Antje in Südamerika November 2014 - September 2015

Reisezeit: November 2014 - September 2015  |  von Antje Rüllenrath

Bolivien: La Paz

La Paz

Der Flug nach La Paz ist super schön. Der Ausblick auf die Anden mit ihren schneebedeckten Gipfeln ist einmalig. Nach Landung nehme ich mir ein Taxi zum Hostel. Die Fahrt vom Flughafen und der Blick auf La Paz ist echt beeindruckend. Sofort wird mir klar, dass ich die Stadt mag. Das Hostel ist klasse und liegt in einer ruhigen Seitenstrasse nur wenige Minuten von der Haupteinkaufsstrasse.
Ich treffe mich gleich am Abend mit Johanna. Johanna ist eine Ex-Arbeitskollegin und gute Freundin meiner Schwestern. Wie bereits von dieser Prophezeit, verstehen wir uns auf Anhieb gut. Wir gehen gemeinsam zum Italiener und tauschen und über unserer Reiseerfahrungen und Allerlei anderen Dingen aus.
Am nächsten Tag machen ich mich gleich auf zur von allen empfohlenen Stadtführung. Diese ist zwar nicht mehr frei, aber mit 20 Bolivianos auf alle Fälle super günstig. Die Tour ist wirklich unterhaltsam, interessant und kurzweilig.
Am interessantesten finde ich das Gefängnis in der Stadtmitte von La Paz. Ursprünglich wurde es für ca. 400 Gefangene gebaut. Heute leben rund 2500 Menschen in der Gefängnisanlage. Es ist eine Stadt in der Stadt. Die Gefangenen leben dort mit ihren Familien. Es gibt Geschäfte, Wäschereien, Restaurants etc. Das Gefängnis wird von den Gefangenen kontrolliert. Wachen gibt es nur außerhalb des Gefängnisses. Ca. 50 Wachmänner kontrollieren das Gefängnis von außen. Die Kinder der Gefangenen haben eine eigene Schule gleich neben dem Gefängnis und werden dort am morgen von den Wächtern hingebracht und am Abend zurück.
Es ist sogar möglich Land bzw. Grund im Gefängnis zu kaufen. Die Gefangen können dafür Miete verlangen. Dies sogar nachdem sie das Gefängnis verlassen haben. Die meisten Gefangen sind nämlich noch gar nicht verurteilt, sondern warten auf ihr Urteil, was zwischen 1-5 Jahre dauern kann.

Bis vor ein paar Jahren, konnte man das Gefängnis in einer Führung besuchen. Ein Gefangener kam auf die Idee welche allerdings etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Touris sind ins Gefängnis gegangen, haben dort Drogen gekauft und der ein- oder andere hat es leider nicht mehr Leben heraus geschafft. Heute wird dringend von der Versuchung das Gefängnis zu besuchen abgeraten
Andere Themen der Führung waren zum Beispiel die Babylamas welche beim Hausbau geopfert werden sowie einzelne Aktionen des zurzeit regierenden Präsidenten. Wirklich empfehlenswert.
Beschwingt wie ich bin, entscheide ich mich auf die andere Bergseite den Aussichtspunkt zu besuchen. Auf meinem Weg nach oben werde ich von einer Frau angesprochen. Sie steht mit einer Tourikarte vor mir und fragt nach dem Weg. Wir unterhalten uns kurz und ich erzähle ihr, dass ich selber Touri bin. Sie wiederum sagt mir, dass sie aus Peru wäre. Am nächsten Tag treffe sie sich mit ihren Freundinnen und sie fahren gemeinsam nach Uyuni. Wie immer freue ich mich, mein Spanisch zu gebrauchen und wundere mich auch nicht wirklich, als sie noch ein paar Schritte mit mir bergauf läuft.
An der nächsten Strassenkreuzung, ca. 10 Minuten später, spricht uns ein Mann an. Ob wir Touristinnen wären. Er zeigt uns seinen Polizeiausweis und erklärt uns, wir sollten ihm bitte seine Ausweise zeigen. Kontrolle. Im ersten Moment bin ich skeptisch und frage mich, was das Ganze soll. Die „peruanische“ Frau erklärt mir, dass wäre ihr hier schon einmal passiert, sie hätten verstärkte Kontrolle aufgrund des Papstbesuchs, bla bla….
Keine 3 Minuten später sitze ich Idiot in einem Taxi, welches uns anscheinend zur nächsten Polizeistation fährt. Der „Polizist“ prüft alle Dokumente meiner „peruanischen Freundin“, telefoniert mit der Wache, durchwühlt alles und dann bin ich an der Reihe. Mittlerweile weiß ich, dass hier etwas oberfault ist. Ich fange an zu motzen und und und. Lange rede kurzer Sinn, ich verlasse das Taxi ca. 10 Minuten später. Als ich meinen Rucksack öffne sind meine Kamera und mein Mobiltelefon weg. Ich wusste es bereits als ich im Auto saß. Aber ich bin dann doch so schlau, dass Theater mitzuspielen und dafür unversehrt aus dem gefälschten Taxi inklusive Fahrer, Polizist und peruanischer Touristin auszusteigen. Ohh ich ärgere mich über mich selbst zu Tode. Auf der anderen Seite sage ich mir immer dass es nur eine super alte Kamera mit den Fotos des Tages und ein Handy ist, welches ersetzbar ist.

Nach der ersten Aufregung laufe ich zu meinem Hostel zurück. Dort angekommen erzähle ich den Mädels von der Rezeption alles und bin heilfroh, dass eine der Mädels mich zur Polizeistation begleitet.
Dort geht das Drama weiter. Als wir ankommen werden wir erst einmal ignoriert. Nachdem wir nach ca. 5 Minuten die Aufmerksamkeit des Herren hinter dem dreckigen Tresen bekommen, zeigt ihr auf ein Schild am Tresen und erklärt uns dass die Dokumente erst besorgen müssten. ??? Was ???
Auf dem Zettel steht geschrieben: 1 Schnellhefter, 5 leere Blatt Papier, 1 Kopie des Ausweises sowie 2 Kopien des Polizeireportes müssen gebracht werden. Tatsache ist, dass wenn man diese Sachen nicht in der Hand hält, man noch nicht mal blöd von der Seite angeschaut wird. Nein man wird schlichtweg ignoriert.
Ich dachte immer die Polizeistation in Durban wäre schlimm gewesen. Aber diese hier, ist vergleichsweise die gleiche Unverschämtheit. Meine Begleitung füllte den Polizeireport für mich aus und ich erkläre dem Herrn, dass ich nur eine Unterschrift und einen Stempel für meine Versicherung bräuchte. Er erklärt mir darauf hin, dass sie das nicht mehr machen, da es immer ein Stress wäre, mit den internationalen Versicherungen zu diskutieren.
Ich bekomme mal wieder leichte Aggressionen und kann es nicht fassen wie wir behandelt werden. Die Gleichgültigkeit, Unfähigkeit und das unverschämte Verhalten der Polizisten kann man nicht in Worte schaffen. Nachdem wir nochmals 1,5 Stunden auf einen anderen Polizisten waren, welcher uns die Unterschrift und den Stempel geben sollte, verabschieden wir uns mit mir laut vor mich hin fluchend und immer noch unfassbar. Diese erklärte mir nämlich zum Schluss, dass ich morgen wieder kommen könnte. Ich müsste dann allerdings noch einen Nachweis mitbringen, dass ich überhaupt im Besitz der Kamera und des Handys gewesen bin. Es könnte ja schließlich jeder kommen und behaupten, dass er bestohlen wurde.
Ich beschließe anstatt mich aufzuregen, zwei Flaschen Wein zu kaufen und diese mit meinen zwei Helfern aus dem Hostel zu trinken. Wir genießen gemeinsam die zwei Flaschen Wein und reden über die Unfähigkeit der Justiz in Südamerika. Was bleibt uns auch anderes übrig.
Am nächsten morgen mache ich mich gleich auf ein neues Handy zu besorgen und werde auch recht schnell fündig. Da ich in der ganzen Stadt keinen Fotoladen gesehen habe werde ich die Kamera wohl in Peru kaufen. Die ganze Geschichte hat mir leider ein wenig die Freude an der Stadt genommen und so vertreibe ich mir die Zeit damit mein neues Handy einzurichten und die Dachterrasse des Hostels zu nutzen. Am Abend treffe ich mich wieder mit Johanna und nach einem gemeinsamen Abendessen und ein paar Cocktails, legen wir uns auf Ohr. Morgen geht es früh los zum Titicacasee 

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im November diesen Jahres Reise ich für unbestimmte Zeit nach Südamerika. Starten werde ich in Ecuador. Danach? Mal sehen....ohne Plan, aber mit ungebrochener Freude an fremden Ländern, Landschaften, Menschen und Kulturen, freue ich mich euch über meine Eindrücke und Begegnungen auf dem laufenden zu halten.
Details:
Aufbruch: 20.11.2014
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.09.2015
Reiseziele: Ecuador
Argentinien
Chile
Bolivien
Brasilien
Peru
Kolumbien
Der Autor
 
Antje Rüllenrath berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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