Bea rocks Canada

Reisezeit: September / Oktober 2009  |  von Rabea Hohl

On the road III - Revelstoke nach Calgary

Die heutige Etappe nach Calgary umfasst ca. 400km und fuehrt mich durch mehrere Nationalparks, darunter der Glacier N.P., der Yoho N.P. und der Banff N.P.
Von Indian Summer ist bisher leider noch nicht viel zu sehen, aber dennoch ist die Kulisse traumhaft, als ich aus Revelstoke heraus in die Berglandschaft hinein fahre. Der Morgennebel steigt langsam auf und es sieht aus, als ob die Berge dampfen. Allerdings machen mich die vielen geplatzten Reifenfetzen, die man andauernd am Strassenrand liegen sieht, etwas nervoes.

Mein erster Stop soll an diesem Tag der Emerald Lake sein, ein beruehmter
tuerkisfarbener See im Banff N.P. . Eigentlich wollte ich den Lake O'Hara vorziehen, jedoch habe ich so kurzfristig keinen Platz mehr im Bus bekommen, der als einzige Moeglichkeit dorthin fuehrt. Man kann dort auch zu Fuss hingelangen, aber 13km pro Strecke sind mir angesichts der Tatsache, dass ich heute noch weiterfahren muss, dann doch zu heftig.
Der Emerald Lake ist wunderschoen, aber leider habe ich ihn nicht fuer mich allein. Hier duftet es wunderbar nach Wald und das Wetter ist toll, aber ich bleibe kaum eine halbe Stunde, denn obwohl ich recht frueh hier bin, sind bereits die ersten Reisebusse da und spucken fotowuetige Menschenmassen aus. Ich atme schnell noch einmal tief durch, schiesse ebenso das obligatorische Erinnerungsfoto und mache mich auf den Rueckweg zum Auto. Als ich weiterfahre, denke ich etwas enttaeuscht: Und das war nun der Emerald Lake, auf den ich mich so sehr gefreut habe? Wie voll muss es hier erst in der Hauptsaison sein?
Ich werde aber ganz sicher irgendwann noch einmal wiederkommen, um den weniger frequentierten Lake O'Hara zu besuchen.

Der naechste Abstecher fuehrt mich zu den Takakkaw Falls. Zu diesen Wasserfaellen gelangt man mit einem kurzen Waldspaziergang. Ob es hier auch Pilze gibt? Wenn ja, dann haben die Baeren sie bestimmt schon aufgefuttert. Apropos Baeren: Hier laeuft jeder Zweite mit einer Baerenglocke herum! Als ob ein Baer Lust haette, ausgerechnet hierher zu kommen. Allein durch die Autos und die Touristen an sich (auch ohne Glocke) ist es hier laut genug, dass jeder Baer tagsueber das Weite suchen wird.
Der Wasserfall ist beeindruckend! Umso mehr freue ich mich mittlerweile auf den zweiten Teil meiner Reise in das Yukon Territorium und hoffe, dass ich bei William "echte" Wildnis erleben werde und nicht nur eine wie hier gezaehmte. Vielleicht bekomme ich dort dann sogar endlich meinen ersten Adler, Baeren oder Elch zu sehen!
Kaum lasse ich die Rockies hinter mir und ueberquere die Grenze zu der Provinz Alberta, klettert die Temperatur von 13 auf 24 Grad.
Als ich am fruehen Abend Calgary erreiche, bin ich ziemlich kaputt und hoffe darauf, recht schnell einen Schlafplatz zu finden. Aber nicht doch! Calgary ist fuer Autofahrer der absolute Horror!! Es besteht nur aus Einbahnstrassen, die sich staendig in der Richtung abwechseln. Ohne Strassenkarte, die ich natuerlich noch nicht habe, geht hier gar nix. Ich irre lebensgefaehrlich mitten in der rush hour durch die Stadt und gebe nach einer Stunde genervt auf. Ich parke den Wagen und suche mir zu Fuss einen Weg zu dem im Reisefuehrer angegebenen YWCA. Als ich dort ankomme, erklaert man mir, dass schon seit 2007 keine Uebernachtungsmoeglichkeiten mehr angeboten werden. Na toll! Also auf zum naechsten Hotel. Nach weiteren 20 Minuten finde ich es und man nennt mir den horrenden Preis von 159$ fuer eine Nacht. Mein angeblich so schlaues Buechlein schreibt 80$! Da der Portier mir meine Verzweiflung wohl ansieht, schenkt er mir einen Stadtplan und markiert darauf ein Hotel, in dem Zimmer fuer um die 80$ zu haben sind. Dankbar mache ich mich auf die Suche, finde es nach einer weiteren halben Stunde und stelle fest, dass es nur drei Blocks von meinem Parkplatz entfernt liegt. Ich buche ein Zimmer, hole das Auto und dann hat der Tag doch noch Gnade mit mir und schenkt mir ein Tim Hortons fast direkt gegenueber, damit ich mich nicht verlaufe.

Ich breite mich in dem riesigen Zimmer aus und schicke per Email ein kurzes Lebenszeichen nach Hause. Dann schlendere ich, mittlerweile ist es dunkel draussen, die Strasse hinunter und meinem Essen entgegen und stelle fest, dass Calgary trotz der Groesse und Hektik am Nachmittag eigentlich doch ganz nett, ja fast gemuetlich ist. Eigentlich wollte ich es doch aber gar nicht moegen, nach dem Chaos bei meiner Ankunft!
Bei Tim bestelle ich ein riesiges Chicken Club Sandwich, drei Donuts und als Seelenstreichler noch eine heisse Schokolade im XXL-Format. Damit werde ich es mir in dem riesigen Doppelbett im Hotel sehr bequem machen.
Als ich auf dem Rueckweg an einem Pub vorbeikomme, in dem Sport uebertragen wird, gerate ich kurz in Versuchung, mein Dinner im Bett zu verschieben, aber schliesslich bleibe ich doch standhaft, weil ich echt kaputt bin. Und um mich endgueltig mit dem Tag zu versoehnen, gibts auch noch eine Doppelfolge "Friends" im Fernsehen! Ok Calgary, ich mag dich doch.

© Rabea Hohl, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Wochen Freiheit! Von Vancouver bis an die Grenze Alaskas oder: Hoffentlich kommt der Nebel im Yukon nicht von dampfenden Hundehaufen!
Details:
Aufbruch: 12.09.2009
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 17.10.2009
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Rabea Hohl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.