In Düsseldorf daheim, in der Welt zu Hause

Reisezeit: Oktober 2010 - Oktober 2011  |  von Marius Schebaum

Neues Seeland: Spiel, Spass und Spannung (Delphin-schwimmen)

Wie ich zu Brian wurde...

Nach soviel fluessiger Schokolade musste ich mich notgedrungen mal wieder koerperlich betaetigen (auch wenn man als backpacker diese Bewegung auf ein absolut notwendiges Minimun heruntersenkt, schliesslich hat man Urlaub) und da dachte ich, wo geht das besser, als entspannt ne Runde mit Delphinen schwimmen? Es gab nur einen Haken und zwar war das Ganze alles Andere als entspannt: Denn der Pazifik hat zu dieser Jahreszeit hier unten laecherliche 11 Grad, so dass man vor der Abfahrt in so viel Neopren eingepackt wird, wie der Markt hergibt: 5mm dicker Neoprenanzug, Neo-Schuhe, dicke Handschuhe (in denen ich das Gefuehl hatte, dass wir nicht nur zum schwimmen, sondern zur Jagsd mit blossen Haenden unterwegs waren), eine Verbrecher-Maske, Schnorchel und Schwimmbrille. Voellig unfoermig sind wir also auf das kleine Boot gewatschelt und sind frierend zum Ausgang der kleinen Bucht gerast, wo wir mit viel Glueck die kleinsten Delphine der Welt treffen sollten.
Hektor-Delphine werden hoechstens 1.8 m lang (also die Weibchen, bei denen ist das alles bereits ein wenig emanzipierter geregelt als bei uns), aber ich muss ehrlich zugeben, dass mir das absolut gereicht hat, so hilflos und klein, wie man sich in seinem Neo im grossen, weiten, welligen Ozean umherpaddelnd vorkommt.
Auf der Suche nach den kleinen Schwimmern sind wir also zu verschiedenen Spots gefahren, haben einen Moment gewartet und schon kamen die Delphine quickfidel ums Boot herumgeschwommen, dabei immer wieder kurz aus dem Wasser schiessend, um Luft zu schnappen, denn Delphine muessen wie Wale ab und zu einfach mal kurz durchatmen. Manche hatten sogar so Spass (oder waren einfach nur krasse Angeber), dass sie komplett aus dem Wasser gesprungen sind, um zu zeigen, was sie alles so drauf haben. Sowas hat man ja vielleicht schonmal im Zoo gesehen, aber wenn man weiss, dass das alles in freier Natur passiert und diese Delphinart auch noch vom Aussterben bedroht ist, dann kommt das schon ganz cool

Der Captain hat dann immer einen Moment gewartet, bis die Delphine sich an uns und das Boot gewoehnt hatten und uns dann ins eiskalte Wasser geschickt, wobei wir kein Wasserspritzen verursachen sollten, da dies da typische Verhalten der Maenchen sei, um zu zeigen, dass man der tollste Hengst im Stall ist und die Weicheier in der Gruppe dann Angst kriegen und sich verziehen. Und tatsaechlich haben die groessten Angeber unter ihnen mehrere Male neben dem Boot mit der Schwanzflosse aufs Wasser geschlagen, um zu zeigen, wer die dicksten Eier hat (also im uebertragenen Sinne, denn diese Delphine weisen natuerlich keinerlei menschliche Geschlechtsmerkmale auf).
Als wir dann in Schockstarre im Wasser umhertrieben (denn der Moment, wenn das kalte Wasser in den Anzug laeuft, bringt einen fast um, da es eine Weile dauert, bis dieses von der Koeperwaerme lauwarm wird), sollten wir irgendein Liedchen in den Schnorchel bzw. ins Wasser traellern, um den Delphinen irgendwas Interessantes zu bieten, damit denen eben nicht langweilig wird und sie wieder abhauen...So ein Delphin ist schliesslich ja auch nicht irgendwer, sonden will eben bespasst werden, sonst koennte ja jeder kommen...

Ich hab dann in dem Moment des einsamen Herumtreibens, in denen wir in ca. 20m Entfernung nur die Rueckenflosse der Delphine gesehen haben, erst kurz an die Titelmelodie des "weissen Hais" gedacht, da man einfach zu viele (schlechte) Filme gesehen hat, in denen Haie so aussehen kurz bevor sie einen grundlos in Stuecke reissen... Aber da es bei der Melodie ja nicht wirklich Lyrics gibt (und ich den Delphinen eben nicht irgendeinen Langweiler ohne eine Message vorsummen wollte), hab ich die Gesamtsituation nochmal vor dem geistigen Auge vorbeiziehen lassen und musste unwillkuerlich an den armen, ans Kreuz genagelten Brian in "Das Leben des Brian" denken, wenn die Situation keinen anderen Namen mehr als "Scheisse gelaufen" verdient Und deshalb hab ich mit einem leisen "Pfeifen im Meer": "Always look on the bright side of life, pfpf, pfpfpfpfpf", naja ihr wisst schon Dabei hab ich mir vorgestellt, wieviel schlimmer es dem guten alten Brian am Kreuz ging, also mit den ganzen haesslichen Naegeln in Haenden und Fuessen und so, allerdings muss man anmerken, dass dem bestimmt nicht so kalt war wie mir.

Also mit viel Phantasie und im eiskalten Wasser treiben koennten das doch riesige weisse Killer-Haie sein, oder? Oder ist mir in dem kalten Wasser das Hirn eingefroren und ich hab haluziniert?

Also mit viel Phantasie und im eiskalten Wasser treiben koennten das doch riesige weisse Killer-Haie sein, oder? Oder ist mir in dem kalten Wasser das Hirn eingefroren und ich hab haluziniert?

Vom Boot aus sahen die Jungs relativ klein und niedlich und verspielt aus...

Vom Boot aus sahen die Jungs relativ klein und niedlich und verspielt aus...

Aber kommen wir dann doch mal zum Punkt: Es hat geschlagene 4 oder 5 Versuche mit jedes Mal enttaeuscht wieder ins Bott klettern und zu einem anderen Spot fahren, Delphine finden, reinspringen, singen und bibbern, bis endlich ein paar Jungs von meinem Song angelockt wurden.
Aber dann kamen sie auch richtig! Erst sind nur 2 oder 3 kurz mal an uns vorbeigeschwommen, um die Lage zu checken und als sie gemerkt haben, dass ich total hilflos ein Sterbelied durch den Schnorchel ins Wasser summe, haben sie wahrscheinlich allen Respekt und Angst ueber Bord geworfen und sich Stueck fuer Stueck genaehert. Man konnte also immer die Rueckenflosse auf sich zurasen sehen und kurz vor einem ist der Kleine zur Seite abgedreht oder sogar direkt neben einem kurz aufgetaucht und hat fiepend gegruesst War ein total irres Erlebnis, einerseits so ausgeliefert und bewegungsunfaehig zu sein im Wasser und andererseits aber so nah an wilden Delphinen zu sein. Leider durfte man sie nicht anfassen, da sie sehr sensible Haut haben und dann ein kleines Schleuderdrama ("Das heisst Schleudertrauma, du Idiot!" na wer erkennt das Filmzitat?) bekommen koennen im schlechtesten Fall. Aber sie waren wirklich so nah, dass man mit ausgestreckter Hand wirklich die glaenzende Haut haette anfassen koennen! Und auf einmal waren 5 oder 6 kleine Hektor-Delphine um mich herm und trotz der Kaelte hab ich diesen einmaligen Moment einfach nur genossen. Der Captain hat immer gerufen, von welcher Seite sie gerade kommen, denn am Ende hatten sie mich so umzingelt, dass ich nicht mal wusste, in welche Richtung ich mich drehen sollte in meinem Marsanzug

Da guckt er aber der eingefrorene Brian und auf einmal sehen die auch gar nicht mehr sooo klein aus

Da guckt er aber der eingefrorene Brian und auf einmal sehen die auch gar nicht mehr sooo klein aus

Als ich dann wieder an Bord geklettert bin, war ich halb steif gefroren (und dabei verbitte ich mir jetzt spaet-pubertaere Grinser bei der Ueberlegung, was alles steif gefroren war, ich konnte tatsaechlich meine Finger nicht mehr bewegen und meine Zehen waren beim Ausziehen der Neo-Schuhe ohne Witz BLAU angelaufen!), aber hatte wieder dieses vertraeumte, glueckliche Grinsen im Gesicht, also jetzt nich direkt nach dem Rausklettern, aber sagen wir mal 5 min. spaeter

© Marius Schebaum, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein Around-the-World-Ticket, mein Backpacker-Rucksack und Ich in einem Jahr einmal links rum um die Welt von Lateinamerika über Mittelamerika, USA, Fiji, Neuseeland, Australien und Indonesien bis nach China...
Details:
Aufbruch: 10.10.2010
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 10.10.2011
Reiseziele: Brasilien
Paraguay
Bolivien
Peru
Panama
Costa Rica
Nicaragua
Vereinigte Staaten
Fidschi
Neuseeland
Australien
Indonesien
Malaysia
Hongkong
China
Katar
Türkei
Deutschland
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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