Quer durch Frankreich nach Nordspanien

Reisezeit: August / September 2010  |  von Iris H.

Doch noch an die Dordogne ...

Dienstag, 31. August:

Ein warmer, sonniger Morgen! Beim Telefonat am Vorabend berichtet unser Sohn von Regen und 13 Grad in der Heimat.
Und da soll man Lust haben, langsam an den Heimweg zu denken?

Zuerst fahren wir die schöne Küstenstraße an der Corniche entlang nach "Saint-Jean-de-Luz". Hier wollen wir schauen, ob die Küstenplätze "La Plage" oder "Interplages" vielleicht noch ein nettes Plätzchen für uns haben. Haben sie leider nicht - die Plätze sind noch gesteckt voll mit den Späturlaubern aus dem Süddeutschen Raum, zu denen wir ja auch gehören. Ein weniger nettes Plätzchen wollen wir nicht und so fahren wir eben weiter.

Vielleicht noch zwei Tage an der Cote Argent in den endlosen Kiefernwäldern, Dünen und Sandstränden?
Wir biegen ab nach Moliens, wo wir den "Camping Saint Martin" anschauen. Auch er ist noch gut belegt mit Deutschen, hat aber genügend freie Plätze. Doch irgendwie ist der Strandbuden-Charme nicht unsere Welt und wir fahren weiter in Richtung Bordeaux. Vielleicht noch ein wenig an die Dordogne, überlegen wir.
So fahren wir die vierspurig ausgebaute Route Nationale in Richtung Bordeaux. Zeitweise wandelt sie sich in eine Autobahn, ist aber kostenfrei.

In Bordeaux geht es Richtung Libourne und dann Richtung Bergerac. Nun geht es an der Dordogne entlang und wir halten Ausschau nach Campingplätzen in der Nähe von Saint-Émilion und Castillon-la-Bataille.
Der am Dordogne-Ufer liegende Muni von Castillon ist recht hübsch, aber vorne am Ufer müssten wir uns zwischen zwei Camper zwängen und das wollen wir nicht so gerne. Lieber suchen wir noch ein wenig weiter. Wir fahren wieder Richtung Saint Emilion zurück und folgen einem Schild "Camping La Plage", das an der Hauptstraße nach Saintes Terre abzweigt. Und hier finden wir das Plätzchen, dass wir unterbewusst gesucht haben: Ein winziger Platz am Ufer der Dordogne. Eine Rezeption gibt es nicht, aber an einem Wohnwagen nahe des Eingangs hängt ein Schild "Accueil". Von dort eilt Madame herbei und öffnet uns das schmiedeeiserne Tor. Alle Uferplätze sind frei und gerade mal 5 Camper verteilen sich auf der baumbestandenen Wiese. Schön - hier bleiben wir gerne! Im Guide Oficiel ist der winzige Platz mit 30 Touristenplätzen angegeben.
Wir hängen ab und fahren zum nahegelegenen E.Leclerc, um etwas zum Grillen zu besorgen.

Und dann genießen wir unser ruhiges Fleckchen. Zum Essen gibt es allerdings noch guten Spanischen Wein aus Rioja, obwohl wir hier mitten im Weinbaugebiet des Medoc sitzen.

 "Camping La Plage"

"Camping La Plage"

Mittwoch, 1. September:

Nachts hatte es sich auf 8 Grad abgekühlt, aber unser Frühstücksplätzchen liegt in der warmen Morgensonne. Wir denken an unseren Sohn, der nach Abschluss seiner Ausbildung heute seinen ersten Arbeitstag an seiner ersten Arbeitsstelle antritt.
Wolfgang bezahlt gleich bei Madame (12 € pro Nacht), weil sie darum gebeten hatte, da sie am Donnerstag bis in die Nacht weg sei. Und er kauft ihr noch ein paar Flaschen Wein ab, die sie nebenbei anbietet.
Nach dem Frühstück reisen einige Camper ab, so dass wir mit einem älteren holländischen Ehepaar die einzigen Gäste bleiben. Wir genießen die Morgensonne und Madame schrubbt derweil ihr winziges Sani-Häuschen (3 Toiletten, 3 Duschen, 3 Waschkabinen und ein Waschraum für Männlein und Weiblein zusammen) mit einer Hingabe, als ob es ihr heimisches Badezimmer wäre. Und das ist es für sie ja auch, da sie im Wohnwagen campt.

Saint-Émilion

Am Nachmittag machen wir eine Radtour ins 10 Kilometer entfernte Städtchen Saint-Émilion. So sind die Räder wenigstens nicht ganz umsonst mitgereist.
Zuerst geht es auf schmalen Teersträßchen durch ein Meer von Weinreben. Die Weinstöcke sind hier ganz akurat gestutzt und werden sehr kurz gehalten, so dass die Trauben knapp über der Erde hängen. Der von der Gironde angeschwemmte Kies besitzt wohl die Eigenschaft, die Sonnenwärme des Tages zu speichern und sie nachts wieder abzugeben und dieser Vorteil wird hier beim Weinbau genutzt. Es geht vorbei an unzähligen Chateaus, wovon die meisten wie normale Bauernhöfe aussehen - aber hin- und wieder ist auch ein malerisches Schlösschen dabei.

St. Emilion liegt auf einem Hügel. Als 14% Steigung angezeigt werden, schiebe ich mein Rad, denn es ist ein heißer Tag.

Saint-Émilion ist ein hübsches Weinörtchen mit kopfsteingepflasterten Gässchen, hellen Häusern und Ziegeldächern und über allem thront der hohe Glockenturm.

Wir besuchen die schöne Kirche und den Kreuzgang und lassen uns anschließend in einem der schattigen Straßencafes nieder, von wo aus wir bei einem Eis und einem Gläschen kühlen Rosé dem Treiben zuschauen. Eine Weinhandlung reiht sich an die andere: "We are shipping all over the world" steht an vielen geschrieben. Wir überlegen, ob wir uns zum Abendessen ein Fläschchen Bordeaux für 2600 Euro gönnen sollen. Nö, das tun wir natürlich nicht, aber mein Schatz ersteht stattdessen zwei kleine Rebstöcke, die er in den Garten pflanzen will.
So radle ich auf dem Rückweg mit zwei Weinstöcken im Fahrradkorb durch die endlosen Weingärten.

Saint-Émilion

Saint-Émilion

Kreuzgang des Franziskanerklosters

Kreuzgang des Franziskanerklosters

Felsenkirche

Felsenkirche

Es ist heiß und nach der Strampelei suchen wir auf dem Campingplatz beide den Schatten.
Bisher sind keine neuen Camper dazugekommen.

Der Abend ist wieder mild und nach dem Abendessen (Blattsalate mit Cocktailtomaten, Pinienkernen und Streifen gebratener Entenbrust) schauen wir auf die Fluten der Dordogne und genießen ein Gläschen Wein, diesmal aus der Region. Uns fasziniert beide, dass man selbst hier im Landesinneren am Wasserstand der Dordogne den Einfluss der Gezeiten so stark feststellen kann.

Hier sieht man die Gezeiten ganz deutlich

Hier sieht man die Gezeiten ganz deutlich

Mmh, lecker!

Mmh, lecker!

© Iris H., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Diesen Sommer hat es uns nach Norspanien gezogen. Mit dem Wohnwagen sind wir quer durch Frankreich nach Nordspanien gereist.
Details:
Aufbruch: 15.08.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 02.09.2010
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Iris H. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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