Leben und Arbeiten in Nepal

Reisezeit: September 2005 - Januar 2006  |  von Sandra K.

Von armen Ziegen & heimlichen Trinkern

Festivaltime! Die Anzeichen dafuer sind:

  • viele Kinder auf der Strasse, da Ferien

  • einige Shops sind geschlossen

  • weniger Verkehr

  • und am Strassenrand werden Ziegen geschlachtet!


Es ist einfach widerlich!!! Der Weg zum Unterricht wird von Blutgeruch begleitet - mir dreht sich echt der Magen um und die verzweifelten Schreie der armen, armen Ziegen macht die Situation nicht gerade besser. Ich habe meinen Baa gefragt um was es den bei dem Fest genau geht und da sein Englisch nicht so besonders ist, hat er mir nur geantwortet: cutting goats! Und obwohl natuerlich ein viel religioeserer Hintergrund exisitiert, kommt es mir genau so vor. Fuer sie ist es aber wie Weihnachten. Die Haeuser werden geputzt - so gut es geht, denn Kathmandu ist sehr staubig und staendig von einer Smogwolke umgeben ;-(, die Family kommt zu Besuch bzw. man faehrt sie besuchen, man geht zu den einzelnen Tempel von Durga, die Goettin zu Ehren dieses Fest ist. Das Kathmandu Valley leert sich zu dieser Zeit, da die meisten ins restliche Nepal zu ihren Verwandten fahren . Fuer viele ist es Stress pur und es kostet sie Unmengen an Geld - tja, das erinnert mich schon eher an unser Weihnachten

Am Dienstag und Mittwoch habe wir schulfrei - ich muss also nicht zu meinen Nepali Lesson und komme endlich dazu eure Mails zu beantworten. Da meine Familie gluecklicherweise nicht so superheilig sind, bleibt mir der Besuch von dutzenden Tempeln an diesem Tag ersparrt. Am Mittwoch, der Tika Day, geht es aber auch fuer mich los. Um 10h morgens kommen die ersten Verwandten (alle Brueder meines Baa's - hier 4 Stueck - kommen, die Schwestern werden in den naechsten Tagen besucht, da sie bei ihrer Familie bleiben muessen). Die Ehefrauen machen sich ans Festessen (die Ziegen!) und die Maenner und Kinder setzen sich vor den Fernseher und warten - erinnert mich stark an unser Weihnachten! Die optimal 'Tika geben Zeit' ist 13:25. Die Toechter, darunter befinde ich mich als Host Tochter natuerlich auch, bekommen als erster die Tika verpasst. Die Oma und dann alle Brueder und alle Ehefrauen verpassen einem nach dem anderen von uns Maedls einen roten Punkt auf die Stirn, stecken uns Gras ins Haar und ueberreichen uns ein Kuvert mit Geld (5-20 Rupees, das habe ich nun echt nicht erwartet ...). Dann sind die Brueder dran, danach die Ehefrauen und dann erst die Soehne und die bekommen aber kein Geld, sonder geben jeweils dem Tikagebenden ein Kuvert und beruehren zu Ehren dieser Person mit der Stirn ihre Fuesse - dieses Fest ist naemlich zu Ehren der Frauen, vorallem der unverheirateten, kann man sagen - daher diese unterschiedlichen Vorgehensweisen. Nach knapp 2 Stunden ist es dann endlich geschafft, die ganze Family hat nen riessigen roten Punkt auf der Stirn (Farbe gemixt mit Reis und noch was, damit es schoen klebt - ich wollte nicht weiter nachfragen ... aber ich hatte meine liebe Not beim Abwaschen von dem Ding!).

Nun geht es an den Festtagsschmauss und da ich schon die letzten Tage das Fleisch verweigert habe, bleibe ich Gott sei Dank verschont und kann es bei Reis und Gemuese belassen. Der Grund meiner Verweigerung ist einerseits , dass die Ziegen echt arm sind, anderseits auch, dass hier unter Fleisch einfach alles gewertet wird. Man verarbeitet die ganze Ziege, Leber, Lunge, Gehirn (!) und da alles zusammengemischt ist, weiss man nie was man gerade erwischt - NEIN DANKE!!!

Am spaeten Nachmittag verabschieden sich dann die meiste Verwandten, die Kinder spielen Karten (um das Tika Geld!), schauen fern und ich werde von meinem Baa genoetigt ein Bier zu trinken (Carlsberg nach daenischen Origianlrezept, aber mit Nepalesischen Wasser und warm ... nicht zu empfehlen). Wir muessen es noch dazu heimlich machen, da er als angehoeriger der Brahmen Kast eigentlich nix trinken sollte und seine Mama es daher nicht sehen darf - und die kann echt streng schauen

Ich bin wirklich muede nach diesem Tag, da ich auch staendig meine neu erlernten Saetze zum Besten bringen muss und dabei auch noch ausgelacht werde (aber Worte wie hunuchunahunchau sind nun mal nicht so easy ...) und erklaeren muss woher ich komme, wie Oesterreich so ist und blablabla.

Und ich werde auch zum naechsten Festival Anfang November eingeladen und ich muss auch da keine Ziege essen!

So verbringen die nepalesischen Kinder ihre Festival Ferien. Auf jeder freien Wiese werden Schaukeln fuer sie errichtet und es macht echt SPASS!!!

So verbringen die nepalesischen Kinder ihre Festival Ferien. Auf jeder freien Wiese werden Schaukeln fuer sie errichtet und es macht echt SPASS!!!

Mein Baa, Smriti und Sagam

Mein Baa, Smriti und Sagam

Meine aamaa!

Meine aamaa!

Das lange Warten ... Dieser Raum hat sich mit der Zeit ziemlich gefuellt - ich schaetze mal zwischen 30 und 35 Personen waren teilweise anwesend!

Das lange Warten ... Dieser Raum hat sich mit der Zeit ziemlich gefuellt - ich schaetze mal zwischen 30 und 35 Personen waren teilweise anwesend!

Ich wurde ge-tika-ert!

Ich wurde ge-tika-ert!

Ein wahrlich buntes Treiben!

Ein wahrlich buntes Treiben!

Und nicht immer landet alles auf der Stirn!

Und nicht immer landet alles auf der Stirn!

Die 9-jaehrige Kushulta und meine Wenigkeit mit einer fetten Tika auf der Stirn!

Die 9-jaehrige Kushulta und meine Wenigkeit mit einer fetten Tika auf der Stirn!

© Sandra K., 2005
Du bist hier : Startseite Asien Nepal Von armen Ziegen & heimlichen Trinkern
Die Reise
 
Worum geht's?:
Die naechsten 3 1/2 Monate werden ich in Nepal verbringen. Nach meiner Einschulung in Kathmandu und einem einwoechigen Trek, beginne ich mit dem Englisch unterrichten in Bhaktapur. Ich habe keine Ahnung was mich hier erwartet!
Details:
Aufbruch: 27.09.2005
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 06.01.2006
Reiseziele: Nepal
Der Autor
 
Sandra K. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.