In Düsseldorf daheim, in der Welt zu Hause

Reisezeit: Oktober 2010 - Oktober 2011  |  von Marius Schebaum

Neues Seeland: Halbzeit-Analyse: 180 Tage um die halbe Welt

Halbzeit-Analyse

Nach ziemlich genau der Haelfte der Reisesaison moechte ich an dieser Stelle ein Resumee ziehen, um meinen Fans ein ehrliches Bild der Situation im Team zu vermitteln!

Es soll hier nichts beschoenigt oder unterschlagen werden, sondern nichts als die Wahrheit der Presse und der gespannten Oeffentlichkeit dargelegt werden!

Die Saisonvorbereitung in Koeln und Duesseldorf im Herbst 2010 war gepraegt von vielen Unsicherheiten, wie das kommende Jahr sich bis zum Ende der Saison im Oktober 2011 entwickeln wuerde, denn das Gepaeck wurde vom Reisemanager Marius Schebaum mit hohem finanziellen Risiko komplett neu zusammengestellt:
Der Denker und Lenker, der Kopf bzw. in diesem Fall eher der Ruecken des Teams war der neue Backpacker-Rucksack "Mt. Troy" (mit 80 Litern Fassungsvermoegen, was sich bisher als gute Groesse fuer alle Gepaeckmitglieder erwiesen hat), der praktisch den gesamten Kader in sich aufnehmen musste. Weitere Eckpfeiler der Truppe waren zu Beginn der Saison der erste USB-Stick, die im Duo nach unkomplizierten Verhandlungen aus Erkrath ausgeliehenen "Discman" und "Reisesafe", die sich als verlaessliche Teile mit guter Ausdauer entpuppt haben. Ein seit Jahrzehnten erprobtes Mitbringsel mit grosser internationaler Reiseerfahrung war "Rei in der Tube", auf das ich auch nach 6 Monaten in der grossen weiten Welt nach wie vor voll zaehlen kann.

Einige Teile des hygienischen Teils der Mannschaft mussten aufgrund von Verletzungen (das Shampoo beispielsweise erlitt in Nicaragua ein schwerwiegenden Auslauf, das es fuer den Rest der Reise ausser Gefecht gesetzt hat) oder befristeter Wochen-Vertraege das Team verlassen, hier denke ich besonders an den schmerzlichen Verlust der Zahnpasta, die auf Fiji kaum gleichwertig ersetzt werden konnte.

Gewisse Mitglieder des Kulturbeutels mussten hier in Neuseeland nachgeruestet werden und da neuseelaendische Kontaktlinsen und die zugehoerige Linsensuppe in Neuseeland auf diesem Reiseniveau den Anspruechen nicht genuegen koennen, musste der Reisemanager Marius junge, talentierte Kontaktlinsen aus der landesweit beruehmten Nachwuchsabteilung des "dm-Drogeriemarktes" in Duesseldorf rekrutieren, die der hoch veranlagte und Suedarfika-erfahrende Leihspieler Stefan, fuer 2 Wochen aus Stuttgart fuer ein kurzes Gastspiel zur Mannschaft gestossen, unter seine Fittiche genommen hat.

Im Laufe der langen und kraeftezehrenden Saison mussten schweren Herzens auch einige arrivierte Anziehsachen aus Alters- und Verschleissgruenden ihre Karriere beenden bzw. wurden oftmals vor Ort an gastgebende Hostels oder andere Reisemanager kostenlos abgetreten, da sich hierdurch logischerweise Platz im eng gesteckten Kader fuer neue, frische Anziehsachen ergab. Laut Flughafen- und Gepaeckstatuten muss der Hauptkader auf 20kg pro Flug begrenzt sein, zusaetzlich darf allerdings eine kleine, gesonderte Entourage mit den wichtigsten Gepaeckstuecken von bis zu 7kg mit dem Manager im Flieger bleiben, wobei die Offiziellen hier meist Gnade vor Recht ergehen lassen, da sie wissen wie wichtig gewissen Utensilien zum Erhalt der gesamten Mannschaft sind. Als staendige Mitglieder dieses Kernteams duerfen sich definitiv die "Dokumente" (Reisepass, Flugtickets, Visas, Geld und Bankkarten), das "Tagebuch", der "Discman" und das aktuelle "Buch" zaehlen. Wobei die Position des Buchs sich staendigen Veraenderungen und Launen des Trainer-Managers unterzieht, oftmals wird in sogenannten Austausch-Stationen in Hostels, die einem Spieler-Markt gleichen, das ausgediente Buch an das gastgebene Hostel vermacht, waehrend ein frisches Buch zum Team stoesst. Allerdings sind diese Tauschboersen immer mit einem gewissen Risiko verbunden, da der Manager lediglich die Moeglichkeit hat, eine kurze Beschreibung des Buchs auf der Rueckseite zu Rate zu ziehen und im Laufe der naechsten Reisetage haben sich bereits einige dieser hochgehandelten Talente als Flops erwiesen, so dass man oft mehrere Scouts oder Reisende befragen sollte, bevor ein neues Talent in den Kader aufgenommen wird. Oftmals erleben diese neuen Buecher auch Verstaendigungs- und Sprachprobleme, oder sie entsprechen nicht der Spielphilosophie des Managers. So kam es zum Beispiel auch schon vor im Laufe des letzten halben Jahres, dass ein neues Buch nach lediglichen zwei oder drei Probetagen fristlos und ohne Abfindung vor die Tuer gesetzt wurde.

die Korsettstangen des Teams auf einen Blick

die Korsettstangen des Teams auf einen Blick

"unser taeglich Brot und Erdnussbutter gib uns heute..."

"unser taeglich Brot und Erdnussbutter gib uns heute..."

Andere weniger wichtige Inhalte des Rucksacks haben den Grossteil der bisherigen Saison auf der Tribuene verbracht und waren so zum Zuschauen verbannt, hier denke ich besonders an die hochgehandelten und mit Vorschusslorbeeren von "McTrek" geholten Waescheleine und Gaffel (Gaffel ist lediglich der auf das Trikot geflockte Kuenstlername und steht fuer "Gabel und Loeffel in einem"), die bisher der Reise noch nicht ihren Stempel aufdruecken konnten und lediglich zu Kurzeinsaetzen kamen.
Gewisse Positionen des Teams wie z.B. die Badehose spielen in den taeglichen Aktivitaeten des Managers eine so wichtige Rolle, dass er hier lieber auf erfahrene Kraefte setzt, denen das Alter und die vielen spontanen Einsaetze mittlerweile deutlich anzumerken sind und da auf dieser Position die Marktpreise in den letzten Jahren in so horrende Hoehen gestiegen sind, sind gute Badehosen eben eine Investition, die man nicht alle paar Wochen aufs Neue taetigen kann. Das Handtuch geht mittlerweile auf dem Zahnfleisch und schleppt sich humpelnd und schmerzverzerrt durch die verschiedenen Duschen, allerdings sind auf dem Transfermarkt momentan kaum Handtuecher dieser Leichtigkeit und Kompaktheit zu haben, so dass der Manager entschieden hat, das alte Schnelltrocken-Modell noch so lange aufzustellen, bis gleichwertiger Ersatz gefunden werden kann.

Das alte Tagebuch hat sich in den ersten Wochen der Reise so verdient gemacht fuer den Reisemanager, dass ihm ein ruhiger Posten im Archiv vermacht wurde, so dass es allerdings weiter Teil des Gepaecks bleiben kann und fuer gewohnlich nur in Erinnerungsfragen zu Rate gezogen wird.

In diesem schnelllebigen und staendigen Veraenderungen unterworfenen Business gibt es viele Berater und Reisefuehrer, die nur aufs schnelle Geld aus sind und als Manager muss man ein gewisses Gespuer dafuer besitzen, welche ehrliche Arbeit vollbringen und der Mannschaft wirklich weiterhelfen. Hierbei verlaesst sich der Manager seit Jahren mit Erfolg auf die Guides der "lonely planet Talentschmiede" in Amerika, die als die Beste der Welt gilt. Da diese Guides allerdings relativ schwer sind und somit das erlaubte Limit von 20kg pro Flug gefaehrden, musste ich dieses Jahr mit nur 2 Reisefuehrern beginnen ("Suedamerika" und "Mittelamerika") und diese im Verlaufe der Saison gegen ihre Nachfolger austauschen: "Neuseeland", "Australien" und "Indonesien" heissen die aktuellen Stuetzen der Mannschaft, die dem Manager immer wieder nuetzliche Tips waehrend der Reise anbieten. Fuer das Schlussdrittel der langen Saison in China wurde bereits ein weiterer lonely planet mit einem Vorvertrag ausgestattet, der allerdings bis zum seinem ersten Einsatz im August noch im Vereinsheim in Duesseldorf geparkt wurde, um dort Lesepraxis zu sammeln, um dann in der Endphase voll da sein zu koennen. In manchen Laendern hab ich mich als erfahrener Manager auf meine bisherige Reise- und Transporterfahrung verlassen und keinen Berater verpflichtet und in den Faellen von den Auswaertsspielen in Kalifornien und Fiji konnten sowieso genug locals als Guides verpflichtet werden, so dass diese Trips trotz der mangelnden Ausruestung als voller Erfolg und hoch-interessante Erfahrung verbucht werden koennen.

Ein besonderer Fall in meinem Team stellt der Leinen-Schlafsack dar, den ich nach langem Hin- und Her in der Vorbereitung auf meiner Einkaufstournee in Koeln erworben habe und obwohl ich die Saison sicherlich auch ohne Ihn bestreiten koennte, da diese Position im Laufe der Jahre immer mehr von der Hostel-Decke verdraengt wurde und in den meisten Teams nicht mehr bekleidet wird, hab ich Ihn bisher nicht ziehen lassen, sondern mit Ihm ausgemacht, Ihn zu eng verpackten Konditionen weiter zu beschaeftigen. Da ich allerdings so grossen Aufwand bei der Verpflichtung betrieben habe, liess ich Ihm wenigstens im Testmatch am Strand von Costa Rica eine Bewaehrungschance und bis das Spiel wegen zu starken Regens abgebrochen wurde um 3 Uhr nachts hat er sich absolut tauglich erwiesen...

Leistungstraeger

Leistungstraeger

Kontrastprogramm: Winter- vs. Sommerspielkleidung

Kontrastprogramm: Winter- vs. Sommerspielkleidung

Ein besonderer Wehrmutstropfen und ein absoluter Fehleinkauf, den ich nach 4 Monaten Einsatzzeit eingestehen muss, ist der bolivianische 64-GB-USB-Stick, der vor Ort zunaechst ein absoluter Glueckgriff und Super-Schnaeppchen zu sein schien, wenn man seine Groesse und die Strassen-Markt-Abloese von 11 Euro bedenkt. Allerdings hat er sich als falscher Freund und Blender erwiesen, denn gerade als der Manager ihm mehr Einsatzzeiten und Vertrauen bzw. Daten und Fotos gewaehrte, liess er Ihn im Stich und brach unter der Last foermlich zusammen. die Teamaerzte versuchten, ihn an Ort und Stelle wiederzubeleben, allerdings konnten lediglich ca. 30 Fotos gerettet werden und der USB-Stick befindet sich seitdem in einem so kritischen Zustand, dass er dem Team nicht von weiterem Nutzen sein wird. Allerdings wird er mit ins Vereinsheim in Deutschland genommen werden, damit die deutschen Spezialisten sich diesen Fall nochmal gesondert vornehmen koennen. So wurde die Foto-Last und die grosse Luecke des boliviansichen Sitcks auf mehrer Schultern verteilt und von nun an werden 3 verschiedene 8-MB-USB-Sticks die Verantwortung untereinander aufteilen, da sie eine zu wichtige Rolle im System des Managers spielen. Ein unersaetzlicher, aber bisher trotz der vielen tausend Einsaetze einwandfrei funktionierender Teil des Teams scheint die Digital-Kamera zu sein, die dem Manager an keinem Tag von der Seite zu weichen scheint. Die Position des Laptops, die die letzten 3 Jahre von hp zufreidenstellend ausgefuellt wurde, wurde aus Systemumstellungs- und Gewichtsgruenden auf dieser Reise vakant gelassen, so dass ich auf lokale Leih-PCs und Internetcafes angewiesen bin, die zwar fuer eine einzelne Session kostspieliger als der eigene tragbare Computer sind, das Gewichtersparniss allerdings auf lange Sicht gesehen sinnvoller erscheint.

Bei der Kaderplanung spielten fuer den Reisemanager natuerlich die finanziellen Aspekte eine gewichtige Rolle, da kaum ein Reiseteam der Welt unbegrenzte Ressourcen aufweist, ausser vielleicht Teams mit dem Support reicher Eltern oder Oel-Magnaten im Hintergrund. In meinem Fall wurde grob die Haelfte des Reisebudgets, ca. 5000 Euro, durch verschiedene Jobs und Praktika im Verlaufe der letzten Jahre zusammengestellt. Allerdings benoetigt eine solch lange und finanziell anspruchsvolle Saison oftmals einen externen Sponsor, den ich gluecklicherweise in Person meiner Grosseltern gefunden habe, die dem Team eine grosszuegige Spende von insgesamt ca. 5000 Euro haben zukommen lassen. Um die Lizenz fuer die Welt-Tournee zu bekommen, musste ein Flugticket erworben werden, dass in zaehen Verhandlungen bei 2500 Euro fuer 11 verschiedene Fluege einen gemeinsamen Nenner mit dem Anbieter "STA Travel" gefunden hat. Die Lizenzauflage war allerdings eine umsichtige und genaue Saisonplanung, bei der die Spielorte und teilnehmenden Laender weit im Voraus festgelegt werden mussten. Darueber hinaus mussten genaue Impf- und Visabestimmungen erreicht werden, um die Spielberechtigung in allen Laendern zu erlangen. Doch hier stellten sich einige der Teilnehmer quer, im Besonderen China, die das Einreisevisum erst wenige Monate vor der Einreise ausstellen wollen, so dass dieses zweimonatige Gastspiel noch nicht in trockenen Tuechern ist und der Match-Kalender deshalb flexibel bleiben muss fuer eventuelle Umbauten in der Planung.
Bei den meisten Begegnungen liess es sich mit sorgfaeltiger Planung relativ einfach bewerkstelligen, im Rahmen der vom Vorstand und der Finanzabteilung vorgegebenen 25 Euro pro Tag zu bleiben, besonders in Sued- und Mittelamerika konnte der finanzielle Rahmen sogar noch unterboten werden durch geringes Preisniveau der Team-Unterbringung, die sich meist bei ca. 4-8 Euro eingependelt hat. Waehrend des teuren Teils der Saison in Kalifornien hat der Manager zu einem neu-etablierten Trick der Reisebranche gegriffen und sich zwecks Quartier an das Berater-Unternehmen "couchsurfing.com" gewandt, die Gratis-Unterkuenfte bei anderen Reisenden organisieren, was die Kasse des Clubs schont und neue Kontakte knuepft.

Als Gewinner der Hinrunde hat sich mit grossem Abstand Fiji durchgesetzt, dass durch einzigartige Dschungel-Landschaft, fischbesetzte Riffe, tuerkises Wasser und goldene Straende und vor allem sehr freundliche und hilfreiche Menschen hervorgetan hat und das Beliebtheits-Tableau vor Bolivien abschliesst, das mit Abstand das guenstigste (schaebige Hostels fuer ca. 3 Euro im Schnitt) und landschaftlich abwechslungsreichste (Salzwueste, 6000m-Berge, Bergseen, Vulkane, Geysire, bergige Staedte und dunkle Kohleminen innerhalb weniger hundert Kilometer) Land war.

Was die Sicherheit waehrend der Reise betrifft, konnten unangenehme Situationen oftmals durch das anwesende und gut gebriefte Sicherheitspersonal und vorrausschauende Reisefuehrer schon im Keim erstickt werden, so dass das gesamte Team waehrend des Halbjahres zusammengehalten werden konnte und wenn man die Tatsache hinzunimmt, dass der Manager und sein gesamtes Team trotz teilweise waghalsiger und extremen Aktivitaeten von groesseren Verletzungen verschont geblieben sind, kann man das vergangene Halbjahr als vollen Erfolg und grosse Motivation fuer den weiteren Verlauf der Saison verbuchen.

Fuenf gegen Einen ist in diesem Fall fair

Fuenf gegen Einen ist in diesem Fall fair

Jetzt mal Klartext!

Mein Gott, wenn ich mir das Geschwafel der letzten tausend Zeilen so anschaue, mache ich mir doch ein wenig Sorgen, dass mein ohnehin schon vermatschtes Hirn durch das Sportstudium weiteren ernsten Schaden genommen hat

Deshalb jetzt nochmal allgemein verstaendlich:

Was ich sagen will, ist, dass die bisherigen 180 Tage absolut GEIL waren!!! Ich kann jedem empfehlen, eine solche Reise zu unternehmen, auch wenn man vielleicht im Vorhinein ein wenig Angst vor dem Unbekannten hat, es gibt auf der ganzen Welt, selbst in dem kleinsten Berg-Kaff in Suedamerikas Bergen immer Leute, die man fragen kann (notfalls mit Haenden und Fuessen) und die einem tatsaechlich helfen. Und wenn man ein bisschen auf seine Wertsachen achtet, zum Beispiel sein teures Handy nicht zur Schau traegt und seine Kreditkarte & Co. sicher verstaut, dann muss man sich absolut keine Sorgen machen, auch wenn man alleine unterwegs ist.
Was die Kohle angeht, kann man in den allermeisten Laendern dieser Welt locker mit 25 Euro am Tag auskommen, selbst in den westlich gepraegten Gegenden wie Neuseeland oder Kalifornien kann man trotz teureren Lebenshaltungskosten low-budget durch die Praerie pilgern, z.B. mit kleinen Einsparungsmassnahmen wie couchsurfing, trampen (einfach Vertrauen haben, klappt schon irgendwie ), Bus anstatt Taxi fahren (Busfahrer helfen einem immer und ueberall), im Hostel fuer Uebernachtung ein bisschen arbeiten (macht Einen auch nicht kaputt mal ein bisschen zu staubsaugen), in grossen Supermarkt-Ketten einkaufen anstatt in Tante-Emma-Laeden, wenn die Hostel-Kueche es hergibt, selbst kochen und nicht essen gehen und natuerlich so wenig Gerstensaft und andere Muntermacher wie moeglich in sich hineingiessen abends (finanziell mit enormen Einsparungen verbunden je nach Trinker-Seele).

Ansonsten habe ich mittlerweile auch die Angst vor dem alleine-reisen abgelegt, da man seinen weissen Hintern darauf verwetten kann, dass man frueher oder spaeter immer Leute kennen lernt, da die allermeisten Backpacker garantiert den lonely planet Routen vertrauen und man sich zwangsweise in Bussen, auf Faehren, Aussichtspunkten oder spaetestens im Hostel trifft. Man muss ja nicht mit jedem direkt best friends werden, denn ein paar Doedel will man ja auch gar nicht kennen lernen, aber insgesamt hab ich doch groesstenteils sehr interessante und offene Leute aus aller Herren Laender kennen gelernt und mit vielen auch ein paar Reisemeilen geteilt.

Was das Gepaeck angeht, hab selbst ich sparsamer Packer sogar noch zuviel mitgenommen, aber es empfiehlt sich doch, anfangs alte Klamotten mitzunehmen und die je nach gusto gegen billige, neue Waesche auszutauschen (kommt auch besser fuers Portemonnaie auf Dauer, fuer ein T-Shirt nur 2 Euro auf dem panamaischen Strassenmarkt auszugeben anstatt fuer aehnliche Qualitaet bei H&M 15 Euro). Und wenn man seine Dreckwaesche selber im Waschbecken sauber macht und somit die Waescherei-Industrie boykottiert, lohnt sich das nach ner Zeit. Ach so ja, das mit der Hygiene tagsueber sollte man als Backpacker auch nicht ueberbewerten, denn mit sauber, gepflegt, gebuegelt und gestriegelt wird man in der Backpacker-Reise-Szene schnell als Aussenseiter entlarvt, deshalb "don't worry"

Waehrend des letzten halben Jahres , das mit Sicherheit zu den aufregendsten und spannendsten und vor allem geilsten meines jungen Lebens gehoert, hab ich so viele tolle Menschen, Kulturen und Orte gesehen, dass ich jedem, der ein paar Gelder uebrig hat, waermstens ans Herz legen kann, dieses nicht in ein neues i-phone oder neue Sportfelgen (geschweige denn ueberhaupt ein Auto, denn unser Land hat mit Abstand das beste oeffentliche Verkehrssystem, das man sich vorstellen kann und in Sued- und Mittelamerika trauen Sie ihren Ohren nicht, wenn man erzaehlt, dass es bei uns FAHRPLAENE und 10-minuetige ZUGVERBINDUNGEN und FAHRRADWEGE gibt!). Aber in was fuer einer luxurioesen und vor allem sorglosen Welt wir leben, wird einem wirklich erst bewusst und schonungslos vorgefuehrt, wenn man mal aus Schland rauskommt und sieht, wie die Menschen teilweise hausen in ihren zusammengeschusterten Wellblechhuetten, von stinkenden Muellhalden umgeben! ABER: Die Menschen sind trotzdem gluecklich! Teilweise gluecklicher als der Manager mit 20.000 im Monat, aber ner 60 Stunden-Woche bei uns. Und wenn ich eins mitnehmen will nach meiner Rueckkehr, dann ist das, das Leben auch ohne grossen Wohlstand viel mehr zu geniessen und den Augenblick zu leben, anstatt alles Geld fuer irgendwann spaeter zu sparen. Meine gesamte Kohle zusammen zu kratzen und auf Wanderschaft zu gehen, war die beste Entscheidung der letzten Jahre, denn ob gut oder schlecht, die Erfahrungen auf dieser Reise nimmt mir keiner mehr, egal was ich danach mit meiner Ausbildung anfangen kann, muss oder will...

Der einzige Wehrmutstropfen bei der ganzen Geschichte ist, dass ich die ganze Bagage daheim echt vermisse. Meine Familie und meine Freunde fehlen mir manchmal schon sehr, aber gerade in heutigen Zeiten ist es ja viel einfacher als frueher, Kontakt zu den Daheimgebliebenen aufzunehmen ueber diverse soziale Netzwerke, e-mails oder sogar recht billige internationale Ferngespraeche nach Hause (haette E.T. nur 40 Jahre spaeter gelebt, waers kein Thema gewesen, "nach Hause zu telefonieren"), was es ein wenig ertraeglicher macht. Andererseits gibt es soviel zu gucken und zu unternehmen und zu reisen, dass man tagsueber schnell abgelenkt wird, deshalb darf man sich davon nicht abschrecken lassen bei Antritt der Reise.

Was die Aktivitaeten in jeglichen Laendern angeht, sollte man eine gewisse Affinitaet zum wandern und sonstigen Fortbewegungsmitteln des einfachen Volkes mitbringen, denn auf der ganzen Welt gibt es wunderschoene Wanderwege und lohnenswerte Pfade zu Aussichtspunkten, die einem fast alle gratis hinterhergeschmissen werden, deshalb sollte man nicht zoegern, genug Geld in ordentliche Wanderschuhe zu investieren, denn wie heisst es so schoen treffend:

"Wenn einer eine Reise tut,
dann kann er was erzaehlen,
drum nahm ich meinen Stock und Hut,
und taet das Reisen waehlen..."

Noch treffender habe ich allerdings folgendes Zitat empfunden, dass quasi meine Motivation, meine Reiselust und vor allem meine Empfehlung an reiselustige Menschen in wenigen Worten auf den Punkt bringt:

"Viel zu spaet erkennen viele,
die versaeumten Lebensziele:
Freude, Schoenheit der Natur,
Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise,
hoechste Zeit ist's: reise, reise!"

In diesem Sinne bereue ich meinen take-off in Frankfurt vor 180 Tagen keine Sekunde, sondern im Gegenteil freue ich mir den Arsch ab, noch ein weiteres halbes Jahr auf Wanderschaft zu gehen, tolle Laender, Leute und ihre verschiedenen Kulturen kennen zu lernen und einfach ein sehr entspanntes Backpacker-Leben zu fuehren in der grossen, weiten Welt...

Euer Wandervogel und Weltenbummler

© Marius Schebaum, 2010
Du bist hier : Startseite Australien & Ozeanien Neuseeland Halbzeit-Analyse: 180 Tage um die halbe Welt
Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein Around-the-World-Ticket, mein Backpacker-Rucksack und Ich in einem Jahr einmal links rum um die Welt von Lateinamerika über Mittelamerika, USA, Fiji, Neuseeland, Australien und Indonesien bis nach China...
Details:
Aufbruch: 10.10.2010
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 10.10.2011
Reiseziele: Brasilien
Paraguay
Bolivien
Peru
Panama
Costa Rica
Nicaragua
Vereinigte Staaten
Fidschi
Neuseeland
Australien
Indonesien
Malaysia
Hongkong
China
Katar
Türkei
Deutschland
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors