Mongoleireise 2011

Reisezeit: August 2011  |  von Manfred Haas

Bolortuyas Heimat

So sieht eine Jurte von Innen aus!

So sieht eine Jurte von Innen aus!

Gemütliches Beisammensein im Camp-Restaurant

Gemütliches Beisammensein im Camp-Restaurant

Im Jurtencamp

Im Jurtencamp

Das Anwesen von Bolortuyas Eltern

Das Anwesen von Bolortuyas Eltern

Bei Bolortuyas Mutter

Bei Bolortuyas Mutter

Am nächsten Morgen ging es wieder weiter Richtung Khovsgolsee (wieder eine Variante des Namens für den großen See). Zu diesem Zeitpunkt waren wir uns aber bereits einig, das wir aus Zeitmangel nicht zum See fahren würden. Auch nahmen wir einen anderen Weg als 2009. Leider war diese Strecke noch schlechter zu fahren als die damalige Route. So kamen wir zum Dorf, aus dem Bolortuya, unsere junge Technikerin im EMJJ stammt. Ihr Elternhaus war schnell gefunden und ihre Mutter lud uns spontan in ihr Haus ein. Wir bekamen Bilder aus Bolortuyas Kindertagen gezeigt und jeder musste auch ein Häppchen zu sich nehmen. Dem Haus angegliedert war ein riesiger Garten, was in der Mongolei eine absolute Rarität darstellt.
Da die Mutter im örtlichen Krankenhaus beschäftigt ist lag es nahe, uns dieses einmal anzuschauen. Die Klinikchefin führte uns herum. Es war in einem erstaunlich sauberen, aber natürlich auch einfachen Zustand. Die Ausstattung ist mit der unserer Krankenhäuser, nicht vergleichbar. Dennoch war dieses Krankenhaus wesentlich besser ausgestattet, als das Kreiskrankenhaus das wir 2004 in der Gobi besucht hatten.

Nach dieser Besichtigung fuhren wir unter Führung von Bolortuyas Mutter zu einem nicht weit entfernten Jurtencamp. Die Fahrt war höchst abenteuerlich und mehr als einmal dachten wir, dass unser Jeep umfallen würde. Unsere Fahrer Bayaraa und Batjargal bewältigten aber alle Schwierigkeiten souverän. Das Camp war von mittlerer Größe in einem weiten Tal, nicht weit vom Fluss Selene. In der Ferne konnte man die wenigen vorbei fahrenden LKW's hören. Manfred und ich standen in unserer zugeteilten Jurte und unterhielten uns. Plötzlich hörten wir hinter uns eine Stimme in klarstem, akzentfreien Hochdeutsch uns fragen, ob wohl etwas nicht in Ordnung sei. Nach einem Blick nach hinten sahen wir eine Mongolin die mit uns sprach. Sie erkannte unser Staunen über ihre Sprachkünste und erklärte uns, dass sie an einem Sprachkurs in Deutschland teilgenommen hatte und in der deutschen Botschaft in Ulan Bator mehrere Jahre gearbeitet hat. Das Stadtleben gefiel ihr nicht mehr und so zog sie an dieses Ende der Mongolei, um dieses Jurtencamp aufzubauen. Sie erklärte uns, dass sie selbst im Winter hier wohnt. Dies dürfte eine ziemlich einsame Angelegenheit sein. Sie war uns gegenüber äußerst freundlich und auch hilfsbereit. So startete sie extra ihren Stromgenerator, damit wir unsere Handy- und Foto-Akkus laden konnten. Manfred und ich teilten uns eine Jurte während Erka, seine Nichte und die beiden Neffen (Fahrer) sich in einer anderen Jurte einrichteten.

Am nächsten Morgen fuhren wir unter Leitung von Bolortuyas Mutter in die Berge. Dort sollte Manfred Gelegenheit bekommen, seinem Hobby als Jäger zu frönen. Das Ziel sollten Murmeltiere sein, die jedoch streng geschützt sind. Die Mongolen machten in der Vergangenheit erbarmungslos Jagd auf diese Nager, da das Fleisch von den Tieren als Delikatesse gilt und sehr gerne verzehrt wird. Dies führte nun dazu, dass der Bestand bedrohlich abgenommen hat. Ein Erwischen ist mit sehr hohen Strafen verbunden. Die Gewehre werden daher rechtzeitig in den Fahrzeugen versteckt, weil man mit Polizeikontrollen rechnen muss. Trotzdem jagen die Einheimischen diese Tiere nach wie vor und unter vorgehaltener Hand, kann man sie auch überall kaufen. Einen Gefallen tun sich die Mongolen mit ihrem (verbotenen) Tun sicherlich nicht. Jedenfalls sahen wir nur ein einziges Murmeltier und das war in unerreichbarer Weite. Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal in der Mongolei war, sahen wir noch sehr viele dieser Tiere und es wurden auch einige erlegt, obwohl das Schießen bereits damals verboten war. Inzwischen gibt es nur noch sehr wenige dieser Tiere. Ich hoffe hier auf die nächste Generation der Mongolen, die vielleicht den Naturschutz doch etwas anders betrachtet.
Mich begeisterte wie üblich die Landschaft und die vielen unterschiedlichen Blumen. Tiere sind kaum zu sehen. Alles ist menschenleer. Wilde Erdbeeren und Preiselbeeren wachsen in Massen hier. Strahlend blauer Himmel lies auch uns erstrahlen. Es war ein prächtiger Tag. Die Fahrt mit dem Jeep zurück in unser Camp konnte ich nochmals so richtig genießen. Erinnerungen an unsere Reisen in der Gobi kamen auf. Keine Menschenseele, keine Straße, nur wir und mongolische Musik aus dem Kassettenrekorder. Das ist genau das, was mir an der Mongolei so gut gefällt.
Nach dem Abendessen blieben wir noch einige Zeit im Camp-Restaurant. Bolortuyas Mutter hatte einen Beeren-Wein mitgebracht, der sehr süffig war. Auch die Besitzerin des Camps gesellte sich zu uns. Es war ein lustiger Abend und wir erzählten uns viel.

© Manfred Haas, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Viel Arbeit, aber auch viel Spass
Details:
Aufbruch: 03.08.2011
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 18.08.2011
Reiseziele: Mongolei
Der Autor
 
Manfred Haas berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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