Antje in Südamerika November 2014 - September 2015

Reisezeit: November 2014 - September 2015  |  von Antje Rüllenrath

Kolumbien: The Lost City

The Lost City

Ich checke in ein neues Hostel in Santa Marta ein, welches mir von einer Bekannten empfohlen wurde. Echt tolles Hostel. Ich habe mich in ein vierer Dorm eingebucht, welches ich mit einer netten Amerikanerin und einem Kanadier mit Aufmerksamkeitsdefizit teile.

Ich lasse mir von der Rezeption eine Agentur für die Lost City Tour empfehlen und buchen die Tour gleich für am nächsten Morgen. 4 Tage wandern. Super – freu mich nach der ganzen Liegerei. Ich packe das notwendige, gehe mit Emily fein essen und danach noch im Pool des Hostels eine Runde plantschen.

Ich mache mich am nächsten Morgen auf zur Agentur und stelle fest, dass die Gruppengrösse von 11 Leute am Vortag auf knackige 19 Leute angeschwollen ist. Wow. Aber der erste Eindruck ist sehr positiv. Es sind Israelis, Irländer, Engländer, Australier, Franzosen, Schweizer, Kolumbianer und Engländer am Start. Unser ältestes Gruppenmitglied sind der 85 jährige Kolumbianer und seine Frau mit 82 Jahren.

Nach der typischen Kolumbianischen Verspätung von knapp 1 Stunde geht es los. Wir werden in zwei Mini-Vans gepackt und auf dem Weg wird mal wieder aus einem 10 Sitzer ein 13 Sitzer gemacht. Ohhh wie ich das liebe. Vor allen Dingen bei der Hitze. Nicht so toll, wenn man mit anderen Schwitzenden in ein Auto gepfercht wird. Aber so ist das nun mal, man ist flexibel Nach der ca. 3 stündigen Fahrt und einem leckeren Mittagessen geht es dann endlich los. Ca. 15 Minuten nach dem Start bin ich allerdings schon ziemlich fertig. Es geht eine steile, staubige Straße hinauf und die Sonne knallt vom Himmel. Ich sag nur „heiß“ !!!

Nach ca. einer Stunde steil bergauf erwartet und der erste Stopp an welchem wir mit Früchten versorgt werden. Dort treffen wir auch zum ersten Mal auf zwei andere große Gruppen. Tja und wer stöhnt, dass es zu heiß ist, wird mit einem Gewitter belohnt. Diese ist allerdings tropischer Art und hält die nächsten 2 Stunden an. Wir gehen in strömendem Regen weiter und sind nach 5 Minuten bis auf die Unterwäsche nass. Da wir nun auf dem Weg den Berg runter sind und es immer noch schüttet was das Zeug hält, entpuppt sich die Wanderung eher als Schlitterpartie. Die Wege haben sich in kürzester Zeit in Schlammpisten verwandelt und der ein oder andere landet des öfteren auf seinem Hinterteil. Nach ca. 2 Stunden erreichen wir unsere erste Unterkunft und freuen uns aufs baden im Naturpool oder auch der Dusche. Jeder wie er will. Wir werden in Massenunterkünften untergebracht. Ohhh mein Gott, sind hier viele Menschen. Die Stätte war ca. 2 Wochen lang zur spirituellen Reinigung gesperrt. Daher erfahren wir am ersten Abend im Camp, dass es viel zu viele Leute hat und es in den nächsten zwei Camps zu Problemen bei der Kapazität der Betten bzw. Hängematten kommen wird. Super ganz toll.

Kurze Info zum eigentlich Ziel:
Die Ciudad Perdida liegt in der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens und ist neben Machu Picchu eine der größten wiederentdeckten präkolumbischen Städte Südamerikas. Die Ruinenstadt liegt ca. 40 km südöstlich von Santa Marta inmitten der Sierra Nevada de Santa Marta im oberen Tal des Río Buritaca, bedeckt eine Fläche von ca. 2 km² und besteht aus etwa 200 ovalen und runden Terrassen, die teils durch steile, teils durch ebene Steinwege miteinander verbunden sind, wobei der Höhenunterschied der einzelnen Terrassen bis zu zwölf Meter beträgt. Der heute freigelegte Teil der Stadt liegt zwischen 900 und 1200 m ü. NN. (Quelle: Wikipedia)

Soweit ist aber erstmal alles gut.
Wir trocknen uns und verbringen den Abend mit quatschen und gutem Essen und Trinken. Am Morgen geht es um 6 Uhr weiter mit der zweiten Etappe. Es geht grundsätzlich steil bergauf oder bergab. Die flachen Teile halten sich zu meinem Bedauern leider in Grenzen. Die Wanderung führt uns entlang wunderschöner Flüsse, Wälder, Bananenplantagen und und und. Wirklich eine tolle Landschaft.

Am Ende der Etappe treffen wir auf die hier lebenden Indigenes der Gegend. Ihnen gehört das Land auf welchem wir laufen. Ich gebe einem kleinen Mädchen all meine Paracetamol 600 für ihren Vater dem das Herz so weh tut. Na, ob das gut ist, bezweifle ich. Aber auf Nachfrage hin, gebe ich ihr alle. Einen Arzt oder ein Spital gibt es hier nicht. Die Kinder werden von den anderen mit Süßigkeiten versorgt und dann geht es weiter.
Wir kommen nach einem langen, 9 stündigen Tag in unserer Unterkunft an. Ohh mein Gott. Es wimmelt hier nur so von Menschen. Wir erfahren das es hier 100 Betten/Hängematt hat und es 120 Besucher gibt. Ganz großes Kino. Für alle Besucher stehen 4 Toiletten und 4 Duschen bereit. Unsere Pärchen in der Gruppen müssen sich das 80iger Bett teilen und die Begeisterung ist riesig. Aber wie es nun mal so ist, kann man sich über die Methode, welche oft in diesen Ländern angewendet werden, um aus Touristen das meiste Geld raus zu pressen aufregen oder man kann es lassen und die Situation so annehmen. Hilft ja eh nix. Wir essen im Sitzen, im Stehen oder an die Wand gelehnt, da es auch nicht genügend Platz zum essen hat. Wir sind so erschöpft, dass wir eigentlich nur noch ins Bett wollen.

Leider ist die Nacht von kurzer Dauer. Ich wache nach ca. 3 Stunden auf und muss mich beeilen, dass ich auf die Toilette komme. Diese ist um die Uhrzeit komischerweise sehr gut besucht. Alle Toiletten sind belegt. Leider gehe ich in dieser Nacht noch öfters und erfahre am nächsten Morgen, dass ca. 80% unserer Truppe und auch Leute aus den anderen Gruppen eine sehr unruhige Nacht mit Erbrechen und Durchfall hatten. Es werden untereinander Imudium verteilt und wir beschließen alle trotzdem die 1200 Stufen zur verlorenen Stadt zu erklimmen. Schließlich sind wir ja den ganzen Weg nicht um sonst gelaufen.

Leider überschätze ich ein wenig meine Kräfte. Ich bin ganz schön angeschlagen. Auf dem Weg nach oben, verliere ich mein mühsam gegessenes Frühstück wieder und brauche ewig bis ich oben ankomme. Aber auch ich schaffe es und wir erkunden gemeinsam die Stätte.
Nach dem Abstieg heißt es essen fassen für alle. Ich rühre nix an. Alleine der Geruch ekelt mich schon an. Ich kaufe eine Cola, damit ich wenigstens ein wenig Energie bekomme und dann heißt es nochmal 4 Stunden zur nächsten Unterkunft marschieren. Was soll ich sagen, es war einer meiner schlimmsten Tage. Ich bin so fertig, dass ich nach Ankunft in der Unterkunft erst 1 Stunde schlafen muss, bevor ich es unter die Dusche schaffe. Mein linker Knöchel tut weh und mein Durchfall hält an. Ich bekomme immer noch nix zu Essen runter und freue mich einfach nur wieder aufs Bett. Alles, einfach jeder Knochen im Leib tut mir weh. (Aber ich bin zum Glück nicht die Einzige)

In der zweiten Unterkunft treffen wir wieder auf unsere kolumbianische Schulklasse, welche die Unterkunftsprobleme verursacht. Es sind Kinder aus reichen kolumbianischen Familien, welchen sogar ihre Kleidung, frisch abgepackt mit Namen auf dem Beutel auf Mulis hinterher getragen wird.

Ihr fragt euch sicher, wie sich unser etwas älteres kolumbianisches Pärchen schlägt. Sie sind jeden Tag ca. 30 Minuten vor uns gestartet und ca. 1 Stunde nach uns angekommen. Was ich schon unglaublich finde. An diesem Tag allerdings wurde es auch dem Opa mit 85ig ein wenig zu viel. Die Truppe traf mit unserem Guide erst ca. 4 Stunden später im Dunkeln im Camp ein. Am nächsten Tag, hatten sie dann ein Muli. Zudem haben sie eine zusätzliche Nacht am letzten Tag gebucht und waren somit 5 Tage unterwegs. Aber ich bin immer noch mehr als beeindruckt.

Am letzten Tag werden wir wie üblich um 5 Uhr geweckt und es geht zur letzten Etappe. 2 Berge und 2 Täler bis zum Ende. Mir graut es etwas davor. Ich kann bei aller liebe nur eine Scheibe Toastbrot zu mir nehmen und etwas Obst. Zudem werden wir schmerzen im Knöchel immer schlimmer. Aber was hilft es. Auto Mode und los. Den Tag bringe ich jetzt auch noch rum. Der Durchfall hält bei mir und 3 anderen Mädel immer noch an und somit wir die Wanderung mehr zur Qual als zum Vergnügen. Mein Knöchel wird immer schlimmer und auf dem Weg nach unten bin ich kurz davor in Tränen auszubrechen. Es tut so weh und ich bin erschöpft. Ich kann einfach nüm. Aber wieder zusammenreisen und los. Heute lässt uns wenigsten der strömende Regen in Ruhe. Wir schaffen es zum Endpunkt bevor der nächste Wolkenbruch auf uns niedergeht. Wir fahren zurück nach Santa Marta und ich bin froh, dass ich mir ein EZ zum verwöhnen gebucht habe. Erst einmal die nassen, stinkenden und dreckigen Klamotten zum waschen bringen und dann nur noch schlafen, schlafen und mmhhhh schlafen.

Fazit: Die Wanderung ist super schön und auf jeden Fall zu empfehlen. Man sollte allerdings in guter körperlicher Verfassung sein. Die Sonne und die extreme Luftfeuchtigkeit sowie die teilweise extrem schlammigen Wege sind nicht zu unterschätzen.

Nach einer erholsamen Nacht und einem guten Frühstück, habe ich beschlossen Punta Gallinas gleich am nächsten Tag zu machen. Ich kann kaum laufen aufgrund meines geschwollenen Knöchels. Daher ist die Tour an den nördlichsten Punkt Südamerikas genau das Richtige. Das hoffe ich zumindest. Ich organisiere die Tour, gehe zur Apotheke und decke mich mit neuem Antibiotikum und Voltaren ein und sitze nun hier und schreibe mal wieder Reisebericht. Morgen um 4.30 Uhr geht es los, da muss ich parat sein

Hier wird der Proviant gepackt

Hier wird der Proviant gepackt

Der starke Regen verwandelt die Wege in Rutschpisten

Der starke Regen verwandelt die Wege in Rutschpisten

Super Aussichten

Super Aussichten

Das erste Camp wurde erreicht ...

Das erste Camp wurde erreicht ...

Die Kinder warten nur darauf, dass die Touristen ihnen Süßigkeiten mitbringen. Leider haben diese keinen Zahnarzt im Gepäck ;9

Die Kinder warten nur darauf, dass die Touristen ihnen Süßigkeiten mitbringen. Leider haben diese keinen Zahnarzt im Gepäck ;9

Die ganze Kinderschar

Die ganze Kinderschar

Indigienfrau vor ihrer Hütte

Indigienfrau vor ihrer Hütte

Indigiendorf

Indigiendorf

Wir werden gut bewacht

Wir werden gut bewacht

Der Bewacher

Der Bewacher

Wunderschöne Aussichten

Wunderschöne Aussichten

Die verlorene Stadt

Die verlorene Stadt

Der Shamanenstuhl

Der Shamanenstuhl

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im November diesen Jahres Reise ich für unbestimmte Zeit nach Südamerika. Starten werde ich in Ecuador. Danach? Mal sehen....ohne Plan, aber mit ungebrochener Freude an fremden Ländern, Landschaften, Menschen und Kulturen, freue ich mich euch über meine Eindrücke und Begegnungen auf dem laufenden zu halten.
Details:
Aufbruch: 20.11.2014
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.09.2015
Reiseziele: Ecuador
Argentinien
Chile
Bolivien
Brasilien
Peru
Kolumbien
Der Autor
 
Antje Rüllenrath berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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