Deutschlandtour mit dem Lidl-Ticket

Reisezeit: November 2016  |  von Sabine H.

Reisetag und Hoteldesaster...

Gestern Abend habe ich noch meine Zugverbindungen nach Köln gecheckt und festgestellt, dass die Umsteigezeit in Augsburg sehr knapp ist - zumal ich nun ja den fiesen Bahnhof dort schon ein wenig kenne. Für die Regionalbahnfahrt von Füssen nach Augsburg habe ich eh noch kein Ticket und daher beschließe ich, einen früheren Zug nach Augsburg zu nehmen, um auf der sicheren Seite zu sein und mich dort nicht abhetzen zu müssen. Sehr gute Idee, wie sich zeigen wird !

Wie machen das eigentlich alte Oma´s mit Gepäck, die Bahn fahren wollen ? Als ich nämlich in Augsburg wieder eintreffe, befindet sich zwischen Zugtreppe und Bahnsteigkante a) eine riesige Lücke, b) ist auch noch ein nicht unerheblicher Höhenunterschied zur Bahnsteigkante zu überwinden und c) wie soll man das mit einem schweren Gepäckstück schaffen ??? In diesem Fall muss ich tatsächlich einen jungen Mann im Zug um Hilfe mit der Tasche bitten. Ich hätte es sonst wohl kaum geschafft. Und ich bin 48 und nicht 78 ! Sei´s drum, relativ entspannt steige ich dann in den ICE nach Köln. Übrigens hätte ich diesen ICE nicht erreicht, wenn ich mich auf die ursprüngliche DB-Planung verlassen hätte - wegen einer Verspätung der Regionalbahn aus Füssen.

Nach Köln wollte ich unbedingt, weil ich noch nie wirklich in Köln war und Köln ja eine der größten Städte Deutschlands ist und mit dem Dom eine der Mega-Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Die Hotellandschaft Köln ist relativ teuer, daher habe ich mich für eine der günstigeren Übernachtungsmöglichkeiten in der Altstadt von Köln entschieden und da lädt mich ein Taxi nun ab. Es befindet sich zwar nur ca. 700-800 m vom Bahnhof entfernt, aber ich habe keine Lust, meine Tasche dorthin zu schleppen.

Habt ihr schon mal einen absoluten Hotel-Albtraum erlebt ? Ich lese ja immer die Bewertungen im Internet, bevor ich buche. Im Falle dieses Hotels waren die Bewertungen grottenschlecht, aber ich habe das Hotel trotzdem gebucht, weil ich dachte "ach, sooo schlecht kann es doch gar nicht sein". Ich bin nicht sonderlich anspruchsvoll, verbringe eh kaum Zeit im Zimmer und kann mehr Augen zudrücken, als ich habe.

Tja. Von außen sieht es schäbig aus. Als ich eintrete, irgendwie noch schäbiger. Aber ich muss ja nicht hinter dem kleinen, braunen Rezeptionstresen übernachten und mir schon gar nicht das Bett mit dem schmierigen Typen teilen, der dahinter steht. Ich bin meines Schlüsselbundes habhaft, einer für´s Zimmer, einer für die Außentür. Das Zimmer liegt im Erdgeschoss, ich gehe hinein und erschnüffele irgendeinen elenden Muff. Ich habe eine wahnsinnig schlechte Nase und rieche total schlecht. Wenn ich also schon Muff erschnüffele, muss es für Menschen mit normal funktionierendem Geruchssinn richtig heftig sein.

Am übelsten ist aber die Lage des Zimmers: Erdgeschoss mit fast ebenerdigem, ungesicherten Fenster zur finsteren Gasse raus. Das Bett steht direkt gegenüber des Fensters und das wird nur von plünnigen, fadenscheinigen Blümchen-Gardinen gegen Einblicke geschützt. Ich ziehe die Vorhänge vor und entdecke die Ursache des Muffs: Schimmel rund um die Fenster-Laibung. Schimmel auch im Bad. Das Zimmer des Grauens !!!

Zurück an der Rezeption, frage ich um ein anderes Zimmer mindestens ein Stockwerk höher. Ich bekomme den Schlüssel zu einem anderen Zimmer in der 1. Etage und nehme es in Augenschein: Schimmel auch hier, die Zimmergröße ist à lá Besenkammer und der Rest ist quasi zum Kotzen, aber ich bin hier nicht auf einer Hotelbewertungs-Website, daher werde ich mich nicht weiter auslassen und auch Fotos von den vielen gravierenden Mängeln unterlassen (obwohl ich reichlich davon habe). Da es bereits früher Abend ist, beschließe ich, die kommende Nacht in dieser Absteige irgendwie zu überstehen und morgen früh ganz schnell von hier zu flüchten.

Für irgendwelche Besichtigungen ist es schon zu spät, also gehe ich nur in einem nahegelegenen Supermarkt einkaufen, kehre mit u.a. einer Flasche Rotwein in die Absteige zurück und versuche, mir das Zimmer schön zu trinken. Aber es würden selbst 10 Flaschen Rotwein dafür nicht ausreichen... In der Nacht liege ich mir den Rücken krumm auf der durchgelegenen Matratze. Am nächsten Morgen werfe ich bereits sehr früh mein i-pad an und suche online nach einer neuen Unterkunft. Zumindest funktioniert das wifi anstandslos.

Die neue Unterkunft ist schnell gefunden: Ein Hotel der Ibis-Kette direkt im Hauptbahnhof, guter Preis und zentraler geht´s kaum noch. Hin da ! Selbstverständlich ohne Frühstück, denn in dieser Kaschemme hätte ich niemals einen Bissen Essbares runter bekommen.

Im Ibis kann ich trotz meiner mega-frühen Ankunft sofort ein sauberes, geräumiges, geruchloses und modernes Zimmer beziehen. Alles ist gut !!!

Die Moral von der Geschicht´: Hotelbewertungen im Internet sind häufig irreführend, oft kontrovers und vielfach sehr dem persönlichen Geschmack des jeweiligen Autors geschuldet. Aber manchmal sind sie auch total richtig und man sollte auf sie hören, wenn sich viele Bewerter sehr einig sind.

Nichtsdestotrotz muss ich sagen: Ich war in dem Horror-Hotel nicht der einzige Gast. Den Namen des Hotels werde ich natürlich nicht erwähnen. Man möge mal auf Tripadvisor nachschauen, dort habe ich eine saftige Bewertung hinterlassen. Der interessierte Leser wird sie mit ein wenig Glück schon finden...

© Sabine H., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Verkaufsaktion von Lidl mit den vergünstigten Bahntickets hat mich zu einer spätherbstlichen Deutschland-Reise inspiriert...
Details:
Aufbruch: 11.11.2016
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 27.11.2016
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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