Little pea MONI goes India

Reisezeit: September - Dezember 2011  |  von Moni Rinner

Uttar Pradesh - Agra, Zug und Varanasi :)

Agra
Bei einem kurzen Zwischenstopp, weil Arun Steuern für das Auto in dieser Region zahlen muss, machen sich natürlich wieder Verkäufer um das Auto breit. Alle werden abgewimmelt, auch der tolle Schachbrettverkäufer (weil ich bin ja schon im Besitz eines feinen Reiseschachbretts - Danke Ruth!). Plötzlich steht ein für mich nach Bettler aussehender alter Mann mit langem Bart und riesigem Turban, dafür aber um so fauleren Zähnen, neben dem Fenster. An das gewöhnt man sich mit der Zeit. Er grinst mich breit an und es macht einen Knall. Ich fahre leicht erschrocken zusammen, als statt dem Mann ein riesiger Affe an der Scheibe klebt und mir die Zunge zeigt. Naja Pech, jetzt mach ich erst recht nicht auf ich kenn die Biester schon, einmal eine Hand im Auto, keine Chance auf entrinnen.

In Agra angekommen ist es noch recht früh und ich entscheide ich, das Taj Mahal noch am Abend anzuschauen, dann kann ich morgen ausschlafen . Ich muss ständig an seine Entstehungsgeschichte denken und bin gespannt, ob es denn wirklich so schön ist, wie es ständig beschrieben wird. Der Spaziergang bis zum Eingang ist recht anstrengend. Alle Verkäufer und sich selbst ernannten Local Guides werden abgewimmelt und ich ergatter endlich mein Eintrittsticket, zu dem man eine Flasche Mineral und Verhüterli für seine Schuhe bekommt (die soll man wenn man nicht barfuß gehen will, über seine Schuhe ziehen). Und dann stehe ich davor und bin ... bin ... bin ... sehr beeindruckt. Schöner als auf jeder Postkarte, erstrahlt weißer Mamor in sanften Dunst gehüllt, von einer orangen Sonne bestrahlt, in perfekter Symmetrie (inkl. Erdbebenschutz ). Wieder ein Moment, den kein Foto und kein Video wiedergeben kann.

Arun entlasse ich einen Tag früher als geplant. Er hat schon den nächsten Auftrag von seinem Office bekommen und so hat er einen Tag frei und kann auch mal seine Familie genießen.
Es fühlt sich etwas komisch an, wieder ganz alleine zu sein. Ich lerne hier recht schnell Menschen kennen, oft sogar sehr schnell sehr gut, weil jeder weiß, die gemeinsame Zeit ist begrenzt. Und genauso schnell verabschiede ich mich wieder für unbestimmte Zeit. Ich hoffe sehr, ihn um die Weihnachtszeit wiederzusehen und eventuell auch seine Familie kennen zu lernen. Naja, mit seinem Neffen habe ich ja immerhin schon telefoniert! Einstweilen wünsche ich ihm auf diesem Wege nochmals nur das Beste, auch wenn er es nicht lesen kann und wird .

Agra selbst ist eine Stadt in der das flacheste Flachatmen angesagt ist, das ich managen kann. Es stinkt, es stinkt, es stinkt und ist dreckig. Überall sind kleine und große Müllhalden und es riecht nach faulenden Lebensmitteln und ... ich will das jetzt gar nicht so genau ausführen. Delhi ist auf jeden Fall nichts dagegen. Auch die Leute hier sind um einiges unfreundlicher und kaum noch hilfsbereit.
Das Fort ist fein und schön, der Preis dafür allerdings gesalzen ... Auch bei den Rikschafahrern muss aufgepasst werden, wohin die einen bringen! Also ich bin zum ersten mal froh, bald weiterfahren zu können!

Varanasi
Das Warten am Bahnhof ist erst eine Qual, der Bahnhof ist gerammelt voll, der Appetit vergeht mir wegen des Geruchs und ich muss mich mehr oder weniger zum Essen zwingen. Es sind zwar jede Menge Touristen unterwegs, doch lustiger Weise werde genau ich wieder auserwählt um sämtliche Dinge über Europa zu erfahren. Mit einer Einladung nach Kalkutta von einer Frau und ihrem Mann und einem langen Austausch über Indiens Fortschritt, Bildung und Co. (bitte, ich soll Ratschläge für Indien erteilen, wie es denn besser wäre, dass es sich entwickelt! Lehne aber dankend für die Ehre ab, "I'm no economist") steige ich dann doch glücklich, grinsend und erstaunt über mein absolutes Nicht-Zeitgefühl in meinen Zug .

Auch die Zugfahrt von 12 Stunden vergeht überraschend schnell. Der Nachteil an großem Gepäck (ich schleppe ja immer noch das Zeug mit mir herum, das ich nach Hause schicken möchte) ist, der Platz zum Schlafen wird viel weniger. Der Vorteil, ich muss mir wirklich keine Sorgen machen, dass mein Rucksack davon getragen wird, den meisten Indern ist er zu schwer und ich lache ständig darüber, weil ich viel besser damit zurecht komme (meistens bekomme ich dann zu hören, wie das den geht, so klein und zierlich ich denn bin. Naja, ev. bin ich doch mehr Gipsy und Nomadin als angenommen, was die Frauen leisten, ist für mich immer noch ein Rätsel). Ich kann gut schlafen und am Morgen werde ich wie üblich in sehr feine und angenehme Gespräche verwickelt und wenn ich nicht allein sein will, kann ich mir aussuchen, ob ich mich abends mit dem jungen Herrn, der für Johnson&Johnson arbeitet, treffe.
Varanasi im Vergleich zu Agra ist sehr sehr angenehm, dreckig ja, doch die Menschen hier versuchen mich nicht ständig davon zu überzeugen, dass ich noch dieses und jenes Sightseeing machen sollte bzw. akzeptieren auch ein Nein beim ersten Mal . Sie akzeptieren meinen Wunsch nach einem ruhigen Aufenthalt und nach Stadt und Leute genießen wollen und einfach hier ein bisschen Leben.
Ich mach also nur das kleine Standardprogramm, sprich eine Bootstour am Abend (am Morgen soll's auch sehr fein sein, ich mag aber nicht um 5 Uhr aufstehen ), sehe viele Leute beim Beten am Ganges, Verbrennungen und dann noch eine Zeremonie (die von den Priestern und ihren Helfern manchmal schon sehr automatisiert und gähnend abgehalten wird) vom Boot aus.

Für den nächsten Tag hatte ich mir eigentlich nur ein bisschen Einkaufen und die Citytour vorgenommen. Doch welche Überraschung! Plötzlich spaziert mein "großer" Bruder Antoinne, den ich vom Hausboot in Srinagar kenne, aus dem Hotel. Alle Pläne werden über Bord geworfen. Alte und neue Geschichten erzählen und gemeinsam durch die Stadt bummeln, füllen den Tag. Es tut so gut, Leute wieder zu treffen, mit denen man sich sehr verbunden fühlt. THX, THX ... Varanasis kleine Gassen in der Altstadt sind wie ein Labyrinth und wie überall vollgestopft mit Leuten, Kühen, Ziegen, Millitär und und und ... oh I like!
Nachdem ich endlich den Weg zum Postamt erledige (es ist ja geradezu ein Abenteuer ein Paket zu verschicken, der Karton wird mit Stoff eingehüllt, vernäht und versiegelt, wenn das das Postamt macht, verlangen die pro Siegel angeblich 20-30 Rs! bin ich froh, dass der Typ, der mir im Hotel das erledigte, das nicht wusste oder berücksichtigte ), lass ich mich durch die Stadt chauffieren und bekomme ein paar Tempel, die Universiät und mir bis dato fremde Stadtteile zu sehen.
Zusammengefasst ... Varanasi finde ich persönlich schöner und ansprechender als Agra, von den meisten Halsabschneidern, die in der Holy Bibel erwähnt werden, bekomme ich nicht viel mit, ich stelle aber auch von Anfang an klar, dass ich an Souvenirs und Co kein Interesse habe. Die meisten Leute sind sehr hilfsbereit und es wird mir nicht jeder Cent extra verrechnet .
Als Frau allein zu verreisen, ist mittlerweile etwas anstrengend. Im Hotel will ständig jemand mein Zimmer sauber machen, mir frische Handtücher bringen und jeden Tag meine Bettwäsche wechseln, was ich alles mit der Frage, ob sie das denn auch jeden Tag selbst zu Hause machen, ablehne. In der Stadt selbst ist es leider auch so, dass der Eindruck, den der Westen von sich selbst dank Medien und Co vermittelt, sich sehr in den Köpfen der Bevölkerung niedergeschlagen hat und europäische Frauen immer wiedermal mit den Augen ausgezogen werden. In Europa ist es ja immerhin Standard, dass jede mit jedem ... ach egal. Wirklich geärgert bisher hat mich nur ein Moment am Ganges. Ich bemühe mich, so gut es mir gelingt, mich anzupassen, so wenig wie möglich zu stören, mich eher abseits aufzuhalten und nicht überall meine Kamera auszupacken und werde am heiligsten Ort von einem 15jährigen mit der Frage "may I fuck you" konfrontiert. Antoinne neben mir, staunt auch nicht schlecht. Incredible India ... you never know ... Es gäbe hier noch eine Menge zu tun. Empfohlen werden Massagen, Yogastunden, dies und jenes Sightseeing (manches klingt wirklich fein, ich brauche es gerade nicht .

unterwegs nach Agra ... der Affe hatte die schönere Zunge

unterwegs nach Agra ... der Affe hatte die schönere Zunge

gleich, gleich, gleich ...

gleich, gleich, gleich ...

hmmmm

hmmmm

meine bodyguards

meine bodyguards

hmmm ....

hmmm ....

die ersten Inder, die ich seh, die schnell arbeiten  ... lecker wars noch dazu!!!!

die ersten Inder, die ich seh, die schnell arbeiten ... lecker wars noch dazu!!!!

und wiedermal ein Fort ...

und wiedermal ein Fort ...

das Taj im Hintergrund ... umhüllt von dem Dunst der so schön glüht ...

das Taj im Hintergrund ... umhüllt von dem Dunst der so schön glüht ...

da ist wohl was schief gegangen ... wo sind denn die Blumen?

da ist wohl was schief gegangen ... wo sind denn die Blumen?

in Varanasi am Ganges

in Varanasi am Ganges

hinter den Ghats ...

hinter den Ghats ...

...  ... I'm loving it ...

... ... I'm loving it ...

... aber über mein Gepäck raunzen ... tztztztz

... aber über mein Gepäck raunzen ... tztztztz

... und ich bekomme ihn doch noch verpasst

... und ich bekomme ihn doch noch verpasst

© Moni Rinner, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Meine Indienreise ... wo es mich hinverschlagen wird, ist noch unklar ... also alles offen, alles spannend :)
Details:
Aufbruch: 26.09.2011
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 26.12.2011
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Moni Rinner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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