Ein neuer Traum, eine neue Reise. Asien ruft!

Reisezeit: Juni - November 2015  |  von Dienice Denise

Ipoh. Hässliche kleine Schwester von Georgetown?

Dass es nach ipoh keine drei Stunden dauern würde, hätte ich mir denken können. Der Bus fuhr schon mit Verspätung los und so war es nicht verwunderlich, dass wir zwei Stunden nach Abfahrt noch nicht einmal die Insel verlassen hatten... Drei Stunden nach geplanter Abfahrt hielt der Bus und der Busfahrer schrie " 5 min Stopp". Na gut... Wollte ich mich mal beeilen, um auf Toilette zu kommen. Da die Toilettenpause aber an einem Rastplatz mit Restaurant stattfand, wurden aus den fünf Minuten 30. Asiatische Zeitangaben? Muss ich noch lernen zu verstehen... Denn auch auf der Fahrt nach Penang sind aus den 6-7 Stunden die angekündigt waren, 9 geworden. Drei Stunden nach geplanter Abfahrt heißt es also vom Busfahrer, dass wir noch 1,5 Stunden nach Ipoh unterwegs seien... Lets see.
Letztlich trudelte ich am Busbahnhof von Ipoh ein, als keine regionalen Busse mehr fuhren und ich auf ein Taxi angewiesen war. Backpackerunschön.
Noch unschöner war die malayische Unfreundlicheit.
Ich zeige Taxi 1 mein Hotel und frage, was es bis dort kostet. Er wirft einen desinteressierten Blick auf mein Display und beschäftigt sich mit seinem Handy. Unklar, ob er schaut, wo genau ich hinmöchte oder ob ich komplett ignoriert werde.
Das klärte sich, als er in sein Taxi stieg und (ohne mich) wegfuhr.
Taxi 2 nahm sich meiner an. Rannte 10 Meter weiter zu Taxi 3.
Erneut unklar, ob um meinen Wohnort zu klären oder zu quatschen, trottete ich hinterher.
Taxi 3 rief mir einen Preis entgegen. Währenddessen ging Taxifahrer 2 wieder zu seinem Taxi zurück.
Langsam war ich das Spiel leid, also nickte ich. Taxi 3 nickte in Richtung Taxi 2.
Also wieder mit Sack und Pack zurück. Der Taxifahrer öffnete den Kofferraum und wartete, bis ich meine Tasche verladen hatte.
Erwähnte ich, dass ich mich auf das Land des Lächelns freute? Große Hoffnung ruht auf Thailand...

Immerhin machte das Hotel einen guten Eindruck.
Endlich mal wieder in einem Zimmer für mich mit einem Bad nur für mich habe ich mir einfach mal den Luxus gegönnt zu schlafen, bis ich von selbst aufwache. Da die AC direkt über dem Bett hing und ich, aus Angst mich zu erkälten, ohne geschlafen habe,, ist es natürlich morgens recht früh heiß im Zimmer geworden. Somit war mein Sightseeingtag in Ipoh eingeläutet.

Das Omm-Moment nach der Taxifahrt

Das Omm-Moment nach der Taxifahrt

Natürlich habe ich nicht erwartet, dass Ipoh auch nur annähernd so toll ist wie Georgetown. Auch wenn ich wusste, dass es hier auch Streetart gibt.
Ohnehin war ich heute aber etwas sightseeingmüde und hatte gar nix dagegen wenn es nicht so viel zu sehen gab.

Hab mir trotzdem viel Zeit gelassen und mich erst um 10.30 auf den Weg in die Altstadt gemacht. Auf meine Frage an die Hotelrezeption, ob sie eine Straßenkarte von Ipoh hätten, gab man mir eine map der gesamten Region... Spricht ja auch irgendwie für sich, wenn die Stadt eine Stadtkarte nicht für nötig hält. Aber halb so schlimm, denn ich hab ja offmaps geladen - Straßenkarten die man runterlädt und einsehen kann, auch wenn man offline ist.
Ein paar Leute habe ich auf meinem Weg nach der Altstadt gefragt, diese sollte sich wohl auf der anderen Seite des Flusses befinden ( der abends meine Joggingstrecke säumen sollte, aber das war zu dem Zeitpunkt noch nicht geplant). Der Fluss sah in jedem Fall idyllisch aus. Als ich an ein paar kleinen unscheinbaren und nicht sehr ansprechenden Läden vorbeiging, fragte ich ein weiters mal wo denn die Altstadt sei. "It's here, maam." Ach so... Schon da. Ja... Ehm.. Hübsch :-/

Tatsächlich musste ich erstmal durch die ein oder andere Gasse, um das ein oder andere Eckchen bis der Charme bei mir ankam. Es ist eine völlig andere Liga als Georgetown aber auch hier gibt es schönes zu entdecken. Und nachdem ich auf der "richtigen" Straße war; bin ich auch über die Streetart und einige tolle Cafés gestolpert.

Mangosmoothie: Frühstück, Erfrischung und kleines Päuschen

Mangosmoothie: Frühstück, Erfrischung und kleines Päuschen

Nach einer Verschnaufpause habe ich mich auf den Weg zur Bahnstation begeben, denn ich musste für morgen noch mein Weiterfahrtsticket kaufen. Um 14.30 war ich außerdem in einem vormaligen Herrenclub angemeldet, der heute eine Führung durch die alten Räumlichkeiten anbietet und sehr anschaulich über die Geschichte von Ipoh ( die sehr stark auf dem Rohstoff Zinn beruht) erzählt.

Danach war ich so über mit Infos, kaputt von den Eindrücken der letzten Tage und im Hinblick darauf, dass ich mir bei der nächsten Unterkunft wieder ein Zimmer teilen würde, hab ich mich ganz dekadent bei gleißendem Sonnenschein draußen um 16.39 auf mein Queensizehozelbett gelegt und gechillt. Lange habe ich nicht durchgehalten, denn irgendwann kam mir die wahnwitzige Idee, dass ich lange nicht mehr joggen war. Außerdem bot das Hotel die Option im Fitnessstudio nebenan zu trainieren. Dazu habe ich mich an der Rezeption informiert und sie wollten mich schon rüber geleiten da sagte ich, dass ich erst joggen wolle. Der Blick war ähnlich dem der Rezeptionistin in KL. Ich bin nicht sicher was ich darin lese : Bewunderung darüber, dass ich mich nach so kurzer Zeit in der Stadt auszukennen scheine, Entsetzen über dieses Vorhaben bei den bekannten Außentemperaturen. Oder sie prägen sich einfach nochmal mein Gesicht ein für den Fall, dass sie mich identifizieren müssen wenn ich in den Fluss gefallen bin oder aus anderen Gründen nicht mehr wiederkomme... Wahrscheinlich eine Mischung aus den letzten beiden.
Da es in Ipoh wenig Touristen und noch weniger Europäer und noch weniger blonde alleinreisende Deutsche (und schon gar keine joggenden) gibt, wurde ich kritisch beäugt, aber ebenso herzlich gegrüßt. Tatsächlich war die Joggingstrecke bis auf das Überqueren von Hauptverkehrsstraßen an dem Fluss sehr nett.
Als ich die dritte Hauptverkehrsstraße (die die Stadtteile der beiden Flussseiten verband) überquert hatte, wurden aus dem angenehmen Asphalt wiesiger Untergrund mit dem ein oder anderen Stolperstein. Gerne wollte ich aber noch ein Stück weiterlaufen, da kam mir ein Radfahrer entgegen. Dunkel wie die Nacht, obwohl es noch helichter Tag war. Er sprach kein Englisch machte mir aber mit Händen und Füßen klar, dass ich dort nicht weiterlaufen solle. Wenn ich das richtig verstanden habe, wegen der dunklen Leute... Sagt der dunkle Mann. Naja sei es drum. Ob er einfach wollte, dass ich in die gleiche Richtung lief, wie er oder ob er mir wirklich eine guten Rat gab, war mal dahingestellt. Solche Geschichten darf meine Mutter nur hier erfahren. Denn wenn es hier steht heißt es, ich lebe noch Mama - ich lebe

Ich bin natürlich umgedreht und nachdem er plötzlich doch besser Englisch konnte und mir mir smalltalken wollte habe ich ihn einfach abgehängt. Haha.
Zurück im Hotel habe ich mir den voucher aushändigen lassen und der Bigboss höchstpersönlich brachte mich rüber ins "Warehouse gym". Bereits im Flur grinsten mich asiatische Bodybuilder von lebensgroßen Plakaten an. Moment
... Wieso ist der Körper so dunkel und der Kopf so hell??? Sah für mich mächtig nach Fotomontage aus... Letztlich erwartete mich gerätetechnisch ein Studio wie es auch in Deutschland gestanden hätte. Mit dem Unterschied, dass alle Fenster sperrangelweit offen standen um eine kleine Brise reinzulassen... keine Klimatisierung! Warehouse Gym eben. Mit freundlicher Unterstützung innenhängender Ventilatoren. Scheinbar war ich unter allen Asiaten eine kleine Attraktion. Ob das daran lag, dass ich die einzige Europäerin in dem Studio war oder daran, dass ich 1 Stunde am Stück durchschwitzte weiß ich nicht. Kein Scherz. Das ist doch nicht normal. Wie lange kann ein Körper sowas?
Erheitert hat mich meine erste Übung mit diesem Beinadduktoren... Ich war ewig in keinem Fitnessstudio also hab ich mal ganz klein mit 5 Kilo angefangen - und mit einem Kraftschub fast das Gerät ausgehebelt. Letztlich habe ich über die Hälfte meines Körpergewichtes gestemmt, was mich ernsthaft an der korrekten Skalierung der Geräte zweifeln ließ.
Sei es drum.
Den Abend ließ ich bei chinesischem Fernsehen auf meinem Hotelbett ausklingen. Nach dem Hostel in Georgetown, was mein Budget akut geschont hat, konnte ich mir hier zwei Nächte die insgesamt einen Euro über dem geplanten Maximal-Übernachtungspreis lagen, durchaus leisten und genoss in vollen Zügen.

Der zweite Tag in ipoh sollte gleichzeitig auch schon mein letzter sein.
Und abschließend möchte ich die Frage, die die Kapitelüberschrift enthält mit einem klaren 'Nein' beantworten. Ipoh ist erheblich übersichtlicher als Georgetown und jede Stadt, die ich nach Georgetown besucht hätte, hätte es schwer gehabt. Aber auch Ipoh hat durchaus auch seinen Charme und einiges zu bieten. Und sei es nur einen bummelnden Tag durch die schönen Gassen, auf der Suche nach der - auch hier wirklich besonderen - Streetart, mit einem Smoothie in der Hand oder in ein süßes Cafe einkehrend.
Ipoh kann auch.

Mein nächster Stopp sollten die Cameron Highlands sein. Meine Recherche ergab jedoch dort nur eklige Absteigen und nach meinem letzten Nationalparkerlebnis in Penang hatte ich eigentlich erstmal genug von Natur. Insbesondere nachdem ich mir verschieden Berichte zu Gemüte geführt habe, in denen vom Waten in knöcheltiefem Schlamm und Erkältungen wegen des deutlich kühleren Klimas die Rede war. Leider ging aber auch mein Plan nicht auf, einfach von ipoh aus einem Tagestrip in die Highlands zu machen denn erstaunlicherweise trennten uns doch 80 Kilometer... Meine Neugierde und Reisefreude hat letztlich die Oberhand gewonnen und so hatte ich ein Bustickets gebucht ( kein doppelstöckiger Bus, da es in den Serpentinen wohl gehäuft zu Unfällen gekommen war) und einen Sitzplatz in der ersten Reihe, damit mir nicht schlecht würde, wie ebenfalls in einem Artikel deutlich angekündigt. Und mir von den miesen Hotels bzw Hotels eines rausgesucht was scheinbar bessere Bewertungen hatte...
Bevor es soweit war habe ich erneut meinen besten Freund Schlendrian einkehren lassen. Habe bis 9 Uhr geschlafen mich fertig gemacht und erstmal an der Rezeption gecheckt ob ich tatsächlich um 11 auschecken müsste. 13 Uhr ginge auch und so habe ich noch einen Abschiedsspaziergang durch ipoh zum Smoothiedealer meines Vertrauens gemacht und den Tag mit einem Mangosaft gestartet.
Nach dem Auschecken brachte mich ein Taxi mit einem äußerst gesprächigen (und netten!) Indisch- malayen zum lokalen Busbahnhof. Und hier sitze ich jetzt und warte voller Spannung auf den Bus und was mich außer frischer kühler Luft und schmuddeligem Hostelleben in den Highlands erwartet....

© Dienice Denise, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mal wieder hat mich das Reisefieber gepackt. Der Job ist gekündigt, die Wohnung aufgelöst, mein Backpack auf Rollen reisefertig...
Details:
Aufbruch: 01.06.2015
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: November 2015
Reiseziele: Malaysia
Laos
Der Autor
 
Dienice Denise berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.