Bea rocks Canada

Reisezeit: September / Oktober 2009  |  von Rabea Hohl

On the road IV - Calgary nach Brandon

Als ich frueh morgens aus Calgary herausfahre oder es zumindest versuche, ist der Highway No.1, der so heisst, weil er nach Manitoba die einzige Strasse darstellt, natuerlich under construction. Umleitung? Fehlanzeige. Und wieder eine Stunde Bluthochdruck und rumschimpfen, bis ich mit einem riesigen Umweg wieder in die richtige Richtung gelange. Zur Stampede, die jedes Jahr im Sommer stattfindet, moechte ich irgendwann gern wiederkommen, aber dann mit Pferd und nie wieder mit dem Auto!!! Und zu allem Ueberfluss habe ich in Calgary auch noch eine Stunde Zeit verloren. Ich hab sie morgens noch unterm Bett gesucht, aber sie war unauffindbar und ich musste ohne sie weiterfahren.
Hier in Alberta kommt angesichts der weiten Landschaft und den leicht windigen 27Grad mit Sonne Cowboy-Feeling auf und ich bedauere, dass ich zu spaet fuer die Rodeo-Saison bin. Zur Abwechslung hoere ich statt CD mal Radio und finde einen schmissigen Country Music Sender. Keith Urban rocks!

Gegen Mittag komme ich in Medicine Hat an und die Temperatur klettert auf 32 Grad. Schlimm, immer wenn ich hier in den badlands Rinder sehe (und die gibts nicht zu knapp), muss ich an Steak denken. Kurze Zeit spaeter entdecke ich lebendige Erdmaennchen am Strassenrand! Meine ersten selbst erspaehten wilden Tiere!
In Swift Current sind es dann mittlerweile 36 Grad und ich komme mir vor wie in einer Wueste. Als ich gegen 17 Uhr das sehr nette kleine Staedtchen Moose Jaw als heutiges Tagesziel erreiche, ist das erste B+B, das ich mir ausgesucht habe, natuerlich komplett mit Dauergaesten belegt. Bei nur zwei Zimmern dauert das wahrscheinlich auch nicht sooo lange. Aber die sehr herzlichen Besitzer lassen mich nicht ohne ein Glas selbstgemachte Limonade gehen und organisieren bei Freunden im "Red Brick Bed and Breakfast" sogar ein Zimmer fuer mich. Das Red Brick ist zwar etwas teurer, so wie das fuer B+Bs in Kanada meistens gilt, aber sie sind, wie ich finde, viel gemuetlicher und persoenlicher als Hotels. So fahre ich zwei Blocks weiter und finde mich vor einem roten Backsteinhaus wieder, das innen wunderbar ueberladen und verschnoerkelt ist. Ich bekomme das Rosenzimmer und ratet mal, welches Muster meine Tapete und Bettwaesche hat...

Im Flur steht ein kleines Tischchen mit Teegeschirr (natuerlich Blumenmotiv), einer Auswahl verschiedener Teesorten im Keramikdoeschen und, als ich nach dem Auspacken wieder aus dem Zimmer komme, einer riesigen Dose mit selbstgemachten Chocolate Chip Cookies. Traeume ich?? Nein, Angela, die Besitzerin kommt die Treppe herauf und erklaert, dass ich mich unbedingt bedienen soll und wenn irgendetwas benoetige, egal was, soll ich es sie rund um die Uhr sofort wissen lassen. Ich fuehle mich wie ein Prinzessin! Und wenn ich so weiterfuttere, dann bald wie eine Pummelfee.
Ich werde mir nach den knapp 9 Stunden Autofahrt morgen ein spaetes Aufstehen goennen und entscheide mich fuer Fruehstueck um 9Uhr, da ich von Brandon nur noch ca. 5 Stunden entfernt bin.
Nachdem ich die laue Abenddaemmerung auf der Veranda genossen habe, wechsle ich ins Wohnzimmer, wo Paul (der Mann von Angela) Gitarre spielt und auch Angela setzt sich mit Max, einem kleinen bellenden Wollknaeuel, zu uns. Beide erzaehlen, dass sie noch gar nicht so lange in Moose Jaw wohnen, aber die Farmer im Flachland die freundlichsten Menschen ueberhaupt seien und sie sich hier sehr wohl fuehlen. Durch ein paar Bier werde ich irgendwann herrlich muede und weiss, dass ich in meinem rueschigen Himmelbett prima schlafen werde.

Morgens werde ich durch die goettlichen Wuensche eines Bibelpredigers im Radio geweckt, Hallelujah!
Beim Fruehstueck, dass man mit dem Wort "ueppig" nur unzureichend beschreiben kann, lerne ich zwei Ladies aus Alberta kennen, die ebenfalls fuer ein paar Tage hier zu Gast sind und heute zu einem Footballspiel wollen, da einer ihrer Soehne ein Team trainiert. Wir lachen viel und ich bedauere, dass ich heute weiterfahren muss und nicht den kompletten Tag in Gesellschaft der beiden Damen verbringen kann. Aber ich habe fuer die naechsten Jahre bereits die Einladung zum Thanksgiving-Fest in ihrem Heimatort inklusive Schlafplatz und musste versprechen, mindestens zwei Wochen zu bleiben.

Die letzten Kilometer bis nach Brandon sind kein Problem mehr und ich komme sogar etwas frueher an als gedacht. Als ich gegenueber des Hauses von Ken und Gloria parke, sehe ich Ken gerade den Rasenmaeher wegfahren. Als er sich umdreht und mich erkennt, laesst er alles stehen und liegen, kommt zu mir ruebergejoggt und drueckt mich ganz fest. Ist das schoen!!!
Ich beziehe mein eigenes Zimmer plus Bad, Luxus pur! Abends gehen wir mit ihrem Sohn Chris und seiner Freundin April Pizza essen und quatschen bis in die Nacht. Ich fuehle mich sauwohl!

© Rabea Hohl, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Wochen Freiheit! Von Vancouver bis an die Grenze Alaskas oder: Hoffentlich kommt der Nebel im Yukon nicht von dampfenden Hundehaufen!
Details:
Aufbruch: 12.09.2009
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 17.10.2009
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Rabea Hohl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.