Bea rocks Canada

Reisezeit: September / Oktober 2009  |  von Rabea Hohl

Ankunft in Vancouver

Hi from Vancouver!

Ich bin tatsaechlich angekommen, obwohl es mit dem Anschlussflug in Calgary ziemlich knapp geworden ist, weil die am Zoll die Ruhe weg hatten: "Was wollen Sie denn in Kanada?" "Ich mache 5 Wochen Urlaub." "Wo arbeiten Sie, dass Ihnen das erlaubt wird?" "Ich bin brave Bedienstete im oeffentlichen Dienst." "Und Sie moechten jetzt nach Vancouver?" "Ja, Sir." "Wie kommen Sie denn da hin?" "Zu Fuss und mit meinem Porsche, der ist im Handgepaeck!" Meine Guete! Vor mir war noch eine Dame, die Kartoffeln mitnehmen wollte. KARTOFFELN! Geht natuerlich nicht, zu gefaehrlich, koennten ja explodieren.
Aber im Grossen und Ganzen hatte ich wirklich Glueck! In Frankfurt habe ich so lange gefeilscht, bis ich statt eines Sitzes mitten in der Mitte einen Fensterplatz ganz hinten bekommen habe! Neben mir sass ein total netter Kanadier aus Calgary, der mit seiner Frau eine Europareise gemacht hat und von Venedig schwaermte. Der sollte erstmal Klein Venedig in Wolfenbuettel sehen! ;o) Als ich ihm erzaehlt habe, dass ich aus der Jaegermeister City komme, hat er grosse Augen gemacht und ich musste ihm Rezepte sagen, mit was er das fluessige Gold alles mixen kann. Kurze Zeit spaeter kam seine Frau und beide zwitscherten in die erste Klasse ab, so dass ich die Reihe fuer mich allein hatte, was fuer ein Luxus!
Irgendwann habe ich meine Uhr auf canadian time umgestellt und fing an zu ueberlegen, wer eigentlich bestimmt hat, dass eine Stunde genauso lang dauert, wie sie dauert. Und warum besteht ein Tag aus 24 Stunden und nicht aus 26? Und hat man nicht im Rahmen der franzoesischen Revolution versucht, das zu aendern? Als naechstes stellte sich eine aus weiblicher Sicht entscheidende Frage: Wenn ich am 11.09. mittags losfliege und am 11.09. nachmittags kanadischer Zeit ankomme, es in Deutschland aber bereits der 12.09. ist, wann nehme ich dann die Pille?

Viel Zeit, mir darueber Gedanken zu machen, hatte ich allerdings nicht, weil schon kurz nach dem Start das erste Menue kam. Ich liebe Fliegen!!! Staendig gibt es was zu essen! Es fing an mit Fisch in Kraeuter-Knobi-Sauce, Reis und einem kleinen Kuchen. Ein paar Stunden spaeter gab es traumhafte Icecream und dazu Air Canada Rocket Chips zum Knuspern. Kaum hatte man runtergeschluckt, wurden pastries serviert, kleine Teigrollen mit verschiedenen Fuellungen. So ein A 330 ist ein wahres Schlaraffenland!
Irgendwann schaue ich aus dem Fenster und bekomme grosse Kulleraugen: Draussen schlaengelt sich weit unter mir der Yukon River durch rauhes und weitgehend unberuehrtes Land, das so riesig ist, dass ich mich ganz klein fuehle. Es ist ein wunderbares Gefuehl. Ploetzlich klopft mein Herz an und fluestert mir leise ins Ohr: Freiheit! Ich bin sprachlos und bekomme fuer einen klitzekleinen Moment feuchte Augen.
Beim Ueberflug ueber die flachen Provinzen faellt einem auf, wie geordnet die Staedte sind. Alles ist quadratisch, praktisch, gut und immer schoen rechtwinklig. Ausserdem gibt es vor jedem Haus mindestens ein Weizenfeld im Ritter-Sport-Format.
Auf dem Anschlussflug von Calgary nach Vancouver spiele ich Kindermaedchen fuer ein von Heimweh geplagtes Work and Travel-Maedel. Ich bringe sie noch zu dem Treffpunkt, den sie mit ihren Gasteltern vereinbart hat und wundere mich ueber mich selbst, wie selbstverstaendlich und problemlos ich mich zurechtfinde.
In Vancouver begruessen mich 25 Grad und Sonnenschein, so soll das sein! Aber schon jetzt redet hier alles ueber die olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver und Whistler. So, wie es aussieht, muss ich also nochmal wiederkommen, ein echtes Schlittenhunderennen fahren und snowboarden lernen, dass soll ja angeblich totaaaal toll sein, hab ich neulich mal irgendwo gehoert...

Auf dem Weg ins Hostel rasen zwei Polizeiautos auf der Hauptstrasse an mir vorbei. Die klingen wie im Kino! Das Hostel ist sehr nett und da mein Zimmer auch die naechsten Tage frei ist, beschliesse ich, mich bis zur Weiterfahrt am 16.09. hier einzuquartieren, was Besseres finde ich keinesfalls. Und anscheinend werde ich vom Glueck verfolgt: Ich bekomme ein kostenloses Upgrade fuer ein Zimmer mit TV und Badezimmer, dass ich nur mit dem Nachbarzimmer teilen muss, statt mit der ganzen Etage. Dass diese Nachbarn ein abgefahrenes chinesisches Paerchen ist, dass nachts gern mal ausgiebig duscht und dabei merkwuerdige Geraeusche von sich gibt, wusste ich da noch nicht, aber es gibt Schlimmeres. Eigentlich ist es sogar ziemlich witzig, vor allem, als die beiden total verlegen werden, als wir uns einmal auf dem Flur vor unseren Zimmern treffen. Anscheinend wussten sie nicht, dass ich in das Zimmer nebenan eingezogen bin, denn nach diesem Treffen war es mucksmaeuschenstill.
Uebrigens sind die Betten hier recht gewoehnungsbeduerftig. Eine ueppig gebluemte Tagessteppdecke liegt ueber einer duenneren Wolldecke (so eine Zuhause-auf-der-Couch-kuschel-Wohnzimmer-Decke) und diese ist wiederum in ein duennes Laken eingeschlagen, das einen nachts umschlingt und halbwegs aus dem Bett wirft, weil man sich verfangen hat und im Schlaf glaubt, ein Ungeheuer wuerde sich einem an die Beine schmeissen und sie festhalten.
Ihr seht, Vancouver ist ziemlich aufregend!

© Rabea Hohl, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Wochen Freiheit! Von Vancouver bis an die Grenze Alaskas oder: Hoffentlich kommt der Nebel im Yukon nicht von dampfenden Hundehaufen!
Details:
Aufbruch: 12.09.2009
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 17.10.2009
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Rabea Hohl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.