach mussten wir dann aber doch weiter, schliesslich kommt die Flut.

Das ist doch mal ein schoener Platz fuer eine Pause!

Das ist doch mal ein schoener Platz fuer eine Pause!

Als wir an der Bucht ankamen sahen wir, das sie schon dabei war sich wieder zu fuellen, grade rechtzeitig damit wir die Rucksaecke nicht ausziehen mussten und noch problemlos die Huette erreichen zu koennen.

...und weiter gehts

...und weiter gehts

Einige Leute kamen noch nach uns durch die Bucht, sie sahen aber schon deutlich nasser aus als wir. Da wir schon so frueh gestartet sind hatten wir den ganzen Nachmittag noch vor uns und konnten schoen rumdoesen. Aber Marion und Philip haben ja Hummeln im Hintern und haben mich ueberredet noch einen kleinen Ausflug zu machen. Na gut zugegebenermassen war nicht viel Ueberredungskunst noetig, sie hatten herausgefunden das man in einer halben Stunde zu einem Restaurant laufen kann. In ihren Augen konnte man deutlich das Wort Bier lesen. Nach ein bisschen Sucherei haben wir tatsachlich eine Kneipe gefunden, die mitten im nirgendwo aufgemacht hat. Fast jeder Tisch war besetzt und hatten eine komplett neue und stilvolle Einrichtung. Da sie wussten das es im Umkreis von 50 Kilometern keine Bar gibt waren die Preise entsprechend. Aber egal, schliesslich waren wir nun hier und muessen ja spaeter auch wieder zurueck. Marion und Philip goennten sich ihr wohlverdientes Bier und ich nahm mir als Ausgleich die Speisekarte vor. Wir waren alle ganz schoen am schlucken, aber ich konnte es mir zum Schluss nicht verkneifen eine Lammkeule zu essen. Sie war absolut genial und hat das mit dem Bier ein bisschen ausgeglichen. Spaeter kam die Rechnung und es hat uns beinahe vom Stuhl gehauen, das Lamm war doppelt so teuer wie auf der Karte. Der Kellner kam und brachte uns eine komplett andere Karte mit anderen Preisen. Das machte uns stutzig und auf unsere Frage hin meinte er, das es schliesslich nicht das Mittagmenue sondern das Dinner sein. Bei Jens konnte er sich aber die Zaehne ausbeissen, schliesslich haben wir zu diesem Preis bestellt und werden auch nicht mehr zahlen. Irgendwann hatte der Chef wohl ein Einsehen und wir machten uns auf den Weg nach Hause.

Aussicht auf dem Heimweg

Aussicht auf dem Heimweg

Auf einmal waren wir vor ein Problem gestellt, der Rueckweg war blockiert. Eine kleine Bucht war bei Flut vollgelaufen. Nun hatten wir zwei Moeglichkeiten, wir laufen einen anderen Weg zu unserer Huette, d.h eine Stunde durch den Wald ohne Taschenlampe oder wir schwimmen durch die Bucht. Fuer Philip stellte sich diese Frage nicht, er hatte sich ruckzuck bis auf die Unterhose ausgezogen und es ging los mit seinen Klamotten ueber dem Kopf. Marion und Jens waren fasziniert und harrten der Dinge die da kommen moegen. Mit jedem Schritt wurde das Wasser tiefer und wir dachten er muss mit beiden Haenden ueber dem Kopf schwimmen aber in der Mitte ging es wieder aufwaerts und auch wir konnten durchlaufen, ein bisschen nass werden ist immer noch besser als 1 Stunde Umweg. Der Kneipenbesuch hat sich aber definitiv gelohnt. Als wir zurueck waren war es schon dunkel und schon hiess es wieder Zeit fuers Bett, manchmal kamen wir uns vor wie auf einer Schulfreizeit. Aber auch diese Nacht brauchten wir unseren Schlaf.

und von den kleinen Tierchen haben wir unterwegs auch viele gesehen (der hier hat aber nur seine Schale da gelassen)

und von den kleinen Tierchen haben wir unterwegs auch viele gesehen (der hier hat aber nur seine Schale da gelassen)

Dritter Tag:
Schon wieder frueh aufstehen...

...und zusammenpacken

...und zusammenpacken

Wir hatten eine Kajaktagestour gebucht und mussten noch 2 Stunden bis zu unserem Startpunkt laufen. Da wir ein durchschnittliches Tempo laufen kamen wir exakt puenklich am Strand an. Leider war da keine Zeit fuer eine Pause und es ging gleich mit der Vorbereitung der Boote los. Wir waren zu acht, vier Kajaks mit professioneller Ausstattung. Marion war mit unserem Guide unterwegs und Philip und Jens sassen in einem Boot. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es kamen immer wieder zu Kabbeleien. Vorwuerfe Jens sei zu faul um zu Paddeln, Philip kann nicht richtig lenken usw. Trotzdem haben sie es ganz gut hingekriegt. Es war eine coole Tour auf dem glasklaren Wasser zu treiben und den Grund einige Meter unter sich zu sehen. Wir konnten auch ganz nah an die Seehunde heran, allerdings sind die Babys noch zu klein, um alleine zu schwimmen. Ein paar Wochen spaeter sind sie alleine unterwegs und es kommt relativ haeufig vor das sie ganz nah an die Boote heranschwimmen und einige sehr mutige auch auf die Kajaks drauf springen. Leider hatten wir dieses Glueck nicht. Allerdings haben wir einen richtig dicken und auch noch lebenden Seestern gefunden. Unser Guide hat ihn auf unser Boot gelegt und er hat sich sofort festgesaugt. Es war eine ganz schoene Arbeit ihn wieder abzubekommen.

Seestern gefunden

Seestern gefunden

Und in Strandnaehe segelte dann noch ein Rochen unter unseren Booten durch, es war ein richtig toller Tag. Nach der Tour ging es wieder zurueck zu einer Huette so das wir einen Teil der Kajakstrecke am naechsten Tag noch mal laufen konnten.

Mittagspause

Mittagspause

Vierter Tag und fuenfter Tag:
An unseren letzten anderthalb Tagen schlaengelte sich unser Weg an Straenden und im Wald lang und wir waren immer wieder verfuehrt unsere Rucksaecke auszuziehen und schwimmen zu gehen. Die Tage waren einfach nur schoen, im Nachhinein muessen wir auch feststellen das diese Tage mit die schoensten auf unserer Neuseelandreise waren.

Noch mehr klares Wasser...

Noch mehr klares Wasser...

... und noch mehr schoene Aussicht

... und noch mehr schoene Aussicht

und wie in Asien immer diese Verkaeufer, die einem am Strand belaestigen ;')

und wie in Asien immer diese Verkaeufer, die einem am Strand belaestigen ;')

Die Bucht vor unserer letzten Huette

Die Bucht vor unserer letzten Huette

Letzter Ausblick auf die tolle Landschaft

Letzter Ausblick auf die tolle Landschaft

Als wir am Ziel ankamen an dem wir auf den Bus warten sollten haben uns die Leute vom Campingplatz versetzt. Trotz Geduld und einiger Anrufe kamen sie auch schon mit knapp drei Stunden Verspaetung. Allerdings waere Laufen auch keine Alternative gewesen, 6 Kilometer auf einer engen Autostrasse durch die Berge, Suizid hatten wir nicht geplant. Als wir dann bei unseren Autos ankamen, mussten wir feststellen, das Rudi schon wieder viel Wasser verloren hatte. Wir hatten uns dabei aber nichts gedacht, die vergannen Tage hat er sich auch mit Auffuellen zufriedengegeben. Einige Kilometer vor Nelson (unser Ziel fuer diesen Abend) ist Rudi wieder heissgelaufen und wir schafften es mit letzter Kraft ins Backpackers zu kommen. Wir machten uns fuer unsere Fahrt nach Auckland ziemlich Sorgen und beteten das wir es bis dahin schaffen werden. Da wir in den letzten fuenf Tagen relativ einseitig gegessen hatten, wollten wir abends schoen Essen gehen. Da wir aber leider erst spaet angekommen sind und Neuseelands "Nachtleben" eigentlich schon tagsueber endet, waren wir froh in einem Pub eine Portion Fish and Chips zu bekommen. Das war nicht die Belohnung die wir uns nach dem Trekk vorgestellt hatten, aber geschmeckt hat es trotzdem. Naja dann muss das eben bis Auckland warten.

Am naechsten Tag ging es auf die Faehre zur Nordinsel. Die Ueberfahrt war wieder sehr beeindruckend, vor allem weil wir den Sonnenuntergang auf der Faehre sehen konnten. Nachdem wir angelegt hatten fuhren wir noch einige Kilometer aus Wellington raus und schliefen auf einem Parkplatz um am naechsten Morgen frueh Richtung Auckland aufzubrechen.

Auf der Faehre zurueck zur Nordinsel...

Auf der Faehre zurueck zur Nordinsel...

...bei einem wunderschoenen Sonnenuntergang

...bei einem wunderschoenen Sonnenuntergang

© Jens Marion, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bisher sind wir ganz brav und zielstrebig durch unser Leben getingelt. Jetzt wagen wir den großen Schritt und wollen ein Jahr die Welt sehen. Unsere Route: Frankfurt - Bangkok - Auckland - Santiago de Chile - Buenos Aires - Frankfurt
Details:
Aufbruch: 12.07.2005
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 19.04.2006
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Halong Bay
Kambodscha
Phnom Pen
Neuseeland
Chile
Der Autor
 
Jens Marion berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Jens sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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