Leben und Arbeiten in Nepal

Reisezeit: September 2005 - Januar 2006  |  von Sandra K.

Planlos? Wir doch nicht ;-)

Meine ersten Tage im Programm sind nun vorueber und ich kann stolz verkuenden, dass mein Nepali langsam Formen annimmt. Ich schmeisse nicht mehr mit einzelnen Vokabeln um mich, nein ich produziere schon ganze Saetze, die meistens auch verstanden werden. Natuerlich ist es meist nur Small talk wie: Taapaailaai kasto chha? Malai sanchai chha (Wie gehts? Gut.. blabla... Mero ghar Austria ho (Ich komme aus Oesterreich, wobei natuerlich wieder die meisten denken ich spreche von Australien!) und einer der wichtigsten Saetze ueberhaupt: Khaanaa mitho chha. Pugyo, dhaanyabaad! (Das Essen ist lecker. Ich habe genug!!! Denn meine Host Family versucht eher mich zu maesten, als die Ziege, die naechste Woche fuer das Festival geschlachtet wird - sollte mir das zu denken geben?). Das Festival heisst Dashain, dauert 9 bis 15 Tage (je nachdem wie gross die Family ist und wir haben am Mittwoch, Tika Day, 33(!) Verwandte zu Besuch und wir bekommen alle ne Tika verpasst (der rote Punkt auf der Stirn - es gibt also kein entrinnen mehr fuer mich). Aber mehr dazu im naechsten Report.

Meine Hostfamily besteht aus 5 Mitgliedern. Meine aamaa ist Hausfrau, mein baa besitzt eine Papierfabrik (Peter, vielleicht solltest du dich mit ihm in Verbindung setzen, er hat echt genial schoene Sachen!), dann gibt es da noch Smriti, 23 Jahre, bildhuebsch und NOCH nicht verheiratet. Sie ist Krankenschwester und hat noch eine 'Schonfrist' von 2 bis 3 Jahren. Dann gibt es entweder eine Liebesheirat oder eine arrangierte - wie ca. 85% aller Hochzeiten in diesem Land. Die Paare treffen einander meist erst einen Tag vor der Trauung und es ist schon irgendwie merkwuerdig, wenn man auf den Hochzeitsfotos die in traenenaufgeloeste Braut sieht. Aber es funktioniert, man lernt einander lieben, erklaeren sie einem hier und wir (die Gruppe) haben alle sehr harmonische Familien und sie scheinen wirklich gluecklich zu sein. ALSO Maedls, ihr wollt heiraten? Auf nach NEPAL!!! (Es gibt hier uebrigens schon ein paar Schnuckel *ggg* Mehr darueber aber in einem gesonderten Just for girls - Mails!)

Achja und dann habe ich noch einen 20jaehrigen Bruder (Fotos von allen folgen) und die 9jaehrige Cousine, die aber wie eine Tochter behandelt wird - eine ganz Suesse, die staendig fuer mich tanzt und singt.

Die Gruppe die sich fuer dieses Programm hier entschieden hat besteht aus 7 Personen und wir kommen aus 6 Laendern. Wir befinden uns gerade in der Orientationphase und hie und da koennte man uns schon etwas orientierungslos bezeichnen *g*. Wir starten jeden Tag um 9h30. Dann haben wir bis 12h Nepali language lessons. Dil, unser Lehrer hat es teilweise etwas schwer mit uns - ich hoffe meine Schueler sind etwas schneller von Begriff! Von 12-14h haben wir Lunchbreak, der hauptsaechlich dafuer verwendet wird, unsere Mails zu checken, da wir alle noch ziemlich gefuellt vom Fruehstueck sind. Der Nachmittag ist dann abwechselnd Sightseeing oder Cultural Lessons (Was ist Jutho?, Religion, Politik in Nepal - sehr interessante Sachen). Wer nun aber glaubt ich mache hier Urlaub, der irrt. Aufgestanden wird trotzdem um 7h (mein baa steht sogar um 4h auf, damit genuegend Zeit fuer Yoga und Meditation bleibt). Man macht hier eigentlich den Grossteil seiner Arbeit am Morgen und es ist schon irgendwie eine Umstellung fuer mich so aktiv in den fruehen Stunden zu sein - ihr kennt mich ja alle als sehr Nachtaktiv Aber die Abende hier enden sehr, sehr frueh. Nepalesen gehen zwischen 21 und 22h schlafen und ich arbeite noch daran! Ich verbringe den Abend mit meiner Hostfamily, da Nepal wie schon erwaehnt kein Nachtleben besitzt. Wir essen um halb acht (dal bhaat - Reis mit Linsen, anderem Gemuese, manchmal Fleisch, Fisch) schauen dann die schlechtesten indischen Soap Operas die man sich vorstellen kann und ich uebe einwenig mein Nepali. Sehr relaxt und meistens kommen noch irgendwelche Verwandten zu Besuch und ich muss wieder mal erklaeren wer ich bin, was ich mache usw. Wenn alle schlafen lese ich noch ein wenig, hoere Musik oder schreibe mein Tagebuch - schon faszinierend wie ruhig man werden kann, oder *g*!

Wie bereits eingangs erwaehnt, klingt mein Nepali langsam wie Nepali und auch die anderen Dinge sind nicht mehr so sonderbar wie am Anfang. Das Essen mit der rechten Hand bedarf zwar Uebung, aber es landet nun schon mehr im Mund als sonstwo. Und ich habe schon kapiert was 'Jutho' ist und was ok geht: Man isst hier also mit der rechten Hand, holt man sich aber einen Nachschlag, dann tut man dies mit links, da die essende Hand nun "verschmutzt" also noch mehr Jutho als die linke, die Toilettenhand ist. Na gecheckt - hier muss man beim Essen mitdenken!

Apropo Toilette: Tja, das ist so eine Sache. Ich habe in der Family gluecklicherweise eine Western Toilet und kein Squat (also Loch), aber Klopapier gibt es keines, sondern nun ne Handdusche - auch hier kann ich nur sagen Uebung macht den Meister!

Zu der Frage, ob ich irgendwas vermisse? Ja, eine warme (sie muss gar nicht heiss sein) Dusche. Hier kann es am Morgen schon etwas kuehl sein und wenn man dann auch noch eiskalt duscht ... jetzt wisst ihr wie ich munter werde! Aber untertags habe ich noch immer 25 - 30 Grad und das ist einfach ideal.

Sorry, der Blaustich! Das ist die Gruppe und so haben wir nach der Welcoming Ceremony ausgesehen. Rejesh hat uns auch allen einen nepalesischen Namen verpasst. Ich heisse nun Shanti (gesprochen wie geschrieben) was soviel heisst wie Frieden und es ist ein bisschen gewoehnungsbeduerftig, da meine Family mich nur so ruft!

Sorry, der Blaustich! Das ist die Gruppe und so haben wir nach der Welcoming Ceremony ausgesehen. Rejesh hat uns auch allen einen nepalesischen Namen verpasst. Ich heisse nun Shanti (gesprochen wie geschrieben) was soviel heisst wie Frieden und es ist ein bisschen gewoehnungsbeduerftig, da meine Family mich nur so ruft!

Hier noch ein paar Details zu meiner Gruppe: wir sind also 7 Leute, von 19 bis 33 Jahre, 6 Nationen (USA, Daenemark, Holland, Belgien, Deutschland und Oesterreich). 2 sind richtige Lehrer, einer ist ein Tourguide*, 3 machen das bevor sie weiterstudieren und manche reisen danach weiter - kunterbunt gemischt und eine wirklich sehr nette Zusammenstellung. Wir arbeiten alle an unterschiedlichen Schulen und wir bleiben alle unterschiedlich lang - obwohl Rajesh sagt, wir koennen so lange bleiben wie wir moechten ...

* Simon ist Belgier, 25 Jahre und Tourguide fuer eine Agency in Holland (der im roten T-Shirt ganz vorne rechts). Er macht im Sommer immer Trips nach Alaska (nein, dort ist es nicht kalt, im Juli und August sind dort so an die 30 Grad) und was er so erzaehlt ueber das Land ist einfach nur genial. Marcela, 32, Chemielehrerin, war gerade erst mit ihm auf so einem Trip, dort haben sie sich auch kennen- und liebengelernt (romantisch, he?!) und auch sie ist total begeistert - fuer mich bedeutet dass nun wieder eine Destination mehr auf meiner Reise

Unser Programm House - hmm, jetzt wissen wir alle wohin unser Geld gewandert ist

Unser Programm House - hmm, jetzt wissen wir alle wohin unser Geld gewandert ist

Bouddhanath - die groesste Stupa in Nepal - die Anlage ist toll, sehr ruhig, man hoert hier nur das Om von den betenden Moenchen.

Bouddhanath - die groesste Stupa in Nepal - die Anlage ist toll, sehr ruhig, man hoert hier nur das Om von den betenden Moenchen.

Die Gebetsfahnen mit dem Mantra - sehr bunt, sehr festlich!

Die Gebetsfahnen mit dem Mantra - sehr bunt, sehr festlich!

Ich stehe auf der Stupa - sind hier naemlich frei zugeanglich nicht wie die Hindu Tempel, zu denen Touristen auf Anweisung des Koenigs keinen Zutritt haben! Im Hintergrund zieht gerade der erste Regen den ich hier in Nepal hatte auf. Dauerte aber nur 20 Minuten und war angenehm warm!

Ich stehe auf der Stupa - sind hier naemlich frei zugeanglich nicht wie die Hindu Tempel, zu denen Touristen auf Anweisung des Koenigs keinen Zutritt haben! Im Hintergrund zieht gerade der erste Regen den ich hier in Nepal hatte auf. Dauerte aber nur 20 Minuten und war angenehm warm!

© Sandra K., 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die naechsten 3 1/2 Monate werden ich in Nepal verbringen. Nach meiner Einschulung in Kathmandu und einem einwoechigen Trek, beginne ich mit dem Englisch unterrichten in Bhaktapur. Ich habe keine Ahnung was mich hier erwartet!
Details:
Aufbruch: 27.09.2005
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 06.01.2006
Reiseziele: Nepal
Der Autor
 
Sandra K. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.