Mongoleireise 2011

Reisezeit: August 2011  |  von Manfred Haas

An die Arbeit

Ganbold und Bolortuya an einer defekten Telefonanlage.

Ganbold und Bolortuya an einer defekten Telefonanlage.

Nun inspizierten wir erst mal die anliegenden Arbeiten um die weitere Vorgehensweise zu koordinieren.
Der Container war trotz großer Zeitreserven noch nicht da. Die geplanten Arbeiten an und mit den Telefonanlagen mussten daher vorerst mal zurück gestellt werden. Ich interessierte mich daher zuerst für die - von "mongolischen Fachleuten" installierte - Video-Anlage. Diese Anlage sollte die Live-Übertragung von Operationen ins Chefzimmer also zu Prof. Erdenechuluun, zu seinem Sohn Jargalkhuu, dem Lehr-Raum und dem Technikzimmer ermöglichen. Den Aufbau dieses Projektes hatte ich bereits im März 2011, bei Erka's letztem Deutschland-Besuch, geplant und auch die entsprechenden Unterlagen erstellt.
Wie das aber so ist, kam wieder alles ganz anders. Im Mai schrieb mir Erka, dass er einen mongolischen Fachmann mit dem Aufbau der Videoanlage betraut hatte, da ein Fortbildungskurs im EMJJ stattfinden sollte. Zu dieser Veranstaltung sollte die Videoanlage bereits zur Verfügung stehen.
Nun waren wir im Krankenhaus und sahen uns die Installation an. Um es kurz zu machen, es war fürchterlich. Mein Eindruck war der, dass der "mongolische Fachmann" vielleicht ein Friseur oder Bäcker war, aber keinesfalls Video-Techniker. Es war eigentlich alles falsch gemacht, was falsch zu machen war. Nach einer Besprechung mit Manfred kamen wir zu der Auffassung, dass ein kompletter Ab- und erneuter Aufbau, die einfachere Lösung darstellt.
Gesagt, getan und schon war der Container vergessen. Jetzt gab es genügend andere Arbeit.

Inzwischen waren mein langjähriger Freund Ganbold mit seiner Frau Naraa und der älteren Tochter Anujin gekommen um uns zu begrüßen. Es war ein herzliches Wiedersehen und die Freude war groß auf beiden Seiten. Wir kennen uns schon seit meiner ersten Reise in die Mongolei. Anujin verbrachte ihre Ferien hier. Sie studiert an der Heidelberger Universität. Nachdem sie ein ausgezeichneten Examen hier in der Mongolei abgelegt hat, bekam sie über den DAAD ein Stipendium. Wir unterhielten uns eine zeitlang, dann hat die Arbeit wieder gerufen.

Manfred beschäftigte sich derweil mit defektem oder auch nur "scheindefektem" medizintechnischem Gerät. Wechselseitig unterstützten uns die beiden Technikerinnen Bolortuya und Sarnai. Bolortuya kannten wir bereits vom März-Besuch her, da sie Erka mit nach Deutschland brachte. Beide Ladie's waren äußerst interessiert und hilfsbereit. Leider haben sie aber keinerlei Fachkenntnisse, da sie Maschinenbau bzw. IT-Technik studiert haben. Nun darf man die Ausbildung auf einer mongolischen Uni nicht unbedingt mit der unsrigen vergleichen. Manfred und ich hoffen, dass Erka die Mädels bei ihrer jetzt zugeteilten Arbeit lässt und sie sich dadurch Know-how und Erfahrung aneignen können. Der Wille dazu ist mit Sicherheit bei beiden Frauen da. Eine ganz wichtige Rolle bei unserer Arbeit sowie unserer ganzen Zeit in UB kommt Egi (Kürzel von Enkhee) zu. Sie war unsere Dolmetscherin und die Qualität der Verständigung mit nicht deutsch sprechenden Mongolen hing im Großen und Ganzen, von ihr ab. Sie erfüllte unsere Erwartungen vollkommen, ja sie kümmerte sich um alle Belange und Schwierigkeiten die wir hatten.
Manfred werkelte hauptsächlich an seinen medizintechnischen Geräten, während ich mich dem Aufbau der Video-Anlage widmete. Ständig hatte ich mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen sei es, dass Kabel Wackelkontakte hatten, Monitore nicht funktionierten, Steckverbinder von elender Qualität waren oder auch um benötigtes Material zu organisieren. In den OP konnte man auch nicht wann man wollte, da dort sehr oft operiert wurde. So gestaltete sich die Arbeit als ein Nervenspiel, zudem unsere Zeit ja limitiert war. Man hatte auch 2 zusätzliche Monitore oder besser gesagt, Fernsehgeräte gekauft. Der Nachteil war, dass diese Geräte zwar einen Video-Ein-, jedoch keinen Ausgang hatten. Dies bedeutete für unseren Videoverteiler zusätzlich benötigte Abgänge. Da es sich um einen Konsumer-Verteiler handelt, hat dieser nur 5 Ausgänge und ist somit schnell an seinem Limit.

Wenn das neue Mikroskop eintrifft, wird auch eine zusätzliche Kamera vorhanden sein. Diese muss natürlich auf das System aufgeschaltet werden. Zu diesem Zweck habe ich einen Videoumschalter - mit 4 umschaltbaren Eingängen - bereits im März EMJJ geschenkt und im Container mitgeschickt. Es galt nun die Vorbereitungsarbeiten für diese Kamera durchzuführen. Das benötigte Kabel war bereits von Sarnai und Bolortuya verlegt worden. Diese Installation entsprach nicht ganz unseren Vorstellungen. Aber das müssen die beiden Mädels eben auch noch lernen. Leider geben sie sich im Moment noch mit mongolischer Installationstechnik zufrieden.
Große Probleme bereiteten uns die BNC-Steckverbinder die hier in UB gekauft wurden. 70% der verwendeten Stecker hatten Wackelkontakte. Offensichtlich gilt auch das für die elektrotechnischen Artikel, was mir Erka bereits von anderen Produkten aus China gesagt hat. Die High-Quality geht in den Westen, die minderwertige Produktion bleibt im Osten. So blieb uns nichts anderes als immer wieder zu probieren, ob die Kabelverbindungen ohne Wackler funktionierten.
Schließlich neigte sich unser Vorab-Projekt dem Ende zu. Erka gab keine Ruhe mehr, er wollte mit uns unbedingt wegfahren, Richtung Norden. All unsere Argumente, doch lieber die Zeit für die Reparaturen zu verwenden, waren vergebens.

© Manfred Haas, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Viel Arbeit, aber auch viel Spass
Details:
Aufbruch: 03.08.2011
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 18.08.2011
Reiseziele: Mongolei
Der Autor
 
Manfred Haas berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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