Bea rocks Canada

Reisezeit: September / Oktober 2009  |  von Rabea Hohl

Vancouver - dritter Tag

Allein reisen ist toll, weil man unglaublich schnell ins Gespraech mit den verschiedensten Leuten kommt. Es ist aber auch verdammt anstrengend, weil man sich mit niemandem austauschen kann, dem man vertraut und weil man tatsaechlich voellig auf sich gestellt ist und man die Verantwortung keinem anderen in den Schoss legen kann. Das mal so als kleiner philosophischer Werbeblock zwischendurch.
Eine kleine Ergaenzung zu gestern: Abends sind hier gerade mal hoechstens so viele Leute auf den Strassen unterwegs wie in Braunschweig, wenn ueberhaupt! Null big-city-like, aber zumindest habe ich nicht das Gefuehl etwas zu verpassen, wenn ich mich um 22Uhr ins Bett trolle.

Heute morgen bin ich ganz frueh losspaziert und mit dem Aquabus nach Granville Island geschippert. Ich habe das Bootchen (@Tim und Susan: Es sieht tatsaechlich ein bisschen wie ein Pancakestapel aus, ich musste sehr schmunzeln ) ganz fuer mich allein und der Bootsfuehrer erlaeutert mir den Ueberblick ueber die Stadt. Gemaechlich kommt die Sonne hervor und kuendigt einen warmen und strahlenden Tag an. Ich habe wirklich Glueck, dass es so ruhig ist, spaeter auf dem Rueckweg sehe ich die Menschenschlange, die sich gebildet hat und darauf wartet, uebergesetzt zu werden.
Der Granville Island Public Market ist wunderbar! Zum Fruehstueck gibts einen herrlich starken flavoured Macchiato und dazu einen warmen Himbeer-Buttermilch-Scone mit viel Butter bestrichen. Ich weiss gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll und nehme mir schon jetzt vor, morgen frueh auf jeden Fall wiederzukommen, um mich mit Proviant fuer die Autofahrt einzudecken. Auf Anhieb sehe ich mindestens drei Mitbringsel-Ideen, die ich mir fuer den zweiten Teil meines Vancouveraufenthalts merke. Die meisten der unzaehligen frischen Obst- und Gemueseprodukte, die hier angeboten werden, kommen aus dem nahe gelegenen Okanagan Valley, an dem ich auch vorbeifahren werde. Mein Lunch wird heute auf jeden Fall Obstsalat sein!

Granville Island ist phantastisch! Ich fuehle mich hier sehr sicher und kann komplett entspannen. Und Geld ausgeben!
Mittags bringe ich nur schnell die Einkaeufe ins Hostel, danach gehts gleich wieder nach draussen, so ein gutes Wetter will schliesslich genutzt werden. Weil mir nur Obstsalat als Dessert zwar ausreichend, als Hauptgericht aber dann doch etwas mager erscheint, mache ich Bekanntschaft mit dem Hotdog-Man, der quasi umme Ecke (genau wie der 7 Eleven, nur ne andere Ecke) vor der Highschool und dem Kindergarten steht (wo haben die Kinder hier eigentlich den Schulhof???) und dessen Stand einen mit seinem wahnsinnig leckeren Duft lockt. Wow, das ist also ein Hotdog??? Ikea, es tut mir leid, aber ich werde zukuenftig nie wieder bei euch Hotdogs essen koennen. Das hier ist himmlisch!
Danach mache ich mich mit dem Seabus, einer Art Faehre, auf nach North Vancouver in den Lynn Canyon Park. Mir tun zwar schon die Fuesse weh und es ist auch bereits 14Uhr, aber ich will ja was erleben.
Der Lynn Canyon Park erinnert mich ein ganz klein wenig an die italienische Schweiz oder sogar den Harz. Lacht jetzt nicht, ich kanns spaeter mit Fotos beweisen! Ich ueberquere die Lynn Suspension Bridge, auf der ich merkwuerdigerweise gar keine Hoehenangst habe, obwohl sie 50 Meter ueber dem Wasser schwebt. Dann gabelt sich der Weg in mehrere Trails und ich entscheide mich fuer den Twin Falls-Trail, der nur gut eine Stunde dauern soll, da ich ja auch noch den recht langen Weg zurueck nach Downtown habe. Hier im Park entdecke ich uebrigens mein erstes Baeren-Warnschild bzw. es entdeckt mich, als ich naemlich den Plan des Parks studiere, den man kostenlos im Information Centre am Eingang erhaelt, und fast frontal dagegenlaufe. Das wird mir mit einem Baeren hoffentlich nicht passieren!

Nachdem ich eine ganze Weile hoch und runter gekraxelt bin, sehe ich am Ufer des Flusses auf den Steinen ploetzlich einen Dackel herumturnen. Er schaut mich mit grossen Augen an, kommt auf mich zu, bis er mit der Nase an mein Hosenbein stoesst und als ich mich hinunterbeuge, faengt die ganze hintere Haelfte des Hundes an zu wedeln, um mir augenscheinlich ein paar Streicheleinheiten zu entlocken. Kurz darauf kommt ein Maedchen in schaetzungsweise meinem Alter zum Vorschein und hinter ihr ein zweiter Minidackel. Sie lacht, als sie ihren Schuezling in geniesserischer Pose vor mir hockend entdeckt und entschuldigt sich, dass Mallow so aufdringlich ist. Yolaine, so heisst das Maedel, dass mir auf Anhieb sehr sympathisch ist, ist 27 und oft mit ihren beiden Hunden hier, die uebrigens auch Maedchen sind. Wir quatschen ueber alles moegliche und ich wuerde gern noch laenger bleiben, muss mich aber wegen des bevorstehenden Rueckwegs irgendwann verabschieden. Als ich ein paar Schritte gegangen bin, ruft Yolaine ploetzlich hinter mir her und fragt, ob ich denn nicht lieber mit ihr fahren wolle, sie koenne mich dann an der Skytrain Station absetzen und mir den Rueckweg mit dem Skytrain erklaeren. Na klar will ich!
Auf der Fahrt erzaehlt sie, dass sie sich die ganze Zeit gefragt hat, wie ich mit oeffentlichen Verkehrsmitteln hierher gelangt bin und wie um Himmels Willen ich wieder zurueckkommen wollte. Mit ihr ist der Rueckweg jetzt wirklich luxurioes! Sie faehrt ein Auto, dass aus "The fast and the furios - Tokyo Drive" entsprungen sein koennte, really cool! Wir unterhalten uns auch ueber das Drogenproblem, dass in Vancouver herrscht und seit einigen Jahren explodiert ist. Viele Leute sind auf Meth und man tut gut daran, ihnen dann nicht zu begegnen. Meth ist guenstig, die Wirkung haelt lange an und es macht absolut abhaengig. Viele der Leute, die keinen Job und keine Hoffnung mehr haben, koennen dem nicht widerstehen. Ich frage sie, ob sie abends allein rausgeht und sie antwortet, dass sie bisher noch nie Probleme gekriegt hat. Als sie allerdings neulich mit zwei blonden Freundinnen unterwegs war (sie hat einen asiatischen Einschlag und ist dunkelhaarig, ich finde sie sehr huebsch), wurden sie oefter angemacht, also beschliessen wir beide, dass ich ab sofort einen Hut trage, wenn ich abends allein unterwegs sein sollte. Sie gibt mir noch einen Tip, wo ich die beste Bluesbar der Stadt finde und schreibt mir ihre Nummer auf, bevor sie mir excellent den nun gar nicht mehr weiten Heimweg erklaert. Wenn ich von dem Trip zu Ken und Gloria zurueck in Vancouver bin, werden wir definitiv zusammen losziehen!

Heute abend werde ich noch Waesche waschen, das wird ein Spass! Seife habe ich schon, Loonies auch (so werden hier gern die 1$-Muenzen genannt; die 2$-Muenzen heissen Toonies) und mir wurde empfohlen, ein Buch mitzunehmen. Na, daran solls nicht scheitern!
Uebrigens, Birgit: DANKE fuer das kleine Notizbuch! Es begleitet mich staendig und alles, was ich erlebe, kommt als erstes dort hinein, bevor ich es hier im blog verewige.

So, morgen mehr!

Nachtrag: Cool, so langsam brauche ich fuer die Innenstadt noch nicht mal mehr den Stadtplan! Oh nein, und Patrick Swayze ist tot, wie traurig!

Yaletown

Yaletown

Danke fuer den klitzekleinen Hinweis!

Danke fuer den klitzekleinen Hinweis!

© Rabea Hohl, 2009
Du bist hier : Startseite Amerika Kanada Vancouver - dritter Tag
Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Wochen Freiheit! Von Vancouver bis an die Grenze Alaskas oder: Hoffentlich kommt der Nebel im Yukon nicht von dampfenden Hundehaufen!
Details:
Aufbruch: 12.09.2009
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 17.10.2009
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Rabea Hohl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.